Kapitel Achtundzwanzig

Pov Iwaizumi:

Unruhig rutsche ich auf dem Sitz des Taxis hin und her. Mein Auto hat vor zwei Wochen den Geist aufgegeben, weshalb ich nun so zum Flughafen kommen muss. Aber bald würde ich sowieso endlich mehr verdienen und könnte dann irgendwann ein neues Auto kaufen.

"Sie können mich da vorne gleich rauslassen", sage ich zu dem Taxifahrer, der mich daraufhin etwas verwirrt ansieht. "Aber der Flughafen ist noch ein Stück weiter, ich kann sie auch direkt dorthin fahren."
"Nein nein, das geht schon klar, ich laufe das Stück."
Ich weiß, wenn er erst noch durch die ganzen anderen Autos müsste und erst noch einen Platz sucht, wo er halten kann, dauert es ewig, bis ich drin bin. Da bin ich zu Fuß schneller.

Als ich endlich angekommen bin und durch die Türen des Flughafens stürme, ist das einzige, was ich höre mein Herz, das unglaublich schnell schlägt. Suchend blicke ich mich um bis ich eine mir sehr bekannte blaue Jacke entdecke.
"Shittykawa!"
Er dreht sich um und ich sehe direkt in seine braunen Augen, die vor Freude aufblitzen.
Er drängelt sich an den anderen Leuten vorbei, bis er von der Rolltreppe runter ist und kommt dann auf mich zugestürmt. Lachend fange ich ihn auf, hebe ihn hoch und drehe mich einmal.
"Iwa-chan! Ich hab dich so vermisst." Ich kann sein Lächeln spüren, als er seine Lippen auf meine drückt.
"Ich dich auch, Tōru, ich dich auch."

Es ist nicht so, dass wir uns gar nicht gesehen haben. In den letzten zwei Jahren war ich oft an diesem Flughafen. Meist bin ich während der Semesterferien zu ihm geflogen, da es so einfacher war, aufgrund seines vielen Trainings. Doch vor ein paar Tagen habe ich endlich meinen Abschluss gemacht und heute wird das letzte Mal sein, dass ich ihn abhole. Ab nächster Woche werden wir gemeinsam in Argentinien leben, ich werde meinen idiotischen Freund trainieren und ich könnte nicht glücklicher darüber sein.
Doch vorher gibt es noch etwas hier in Japan, dass wir erledigen müssen...

Pov Oikawa:

Nachdem ich den Großteil des Abends bei Iwa war und geschlafen habe, sind wir abends nochmal losgegangen, um schick essen zu gehen und seinen Abschluss zu feiern.
Ich hätte das zu unserer Oberschulzeit nie gedacht, aber Iwaizumi kann verdammt romantisch sein, wenn er will.
Er hat sogar extra ein Restaurant ausgewählt, dass in der Nähe von einem ganz bestimmten Café liegt. Noch hat es zwar nicht geöffnet, aber ich weiß, dass die Besitzerin meist bis spät abends dort ist, um alles für die Eröffnung vorzubereiten. Aus diesem Grund bringt mein Freund mich auch gerade dorthin, um ihr einen kleinen Besuch abzustatten.

Ganz gekonnt ignorieren wir das Schild, auf dem in geschwungenen Buchstaben Closed steht und treten durch die Tür. Eine kleine Klingel ertönt. Süß.
"Entschuldigung, aber draußen steht, dass wir geschlossen haben, ich möchte Sie also bitten- Oikawa?"
"Lange nicht gesehen, Hima-chan."
Sie lässt die Kartons, an denen sie bis eben zu schaffen war stehen, und kommt auf mich zu. "Du hättest ruhig etwas weniger Strandbilder schicken können. Dieses Eifersüchtig-machen ist nervig."
Lachend ziehe ich sie in eine Umarmung. "Zwei Jahre und du kannst mir trotzdem nicht sagen, dass du mich gern hast."
"Weil ich einfach gesagt, Lügen nicht ausstehen kann."
"Ein weiterer Grund, weshalb du es aussprechen solltest."
"Ach halt die Klappe, Dummkopf."
Ich lächle sie nur provozierend an und beginne dann mit der Besichtigung des fast fertigen Cafés. Sie gibt uns eine kleine Führung und erzählt uns, was sie noch alles vorhat, als plötzlich mein Handy vibriert.

Tobio-chan: Hallo Oikawa, Shoyo und ich haben ein Problem, da die Band für morgen abgesagt hat. Der Sänger hat wohl die Grippe. Kennst du jemanden, der singen kann? Einen Gitarristen haben wir. Bitte um Rückmeldung.

Tobio-chan: Hallöchen großer König, Shoyo hier. Es kann auch jemand sein, der jemanden kennt, der jemanden kennt, wichtig ist nur, dass die Person morgen Zeit hat! Freuen uns auf euch!

Oh mann, die Armen. Sie haben den Tag solange geplant und jetzt fällt so spontan die Musik aus.
"Hey, Hima-chan, sag mal, kennst du jemanden, der singen kann?"
Sie schaut mich erst verdutzt und dann beinahe verlegen an. "Ähm... nein, nicht wirklich."
"Ich schon."
Die weibliche Stimme hinter mir, veranlasst mich dazu mich umzudrehen. Eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren, einer Jogginghose und einem bauchfreien Pullover kommt auf uns zu.
"Hey, Keiko."
"Hey, Honey."
Sie begrüßt Himari mit einem Kuss, bevor sie auf sie zeigt. "Sie singt."
"Tue ich nicht."
"Doch na klar, immer beim Aufräumen?", erwidere ich.
"Aber erst, wenn alle anderen weg sind, woher weißt du davon?"
"Weißt du, wie oft ich schon was in der Bar vergessen habe? Du hattest nur immer Kopfhörer auf und hast mich nie gehört."
"Na siehst du, dann sing auch. Worum auch immer es eigentlich geht", mischt sich Keiko wieder ein.
"Die Hochzeit zwei unserer Freunde. Der Sänger ist spontan krank geworden und jetzt brauchen sie jemand neuen. Einen Gitarristen gibt es aber."
"Scheiße, echt jetzt?", unterbricht mich Iwaizumi.
"Mmh."
"Himari, du würdest den beiden echt eine Freude machen, wenn du singst", bestärkt er mich nun.
"Bitte bitte?"
"Oh Mann, von mir aus. Wann und wo?"
Iwa nennt ihr den Ort und die Zeit, während Keiko ihr anerkennend auf die Schulter klopft und ich mein Handy zücke, um Tobio Bescheid zu sagen.
"Super, du wirst es lieben!"

Pov Iwaizumi:

"Ich hasse es."
Wir haben Himari gerade vom Eingang abgeholt, da sie ihren Auftritt erst beim Nijikai hat. Das ganze Offizielle mussten wir ohne sie überstehen, doch es war ehrlicherweise wirklich witzig, das Hinata und Kageyama sich nicht so ganz an die japanischen Traditionen gehalten haben und demnach alles etwas lockerer ablief. Und ab jetzt ist sowieso der entpanntere Teil mit den jungen Leuten.
"Ach komm, du rockst das", spricht Oikawa ihr Mut zu.
"Mmh."

Nachdem wir Himari kurz rumgeführt haben, stellen wir ihr Semi vor, der als Gitarrist fungiert. Die beiden stehen in der Ecke des Wintergartens, der zu der gemieteten Location gehört und sie sprechen sich noch kurz ab, welche Songs sie kennen und spielen könnten. Himaris Stimme ist rauchig, aber trotzdem irgendwo sanft und hell.

Nach einigen Songs verlassen Oikawa und ich den Wintergarten und gehen stattdessen auf die Grünfläche, welche mit bunten Lichtern geschmückt wurde. Sogar ein Volleyballnetz ist aufgebaut. Bei den beiden Volleyballfreaks allerdings auch keine Überraschung. Und wie sollte man es anders erwarten, ist das Ehepaar genau dort zu finden.
"Hey, Kageyama!", rufe ich den beiden zu, woraufhin beide sich umdrehen. Grinsend gehen wir auf sie zu. Shoyo kommt uns schon entgegen gehüpft.
"Glückwunsch, Chibi-chan."
"Danke, Tōru!"
Auch Tobio stößt zu uns und legt seinen Arm um den Orangehaarigen.
"Dir natürlich auch Tobio-chan."
"Danke, Oikawa."
"Und wann ist es bei euch so weit?", ruft der Kleinere. "Ihr heiratet doch auch irgendwann, oder? Können wir dann alle nach Argentinien kommen, bitte?"
Ich muss schmunzeln, während Oikawa anfängt breit zu grinsen. "Ja, das ist super, dann feiern wir am Strand und spannen dort auch ein Volleyballnetz auf. Dann können alle Beachvolleyball gegeneinander spielen!"
"Wie in alten Zeiten."
"Genau! Iwa-chan, wann heiraten wir?"
Mit großen Augen klammert mein Idiot sich an meinen Arm und legt sein Kinn auf meine Schulter.
Ich hebe eine Augenbraue. "Sicher, dass du das willst?"
"Na klar. Wieso nicht?"
"Weil du mich dann nicht mehr Iwa-chan nennen könntest."
"Oh... dann nehmen wir halt deinen Namen."
"Dann wärst du selber Iwa-chan."
"Mist. Egal, wir heiraten trotzdem, ich möchte unbedingt einen weißen Anzug tragen, das wird super."
Belustigt verdrehe ich die Augen und umschließe mit meinen Fingern das kleine Kästchen in meiner Hosentasche.
Kageyama wirft mir einen mitleidigen Blick zu, während Tōru und Shoyo bereits unsere Hochzeit planen.

Doch die beiden werden von einem grauhaarigen Kerl mit Stachelfrisur unterbrochen. "Hey hey hey! Herzlichen Glückwunsch!"
Begleitet wird er von einem dunkelhaarigen Kerl mit auffallend türkisen Augen und einer angenehm warmen Stimme.
"Kōtarou, es ist unhöflich Leute zu unterbrechen, die beiden haben sich gerade unterhalten."
"Tschuldigung." Der laute Typ dreht sich mit einem Hundeblick zu seiner Begleitung um und fast könnte man meinen, seine Haare würden zusammen mit seinen Mundwinkeln nach unten sinken.
"Kōtarou, Keiji, hey! Danke!" Hinata springt auf beide zu und sofort hellt sich die Miene des angesprochenen wieder auf.
"Auch meinen herzlichsten Glückwunsch, Shoyou", erwidert der dunkelhaarige Neuankömmling.
"Shoyouuuu, kann ich beim Feuerwerk anzünden helfen?"
"Ich denke, dass ist keine so gute Idee, Bro."
Hinter dem Grauhaarigen Typ mit den Stimmungsschwankungen ist ein Kerl mit ähnlicher Frisur aufgetaucht, die jedoch auf einer Seite etwas in seinem Auge hängt und ich nehme Oikawa an der Hand, um ihn leicht aus der Menschenmasse zu ziehen.
"Komm, wir gehen uns das Feuerwerk von dort hinten anschauen."

Nicken folgt er mir in eine etwas ruhigere Ecke. Hier sind nicht so viele Lichter, weshalb ich hoffe, dass das Feuerwerk noch etwas besser wirkt. Vor allem sind hier jedoch auch weniger Leute, was mir in die Karten spielt.
Ich stelle mich hinter meinen Freund und schlinge meine Arme um seinen Oberkörper. Einige Minuten stehen wir einfach nur so da, bis über uns der erste Funkenschauer zerspringt. Ein paar weitere folgen und ohne hinzusehen, weiß ich, dass Oikawa lächelt.
"Das ist wunderschön, Iwa."
"Mmh."
Langsam löse ich meine Arme von ihm und greife mit zitternden Händen in meine Hosentasche.
Ich atme einmal tief durch und gehe dann auf ein Knie. Viel mehr Zeit habe ich auch gar nicht, da dreht er sich bereits zu mir um.
"Iwa, was-"
"Tōru. Du begleitest mich jetzt schon mein ganzes Leben und warst und bist immer mein bester Freund. Mittlerweile sogar mehr als das. Ich war zwei Jahre ohne dich, die wirklich schrecklich waren. Und nun bin ich seit zwei Jahren mit dir zusammen, welche im Gegensatz dazu die schönsten meines Lebens waren. Ich weiß, wie schwer es ist, von dir getrennt zu sein und dein Lächeln nur auf dem kleinen Bildschirm meines Handys zu sehen, aber ich möchte es nicht mehr missen, es auch in Echt sehen zu können. Jeden Abend vor dem Einschlafen und jeden Morgen nach dem Aufwachen.
Bei jedem Schritt in meinem Leben warst du an meiner Seite. Also bitte ich dich, geh mit mir noch einen Schritt weiter und heirate mich."

Oikawas Augen glitzern verräterisch bis er schließlich vor mir auf die Knie fällt und seine Arme um mich schließt. "Ja. Ja, unbedingt!
Ich nehme ihn ebenfalls in meinen Arm und nachdem wir beide aufgestanden sind und ich den Blick von dem neugewonnenen Ring an Oikawas Finger zu seinen Augen wandern lasse, verstehe ich endlich, was er damals gemeint hat. Das Funkeln in den Augen. Ich sehe es auch in seinen. Und es glitzert mit den bunten Lichtern am Himmel um die Wette.
_____________________________________________

Heyhey... ja. Das, äh, wars.

Oh Gott, ich glaube ich fange gleich an zu weinen. Das ist so ziemlich die erste Geschichte, die ich wirklich zu Ende gebracht habe und auch wenn ich mich manchmal echt zwingen musste, weiterzuschreiben, hat sie mir doch unglaublich viel Freude bereitet. Und jetzt ist die Reise von Iwaizumi und Oikawa einfach vorbei.

Wie sagt man so schön, mit einem lächelnden und einem weinenden Auge verabschiede ich mich hier von euch. Aber nicht ohne vorher noch einmal Danke zu sagen! Ich finds immer noch so surreal, dass das hier tatsächlich Leute lesen, also wirklich: danke.

Ich hoffe, ihr hattet genauso viel Spaß an der Geschichte wie ich und vielleicht sehen wir uns ja in meiner nächsten Story wieder. Oder man trifft sich mal in den Kommentaren.
Also bis dahin, hab euch lieb <3

~Sunny

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top