Kapitel Sechsundzwanzig

Pov Iwaizumi:

Mittlerweile waren schon zehn der vierzehn Tage rum, die uns hier gemeinsam geboten wurden. Die Zeit verging schnell, immerhin hatten wir bis jetzt immer etwas zu tun. Während Oikawa fast jeden Tag trainieren war, ging ich währenddessen durch die Straßen, plante das Abendessen oder setzte mich an den Strand.
An den Tagen, an denen kein Training stattfand, liefen Oikawa und ich gemeinsam durch die Straßen, schauten uns die Viertel an und merkten uns die ein oder andere Straße, in der Wohnungen zu vermieten waren.

Heute ist der letzte Tag, an dem Oikawa zum Training muss. Er war am Morgen total aufgeregt, und hat sich vorgenommen, heute nochmalvalles zu geben. Die Jungs aus dem Team hingegen sind sich eigentlich sicher, dass er sie bald unterstützen wird.
Thiago und Valentina haben sogar geplant, morgen Abend eine kleine Abschiedsparty zu feiern, sodass wir dann den letzten vollen Tag haben, um in Ruhe unsere Sachen zu packen und anschließend zurück nach Japan zu fliegen.

Ein Blick auf meine Arbanduhr sagt mir, dass Tōru auch jeden Moment hier sein sollte und ich stelle das dampfende Abendessen schonmal auf den Tisch und setze mich mit meinem Tee auf einen der Sessel.
Nur wenige Minuten später klopft es wie wild an der Tür. Der Idiot hat mal wieder seine Schlüsselkarte vergessen.
Mit einem Kopfschütteln mache ich die Tür auf, doch als er da so steht, seine Sporttasche in den Händen, die Haare vom warmen argentinischen Wind zerzottelt und dieses schiefe Grinsen auf dem Gesicht, muss ich unwillkürlich lächeln.
"Heyyy, Iwa-Chan, wie war dein Tag?", fragt er mich, während er entspannt in das Zimmer schlendert.
"Relativ ereignislos. Eine alte Dame an der Kasse hat gesagt, ich soll nicht nur drin sitzen, sondern auch raus in die Sonne, sonst sehe ich weiterhin aus, wie ein Vampir."
Oikawa prustet los. "Achja, die tolle japanische Porzellanhaut... Nimm's nicht persönlich, wir haben doch eh nur die Wahl zwischen Vampir und Krebs."
"Auch wieder wahr. Wie war das letzte Training?"
"Hey, du hast Takoyaki gemacht! Wie früher immer."
Bei dem Satz schleicht sich ein sachtes Lächeln auf seine Lippen und mein Herz setzt einen Schlag aus. Verlegen reibe ich mir über den Nacken. "Ja... sie sind vermutlich nicht ganz so gut, wie die, die wir mit deiner Mum gemacht haben, aber ich dachte, die könnte man gut mitnehmen und wir könnten am Strand essen oder so."
"Klar gerne!"

Nachdem wir die Takoyaki in die mitgebrachten Bentos gepackt und Oikawa sich kurz umgezogen hat, machen wir uns auf den Weg zum Strand. Von unserem Hotel sind es nur etwa zehn Minuten Fußweg. Oikawa füllt diese, indem er mir von dem Training erzählt. In den letzten zehn Tagen hat er sich immer wohler gefühlt und ist auch mal länger mit den Jungs weggeblieben. Am meisten Kontakt hat er allerdings zu Valentina, der Managerin. Da noch sehr viele organisatorische Dinge zu klären sind, haben sie eine Menge Zeit zusammen verbracht. Sie ist auch die einzige, die ich bisher kennengelernt habe, da Tōru sie einmal mit ins Hotel gebracht hat. Sie erinnert mich etwas an den Knirps von Karasuno. Eine ähnlich sonnige Ausstrahlung und sie nimmt definitiv kein Blatt vor den Mund.

"Kommst du morgen Abend auch, Iwalein? Biiiiiitte?", reißt mein bester Freund mich aus meinen Gedanken.
"Mh? Wohin?"
"Na, zu der Party! Ich möchte, dass du auch das Team kennenlernst?"
"Warum das denn?"
"Na, weil du mir wichtig bist und ich mir wünschen würde, dass du sie auch magst."
Seine Worte bringen mein Herz dazu, schneller zu schlagen und mir fällt auf, dass heute Abend ein ziemlich guter Zeitpunkt wäre, mal mit offenen Karten zu spielen. Abgelenkt nicke ich also. "Klar, wenn dich das glücklich macht."
Er schenkt mir ein strahlendes Lächeln, das ich leicht erwidere.

Pov Oikawa:

Seit wir am Strand sind, ist Iwa komisch. Er sagt so gut wie gar nichts und an seinen Takoyaki sitzt er jetzt auch schon geschlagene dreißig Minuten.
"Sag mal, geht's dir gut, Iwa-chan?"
"Huh, was? Jaja, alles okay."
"Sicher? Oder hast du keinen Hunger mehr?"
"Doch. Obwohl eigentlich, willst du aufessen?"
Er hält mir sein Bento entgegen und sieht mich auffordernd an.
"Ähm, klar, wenn du nicht mehr willst."
Ich greife danach, während er den Kopf schüttelt.

Es dauert nicht lang un ich habe auch sein Abendessen verputzt. Ich stecke das leere Bento zurück in Iwaizumis Rucksack und nehme stattdessen eine Wasserflasche heraus.
Iwa lehnt ab, als ich ihm ebenfalls etwas anbiete.
Irgendwann gebe auch ich auf, eine Unterhaltung zu führen, da mein bester Freund anscheinend gerade nicht in der Stimmung ist zu reden. Dafür lege ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab und sehe stumm der Sonne zu, die langsam hinter der Meeresoberfläche verschwindet. Eine Weile lässt er es zu, bis er schließlich sanft ein Stück von mir abrückt.
Fragend sehe ich ihn an.

"Ich kann das nicht, Tōru."
"Was meinst du?"
Ich merke, wie sich die Ruhe, die bis jetzt in mir war, langsam in Nervosität umwandelt.
Er kratzt sich nervös im Nacken, bevor er schließlich zwischen uns hin und her zeigt. "Das hier."
Nein. Nein! Bitte, lass mich nicht wieder allein Iwa! Bitte nicht. Die letzten zwei Jahre waren die beschissensten in meinem Leben und ich weiß jetzt, dass auch deine Abwesenheit ein Grund dafür war. Ich kann das nicht wieder!
Doch keinen dieser Gedanken spreche ich laut aus. Meine Kehle wird trocken und meine Stimme zittert leicht, als ich schließlich antworte. "Also... wenn ich Japan verlasse, wird wieder alles so, wie vor ein paar Wochen? Wir... du... verlässt mich?"
"Was? Nein!" Er nimmt meine Hände in seine, die ebenfalls zittern. "Das ist das letzte, was ich will!"
Ein verhaltenes Lächeln legt sich auf meine Lippen. "Wirklich?"
Er nickt vehement.

"Aber was... was meinst du dann?"
Seine Augen lösen sich von meinen. Genauso wie seine Hände, die er jetzt nervös in seinem Schoß knetet.
"Ich meine... diese... Fick-Freunde-Sache. Ich kann das nicht. Ich meine, ich will das nicht. Nur ein freundschaftlicher Fick sein, meine ich. Also, weil... nur eventuell... hab ich angefangen, dich ähm, also... ein bisschen mehr zu mögen... als früher."
Als ich nicht antworte, sieht er mir wieder in die Augen. "Ich will dich nicht unter Druck setzen oder so. Ich weiß, dass du das vielleicht nicht willst, deshalb, wir können auch einfach weiter befreundet sein, nur dann... dann würde ich dich ungerne weiterhin küssen und so, weil ich glaube... ich glaube, das macht mich irgendwann kaputt."

Jetzt zittern meine Hände nicht mehr vor Angst, sondern vor Aufregung, und ehe ich irgendetwas sagen kann, schlinge ich meine Arme um seinen Hals. "Scheiße, Iwa, ja!"
"Also können wir weiter befreundet sein?" Sanft legt sich seine Hand auf meinen Rücken.
"Nein!"
Sofort nimmt er seine Finger von meinem Shirt. "Was?"
"Ich meine, ich würde gerne mehr sein als das. Wenn du deine Worte so meinst, wie ich denke, dann würde ich gerne mit dir zusammen sein, Hajime."
Ich merke, wie er sich unter mir versteift und dann ganz plötzlich in sich zusammenfällt und seine Arme ebenfalls um mich legt. "Das wäre schön."
Lächelnd schließe ich meine Augen, bevor ich sie wieder öffne, um mich ein kleiner Stückchen von ihm zu lösen und ihm dann einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Er erwidert sofort und anders als die letzten Male, ist der Kuss nun nicht wild, hektisch und von Lust geprägt, sondern löst vielmehr eine innere Ruhe in mir aus und lässt mich ankommen. Und unwillkürlich beginne ich zu lächeln.

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