Kapitel Neun
Pov Iwaizumi
Oikawa und ich gehen wieder gemeinsam Essen. Diesmal Takoyaki. Ich hatte ehrlich gesagt Angst, dass es zwischen uns komisch wird nach zwei Jahren Funkstille, doch meine Bedenken waren anscheinend unbegründet, da er die Stille zwischen uns ununterbrochen füllt.
Wir gehen unser letztes Spiel gegen die Shiratorizawa noch einmal durch und reden
anschließend über Ushijima, der nun im Jugendnationalteam spielt.
Oikawa hatte schon immer ein Problem mit Leuten, die besser im Volleyball als er sind, da ist auch das ehemalige Ass der Shiratorizawa keine Ausnahme, weshalb er sich jetzt
ordentlich über den Grünhaarigen auslässt.
Ich spare es mir, zu bemerken, dass er es durchaus auf dasselbe Level geschafft hätte, hätte er damals die richtige Entscheidung getroffen, um die Stimmung nicht zu verderben.
Dennoch unterbreche ich seinen Redefluss, um von Wakatoshi wegzukommen.
„So, wie ich Coach Washijō einschätze, hat er die letzten Jahre an einem Nachfolger für Ushijima gebastelt. Vermutlich einer der damaligen Erstklässler... Hast du noch auf dem Schirm, wer da in Frage käme?", frage ich ihn deshalb. Er hört sofort auf zu reden und setzt diese Volleyball-Analytiker-Miene auf, die mir ehrlich gesagt immer etwas Angst einjagt.
„Hm... War da nicht dieser Typ mit dem komischen Pony? Der hatte echt Potential", überlegt er.
„Die hatten davon aber mehrere", werfe ich ein.
„Stimmt... Jetzt wo du es sagst, die hatten eigentlich alle ziemlich interessante Frisuren, oder? Scheint ein Aufnahmekriterium an dieser Schule zu sein. Die hätten mich da bestimmt gar nicht angenommen, selbst, wenn ich mich
beworben hätte", lacht Oikawa.
„Und trotzdem hat Ushiwaka wiederholt betont, dass du nur dort dein volles Potential hättest entfalten können."
„Was für ein Schwachsinn."
Er grinst, wird dann aber wieder ernst.
„Nein, aber der Spieler, den ich meinte, hatte schwarze Haare. Der Typ mit dem Topfschnitt, nicht der Zuspieler. Der könnte Ushijimas Nachfolger sein", kommt er aufs Thema zurück.
Wir biegen ab und betreten das kleine Restaurant.
„Ah, du meinst diesen Tsutomu Goshiki? Stimmt, der könnte tatsächlich das derzeitige Ass sein."
Oikawa blickt mich mit geweiteten Augen an.
„Warum zur Hölle erinnerst du dich an seinen Namen?!"
Ich unterdrücke ein Grinsen.
„Er stand neulich in der Weekly Volleyball", erkläre ich.
Oikawa setzt zu einer Antwort an, doch bevor ein Laut seine Lippen verlässt, steht ein Kellner neben uns und nimmt unsere Bestellungen auf.
Wir kommen gerade noch rechtzeitig, um die Angriffsschläge der Erwärmung zu sehen.
Tatsächlich sieht es so aus, als wenn der Schwarzhaarige mit dem Topfhaarschnitt in diesem Jahr das Ass der Shiratorizawa
ist.
Das Spiel wird angepfiffen und schnell wird klar, wer im ersten Satz überlegen ist.
"Verdammt, das sieht gar nicht gut aus", spricht Oikawa meine Gedanken aus. "Sie sind viel zu hektisch!"
Ich nicke nur. Sie müssen diese Hektik schnell in den Griff bekommen, andernfalls haben sie keine Chance. Die Annahmen sind schlampig, die Angriffsschläge unüberlegt und die Zuspiele zu niedrig und zu schnell. Es steht bereits 18-23 für unsere Gegner.
"Hast du ihnen etwa Druck gemacht, Shittykawa?", frage ich meinen besten Freund.
"Was? Nein! Ich habe nur dich damit vollgeheult!", erwidert er entrüstet.
"Mmh... dann machen sie sich den wohl selbst..."
Oikawa erwidert nichts, sondern blickt angespannt auf das Spielfeld. Ich werfe ihm einen Blick zu. Seine Augenbrauen sind konzentriert zusammengezogen und seine Lippen etwas gespitzt. Das hat er früher schon immer gemacht, wenn er besonders unter Druck stand. Eine Haarsträhne hängt ihm in seinem Gesicht und ich hebe meine Hand, um sie ihm hinters Ohr zu streichen, als mein bester Freund plötzlich brüllt: "Kunimi!"
Ich zucke zusammen und erwache aus meiner Trance. Was zur Hölle war das denn?
Kaum merklich schüttele ich meinen Kopf und richte meine Augen wieder auf mein ehemaliges Team. Die Shiratorizawa hat nun den Satzball, doch durch Kunimi haben wir einen Punkt geholt und damit auch das Aufschlagsrecht.
"Ich wusste, auf ihn ist Verlass", murmelt Oikawa nach Kunimis hoch gespielter Annahme, die uns schon vor zwei Jahren des Öfteren aus der Misere geholfen hat.
Ich erwidere nichts darauf. Zu sehr bin ich damit beschäftigt zu überlegen, was das eben war. Ich wollte Oikawa eine Haarsträhne hinters Ohr stecken? Oikawa?! Was. Zum. Teufel.
Erneut schüttele ich den Kopf und konzentriere mich wieder auf das Spiel zu meinen Füßen.
Trotz Kunimis Aktion, punktet die Shiratorizawa erneut und wir verlieren den ersten Satz.
Oikawa schlägt mit der Faust auf die Tribüne. "Verdammte Scheiße!"
Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen. Der Tatsache geschuldet, dass meine Finger daraufhin ganz merkwürdig beginnen zu kribbeln, nehme ich sie jedoch sofort wieder weg. "Den nächsten Satz entscheiden sie für sich. Und anschließend das ganze Spiel", sage ich mit fester Stimme.
Mein bester Freund dreht sich zu mir um und blickt mich durch seine Brille hindurch an. Ich mag es, wenn er sie auf hat. Sie betont seine Augen, die auf den ersten Blick zwar unscheinbar wirken, nach näherem Hinsehen aber in in einem warmen, freundlichen Nussbraun strahlen und einem das Gefühl von Freude vermitteln. Ich merke, wie sich meine Mundwinkel heben und trete dann einen Schritt zurück.
"Äh, ich gehe kurz ins Bad", brummele ich und verschwinde dann.
Pov Oikawa
Mit einer fast schon hektischen Bewegung dreht Iwaizumi sich um und verlässt strammen Schrittes die Tribüne. Verwundert richte ich meinen Blick wieder auf die Jungs unter mir. Sie besprechen sich gerade, bevor auch schon der zweite Satz angepfiffen wird. Zuerst beobachte ich gespannt das Spiel, dass dieses Mal tatsächlich eher in Richtung Sieg für uns geht, doch als es irgendwann 12-9 für Seijoh steht, mache ich mir langsam Sorgen um Iwa.
Er ist so panisch weggerannt und kommt jetzt nicht wieder, vielleicht geht es ihm nicht gut? Ich schaue erneut auf den Punktestand. Unverändert.
Wenn die Ballwechsel so lang bleiben, werden wir locker bis zum Ende des Satzes wieder da sein.
Ich stoße mich von der Tribüne ab und begebe mich in Richtung Toiletten. Doch auf halbem Wege kommt mir mein bester Freund schon entgegen. Als er mich entdeckt, macht sich Verwunderung auf seinem Gesicht breit.
"Shittykawa, was machst du hier? Ist der zweite Satz etwa schon vorbei?"
Ich schüttele den Kopf. "Nee, quatsch, aber es sieht gut für uns aus, komm mit, wir müssen die Jungs weiter anfeuern!"
Ich greife in Iwas Ärmel und ziehe ihn hinter mir her.
"Wieso hast du so lange gebraucht?"
"Ach, ich hatte nur ein interessantes Gespräch mit dem Freakduo von der Karasuno."
Mit einer erhobenen Augenbraue drehe ich mich zu ihm um. "Worüber?"
"Ihre Zukunft, hab ihn nur nen kleinen Rat gegeben, keine Sorge, sie haben nicht spioniert."
"Gut." Ich lächle und gehe weiter, zurück zu unserem Platz.
"Hey, wir haben schon den Satzball!", rufe ich aus, als wir wieder am Spielfeldrand stehen.
"Ich sagte doch, der Satz gehört uns", murmelt Iwaizumi, als Kindaichi den letzten Punkt des Satzes holt.
"Du hast auch gesagt, wir entscheiden anschließend das ganze Spiel für uns", erinnere ich ihn.
"Ich weiß."
Und auch damit sollte er Recht behalten, denn kurz darauf holen sich unsere Jungs das Ticket ins Finale.
Ohne zu überlegen, werfe ich mich in Iwas Arme.
Endlich.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top