Kapitel Drei
Pov Oikawa
„Tōru!", mein Neffe kommt auf mich zugestürmt, als er sieht, dass ich heute wieder bei seinem Training zugesehen habe. Er ist jetzt in der zweiten Klasse der Mittelschule. Wie ich früher, geht er auf die Kitagawa Daiichi.
„Yahoo, Takeru! Na, wie laufen die Vorbereitungen für das Frühlingsturnier?"
Wie auch schon letztes Jahr beginnt dieses Wochenende der Vorentscheid der Oberschule und nächstes Wochenende der der Mittelschule. Ich habe beschlossen, beidem zuzusehen. Der Oberschule um meine ehemaligen Teamkameraden bei ihrem letzten Turnier zu unterstützen und der Mittelschule, um meinen Neffen anzufeuern.
„Super! Ich wurde in die Startaufstellung gesetzt. Trägst du meine Tasche? Danke. Die anderen sind auch gut, aber niemand kann Aufschläge so wirklich. Und mein weites
Zuspiel klappt noch nicht so."
„Na das klingt doch schon gut. Die Aufschläge lernt ihr noch. Wenn du willst, könnte ich dir ein bisschen was zeigen. Wir können auch dein weites Zuspiel üben."
„Klar, gerne. Jetzt?"
Ich lache. „Wenn du willst. Ich habe heute frei."
Es ist wieder Freitag und weil ich die letzten zwei Wochen gearbeitet habe, habe ich diese Woche wieder frei. Damit ist es auch genau zwei Wochen her, dass ich Iwaizumi gesehen
habe. Er war nicht noch einmal in der Bar, im Gegensatz zu seinen Freunden.
Ich wusste, dass er noch in der Stadt ist und hier studiert und ich wusste wohl auch, dass ich ihm möglicherweise mal über den Weg laufen würde. Was ich aber nicht wusste ist, wie sehr
es mich aus der Fassung bringen und mit welchen Gedanken es einherkommen würde...
Als ich am nächsten Tag die Halle betrete und die vielen bunten Gruppen sehe, wie sie aufgeregt durcheinanderreden, sich umziehen oder nochmal in sich gehen und sich konzentrieren, kommt das mir bereits bekannte beklemmende Gefühl zurück.
Es ist nicht so, dass ich gar nicht mehr Volleyball spiele, ich trainiere ab und zu bei den Nachbarschaftsvereinen mit, mache allein im Park ein paar Aufschläge oder spiele mit
Takeru. Aber ich vermisse diese Aufregung, die man nur bei einem offiziellen Spiel mit einem offiziellen Team spürt.
Den Weg zur Aufteilung der Teams kenne ich auswendig und finde schnell heraus, wo und gegen wen meine ehemalige Schule als erstes spielt. Mit sicheren Schritten gehe ich zu
Platz fünf und nehme in den Zuschauerreihen Platz.
Das gegnerische Team ist bereits dabei sich aufzuwärmen. Wakunan ist stark, keine Frage, doch sind auch ihre Starspieler letztes Jahr gegangen. Sollten die Erstklässler keine große
Überraschung sein, dürften wir sie schlagen.
Als auch das Team der Aoba Johsai das Feld betritt, winke ich ihnen zu. Kunimi ist der erste, der mich bemerkt und mir mit einem verhaltenen Lächeln antwortet. Dadurch wird auch ihr momentaner Kapitän Kindaichi auf mich aufmerksam. Im Gegensatz zu seinem Freund winkt er mir freudiger entgegen.
„Jo, Oikawa, du auch wieder am Start?"
„Yahoo! Aber klar, ich muss euch doch daran erinnern, dass ich an euch glaube und ihr mich besser-„
„Und wir dich besser nicht enttäuschen, natürlich."
Ich stutze, dann grinse ich. „Ich liebe euch, Jungs. Ihr packt das."
„Natürlich."
Bereits beim Aufwärmen werfe ich einen Blick auf die drei neuen Erstklässler. Einer von ihnen hat rosa Haar und trägt die Nummer 12. So, wie es aussieht kann er gut annehmen und seine Aufschläge sind harte Nüsse. Doch die Sprünge bei seinen Blocks und Angriffsschlägen haben noch eine ziemlich unsichere Form. Der zweite ist sehr großgewachsen und hat etwa kinnlange schwarze Haare, die er mit einem Stirnband
aus seinem Gesicht hält. Wie es aussieht, ist er Zuspieler, spielt aber deutlich weniger präzise als der Zweitklässler, der mich auch letztes
Jahr schon ersetzt hat. Zusätzlich zur Nummer 12 und 9 kommt auch noch die 7. Er ist klein, trägt ein andersfarbiges Trikot und hat braune Haare, die sich an den Enden zu feinen Wellen kräuseln. Seine Annahmen sind spitze. Wow, da habt ihr dieses Jahr einen wirklichen Fang gemacht, Jungs!
Das Spiel wird angepfiffen und Wakunan hat den Aufschlag. Zu meinem Erstaunen stehen sowohl die Nummer 12, als auch der neue Libero als Stammspieler auf dem Feld. Na, mal
sehen, was die so draufhaben.
„Auf geht's, Jungs!", brüllt Kindaichi, der nun eine unterstrichene Nummer auf seinem Trikot hat.
Der Gegner beginnt gleich mit einem Sprungflatteraufschlag, auf den niemand vorbereitet ist. Wow, alles klar.
„Mist, den hätte ich haben müssen, sorry", brüllt die kleine Nummer 7.
„Den Punkt holen wir uns jetzt direkt zurück!"
Der nächste Flatteraufschlag ist ein Netzroller, den einer der Zweitklässler annimmt. Die Nummer 4, unser Zuspieler, nimmt seine Position ein und spielt den Ball zu Kindaichi, der ihn ins gegnerische Feld haut. Ja!
Der Rosahaarige stellt sich hinter die Aufschlagslinie und überrascht nicht nur mich, sondern auch die Gegner mit einem Unterarmaufschlag. Ihr Libero ist dran, doch der Drall des Balls lässt ihn ins Aus fliegen.
„Mach noch einen, Nagisa!", ruft ihm unser Abwehrspezialist von der Seitenlinie aus zu.
Der zweite Aufschlag ist kein Ass, die Annahme der Gegner jedoch unsauber genug, als dass Kindaichi und Kunimi einen Punkt durch ein Blockout holen können. Der dritte Aufschlag
beendet die Serie, in dem die Gegner einen Punkt holen.
Es folgt ein weiteres Hin und Her, bis Wakunan beim 15 - 12 eine Auszeit nimmt.
Danach wird es allerdings für sie nicht besser und meine ehemalige Schule erreicht die 20-Punkte-Marke, als ihr Gegner einen Punktestand von 16 hat. Die Aufschläge von
Kunimi, der diese die letzten Jahre anscheinend bis zur Perfektion geübt hat, haben einige der Punkte gebracht.
„Super, Jungs, ihr packt das!", brülle ich von der Tribüne.
„Schnauze, Oikawa, das wissen wir selbst", motzt er und streckt mir seine Zunge raus.
„Ist ja schon gut", antworte ich und bewege beschwichtigend meine Hand.
Den nächsten Ball der Gegner nimmt einer der Zweitklässler an, allerdings landet er über dem Netz.
„Verdammt. Drück ihn rein, Nagisa!", ruft er dem Erstklässler daraufhin zu, welcher versucht sich gegen den Gegner zu
behaupten. Dazu reicht jedoch seine Sprungkraft nicht aus und der Ball landet neben ihm auf dem Boden.
„Tut mir leid."
„Mach dir nicht draus, jetzt kommt deine Chance, den Punkt zurück zu holen", beruhigt ihn Kindaichi. Ich hätte ihn mir vor zwei Jahren nicht als Kapitän vorstellen können, doch ich
muss zugeben, er macht einen tollen Job.
Wakunan hat wieder den Aufschlag und die Nummer zehn steht hinter der Linie. Sie macht ziemlich harte Sprungaufschläge, welche allerdings noch unkontrolliert sind.
Sollte er es schaffen, sie noch genau zu platzieren, könnte er damit nächstes Jahr eine echte Gefahr werden. Dieser geht fast genau auf unsere neue Nummer 12, wird von diesem
ohne Probleme angenommen. Das Zuspiel landet wieder bei ihm. Er springt jedoch nicht hoch genug, trifft den Ball nur mit den Fingerspitzen. Dennoch geht er übers Netz und macht das 21 - 17.
Sie rotieren und der Rosahaarige ist wieder mit seinem Aufschlag dran, doch im Gegensatz zu den letzten Malen macht er jetzt einen normalen Sprungaufschlag. Seine Form könnte besser sein, doch trotzdem steckt viel Kraft
dahinter und die Annahme der Gegner ist unsauber. Sie bringen den Ball übers Netz, allerdings nur mit Mühe und Not, und geben uns eine perfekte Möglichkeit für einen
Schnellangriff, den Kindaichi souverän verwandelt.
„Super, Kindaichi!", lobt ihn der Erstklässler.
„Guter Aufschlag, Nagisa. Mach noch einen."
Auch der nächste Aufschlag ist nicht von schlechten Eltern und wir erreichen das 23 - 17.
Als wir die Chance auf den Matchball haben, müssen wir das Aufschlagsrecht jedoch an den Gegner abgeben.
„Den Punkt holen wir uns zurück!", motiviert unser Kapitän sein Team. Als der Gegner jedoch wieder auf drei Punkte rankommt, kommt Spannung in das Team der Aoba Johsai.
Reißt euch zusammen, Jungs! Den Satz könnt ihr gar nicht mehr verlieren!
Doch meine Sorge ist umsonst, denn Kunimi nimmt den nächsten Ball an und spielt ihn so hoch, dass man seine Mannschaftskameraden praktisch aufatmen sehen kann.
„Danke, Kunimi", ruft ihm sein Kapitän zu.
„Hau ihn einfach rein."
Und das tut Kindaichi. Sie gewinnen den ersten Satz 25 - 21.
Jetzt, wo sie sich eingefuchst haben und alle in der Halle angekommen sind, spiegelt sich das auch in ihrer Spielweise wieder. Ihre Bewegungen sind kontrollierter und sie spielen mehr mit dem Verstand, als mit reiner Intuition. Relativ schnell wird klar, dass sie auch diesen Satz für sich
entscheiden sollten.
„Du bist also auch hier."
Die Stimme sorgt bei mir für eine Gänsehaut.
„Ja, genau, wie letztes Jahr. Nachdem du das verpasst hast, habe ich dieses Mal nicht mit dir gerechnet."
Mit einem aufgesetzten Grinsen drehe ich mich um und sehe in die grünen Augen von Iwaizumi.
„Ich war krank, sonst hätten wir uns auch letztes Jahr schon gesehen."
„War wahrscheinlich besser so."
„Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht erwartet, dass du tatsächlich nochmal eine Sporthalle betrittst", erklärt er. „Wobei, du hast dein Team schon immer sehr unterstützt und gerade Kunimi und Kindaichi sind dir ans Herz gewachsen. Eigentlich sollte ich mich nicht wundern."
„Dann tu's nicht."
Der Trainer nimmt eine Auszeit, als es 16 - 11 steht, um unseren Spielern eine kleine Verschnaufpause zu bieten.
„Den ersten Satz haben sie gewonnen, richtig?"
„Ja."
„Die Neuen spielen gut."
„Ja, sie haben ein paar gute Spieler bekommen."
„Weißt du, woher ihr Libero kommt?"
Ich seufze. „Was soll das? Die Tribüne ist groß genug. Warum hast du dich zu mir gestellt, Iwa-chan?"
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Hallöchen, ich melde mir hier nochmal ganz kurz, um etwas anzumerken... Ja, ich weiß, dieses Kapitel hatte sehr viel Volleyball und wenig von Iwaoi drin. Das tut mir leid, allerdings ist es für die Entwicklung der beiden Charaktere meiner Ansicht nach nicht ganz wegzudenken. In Zukunft werden währenddessen jedoch auch Konversationen zwischen den beiden stattfinden und ich werde versuchen, es zu verbinden...
Außerdem sind wir doch alle Haikyuufans und der Manga dreht sich ja ausschließlich um Volleyball 😉
Also dann, habt noch einen schönen Tag <3
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