Kapitel Zehn

Pov Iwaizumi

Oikawa dreht sich zu mir und schlingt mir seine Arme um den Hals. Überrumpelt davon, merke ich, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Verflucht sei mein Körper! Ich schubse ihn von mir.
„Was zur Hölle, Shittykawa?!"
Ich meine okay, wir haben nach fünf Jahren endlich die Shiratorizawa - Oberschule geschlagen und sind jetzt nur noch einen Sieg von den Nationalmeisterschaften entfernt,
aber dennoch... man muss doch nicht gleich so dramatisch reagieren!
„Sag mal, heulst du?"
„Quatsch. Ich hab Hausstaub."
Mir entfährt ein abschätzendes Lachen.
„Nein, du hast einen ungesunden Hass auf alle, die besser im Volleyball sind als du."
„Hey, das stimmt überhaupt nicht. Ich freue mich nur einfach über den Sieg. Das ist was ganz normales!"
„Ich bitte dich, du hast noch nichtmal mitgespielt."
„Und trotzdem stand ich kurz vor einem Herzstillstand."
Ich verpasse ihm eine Kopfnuss.
„Du bist ein dramatischer Scheißkerl, das ist dir bewusst, oder?"
„Trotzdem hatte ich schon viel mehr Freundinnen als du", versucht er mich zu provozieren und streckt seine Zunge raus.
„Das liegt einzig und allein daran, dass ich Prioritäten setzen kann. Und jetzt komm, wir warten draußen und gratulieren dann den anderen."
Nach einer Viertelstunde kommen die Drittklässler raus.
„Tōru, Hajime, ihr wart wieder hier?", ruft uns Kindaichi entgegen, während Kunimi „Habt ihr nichts besseres zu tun?", murmelt.
„Was besseres als unsere alten Teamkollegen anzufeuern? Und wie sollte das aussehen?", erwidert Oikawa lachend.
„Augen zu, Decke über den Kopf, Stille."
Kunimis Kommentar bringt mich zum Schmunzeln.
„Gut gemacht, Jungs! Ihr könnt stolz auf euch sein." Ich lege beiden meine Hand auf die Schulter und sie schenken mir ein Lächeln.
„Hey, warum himmelt ihr ihn so an? Ich schaue schon das zweite Jahr zu, er kam erst gestern", beschwert sich mein bester Freund, erntet allerdings nur ein Kopfschütteln von Kindaichi und eine herausgestreckte Zunge von Kunimi.
„Tja, Respekt muss man sich verdienen, Shittykawa", erwidere ich.
„Ach, halt... Das ist gemein."
Ich gehe nicht weiter darauf ein und wende mich stattdessen wieder meinen ehemaligen Mitspielern zu.
„Aber sagt mal, wer war denn euer Blocker am Ende? Das war ja wirklich erstaunlich, wie er einen Punkt nach dem anderen durchs Blocken geholt hat."
„Oh, das war Yuuto Mamoru. Ich kann mir den Namen seiner Mittelschule nicht merken, aber ja, das Blocken hat er drauf. Ich glaube, unser neuer Libero ist der Grund, weshalb er überhaupt mit Volleyball angefangen hat. Wir nennen sie unser ,Abwehrduo' ", erklärt Kindaichi.
„Aber ist er nicht Zuspieler? Seine Bewegungen und Routinen beim Aufwärmen wirkten so", wirft Oikawa ein.
„Ja, und er spielt auch nicht schlecht, aber ihm fehlt die Erfahrung, die Norikita hat, deshalb setzen wir ihn nicht als Stammzuspieler ein. Und als Mittelblocker würde ihm auf Dauer die Angriffsstärke fehlen."
„Aber Annehmen kann er?", wundere ich mich.
„Ja, wie gesagt, unser Libero und er sind anscheinend schon länger befreundet und er hat ihm vieles beigebracht. Nur eben den Angriff nicht. Ah, wenn man vom Teufel spricht, da kommen die beiden."
„Yuuto, Genjiro, hier sind wir!"
Die beiden kommen auf uns zu und verbeugen sich kurz.
„Leute, das ist unser ehemaliger Vize-Kapitän Hajime Iwaizumi", werde ich vorgestellt.
„Freut mich."
„Das andere ist Oikawa. Er war im selben Jahr Kapitän", schiebt Kunimi noch hinterher.
„Ihr habt euch auch echt alle gegen mich verschworen, oder?" Oikawa verschränkt seine Arme vor der Brust.
„Respekt", ist alles, was aus meinem Mund kommt.

„Hey, vielleicht wollt ihr zwei heute Abend auch mitkommen?", unterbricht die kleine Nummer 7 Oikawas Schmollen.
„Wohin denn?"
„Na, unseren Sieg feiern! Yuutos Familie gehört der Mamories-Club. Deswegen können auch wir Minderjährigen rein. Wollt ihr mitkommen? Für die Älteren gibt es auch Alkohol, falls das hilft."
„Das klingt doch nach Spaß!", ruft Oikawa und legt mir einen Arm um die Schulter. „Lass uns auch hingehen, Iwa-Chan."
„Geh alleine."
„Es ist auch nur eine privat Veranstaltung für Volleyballclubs. Unser Team und vielleicht noch ein paar andere vom Vorentscheid. Aber das werden wahrscheinlich nicht viele sein, immerhin haben bis auf uns und die Karasuno alle eine Niederlage hinter sich. Und wer geht danach bitte gerne feiern?"
„Hörst du, Iwa-Chan? Da sind auch nicht viele Leute, und ab nächster Woche hast du ohnehin Semesterferien, du hast also keine Ausrede."
„Ich weiß nicht."
„Ach komm, bitte, bitte. Du kannst mich da nicht allein hinlassen, wenn Tobio auch kommen sollte", wirft er ein.
Guter Punkt. Das kann ich dem Zuspieler der Karasuno nicht antun. Ich seufze.
„Na schön, ich komme auch, um euren Sieg zu zelebrieren."
„Wow, Iwa-Chan, wo hast du denn das Wort rausgekramt?", neckt Oikawa mich und fängt sich dafür eine Kopfnuss. „Sorry, mein Wortschatz übersteigt deine Intelligenz."
„Oh, super! Wir treffen uns um acht im Club. Seid unpünktlich, meist wird's erst nach ner halben Stunde lustig", freut sich Genjiro.
Oikawa lacht. „Alles klärchen, dann sehen wir uns nachher!"

Ich bin gerade dabei mich umzuziehen und meinen Hoodie gegen ein Poloshirt einzutauschen, als es um acht an meiner
Tür klingelt. Verwundert drücke ich den Knopf um die untere Tür zu öffnen. Vielleicht hat sich auch einfach jemand in der Klingel geirrt. Doch als es dann an meiner Wohnungstür klopft, mache ich aus Neugier auf und blicke direkt in Oikawas Gesicht. Er trägt ein blaues Holzfällerhemd mit einer schwarzen Jeans und grinst mich an.
„Na, Iwa-Chan, brauchst du Hilfe bei deinem Outfit? Ich such dir was raus."
Er legt mir eine Hand auf meine nackte Brust und drückt mich zurück in meine Wohnung, um sich dann an mir vorbeizuschieben. Er nimmt sie sofort wieder weg, doch das
merkwürdige Kribbeln auf meiner Haut lässt er zurück.
„Ich kann selbst entscheiden, was ich anziehe, danke", sage ich und ziehe mir das Shirt über den Kopf. Oikawa dreht sich zu mir um und mustert mich.
„Mmh, warte kurz."
Er öffnete den oberen Knopf meines Poloshirts und sieht mir dann wieder ins Gesicht.
„So ist's besser. Wir gehen feiern, nicht golfen."
Ich rümpfe meine Nase und drehe meinen Kopf weg, um nicht länger seinen Duft einzuatmen. Mein Gott, seit wann verwirrt mich das denn so?
„Erzähl du mir nichts von Style, du Freak. Woher weißt du überhaupt wo ich wohne?", die Frage stellt sich mir schon, seit er vor der Tür stand.
„Ich bin mit Fahrrad gekommen und auf dem Weg zum Club habe ich deine Schrottkarre auf dem Parkplatz gesehen. Dann habe ich auf der Klingel nachgeschaut, ob du hier wohnst und
dachte, ich hole dich ab."
„Also weißt du, wo der Club ist?"
„Klar! Gleich hier um die Ecke. Sag mir nicht, du warst da noch nie?! Du wohnst ja nichtmal zehn Minuten davon entfernt!"
„Ich gehe nicht oft feiern."
„Iwa-Chan, den Club kennt jeder, wo hast du deine Freunde denn sonst kennengelernt?"
„Studium."
„Langweilig."
„Halt die Klappe und lass uns losgehen."
Ich ziehe ihn an seinem Hemd aus der Wohnung.
„Jetzt mach dich nützlich und zeig mir den Weg."

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