Kapitel Zwei

Pov Oikawa

„Oikawa, da bist du ja endlich!", ruft Himari, als ich durch die Eingangstür der Bar gestolpert komme.
„Tut mir leid. Ich übernehme, du kannst jetzt Schluss machen", antworte ich meiner Arbeitskollegin.
„Wird auch Zeit. Ich habe wegen dir schon locker zwanzig unbezahlte Überstunden gemacht. Ein Wunder, dass man dich noch nicht gefeuert hat."
Ach ja, die liebe Himari. Glaubt mir, eigentlich können wir uns richtig gut leiden. Denke ich.
„Vielleicht kann ich sie dir ja irgendwie zurückzahlen?" Ich zwinkere ihr zu.
„Vergiss es, du Möchtegern-Model."
Sie pfeffert den Lappen auf die Theke und drückt mir ihre Schürze in die Hand.
„Ich bin weg. Ryusei ist hinten im Lager." Damit verschwindet sie aus dem Laden. Ich winke ihr hinterher.
„Okay, genieß deinen Feierabend."
Dann begebe ich mich nach hinten ins Lager.
„Yahoo, Ryu-Chan! Ich bin jetzt da."
„Pünktlichkeit ist echt nicht deine Stärke, oder Tōru?"
„Meine Talente liegen woanders."
„Definitiv nicht bei diesem Job. Ich verstehe immer noch nicht, warum du dir das jetzt seit zwei Jahren antust. Du könntest so viel aus deinem Leben machen, das weißt du, oder?"
Meine gute Laune verfliegt unmittelbar und ich drehe mich um, bevor ich noch einen Blick über meine Schulter werfe.
„Eine Erinnerung ist nicht nötig, danke."
Dann verschwinde ich aus dem Lager und binde meine Schürze um, bevor ich hinter die Bar trete und die ersten Bestellungen aufnehme.

Ich habe heute nur die kurze Schicht, was gut ist, da Takeru dann nicht so lang allein ist. Drei Stunden ist zwar immer noch nicht schön, aber nicht zu ändern. Normalerweise versuche ich mir die Freitage freizunehmen, doch klappt das nicht jede Woche.
Mit mittlerweile einigermaßen sicheren Handgriffen mische, kellnere und wische ich. Ryusei ist ebenfalls wieder vorne und kümmert sich um die Leute direkt an der Bar. Ich arbeite gerne mit ihm zusammen, er ist präzise, schnell und zögert nicht. Trotzdem ist er nett zu mir und wir verstehen uns gut. Bei Himari gab es schon einige Male Stress, besonders als ich
noch so viele Gläser habe fallen lassen. Ich glaube, sie hätte mich am liebsten direkt hier in der Bar verprügelt, aber ich habe mich gebessert und sie mich akzeptiert.

„Hey, Tōru, kannst du kurz übernehmen? Ich muss neue Strohhalme holen."
„Klar, ich komme."
Ich wische den Tisch zu Ende ab und gehe dann zur Bar.
„Ein kleiner Krug Bier und ein O-Saft für die Jungs ganz hinten", höre ich eine Stimme aus dem Lager.
„Alles klar", singe ich und bereite besagte Getränke vor. Doch mit demjenigen, der vor mir sitzt, habe ich nicht gerechnet.
„Das Bier und der Orangensaft die Herren", trällere ich mit einem breiten Grinsen, doch als ich meine Augen öffne, blicke ich in jene grüne Augen, die mich meine ganze Jugend lang begleitet haben. Sie sind immer noch genauso
furchteinflößend und wunderschön zur gleichen Zeit wie vor zwei Jahren. Ich brauche einige Sekunden bis ich mich von seinem Blick losreißen kann. Dann schlucke ich und presse ein Darf es noch etwas sein? hervor. Aus dem Augenwinkel nehme ich ein einvernehmliches Kopfschütteln wahr.
Nach einer weiteren Sekunde, gehe ich zu Ryusei ins Lager.
„Schaffst du es für kurz allein? Ich muss mal", frage ich ihn.
„Klar, ist ja eh nicht viel los."
„Danke."

Ich gehe zu den Personaltoiletten und stütze meine Hände auf das Waschbecken. Ich schaue nach vorne und begegne meinem Blick im Spiegel. Meine Augen sind trüber geworden
seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Und meine Haare länger, sodass sie mir nun ins Gesicht fallen und einzelne Strähnen meine Sicht einschränken. Ich streiche mir eine Locke hinters Ohr und spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, dann setze ich mich auf den Klodeckel.
Ich kenne die Jungs mit denen er da war. Sie sind nicht das erste Mal hier. Besonders der Typ mit den kurzrasierten Haaren kommt mir bekannt vor. Aber er war noch nie mit ihnen hier. Zumindest nicht während meiner Schicht, allerdings sah er auch nicht so aus, als hätte er den Spaß seines Lebens und würde sich entspannen.

Ich merke, dass ich schon zu lange weg bin und stehe auf, um Ryusei nicht so lang allein zu lassen. Doch während der letzten Stunde meiner Arbeitszeit, fallen mir drei Gläser, sieben Strohhälme und zwei Löffel herunter. Ein Viertel davon liegt jetzt als Scherbenhaufen im Müll. Meine Konzentration ist im Eimer und Schuld daran ist nur er...

Pov Iwaizumi

Ich fasse es nicht. Dieser Scheißkerl! Er arbeitet immer noch hier? In dieser heruntergekommenen Möchtegern-Bar? Mein Gott, er schafft es wirklich nicht, sein beschissenes Drecksleben unter Kontrolle zu kriegen. Nachdem er den halben Geschirrbestand dieses Saftladens zu Scherben verarbeitet hat, beschließe ich, zu gehen. Ich habe ihm nichts mehr zu sagen. Wenn er so leben will, dann bitte. Ich habe damit nichts mehr zu tun.

„Entschuldigt mich, ich bin verdammt müde", Lüge.
„und muss morgen früh raus." Lüge Nummer 2.
„Soll ich dich schnell rumfahren?", bietet Sota an. Er hat nur am Anfang des Abends ein Bier getrunken, dass mittlerweile zum größten Teil aus seinem Blut verschwunden sein sollte.
„Nein danke, ich kann zu Fuß gehen", sage ich dennoch.
„Aber deine Wohnung ist nicht gerade dicht", wendet er ein.
„Wenn ich keinen Bock mehr habe, dann rufe ich mir eben ein Taxi."
Damit nehme ich meine Jacke und verlasse diese Bar.

Ich habe die Distanz bis zu meiner Wohnung eventuell doch etwas unterschätzt, allerdings hilft mir dieser Spaziergang dabei etwas runterzukommen. Meine Fresse, wie gern ich Oikawa jetzt schlagen würde. Bevor ich mich ins Bett lege, mache ich ein paar Schläge und verpasse meinem Boxsack einige Tritte. Nach der anschließenden Dusche falle ich schließlich auf die Matratze.
Was war es doch für eine Scheißidee, heute mit Sota zu gehen...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top