Von Ikea-Anleitungen und Zombieapokalypsen

Zuerst gingen wir zu den Betten. Wir hatten heute zwar schon die Kataloge durchgeguckt, aber für keine von uns war das richtige dabei gewesen, also machten wir uns einen Spaß daraus auf alle möglichen Betten zu springen und böse Blicke der Angestellten zu ernten. Emma fand relativ schnell eines. Es war weiß und unter der Matratze befanden sich noch drei Schubladen. Sie schrieb die Seriennummer wie geheißen auf und suchte nach dem Preis. „Hoffentlich ist es nicht zu teuer ..." flüsterte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Das Bett entpuppte sich als bezahlbar und wir zogen weiter.

Mein Bett rief geradezu nach mir, als wir um die Ecke bogen war es das erste was ich sah und ich lief schnurstracks darauf zu. Es war aus verschnörkeltem, schwarzem Metall und 1,80 cm breit, begeistert sah ich meine Schwester an.

„Das ist perfekt, so eines habe ich mir schon immer gewünscht! Du kennst doch diese typischen amerikanischen Filme oder? In denen haben alle Mädchen solche Betten! Ich sehe es schon vor mir," dramatisch breitete ich meine Arme aus und sah verträumt zum Bett, "eine hohe Matratze, viele Kissen und eine farblich passende Tagesdecke, um das Bettgestell sind Lichterketten gewickelt, draußen geht gerade die Sonne unter und ich sitze gemütlich mit einer Tasse Tee und einem Buch und diesem Bett!"

Emma sah mich abschätzig an. „Wenn du meinst, auch wenn ich keine Ahnung habe, welche Filme du meinst oder was bei dir farblich passend ist, seit wann hast du bitte Geschmack?" Sie lachte und ich verdrehte die Augen, leider hatte sie Recht, man sagte ja immer, dass Männer es nicht so mit Farben hatten, aber da kannten die mich noch nicht.

„Ist ja auch egal, wie viel soll das kosten?" fragte ich sie eilig.

Emma besah sich das Schild. „190$, teurer dürfte das jetzt aber auch nicht sein, oder?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich nehme es."

Immer noch begeistert, schrieb ich die Seriennummer auf und wir gingen weiter.

~

Als wir uns mit dem Rest unserer Familie am Hot Dog Stand trafen, hatte Emma ein Bett, eine Matratze, einen Schrank, ein Egal, einen Schreibtisch, einen Stuhl, ein Board, zwei Lampen und einen Teppich und eigentlich noch eine Menge mehr, aber ich nehme jetzt einfach mal an, das dich das nicht juckt, also weiter im Text.

Ich hatte ebenfalls die Dinge die meine liebe Schwester zusammen gesucht hatte, allerdings in anderen Farben und Formen. Noch dazu wird mein neues Zimmer von einer Palme geschmückt, die allerdings wahrscheinlich nicht lange halten wird, da ich keinen grünen Daumen habe ... Meiner ist eher schwarz oder so.

Dad ist bei Jacks Zettel erstmal ausgerastet, weil der Typ einfach das Budget krass überschritten hatte, statt 550, hatte er ganze 630$ da stehen. Letztendlich hatte er aber so lange rumgenörgelt, bis Dad einfach nachgegeben hatte und er seinen Willen bekam. Das fanden weder Mom noch Emma noch ich gut, warum bekam der Typ immer alles was er wollte. Wenn Emma oder ich über dem Budget gelegen hätten, wäre es Dad scheißegal gewesen, wie sehr wir ihn nerven, wir hätten was streichen müssen.

Naja, was soll's?

Nachdem ich drei Hot Dogs und den halben von Emma, die nach gefühlten drei Bissen nicht mehr konnte, verschlungen hatte, beschlossen Mom und Dad uns im Resteraunt sitzen zu lassen und sich ums bezahlen zu kümmern.

„Mommy ist komisch zu Daddy, findet ihr nicht?" fragte Emma mit dünner Stimme, nachdem die beiden weg waren.

Ich seufzte bloß, aber Jack hatte dringend etwas dazu zu sagen.

„Was erwartest du? Ich meine, er hat seine verhurte Sekretärin gevögelt und das nicht nur einmal, wärst du nicht auch komisch, wenn dein Mann das getan hätte?" Er spuckte ihr die Wörter förmlich ins Gesicht und Emma zuckte zusammen. So deutlich hatte man es ihr nie gesagt.

„Jack, nicht ..." flüsterte ich mit gesenktem Blick.

„Was nicht?! Sollten wir es nicht endlich mal aussprechen? Er, unser Vater hat 'ne junge, hübsche Hure gevögelt und ganz ehrlich? Ich kann es ihm nicht verdenken. Hast du dir Mom mal angesehen? Da würde ich auch ..."

Was er auch machen würde, sollten wir nie erfahren, da es mir reichte.

Emma sah unseren Bruder geschockt an, sie war blass, ihre Augen waren geweitet und rot, eine einzelne Träne lief ihre rechte Wange herunter, sie schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf.

Ich unterbrach Jack, in dem ich auf den Tisch schlug.

„Ich glaube du vergisst, über wen wir hier gerade reden, du Arsch! Das sind unsere Eltern und keine Fremden und selbst wenn: Wie kannst du es wagen, diese Worte vor Emma auch nur zu denken! Sie ist 11 Jahre alt!" Ich musste den Drang mit unglaublich viel Selbstbeherrschung unterdrücken, nicht durchs ganze Resteraunt zu brüllen, so wütend war ich. Ich war froh, dass Mom und Dad grade nicht da waren, sie waren bestimmt grade

unten an der Kasse, lasen sie Seriennummern vor und bezahlten dann eine unglaublich hohe Summe, ich war so wütend, ich wollte nicht, dass sie das hörten und mich dann unterbrachen. Ich wollte es raus lassen und das ging nur ohne sie.

„Ja und? Dann ist sie halt 11, sie wird es überleben." Er sah mich trotzig an, lehnte sich in diesem grünen Plastikstuhl zurück, dieses ekelhafte grün ...Seine dunkelbraunen Augen blitzten herausfordernd, ganz so, als wollte er gucken wie weit ich gehen würde.

Ich atmete tief durch, schloss kurz die Augen und massierte mir die Schläfen. Bleib ganz ruhig, Ev, das will er doch, du musst ruhiger werden, entspann dich.

Also öffnete ich meine Augen wieder und schaute ihm in die seinen. Dunkelbraun traf auf grün. „Denk einfach nach, bevor du redest, wenn du das überhaupt kannst." meinte ich dann ruhig, vielleicht blickte sogar ein bisschen Trauer durch, wenn auch unfreiwillig.

Jack machte nur ein abfälliges Geräusch und ich nahm Emma am Arm.

„Wir gehen jetzt runter, warten dort auf Mom und Dad."

„Wenn wir Zuhause sind, ist das nicht passiert, klar?" Leise, ganz leise, kamen diese Worte über Jacks Lippen. „Es ist nie passiert ..." flüsterte ich verächtlich, dann stand ich auf und schleifte Emma hinter mir aus dem Resteraunt.

~

Nachdem Vorfall im Resteraunt, gingen Jack und ich uns aus dem Weg. Emma und ich hatten Mom und Dad gefunden, wir waren nach Hause gefahren und hatten angefangen zu streichen. Mein Zimmer wurde hellgrau und weiß, Emmas hellrosa und welche Farbe Jacks Zimmer bekam, interessierte mich nicht.

Ich war noch immer wütend auf ihn, aber sie ebbte langsam ab. Mom und Dad hatten nichts von unserem Streit bemerkt, sie hatten sich lediglich angeschwiegen. Dad hatte uns kopfschüttelnd mitgeteilt, dass er eine Unsumme ausgegeben hatte, aber doch alles für uns machen würde. Klar, alles, was uns vergessen lässt, was du getan hast.

Nun saßen wir am Tisch, welchen wir sofort hatten mitnehmen können, wie ein paar andere Sachen, zum Beispiel meine Vorhänge, die Lampen und noch eine Menge Kleinkram, den ich jetzt garantiert nicht aufzählen werde, sonst langweilst du dich noch.

„Der Ikea-Mensch meinte, dass heute noch ein paar Möbel geliefert werden. Soweit ich das verstanden habe, sogar alle Betten und ihre passenden Matratzen!" sagte Dad begeistert, während Mom ihn nur unbeeindruckt ansah. „Das bringt uns mit Sicherheit viel, jetzt wo wir gestrichen haben, kann doch kein Mensch in den Räumen schlafen, schon vergessen?" Sie schnaubte abfällig und widmete sicher wieder ihrem Hackbraten.

Ich hasste Hackbraten ... Und jetzt noch mehr, er symbolisierte ab dem heuten Tag, dass unsere Familie nicht mehr aus dem Bilderbuch stammte. Nicht das ich das jemals gewollt hätte, nein, aber man sagte doch so schön, dass man die Dinge erst zu schätzen wusste, wenn man sie nicht mehr hatte, oder?

„Ist doch egal, dann haben wir halt für morgen Abend schon mal Betten! Außerdem können wir dann die Matratzen ins Wohnzimmer legen, dann müssen wir nicht mehr nur auf Decken schlafen." warf Emma schnell ein.

„Ist mir egal wie sehr es nach Farbe stinkt, ich schlafe in meinem Zimmer, klar?" sagte ich, noch eine Nacht mit meiner Familie im selben Raum würde ich wohl kaum ertragen können.

„Evan, das ist nicht gut für dich!" sagte Mom sofort schon fast hysterisch.

„Ich mache das Fenster auf."

Und so führte eins zum anderen, jetzt wo ich rebelliert hatte und es auch noch funktionierte, zogen Emma und Jack direkt nach, also warteten wir jeweils in unseren Zimmern darauf, das Ikea klingelte.

Die Wartezeit verbrachte ich damit meine Lampe aufzubauen. Sie war aus Kunststoffstücken, welche man irgendwie zusammen stecken musste, allerdings wurde ich aus der Anleitung nicht wirklich schlau ... Warum fand ich die auf Englisch nicht? Irgendwie hatten die nur eine auf Schwedisch, oder was weiß ich was das war, dazugelegt.

Schlussendlich riet ich einfach und schaffte es tatsächlich. Draußen wurde es zunehmend dunkler, ein hellrosa Licht fiel in mein Fenster und tauchte das leere, mit Vlies ausgelegte Zimmer in ein warmes Licht. Ich öffnete es auf atmete tief die klare Abendluft ein, sie vermischte sich leicht mit dem ekelhaften Geruch nach Farbe, aber ich genoss es dennoch.

Die Lampe stellte ich erstmal in eine Ecke und schaltete sie ein, unförmige Schatten wurden an die Decke geworfen.

Ich baute die Gardinenstange an, hängte die dunkelgrauen Vorhänge dran, schmiss die neu gekauften Dekokissen neben die Lampe auf den Boden und legte mich auf sie, den Blick an die angeleuchtete Decke gerichtet, darauf bedacht, die frischgestrichenen Wände nicht zu berühren.

Neben der Tür stand der Rest von meinem Ikeaeinkauf, ein dunkelgrauer Teppich, er hatte genau dieselbe Farbe wie die Vorhänge, eine Deckenlampe, Lichterketten, Bettwäsche mit dunkelgrauen Blumen auf weiß, ein weißer Schreibtischstuhl, den musste ich auch noch zusammenbauen und nach vieles Mehr.

Ich betrachtete die Uhr mit den römischen Ziffern, welche ich über die Tür hängen wollte, der Tür, welche gegenüber meines Bettes lag, oder eher dem Platz, wo es dann stehen würde. Weil ich keinen Bock hatte nichts zu tun, baute ich die Uhr und die Lampe an, danach entfernte ich das Vlies, damit ich das Bett dann auch direkt aufbauen konnte.

In diesem Moment klingelte es an der Haustür, ich hörte mehrere Schritte von verschiedenen Personen, die die Treppe herunter und zur Tür stürmten.

Ich erkannte sie. Emmas fast unhörbaren Schritt, Jacks schlurfenden, Dads regelmäßigen und Moms lauten.

Ich öffnete meine Tür und folgte ihnen.

Unten war die Hölle los, Männer in Ikeakluft rannten mit großen Kartons hinter meinen Geschwistern her, welche ihnen zeigten, wo was hingehörte.

Dad hantierte sichtlich genervt mit einer riesigen Matratze, ich musste grinsen: Ungefähr 1,80 cm breit und 20 cm hoch, das war meine!

„Dad! Das ist meine!"

Er nickte mit hochrotem Kopf. „Okay, ich trage sie dir hoch, hast du schon das Vlies weggemacht?"

Ich nickte und lief ihm hinterher in mein Zimmer, um ihn dann auch direkt anzuschreien.

„Hast du sie nicht mehr alle?! Nimm sofort die Matratze von der Wand!"

Er hatte sie ernsthaft an meine frischgestrichene Wand gelehnt, wie hirnamputiert war das denn bitte?

„Ah stimmt ja, sorry ..." meinte er hinter der Matratze und nahm sie weg. „Wo soll ich sie dann hinstellen?"

„Keine Ahnung, vielleicht raus in den Flur? Dann kann ich das Bett aufbauen und sie hinterher reintragen."

„Okay gut, dann wollen wir mal."

Er manövrierte die riesige Matratze wieder aus meinem Zimmer und lehnte sie draußen an die Wand zwischen meinem Zimmer und der Wendeltreppe.

„Hast du dein Bett schon?" fragte er mich, sich streckend. Sein Rücken knackte einmal laut und er verzog schmerzlich das Gesicht.

„Na? Wird da jemand alt?" scherzte ich und erntete einen entsetzten Blick, der mich zum Lachen brachte.

„Mach du nur deine Scherze, wenn du irgendwann alt bist und drei Kinder zu versorgen hast, werde ich dich aus meinem Grab heraus auslachen, glaub mir!" Drohend hob er seinen Finger, grinste aber breit.

„Aaaalles klar, Dad, ich werde mich daran erinnern, wenn es soweit ist ... Aber warte nein. Ich will keine Kinder."

Er zuckte mit den Schultern. „Ich werde dich trotzdem auslachen."

Ich nickte mitgespielt ernstem Gesicht. „Tu das, werter Vater, tu was du nicht lassen kannst ..."

„Hast du jetzt dein Bett oder viel mehr seine Einzelteile?"

„Nope, ich werde mal nach unten gehen und es suchen." Damit drehte ich mich um und lief eilends die Wendeltreppe zurück in den Flur.

Dort standen eine Menge Kisten rum, die Ikea-Menschen hakten Sachen auf Klemmbrettern ab und unterhielten sich mit meiner Mutter.

Als letztere mich sah, winkte sie mich zu ihr. „Schatz, dieser junge Mann bringt dir dein Bett in dein Zimmer, zeigst du ihm wo es hin muss?"

Ich nickte bloß und lief denselben Weg den ich soeben gekommen war wieder zurück, um oben, auf dem Treppenabsatz, direkt in Jack zu laufen, welcher mir schwungvoll entgegen gerauscht kam. „Kannst du nicht aufpassen?!" Kam es natürlich sofort von ihm.

„Pass doch selber auf, du Idiot!" fauchte ich noch im selben Moment.

„Ich will mich ja nicht beklagen, aber dein Bett ist schwer." Sagte der Ikea-Mensch hinter mir ächzend. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn entschuldigend an. „Sorry." Schnell trat ich beiseite und deutete auf eine Tür.

„Einfach darein, aber bitte nichts an die Wände lehnen, die sind frischgestrichen." Der junge Blondschopf nickte und verschwand in meinem Zimmer.

Jack widmete mir noch einen bösen Blick, dann ging er an mir vorbei, natürlich nicht ohne mir seine knochige Schulter nochmal in die Seite zu rammen.

Nachdem er gegangen war, blieb ich genau da, wo er mich stehen gelassen hatte, konnte mich nicht bewegen, starrte ungerührt auf einen unbestimmten Punkt irgendwo auf dem Boden und fragte mich, wie es jemals so weit kommen konnte, dass mein Bruder und ich solche Kämpfe ausfechten mussten. Mir war schon klar, dass Streits zwischen Geschwistern normal waren, ob du es glaubst oder nicht, ich hatte mich sogar schon mal mit Emma gestritten, auch wenn das schon lange her war, aber das was Jack und ich taten, war echt abartig.

Wenn ich mich recht entsann, hatten wir nie das allerbeste Verhältnis, aber seit Mom das mit Dad und Mrs. Wellington herausgefunden hatte, war es zwischen uns geradezu eisig geworden.

Ich hoffte inständig, dass es bis nächstes Jahr aus der Welt war, wenn ich den Gnom hier Zuhause ertragen musste, war das schon schlimm genug, aber sobald er auf die Highschool wechselte, hatte mein Leben keinen Sinn mehr, ich würde keinen Schritt mehr machen können, ohne das Jack es sah und wenn wir bis dahin immer noch zerstritten waren, würde er mir das Leben zur Hölle machen, da war ich mir 100%ig sicher.

Ich schüttelte den Kopf und löste mich vom Geländer, gegen welches mich Jack gestoßen hatte und ging in mein Zimmer, das der Ikea-Mensch wieder weg war, hatte ich garnicht bemerkt, er musste in meiner Trance wohl an mir vorbeigegangen sein. Erschöpft besah ich mir den großen Karton, atmete tief durch und holte mir ein Cutter, um sie aufzuschneiden. Während ich also den Karton sezierte und in seine Einzelteile zerlegte, warf ich schon mal einen Blick auf die Bauanleitung. Leider musste ich feststellen, dass diese genauso viel Sinn ergab, wie die Letzte.

Ich seufzte und breitete die Einzelteile vor mir aus, die Anleitung wollte, dass ich nun ein Bein mit einem Querstreben verschraubte, dann das nächste Bein hinzufüge, als nächstes die langen Längsstreben daran befestigte und das Ganze mit den Querbalken nochmal machte. So weit, so gut, nun hatte ich schon mal die halbe Miete: Es stand!

Jetzt brauchte das Ding nur noch ein Lattenrost und diese verschnörkelten Fuß- und Kopfenden ... Leider war das etwas komplizierter.

Die Enden waren extrem schwer und ich schaffte es nicht sie mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen zu schrauben, also musste ich wohl oder übel ein Opfer bringen. Naja, eigentlich musste die Wand eines erbringen.

Ich schob das Gestell an die Wand und lehnte die Enden an, damit ich die Hände frei hatte.

Dies funktionierte allerdings auch nur so semi gut, da die Wand zwar die Enden, aber nicht meine Kompetenz stützen konnte, klemmte ich mir einmal die Hand zwischen Gestell und Ende und schaffte es tatsächlich, fast meine Hand mit dem Schraubenzieher zu durchbohren. Soweit kam es zum Glück nicht, ich kam mit einer blutigen Schramme aus der Sache heraus.

Schlussendlich konnte ich das Lattenrost auflegen und die Matratze hineinzerren, sie aus der übermäßig großen Folie auspacken und sie on top auf das Lattenrost schmeißen.

Zufrieden mit mir und meinem Werk, stand ich leicht verschwitzt in der Mitte meines Zimmers, in dieser Folie könnte ich Jacks Leiche transportieren, sollte er irgendwann mal auf mysteriöse Weise vom Küchenmesser erstochen werden, man konnte ja nie wissen. Eventuell sollte ich sie im Keller für einen solchen Fall aufbewahren, ich meine wenn sie dazu nicht gut ist, dann bestimmt für ... Für eine Zombieapokalypse! Zombieapokalypsen waren immer ein guter Grund Dinge aufzuheben, die man im normalen Leben nie wieder benötigt.

Aber zurück zu Betten (ob Zombies wohl gerne in Betten liegen?), vielleicht sollte ich mein Bettzeug mal von unten holen, damit ich in meinem tollen, neuen Bett dann auch schlafen kann.

Unten machten Mom und Dad sich gerade ein Lager zurecht, Mom lag bereits mit einem Buch in der Hand, und wohl bemerkt dem Rücken zu Dad, auf dem Sofa, dem so gut wie einzigen Möbelstück, welches wir aus Washington mitgebracht hatten. Dad legte grade alle Decken die sich irgendwie in unserem Besitz befanden, übereinander, wahrscheinlich um den Boden, auf dem er gleich schlafen würde etwas bequemer zu machen.

Ich hörte sie reden, also blieb ich vor der Tür stehen, trat ein bisschen zurück, sodass sie mich nicht sahen, ich sie allerdings auch nicht und lauschte, keine Ahnung warum, vielleicht weil ich die beiden seit dieser Sache nicht mehr so wirklich hatte reden hören.

„Das ist doch albern, man kann das Sofa ausziehen, dann würden wir beide darauf schlafen können!" sagte Dad leicht genervt.

„Du schläfst solange auf dem Boden, bis ich diese Bilder von dir und Mrs. Wellingbitch auf dem Sofa in deinem Büro vergessen habe." Kam es verächtlich ja, sogar etwas angewidert von Mom, woraufhin Stille herrschte, man konnte ihn nur kurz seufzen hören.

Ich hatte nicht gewusst das Mom die beiden erwischt hatte, uns erzählte sie, sie habe es durch ein Gerücht und seine Telefonrechnung herausbekommen.

Nach einer Pause, ergriff Dad wieder das Wort. „Ich verstehe, dass du wütend bist, aber ..."

Sie unterbrach ihn.

„Garnichts verstehst du!" sie schrie fast, ich hörte die Tränen in ihren Augen, es zerriss mir fast das Herz. „Maria, ich habe mich entschuldigt ... Tausendmal, es ist vorbei und ich bereue es, mich für Monate auf dem Boden schlafen zu lassen, wird unsere Probleme auch nicht lösen!"

Ich hörte, wie etwas zu Boden fiel, wie ein Buch zugeschlagen wurde und wie nackte Füße übers Parkett liefen. „Und genau weil du so reagierst wie du nun mal reagierst, wirst du auf dem Boden schlafen! Du denkst an Monate? Ich denke verdammt nochmal an Jahre und glaub mir, wenn ich es will, kannst du auf diesem herrlichen Parkett schlafen bis wir alt und hässlich sind, bis wir unseren letzten Atemzug tun, dann wirst du auf dem Boden verrecken und keinen wird es jucken!"

Mir stockte der Atem, in ihrer Stimme schwang so viel Hass mit, das hatte ich noch nie bei meiner liebevollen und warmherzigen Mutter gehört, ehrlich gesagt, dachte ich immer, sie wüsste garnicht was das ist, Hass.

Jetzt aber spuckte sie ihm ihre Meinung verächtlich ins Gesicht, doch sobald der Strom an Worten abebbte, hörte ich sie leise schluchzen.

Mir selbst kroch bei dem Geräusch das salzige Wasser in die Augen und ich musste mich zusammenreißen, nicht auch zu heulen. Wieder trat eine erdrückende Stille ein, sie surrte in meinen Ohren, machte mich irre.

„Fass mich nicht an!" schrie sie plötzlich halblaut.

Ich hörte erneut Schritte auf dem Parkett, schnelle Schritte, ganz so als würde Mom vor etwas weg laufen, vor Dad, natürlich, wer sonst.

Er folgte ihr, seine Schritte mischten sich unter die ihren und ich schloss meine Augen, ich sah sie zwar nicht, aber mir schossen schreckliche Bilder durch den Kopf. Und dann, ganz plötzlich, war die Verfolgungsjagd durchs Wohnzimmer beendet, wurde durch das viel zu laute Klatschen von einer Hand, welche auf eine Wange aufschlug abgeschlossen.

Sofort stürmte ich rein und was ich sah, brachte das Wasser in meinen Augen dazu zulaufen. Mom, mit noch immer leicht erhobener Hand, einzelne Tränen tropften noch von ihrem gerötetem Gesicht, starrte ungläubig erst auf die eben genannte Hand, dann auf Dads gerötete Wange und wieder zurück. Dad starrte sie nicht minder entsetzt an.

Ich schüttelte panisch den Kopf, sowas passierte bei uns nicht, niemals. Wir waren doch die Scotts, eine Musterfamilie, bei denen sowas nicht vorfiel.

„Hört auf, alle beide!" Brüllte ich in den Raum. Er war zu leer, mein viel zu lauter Schrei prallte wieder von den kahlen Wänden ab und die Schallwellen kamen in unsichtbarer Bedrohlichkeit zurück zu mir.

Stumme Tränen rannen in Sturzbächen meine Wangen herunter und ich schüttelte erneut den Kopf.

„Evan ..." kam es leise von Mom, aber deshalb nicht weniger entsetzt.

„Schatz, tut mir leid dass du das miterleben musstest, aber ich kann dir versichern, dass zwischen deiner Mutter und mir alles gut ist, dass ist nur ein liebevoller Streit." Mein Vater lächelte.

Ich sah ihn verächtlich an.

„Mir tut's auch leid, aber nicht um mich, sondern um Mom, mir tut's leid für sie, dass sie über ein so schlechtes Urteilsvermögen verfügt, dass sie so einen Idioten geheiratet hat."

Zu meiner Überraschung hatte keiner der beiden darauf etwas zu sagen, außer nach einer Weile Mom, allerdings kam von ihr nur ein „Das ist nie passiert, geh auf dein Zimmer und vergesse es, Jack und Emma erfahren nichts, klar?"

Meine Tränen versiegten und ich sah nun sie fassungslos an. „Natürlich, vergessen wir das einfach ... So wie wir immer alles vergessen, hab ich Recht, Mom?"

Ich stürmte an den Beiden vorbei, schnappte mein Bettzeug und verließ das Wohnzimmer im Sturmschritt.

~

Und dies, werter Fremder, war der erste Tag, an welchem ich mich auf die Highschool freute. Wohl, weil ich wusste, dass sie weit weg von hier war, einem Haus in dem ich mich den Problemen dieser Familie stellen musste.

An diesem Abend brachte ich nicht mehr viel fertig, ich bezog lediglich mein Bett neu, die alte Bettwäsche roch nach Wohnzimmer und ich wollte auf keinen Fall in den Erinnerungen daran schlafen, was heute passiert war.

Sie sagte, es sei nie passiert und glaube mir, als ich am nächsten Tag aufstand, war es das auch nie

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Guten Abend meine lieben Leser :D

Dieses Kapitel kommt frisch geschrieben von Word, ich habe hieran zwei Tage gesessen und echt viel Arbeit rein gesteckt :'D Von daher würde es mich meeega freuen, wenn ihr mir einen Kommentar da lassen würdet, hehe, was sagt ihr bis jetzt? Mögt ihr es? Sonstiges halt xD

Ich übrigens voll stolz auf mich, das hier sind fantastische 3793 Wörter, Leute o_O

Na denn, bis irgendwann, muss jetzt erstmal an einem neuen arbeiten xD

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