Sorgen
Der Rest des Abends war bizarr, nachdem wir das Lied zu Ende gesungen hatten, hatte Adam glatt ein paar Tränen der Rührung vergossen und uns ans Buffet gebeten, wo er eine lange Rede über Freundschaft hielt und wir in Applaus verfielen, danach hatte er aus der hintersten Ecke seines Haus eine CD rausgekramt die er als Hintergrundmusik einlegte, danach überreichten wir ihm seine Geschenke und alles schien im Lot zu sein, doch anstatt mich zu amüsieren saß ich mit Max in einer Ecke, damit hatte ich Bellas Regeln nicht missachtet, doch warf sie mir trotzdem böse Blicke zu, die ich jedoch ignorierte.
„Er geht nicht an sein Handy, was wenn ihm was passiert ist?" Sagte Max voller Sorge, er versuchte nun zum hundertsten Mal Jacob anzurufen, welcher auch bei diesem Versuch nicht ranging.
Ich legte ihm eine Hand auf die Schuler. „Bestimmt hat er es nur vergessen und sein Handy verlegt oder der Akku ist leer. Es gibt bestimmt eine ganz logische Erklärung dafür, denkst du nicht? Komm schon Max, es würde Adam glücklich machen wenn du dich ein bisschen amüsierst und Tasha guckt schon die ganze Zeit zu dir rüber."
Missmutig schüttelte er den Kopf. „Tasha steht auf Cole, warum sollte sie mit mir tanzen wollen?"
„Warum gibst du so leicht auf? Lass sie vergessen das es Cole gibt."
Er sah mich demotiviert an. „Wie denn? Sie steht auf Sportler, nicht auf Loser."
„Du bist kein Loser, du bist einzigartig und auf jeden Fall besser als alle Sportler dieser Welt zusammen, Tasha sollte sich glücklich schätzen."
„Ich fürchte du bist die einzige die das so sieht, aber danke." Meinte er niedergeschlagen und ich klopfte ihm auf den Rücken.
„Noch bin ich die einzige, aber wenn du dir ein bisschen Mühe gibst, wird das irgendwann jeder sagen, dann brauchst du mich nicht mehr." Ich lächelte ihn milde an und er schüttelte erneut den Kopf.
„Ich werde dich nicht austauschen, selbst wenn ich es könnte, aber ich denke ich fange erst Montag damit an beliebt zu werden, heute fahre ich zu Jacob."
Ich sah mich hektisch um, Tasha war auf der anderen Seite des Raumes und warf Max traurige Blicke zu, also fasste ich einen Entschluss.
„Nein, heute gehst du zu Tasha und tanzt mit ihr und ich fahre zu Jacob, okay? Sag mir seine Adresse."
Er sah mich erstaunt an. „Ich wusste gar nicht dass dir so viel an ihm liegt."
„Ich mache das für dich, nicht für Jacob, okay?"
Nach längerem Überlegen nickte Max und kritzelte mir Jacobs Adresse auf eine Serviette und ich stahl mich davon, ich wollte nicht dass irgendjemand mich aufhielt oder mitkam, ich wollte alleine gehen.
Als ich ein Stück von Adams Haus entfernt war, setzte ich mich auf eine niedrige Mauer, meine Füße taten fürchterlich weh. Ich zog mein Handy hervor und gab die Adresse bei Google Maps ein, mir wurde eine Route berechnet und ich humpelte zur nächsten Bushaltestelle.
Es war mittlerweile schon spät, eine sternenklare Nacht hatte sich über San Francisco gesenkt und die Temperatur fiel, eine leichte Gänsehaut überzog meine Arme, ich fröstelte und wünschte ich hätte eine Jacke dabei gehabt, ein sehr kurzes, ärmelloses und rückenfreies Kleid war eindeutig zu wenig.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich der Bus und ich setzte mich in die Wärme. Außer mir saßen nur zwei andere Leute hier. Ein Punk mit einer Bierflasche in der Hand und eine alte Frau mit Haarnetz.
Ich saß einfach da und starrte aus dem Fenster, nach einer Weile holte ich mein Handy erneut raus, hoffte auf eine Nachricht von Jacob, doch da war nur ein Wo bist du?! von Isabelle.
Ich antwortete nicht und packte es wieder ein.
Kurz vor der Endstation musste ich laut Google aussteigen, nun stand ich orientierungslos in der Kälte und sah den Rücklichtern des Buses hinterher, verzweifelt suchte ich nach einem Anhaltspunkt, doch fand ich keinen, erneut ließ ich mir die Route berechnen und folgte den Anweisungen durch ein paar kleine Straßen deren Häuser alle gleich aussahen, ich fragte mich, wie ich jemals den Weg zurück finden sollte.
Schließlich stand ich vor einem grauen Haus, der Putz bröckelte und die dreckigen Gardinen waren zugezogen, doch konnte ich hinter ihnen Licht erahnen.
Es wirkte trostlos, dieser Ort wollte einfach nicht zum lachenden Jacob in der Mensa passen, der mir meinen Donut geklaut hatte, nein, das ging einfach nicht.
Ich trat an die Tür und überprüfte das Klingelschild, der Nachname stimmte, also klingelte ich zögerlich, während ein hässliches Geräusch hinter der hölzernen Tür erklangen schlug mir mein Herz bis zum Hals.
Nach einer Zeit hörte ich ein genervtes Brummen und schwere Schritte, die Tür wurde aufgerissen und ein riesiger Junge sah mich aus fiesen Augen an.
Er war das böse Ebenbild Jacobs, dieselben Haare, dasselbe Gesicht, sogar dieselbe Haltung.
„Was willst du?" Fragte der Junge mich, seine Stimme war tief und kratzig, er roch nach Alkohol.
„Ist Jacob da?" Fragte ich kleinlaut, ich war nervös.
„Was willst du von ihm? Wer bist du überhaupt?" Er fixierte mich und sofort bereute ich es, dass mein Kleid so kurz war, sein Grinsen war ekelhaft, ich wollte gar nicht wissen was sich grade in seinem Kopf abspielte.
„Verdammt, mein kleiner Bruder hat sich 'ne Bitch geklärt!" Sein Blick wurde immer widerlicher, ich fühlte mich unwohl.
„Ist er jetzt da oder nicht?"
Anstatt mir zu antworten drehte er sich um und schrie: „Jacob, schwing deinen Arsch hierunter, deine Bitch ist da!" Bei diesen Worten zuckte ich zusammen, der Junge, Jacobs großer Bruder, lachte böse.
„Willst du reinkommen, Süße?"
„Nein, passt schon." Murmelte ich leise und starrte zu Boden, bis ich plötzlich eine mir vertraute Stimme hörte.
„Evan?!"
Ich sah erleichtert auf, doch erschrak sofort, sein Bruder war verschwunden, Jacob stand am Türrahmen gelehnt da, das Gesicht schmerzvoll verzogen, er hielt sich krampfhaft die Seite, sein rechtes Auge war blau angeschwollen und seine Lippe aufgeplatzt, ich hielt mir die Hand vor den Mund und riss die Augen auf.
„Oh mein Gott." War alles was ich hervorbrachte, er grinste angespannt.
„Du siehst wunderschön aus." Kam es heiser von ihm.
„Was ... Was ist denn mit dir passiert?!" Fragte ich geschockt, er verlagerte sein Gewicht anders und zuckte voller Schmerzen zusammen.
„Ich bin gestolpert und die Treppe runter gefallen, dabei ist mein Handy kaputt gegangen, deshalb konnte ich euch nicht anrufen, sorry."
Ich konnte ihn nur voller Entsetzen ansehen. „Du siehst echt übel aus, was ist mit deinen Rippen?" Ich deutete auf seine Hand, die er auf seine Seite drückte.
Er machte mit der freien Hand eine wegwerfende Handbewegung. „Da ist nichts, alles gut, das tut morgen nicht mehr weh."
Ich zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. „So sieht das aber nicht aus, sicher dass sie noch ganz sind?"
„Ja, alles cool, es ist alles gut."
Ich verschränkte die Arme. „Dann lass los und nimmt die Arme hoch, dreh dich, wenn du das kannst glaube ich dir, wenn nicht solltest du in ein Krankenhaus, was wenn sie gebrochen sind?"
Er sah mich eine Zeit lang mit finsterem Blick an, dann seufzte er. „Kein Problem."
Er ließ seine Seite los und zuckte erneut, dann hob er seinen Arm ungefähr zwanzig Zentimeter bis er abbrach und laut fluchte.
„Sag ich ja, komm schon, du musst ins Krankenhaus!"
Er schüttelte den Kopf. „Nein, muss ich nicht, ich leg mich einfach hin und morgen passt das wieder, ich bin Verletzungen vom Football gewohnt, entspann dich."
Ich stemmte, ähnliche wie Isabelle vorhin, meine Hände in die Hüften, die Kälte und die Schmerzen in meinen Füßen waren vergessen. „Ich kann mich nicht entspannen wenn du so aussiehst und nicht zu einem Arzt gehen willst, verstanden?"
Er verdrehte die Augen. „Was juckt dich das überhaupt?"
Gute Frage.
Hilflos rang ich mit den Händen, doch brachte es alles nichts. „Du gehörst mit zu meinen Freunden und um Freunde macht man sich Sorgen, okay? Also können wir jetzt bitte in ein Krankenhaus fahren?"
Er starrte mich genervt an, seine Kiefer mahlten ununterbrochen. „Selbst wenn sie gebrochen ist, können da auch keine Ärzte was machen, die muss von alleine heilen, das kannst du überall nachlesen, okay? Ich habe mir schon mehr Rippen gebrochen als ich zählen kann, mein Trainer taped die dann immer, so dass sie mehr gestützt werden und nach ein paar Wochen merkt man nichts mehr."
Unentschlossen stand ich da, langsam wurde mir wieder kalt, eine dicke Gänsehaut wanderte mir von den Schultern den Rücken herunter bis in die Beine, ein Windstoß brachte mich zum Zittern, Jacob sah mich abschätzig an.
„Kalt?"
„Neeein, wie kommst du bloß darauf?!" Fragte ich genervt und er grinste schief. „Du holst dir den Tod da draußen, entweder du kommst rein oder du gehst nach Hause."
In meinem Kopf ratterte es, eigentlich war ich überhaupt nicht scharf auf ein weiteres Treffen mit seinem Bruder, aber andererseits strahlte mir von der offenen Tür aus eine leichte Wärme entgegen die eindeutig zu verlockend war, also nickte ich. „Ich komme kurz rein, wenn es keine Umstände macht."
Er trat langsam und bedacht einen Schritt zurück, so dass ich eintreten konnte und deutete in den Flur. „Du bist herzlich willkommen, sieh dich nur nicht um." Das letzte sagte er abfällig und erst als ich den engen, kleinen Flur entlang lief wusste ich was er meinte.
Die Wände waren kahl, als die Türen wirkten schäbig und das Licht dreckig. Das trostlose Haus hielt was es von außen versprach.
Auf dem Boden lag teilweise schmutzige Wäsche, ein paar leere Flaschen waren auch zu sehen und am Ende war eine nackte Holztreppe zu erkennen.
„Da hoch und dann die erste Tür links, da sieht es besser aus, versprochen." Sagte er hinter mir und ich kämpfte mich mit diesen verboten hohen Schuhen die ebenfalls enge, knarzende Treppe hoch.
Es roch hier abgestanden und auch ein bisschen nach Alkohol, aus einem Raum weiter hinten hörte man laut einen Fernseher laufen.
Vorsichtig öffnete ich die mir beschriebene Tür, doch bevor ich den Raum dahinter betreten konnte, hörte ich ein klatschen hinter mir.
Ich drehte mich um und Jacobs ältere Kopie feixte mir ekelhaft entgegen. „Gratulation kleiner Bruder, du hast sie ins Haus gekriegt, was passiert als nächstes?"
Jacob schob sich an ihm vorbei und verdrehte die Augen. „Ignoriere Aaron einfach, okay?"
Ich nickte stumm und Aaron lachte schmierig, doch ich drehte mich wieder dem Raum zu, welcher im krassen Kontrast zum Rest des Hauses stand.
Es war zwar auch unaufgeräumt, doch trotzdem sauber und einladend. Unter der Dachschräge stand ein nicht gemachtes Bett, auf dem Schreibtisch links neben der Tür türmten sich Schulbücher und an der Wand darüber hing ein Patriotsposter.
Der Kleiderschrank war halb offen und Klamotten quollen hervor, das Fenster stand offen und der Wind spielte mit den Vorhängen.
Jacob humpelte durch den Raum und schloss es, dann drehte er die Heizung etwas auf und ließ sich ächzend auf seinem Schreibtischstuhl nieder.
„Setz' dich einfach, ist zwar nicht aufgeräumt, aber ich hoffe das stört dich nicht." Er machte eine flüchtige Geste ins Zimmer und ich ging zur einzigen noch freien Sitzgelegenheit – Seinem Bett.
Ich setzte mich unsicher darauf und sah ihn unschlüssig an, das alles war eindeutig unangenehmer als ich es erwartet hatte.
Während ich irgendwie versuchte mein Zittern wieder unter Kontrolle zu bekommen, kramte Jacob geräuschvoll in einer Schublade, bis er triumphierend eine Rolle blaues Tapeband hervor holte.
„Siehst du, ich tape das später wenn du weg bist einfach und dann passt das, keine Sorge."
Ich nickte. „Okay."
Ich hasste es, dass ich so schüchtern war, ich wollte in diesem Moment einfach nur schnell wieder weg, auch wenn das dumm klang, aber egal.
Es lag auch nicht an Jacob, es war einfach dieses Haus, sein Bruder und der Anlass, es fühlte sich nicht richtig an. Nervös begann ich auf meinem eiskalten Bein rum zu trommeln.
Jacob deutete auf mein Kleid. „Hast du keine Jacke oder so?"
Ich schüttelte den Kopf und er seufzte. „Warum nicht, es ist Herbst."
„Es war nicht geplant durch halbe Stadt zu fahren um zu gucken ob du noch lebst." Meinte ich kühl und er machte ein betroffenes Gesicht. „Sorry, hast ja Recht. Aber es ist nicht gut in so einem Kleid alleine um diese Uhrzeit draußen rumzulaufen ..."
Da hatte er wohl nicht ganz Unrecht, doch ich zuckte nur mit den Schultern. „Was soll schon passieren, außer dass ich erfriere?"
Er warf mir einen bösen Blick zu. „Das weißt du genau."
Ich verdrehte die Augen. „Ja, Dad."
„Kein Grund frech zu werden, du hast selbst gesagt das man sich um Freunde Sorgen macht, also darf ich das wohl auch, oder etwa nicht? Es ist 'ne dumme Idee jetzt noch so rumzulaufen, es gibt immer irgendwelche Idioten, klar?"
Ich schnaubte verächtlich. „Und was soll ich jetzt machen? Hier warten bis es hell wird oder was?"
„Nein, natürlich nicht, aber ich bringe dich nach Hause, du brauchst gar nicht so zu gucken, das ist nicht zu diskutieren."
Ich biss mir auf die Lippe und verkniff mir meinen Kommentar. Nach einer Weile seufzte ich. „Okay, aber nur wenn Isabelle nichts davon erfährt."
Der Gedanke, dass sie davon hören könnte, machte mir Kopfschmerzen, sie würde komplett ausrasten und es Emma erzählen und dann kam ich nie wieder aus dieser Sache raus und das wollte ich auf gar keinen Fall riskieren.
Jacob hob fragend eine Augenbraue doch ich schüttelte den Kopf. „Nicht fragen, einfach machen."
Er zuckte mit den Schultern. „Okay, von mir aus, sag wenn du los willst."
Am liebsten wäre ich sofort aufgesprungen, doch das kam mir irgendwie unhöflich vor, also sah ich auf mein Handy. Es war mittlerweile schon halb elf und Max hatte sechsmal versucht mich anzurufen.
Ich seufzte. „Max hat angerufen."
Jacob fuhr sich durchs Gesicht. „Wenn er fragt, es ist alles okay, ich habe nur mein Handy fallen lassen und die Party vergessen."
Ich sah ihn lange an. „Warum? Er wird morgen eh sehen, dass du die Treppe runtergefallen bist, so wird er das nur Adam erzählen und dann ist der sauer, weil du angeblich seine Party vergessen hast."
Jacob klopfte ungeduldig mit seinen Fingerköcheln auf dem Tisch rum. „Mach doch bitte einfach."
„Na gut ..."
Ich drückte auf Rückruf und Max ging beim ersten Klingeln ran.
„Alles okay? Wo bist du solange?" Fragte er hektisch.
„Es ist alles gut, ich bin bei Jacob." Sagte ich ruhig und Max atmete erleichtert auf.
„Sehr gut, was ist mit ihm?"
Ich sah Jacob an, dieser hatte seine Stirn in Falten gezogen und bedachte mich mit einem kritischen Blick.
„Der hat sein Handy runtergeschmissen und hat die Party vergessen. Alles okay." Erklärte ich Max, welcher lachte.
„Das ist mal wieder typisch, aber gut dass alles klar ist. Kommt ihr nochmal zur Party?"
„Nein, ich bin müde und meine Füße tun fürchterlich weh, Isabelle hat mir diese verdammten Schuhe geliehen und ... Glaub mir, ich sterbe wenn ich nochmal tanze, sag Adam sorry von mir. Und Jacob schafft es nicht mehr, der hat jetzt auch nichts passendes zum Anziehen da, tut ihm sehr leid."
„Oh, okay schade. Schaffst du es von Jacob nach Hause, oder soll ich dich abholen –Es ist schon spät."
„Alles gut, ist nicht weit, das schaffe ich allein."
„Okay, dann sag Jacob von mir, dass ich ihm morgen eine Klatsche für seine Vergesslichkeit, bye."
„Mach ich, bye." Antwortete ich und legte auf.
Jacob nickte anerkennend. „Bist 'ne gute Lügnerin."
„Danke ..." Murmelte ich und packte mein Handy weg, ob das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung war wusste ich nicht, es war mir auch egal.
„Wollen wir los?" Fragte ich und er nickte, ging zu seinem Schrank und zog einen schwarzen Hoodie raus, welchen er mir reichte.
„Nimm' sonst frierst du gleich wieder."
Ich ergriff ihn und zog mir den dicken, flauschigen Stoff über den Kopf, sofort verschwand die Gänsehaut und ich fühlte mich wohler, wenn ich jetzt noch diese blöden Schuhe los werden könnte und in meinem Bett liegen würde, wäre es perfekt.
Doch bis dahin war es noch ein langer Weg.
Wir verließen langsam das Haus, zusammen humpelten wir die ruhigen Straßen entlang bis zur Bushaltestelle.
„Wie war die Party eigentlich?" Fragte Jacob und durchbrach die drückende Stille zwischen uns.
Ich war froh dass wir wieder redeten und ließ meine Fingerknöchel knacken. „Sie war ... Interessant."
Er lachte kurz auf. „Das waren sie schon immer."
„Habt ihr je I've had the time of my life acapella gesungen und dabei total verrückt getanzt?"
Jacob kratzte sich am Kopf. „Nein, aber es gibt ja immer ein erstes Mal ..."
„Adam war sehr unglücklich." Stellte ich kühl fest und starrte auf einen unbestimmten Punkt auf der anderen Straßenseite, Totenstille entstand.
Nach einer gefühlten Ewigkeit fuhr er sich durchs Gesicht. „Tut mir ehrlich leid."
„Sag das nicht mir, sondern Adam. Aber was sollst du auch machen, es war halt ein blöder Zufall mit der Treppe und dem Handy, das wird er schon verstehen, aber ich kapier nicht, warum du nicht wolltest, dass ich Max sage was passiert ist."
„Weil Max sich dann nur aufgeregt hätte."
Ich drehte mich verwundert zu ihm. „Warum?"
Genervt kickte Jacob einen Kiesel vom Gehweg auf die verlassene Straße. „Sowas ist mir in letzter Zeit öfter passiert und er meint irgendwas stimmt nicht mit mir, dass ich ständig das Gleichgewicht verliere und so und dann hat er irgend so 'nen Artikel über Hirntumore bei Footballspielern ausgegraben und immer wenn so was wie heute passiert rastet er wieder aus und geht in den Mom-Modus über, ich ertrage das nicht, ich hab keinen Tumor."
„Er macht sich doch nur Sorgen, heißt ja nicht dass du direkt einen Tumor hast." Meinte ich, doch er schüttelte nur den Kopf und hielt sich wieder die Seite.
„Es nervt einfach, okay? Außerdem hätte er dann herkommen wollen und all so'n Scheiß und das will ich nicht. Hat schon gereicht das du gekommen bist."
Ich hob eine Augenbraue. „Das nächste Mal bist du mir scheißegal und lasse dich am Fuß der Treppe verrecken, wenn dir mein Besuch schon zu viel war." Meine Stimme war kalt, ich sah stur geradeaus und verschränkte meine Arme.
„So war das nicht gemeint." Sagte er leise, ich spürte seinen Blick auf mir, doch ich sah weiterhin weg.
„Ist doch egal." Fauchte ich, ich hasste es das ich mich so angegriffen fühlte.
„Nein, das war nur ... Ich mag es nicht wenn Leute bei mir sind, vielleicht hast du das Haus ja gesehen und ich glaube meinen Bruder findest du genauso unsympathisch wie ich, das hat nichts mit dir zu tun. Mir ist es einfach unangenehm, wenn andere sehen wie meine Familie ist oder wie ich lebe."
Jetzt tat er mir leid und ich lächelte ihn vorsichtig an. „Kann ich verstehen, alles gut."
„Danke."
~
Vor meinem Haus angelangt wollte ich mir den Pullover über den Kopf ziehen, doch er schüttelte den Kopf. „Nein, gib mir den Montag."
Also ging ich rein, als ich in meinem Zimmer stand und aus dem Fenster sah konnte ich ihn in der Dunkelheit erahnen, wie er die Straße herunter schlich.
Als ich abends schlafen ging, war das letzte an das ich mich erinnerte ein komisches Gefühl im Bauch.
*****************
Hey Leute,
ja ich wei0, irgendwie ist dieses Kapitel sehr von Klischees behaftet, aber hey, was soll's XD
Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen - irgendwelche Meinungen zum Thema Jacob? Es würde mich brennend interessieren :)
Macht euch nen schönen Abend, bis denn!
LG gefailt
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top