13.

Wo sich dein Herz wohlfühlt, ist dein Zuhause;
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Gemeinsam schlenderten wir auf die größte Holzhütte zu und ich staunte beim Eintreten nicht schlecht, wie einladend alles wirkte.

Es war ein riesiger offener Raum, in dem sich ein großer dunkler Holztisch und eine offene graue Küche befand.

"Love, das ist meine Mum, Evelyn ", stellte mir Reahlyn plötzlich eine wunderschöne Frau vor, die ich zuvor überhaupt nicht beachtet hatte. Sie stand neben uns an der Tür, hatte genau wie er diese hellen, blauen Augen und unglaublich schöne schwarze Haare. Sie sah makellos aus, genau wie Reahlyn.

"Hallo, Love. Es freut mich dich endlich kennenzulernen", strahlte sie und reichte mir ihre Hand, während ich stirnrunzelnd zu dem Mann neben mir sah und mir die Frage stellte, wieso sie so sprach, als würde sie schon Ewigkeiten auf mich warten.

"Ist sie das?", hörte ich plötzlich noch eine Kinderstimme und wurde augenblicklich von einem süßen Mädchen angesprungen, die mit ihren blonden Haaren und den grünen Augen so gar nicht zum Rest passte.

"Ja, Maisie. Das ist sie", antwortete ihr Reahlyns Mutter und hatte dabei Tränen in den Augen, während sie die Hand ihres Sohnes nahm, der mich genauso stolz ansah wie sie.

"Du bist wirklich hübscher als alles Licht der Welt", kicherte das Mädchen in meinem Arm und stupste meine Nase dabei mit ihrem Finger. "Wirst du jetzt bei meinem Bruder einziehen? Das wäre soooo toll", fügte sie noch hinzu, doch um zu Antworten fehlte mir plötzlich jegliche Luft in meinen Lungen. Ich öffnete immer wieder meine Lippen, schaute völlig überfordert zwischen den Dreien hin und her und setzte das kleine Mädchen anschließend wieder ab, die mir sofort mit verschränkten Armen einen Schmollmund zeigte.

"Ich ...", setzte ich an, doch verlor sofort wieder den Faden. Mein Blick traf den von Reahlyn und ich wusste ja nicht mal, wer er überhaupt war. Nachdem was hier abging, könnte er wirklich ein gefährlicher Stalker sein, oder auch der Anführer einer irren Sekte.

"Ich muss nach Hause, Entschuldigung", haspelte ich die Worte leise aus mir heraus und wandte mich schnell wieder zur Tür, um schnellen Schrittes über die große Wiese zu laufen.

"Love! Warte!", hörte ich Reahlyns Stimme hinter mir, doch das brachte mich nur dazu, mein Tempo sogar noch zu erhören, bis er mich plötzlich an Arm festhielt und mich damit zum Stehenbleiben zwang. "Hör mir zu", bat er, doch ich schüttelte den Kopf und drückte ihm meinen Zeigerfinger auf die Brust.

"Ich hab keine Ahnung, was für ein kranker scheiß hier abgeht. Es ist mir auch egal! Ich will sofort wieder nach Hause!", zischte ich wütend, obwohl die Wut eher mir selbst galt, mich bei einem völlig Fremden so sicher gefühlt zu haben.

"Nach Hause?!", wurde nun auch er lauter und sah mich fassungslos an, während er meinen Arm noch fester mit seiner Hand drückte. "Du meinst ins All in? Um dich dann diesen ekelhaften Widerlingen hinzugeben?!"

Seine Stimme bebte vor Zorn und es entstand eine kurze unangenehme Stille, die kaum zu überwinden schien und in der wir uns gegenseitig nur wütend anfunkelten.

"Was geht es dich an, mit was ich mein Geld verdiene!?", warf ich ihm überfordert entgegen und spürte dabei die warmen Tränen, die über meine eiskalte Wange liefen.

"Weil ich es nicht mehr zulassen kann!", schrie er mich verzweifelt an und als sein Griff um meinen Arm so fest wurde, dass es mir schon wehtat, holte ich aus und knallte ihm eine, wodurch er mich sofort losließ und scharf Luft zog.

"Tja!", sprach ich mit lauter Stimme und wandte meinen Blick dabei von ihm ab. "Wirst du wohl aber müssen! Denn es ist mein Leben und darüber bestimme ich! Was glaubst du eigentlich wer du bist?! Du kennst mich und mein Leben nicht!"

Wütend sprach ich alles aus, was mir auf der Seele lag und wischte mir anschließend meine Tränen weg. Reahlyn schien umso lauter ich wurde, immer ruhiger zu werden, was auch mich dann wieder etwas runterfahren ließ.

"Hast du dich beruhigt?", fragte er nach einer Weile, in der ich nur versuchte meine schnelle Atmung und die Wut in meinem Bauch unter Kontrolle zu bekommen. Mir schwirrten immer noch tausend Fragen im Kopf herum und gleichzeitig fühlte ich mich ausgelaugt, schwach und furchtbar müde.

"Ja", murmelte ich leise und schaute hoch in seine Augen. "Aber ich will trotzdem nach Hause."

Er nickte und nahm mein Gesicht in seine Hände, um seine Iriden erst über meine Augen und dann über meine Lippen huschen zu lassen. Trotz dieser verwirrten Situation, entstand ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch.

"Ich fahre dich und bleibe bei dir. Später kommen wir wieder her", erklärte er bestimmend, doch sofort entzog ich mich ihm und spürte erneut diesen Ausbruch von Wut in mir empor steigen.

"Du verstehst es einfach nicht!", zickte ich herum und wollte an ihm vorbei in die Richtung aus der wir gestern gekommen waren, doch er packte mich plötzlich an der Hüfte und warf mich über seine Schulter, was mich erschrocken zum aufschreien brachte.

"Reahlyn!", beschwerte ich mich und schlug ihm dabei auf den Rücken. Doch natürlich machte ihm das nichts aus. Im Gegenteil! Ich hörte ihn lachen und stieß dann frustriert meinen angestauten Atem aus.

Entführt von einem Verrückten...

Erst als wir wieder in seiner Hütte waren, ließ er mich vorsichtig herunter und schloss die Tür hinter sich.

"Du hörst mir jetzt ganz in Ruhe zu", wandte er sich mir zu und machte mit seiner Hand eine stumme Anweisung, dass ich auf dem Bett Platz nehmen sollte, was ich dann auch widerwillig tat.

"Ich weiß was du denkst - und nein. Ich bin weder ein Stalker, noch verrückt oder sonst was. Ich hab dich in diesem ekelhaften Schuppen gesehen und wusste sofort, dass ich für dich da sein müsste und-"

"Und was ist, wenn ich nicht will, dass irgendjemand für mich da ist?", unterbrach ich ihn und unterdrückte dabei erneute Tränen bei den Gefühl der Einsamkeit, dass mich plötzlich überkam.

"Ich glaube ... ich meine sogar zu wissen, dass du das willst", erwiderte er mir und ging genau wie vorhin vor mir in die Hocke. Jetzt war er es, der zu mir aufschaute, während er meine Hände in seine nahm. "Lass es doch einfach zu, dass ich für dich da bin. Du passt da nicht rein. Das ist nicht dein Schicksal", erklärte er ruhig und bestimmt, als wüsste er ganz genau, wovon er redete.

Jetzt liefen doch einzelne Tränen über meine Wange und ich nahm meine Hände aus seinen, um sie ihm auf seine Wangen zu legen, was sofort ein Funkeln in seinen Augen auslöste.

"Und was ist dann mein Schicksal?", fragte ich ihn schluchzend und plötzlich wollte ich wirklich nichts anderes mehr, als von ihm gerettet zu werden, während sich Stücke meiner lang aufgebauten Mauer lösten. Es machte mir Angst, doch das Verlangen mich in seine Arme fallen zu lassen war stärker als alles andere.

Weinend - fast schon heulend, schlang ich meine Arme um seinen Hals und legte meinen Kopf auf seine Schulter, während er mich fest an sich drückte und mir tröstend über den Rücken streichelte.

Mir war egal, ob er schon nach unserer ersten Begegnung seiner Mutter von uns erzählt hatte. Mir war auch egal, dass er mich gezeichnet hatte. Das einzige, was mir noch im Kopf herumschwirrte, war der Satz seiner Schwester.

Du bist wirklich hübscher als alles Licht der Welt ...

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