Kapitel Sieben
Pov Iwaizumi
Ich komme eine halbe Stunde vor dem Spiel gegen die Datekou Oberschule bei der Halle an. Statt direkt zur Tribüne zu gehen, begebe ich mich in Richtung Toilette. Doch bevor ich dort ankomme, erblicke ich einen mir sehr bekannten orangehaarigen Zwerg, der vom anderen Flur angeranntkommt und sich immer wieder nach hinten umdreht. Was der schon wieder hat? Ich zucke mit den Schultern und gehe weiter, bleibe aber vor der geschlossenen Tür stehen, als einemir ebenfalls sehr bekannte Stimme ertönt.
„Hinata, gib mir meine Jacke zurück, du verdammter Idiot!"
Ich drehe mich um und sehe einen wirklich wütenden Kageyama, der auf den Knirps zurast.
„Aber deine ist viel weicher!"
„Weil ich sie bügele und nicht einfach nass irgendwo hinwerfe, bis sie total verknittert trocknet!"
„Ach komm, wir können doch tauschen. Nur für heute?", er läuft nun rückwärts, um den Zuspieler ansehen zu können. Nur noch zwei Schritte, dann läuft er in mich rein.
„Und wie bitte soll ich in eine S reinpassen, du Supergenie?"
Ein Schritt...
„Ich-"
Und sein Kopf knallt gegen meine Brust. Ich stemme eine Hand in meine Hüfte und blicke ihn von oben aus an. Er dreht sich zu mir um, während sein Teamkollege ebenfalls auf mich
aufmerksam wird.
„Iwaizumi! Das ist ja lange her, freut mich, dich wiederzusehen." Kageyama verbeugt sich leicht und sieht mich dann an.
„Tobio Kageyama und Karasunos Nummer 10, sieh an, sieh an."
Tatsächlich tragen sie immer noch dieselben Nummern wie damals als Erstklässler, wenngleich sie jetzt auch deutlich niedrigere Ziffern haben könnten.
„Mein drittes Jahr und die Leute kennen immer noch nicht meinen Namen", beschwert sich der Knirps.
„Sie erkennen dich wieder, das reicht doch!", Tobio legt seinen Arm auf den orangenen Haaren ab.
„Was tust du hier?", will er von mir wissen.
„Kindaichi und Kunimi", erwidere ich nur.
„Die Seijoh ist im Block gegenüber von uns, richtig?"
Ich nicke.
„Wir werden sie fertigmachen!", mischt sich der Zwerg ein.
„Es ist doch noch gar nicht sicher, ob wir gegen sie spielen", wendet sich Tobio ihm zu, bevor sich sein Blick wieder in meinen brennt. „Aber wenn es so kommt, dann bin ich da ganz Hinatas Meinung."
Er nimmt seinen Arm vom Kopf des Kleineren und legt ihn stattdessen um seine Schulter. „Jetzt komm, wir müssen uns aufwärmen. Und gib mir endlich meine Jacke wieder, du Idiot!"
Er führt den Mittelblocker zurück in Richtung Halle.
„Die Toiletten sind nach wie vor gruselig", ist das letzte, was ich von ihrer Unterhaltung noch verstehen kann, bevor ich endlich die Tür öffne.
Oikawa steht bereits am Rand der Tribüne, als ich schließlich in den Zuschauerreihen ankomme. Er blickt mich an, hält sich
allerdings nicht mit Begrüßungen auf.
„Man, die werden echt von Jahr zu Jahr größer", bemerkt er und ich schaue auf das Spielfeld. Heilige Scheiße!
„Die haben ja nicht einen kleinen Spieler! Sogar ihr Libero ist locker über eins siebzig."
„Das könnte echt ein Problem werden. Aber Größe ist nicht alles. Erinnerst du dich an Hyakuzawa oder diesen Halbrussen von der Nekoma? Die waren auch riesig, aber technisch echt unter aller Würde."
„Ja, aber trotzdem haben sie beide einen Stammplatz gehabt und mit den Gegnern mithalten können. Volleyball ist nunmal
ein Sport bei dem es auch auf die Größe ankommt."
„Ärgert es dich deshalb so, dass du die eins achtzig immer noch nicht geknackt hast?"
„Suchst du Stress, Shittykawa?"
„Ich mein ja nur. Außerdem ist Größe zwar wichtig, aber nicht immer notwendig. Sieh dir Karasunos Knirps an."
„Stimmt."
Die Mannschaften stellen sich auf und das Spiel beginnt. Unsere Aufstellung ist anders als gestern. Da haben sie mit der rosahaarigen Nummer 12 hinten angefangen, um gleich
zu Anfang gute Aufschläge zu haben. Heute aber steht sie, vermutlich aufgrund ihrer Größe zusammen mit Kindaichi und Kunimi vorn.
„Wollen wir zeigen, dass wir auch eine Mauer haben?", vermutet Oikawa.
„Möglich. Vielleicht wollen wir ihnen zeigen, dass wir ihnen in nichts nachstehen, dann würden wir auch gleich ihre Psyche angreifen, wenn sie merken, dass ihr Markenzeichen auch auf andere Schulen zutrifft."
„Klingt einleuchtend."
Die Datekou hat den Aufschlag, der von dem neuen Libero sauber angenommen wird. Doch statt beim Zuspieler landet er gleich bei Kindaichi, der ihn sofort reinhaut.
„Sie wollen den Gegner gleich zu Anfang verwirren, sodass sie gar nicht zum Zug kommen", stelle ich fest.
Einer unserer Zweitklässler macht einen
Sprungflatteraufschlag, der kurz hinterm Netz aufkommt. Gut, sie müssen so viele Punkte wie möglich machen, ohne den direkten Kampf von Angreifer und Blocker zu haben. Ansonsten haben sie gegen die Mauer der Datekou keine Chance. Der zweite Aufschlag wird allerdings angenommen und dann vom Zuspieler direkt reingemacht.
„Wow, das hätte ich Koganegawa gar nicht zugetraut", murmelt Oikawa.
Das Aufschlagsrecht bleibt allerdings nur zwei Punkte lang beim Gegner, bevor unsere Jungs wieder punkten. Die 12 steht nun wieder hinter der Aufschlagslinie und macht ein Aufschlagsass mit seinem normalen Sprungaufschlag, nur um danach mit einem Deckenaufschlag zu punkten. Der dritte
Aufschlag wird allerdings angenommen, landet aber über dem Netz, wo einer der Zweitklässler ihn reindrückt. 5 - 3.
„Bis jetzt haben sie den Block immer umspielt", stellt auch Oikawa fest.
„Das wird aber nicht das ganze Spiel so funktionieren", bemerke ich, als der angenommene Ball wieder auf unsre Seite
fliegt.
„Kindaichi!"
„Hab ich. Kaito!"
Der Zuspieler macht sich bereit und passt dann zurück zu Kindaichi, der jedoch abgeblockt wird.
„Mist. Bei Kunimi standen die Blocker doch weiter weg!"
„Ich hätte es genauso gemacht", erwidert mein ehemaliger Zuspieler.
„Wirklich?"
„Ja. Kunimi ist ein guter Spieler, aber seine Angriffe waren noch nie die Stärksten. Die Blocker der Datekou standen zwar weiter weg, das stimmt, aber sie reagieren viel schneller als Kunimi, er hätte es also leichter als Kindaichi gehabt, aber er hätte auch dessen Stärke gebraucht. Außerdem ist das der erste Angriff bei dem sie dem Block nicht von Anfang an
ausweichen, da steht man als Setter ziemlich unter Druck. Am besten ist dann ein Ball zum Ass."
„Verstehe."
Oikawa dreht sich wieder zum Spielfeld zu und schiebt seine Brille, die er heute trägt ein Stück weiter nach oben. Die Geste erinnert mich an das Spiel Karasuno gegen Shiratorizawa vor
zwei Jahren. Es war das letzte Spiel, dass wir uns gemeinsam angesehen haben. Auf dem Rückweg kam dann die Nachricht an Oikawa...
Ich folge seinem Blick und schaue auf den Punktestand. 11 - 13 für unsere Jungs.
„Sie schlagen sich bis jetzt ganz gut."
„Ja, aber beim nächsten Punkt kommt Datekous Zuspieler wieder nach vorn. Er ist der derzeitige Dreh- und Angelpunkt ihres Blocks."
„Sie müssen so viele Punkte wie möglich holen, bevor das passiert."
Einer der Zweitklässler wäre mit dem Aufschlag dran, doch er wird für den Pinchserver ausgewechselt.
„Ist das auch ein Zweitklässler?", frage ich meinen besten Freund, der letztes Jahr schon zugesehen hat.
„Ja. Sein Aufschlag ist nicht besonders kraftvoll, aber sehr präzise. Er schlägt den Ball auf den Zentimeter genau rein... Oh, aber letztes Mal war es noch kein Sprungaufschlag!"
Die Nummer 5 springt und schlägt den Ball zielgenau auf die Auslinie. Er ist gerade noch so drin.
„Glück gehabt", murmele ich, doch Oikawa schüttelt den Kopf.
„Das war kein Glück. Er hat genau dahin schlagen wollen."
Der zweite Aufschlag geht nicht beinahe ins Aus, dafür aber punktgenau auf die Bahn des Zuspielers, genauso wie der nächste. Doch nach drei Punkten endet seine Aufschlagsserie
und Datekous Zuspieler kommt nach vorn.
„Gut gemacht, Midori", lobt Kindaichi seinen Mitspieler, der nun wieder auf die Bank geht.
Es ist ein Hin und Her, doch der Punkteabstand bleibt gleich.
Als es 21 - 18 steht, nimmt der Gegner eine Auszeit. Doch auch die ändert nicht viel. Unsere Jungs bleiben konzentriert und die Datekou schafft es nicht aufzuholen. Den ersten Satz gewinnen wir 25 - 23.
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