Geschwisterliebe

Als ich an diesem Dienstag nach Hause kam, waren Mom, Dad und Emma noch nicht da, Jack traf ich an, als er die Haustür aufschließen wollte.

Er trug eine tiefsitzende Jeans, ein zu großes Footballtrikot und eine umgedrehte Cap, er bemerkte mich nicht, seine Musik war so laut, dass ich sie klar mithören konnte als ich hinter ihn trat. Deutlich war die die Stimme von The Weeknd zu hören, wie er Starboy sang, Jack nickte vertieft im Takt der Beats mit und ich hatte nicht vor ihn zu stören.

So hatte ich meinen Bruder immer am meisten gemocht, wenn er sich unbeobachtet fühlte, war er so ganz anders. Jack hatte immer das dringende Bedürfnis sich zu behaupten, cool zu wirken, lässig und desinteressiert, das nervte auf Dauer ziemlich, man konnte nichts sagen, ohne korrigiert zu werden, jeder Schritt wurde mit einem missbilligendem Blick quittiert und wenn man etwas vorschlug, war er gelangweilt, ich konnte nicht mehr zählen wie oft ich ihn hatte umbringen wollen, doch sobald dieser Junge sich alleine fühlte, wurde er ruhig, entspannt und ja, fast friedlich. So wie jetzt, ein leichtes, fast unmerkliches Lächeln lag auf seinen Lippen als er die Haustür aufschloss und eintrat, schnell folgte ich ihm, in der Hoffnung weiter unbemerkt zu bleiben, was aber leider nicht so ganz funktionierte, er drehte sich um, um die Tür hinter sich zu schließen, erblickte mich, zuckte heftig zusammen und stieß einen erstickten Schrei aus, sofort machte ich ein entschuldigendes Gesicht.

„Sorry Brüderchen."

Mit immer noch vor Schock weit aufgerissenen Augen nahm er seine Kopfhörer ab und die Musik wurde noch lauter.

„Alter, willst du mich umbringen?!"fragte er dann genervt, was hatte ich gerade gesagt?

„Ja Sorry ...", meinte ich und zog meine Schuhe aus, „denkst du etwa, das war meine Absicht?"

Dazu sagte Jack einfach nichts, er setze seine Kopfhörer wieder auf, warf mir einen genervten Blick zu und stapfte schlecht gelaunt wie eh und je die Treppe hoch ... Mal wieder mit dreckigen Schuhen, Mom würde ihn töten.

Ich seufzte, von seinem Lächeln keine Spur mehr.

Bevor ich seinem Beispiel folgte und mich in mein Zimmer begab, machte ich einen Umweg zum Kühlschrank um mir Eistee zu holen, ich leerte ihn und schmiss die Verpackung in den Müll, mit meinem Glas lief ich nun die Treppe in mein Zimmer hinauf und wurde von nackten Wänden empfangen, das wiederum machte mir schlechte Laune, das vermittelte nun so gar nicht das Gefühl von Heimat ...

Ich ließ mich auf mein Bett fall und trank meinen Eistee, kurz überlegte ich meine Deutschhausaufgaben zu machen, aber laut meinem Stundenplan hatte ich erst Donnerstag wieder Deutsch, also konnte ich das wohl auf Mittwochnacht verschieben, also lag wieder nutzlos in meinem Zimmer rum.

Mir kam tatsächlich der Gedanke zu Jack zu gehen, aber naja, ich wollte keinen Streit vom Zaun brechen, wenn es keinen Grund dafür gab, also setzte auch ich meine Kopfhörer auf und schloss die Augen.

„And we will never be alone again 'cause it doesn't happen every day kinda counted on you being a friend kinda covered it up and threw it away ..."

~

Die restliche Woche verlief ehrlich gesagt recht unspektakulär, was du dir ja sicherlich denken konntest, sonst hätte ich sie dir ja genauer geschildert. Naja, ich hatte Max nicht mehr gesehen, Adam wusste nicht wo er war und ich hatte seine Nummer nicht, also konnte ich ihn auch nicht persönlich fragen. Isabelle und ich verbrachten viel Zeit miteinander, sie war ein interessanter Mensch, wir waren zwar in vielen Dingen sehr verschieden, aber ich glaube, ich habe in dieser kurzen Zeit mehr gelacht als in den gesamten Sommerferien.

Ikea hatte bis Samstag alle unsere Möbel geliefert und der Sonntag wurde mit Daumen zerhämmern und Nachbarn stören verbracht.

Als ich am Montag wieder in die Schule ging, hatte ich bereits einen neuen Stundenplan, der nun weitaus weniger Freistunden beinhaltete als der letzte, aber egal.

Ich hatte den morgen bis zum Schulbeginn zusammen mit Bella, wie ich sie nun nannte, in der Mensa verbracht, Max war immer noch nicht in Sicht.

Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht was mich das interessierte, insgeheim hatte ihn wohl oder übel doch ins Herz geschlossen.

Heute war Mittwoch, ein ausgesprochen langer Tag, ein grässlicher noch dazu, wenn man bedachte dass ich Mathe mit Jennifer und Sport mit Alexandra hatte, bei letzterem stand mir allerdings Bella bei, wofür ich mehr als dankbar war. Gegen Jennifer und die Zahlen, die fast genauso schlimm waren wie sie, musste ich mich wohl alleine behaupten.

Offenbar war unsere liebe Miss Brown in Mathe genauso lustlos und/oder untalentiert wie in Deutsch, immer wenn Mr. Curve sie aufforderte etwas zu tun, weigerte sie sich entweder stumm oder erklärte ausführlich das die Aufgabenstellung völlig sinnlos wäre, bei letzterem musste ich ihr allerdings recht geben, ich fragte mich gerade ernsthaft, wann ich in meinem Leben je wieder das Volumen einer Kugel ausrechnen wollte, aber gut, keiner hatte gesagt, dass Schule Sinn ergeben musste, oder?

Als ich endlich aus dieser Folterung kam, erblickte ich Jennifer die im schnellen Schritt auf mich zukam, wow, sie traute sich das auch ohne ihr Gefolge ... Respekt!

Ich verdrehte die Augen und versuchte rechtzeitig wegzukommen, aber sie war leider besser als die Stöckchen vom Catwalk, sie konnte auf diesen Schuhen, die eigentlich eher aussahen wie Mordwaffen, nicht nur laufen sondern auch rennen.

Sie holte mich ein und blieb direkt vor mir stehen. „Du willst das echt durchziehen, oder?" fragte sie giftig, die braunen Augen zu Schlitzen zusammen gekniffen.

Verwirrt sah ich sie an. „Hä was?"

„Du willst dich ernsthaft mit mir anlegen?"

Ich seufzte. „Weißt du, ich verstehe einfach nicht wo euer Problem ist, ich tue doch eigentlich gar nichts, oder? Schön, ich habe mich nicht so richtig für deine Regeln interessiert, was ich übrigens immer noch nicht mache, aber was juckt dich das? Ich gehe zur Schule, quäle mich wie jeder andere hier auch durch meine Hassfächer und atme hin und wieder mal, ich habe mich nicht mit dir angelegt, Jennifer. Du hast dich mit mir angelegt, aber keine Sorge, ich kann das alles einfach vergessen, das Video, den Hate, all die Leute die auf den nächsten Bitchfight wetten, verstehst du? Wir können uns doch einfach ignorieren."

Kurz sah Jennifer mich leicht pikiert an, dann zeichnete sich ein grausames Lächeln auf ihren vor Lipgloss glänzenden Lippen ab. „Lass mich kurz überlegen ... Nein!"

„Du kannst denken?" sagte ich beeindruckt und sofort wurden ihre Augen wieder zu Schlitzen ... Irgendwie verlieh ihr das den Anblick eines angepissten Flamingos ... Nicht wirklich furchteinflößend, aber ... Ja, schon ganz amüsant.

„Solche Sprüche wirst du bald nicht mehr loslassen. Ich werde dich zerstören."

„So wie du diese arme Rita zerstört hast? Ich weiß gar nicht, wo die Leute ihre Augen haben, ich meine das sollte ein Bitchfight sein? Die war das Gegenteil von 'ner Bitch, sie war ein Nerd, was mich gleich zur nächsten Frage bringt: Wie konnte man das ganz im Allgemeinen als Fight bezeichnen? Das Mädchen hatte nicht mal die Chance zu fighten, du und deine Meute haben sie einfach überrannt, das nenne ich keinen Kampf, sondern Mobbing."

Jennifer hörte mir mit desinteressiertem Gesichtsausdruck zu. „Ja, ich werde dich zerstören wie ich Rita zerstört habe ... Ach warte nein, sie habe ich aus meinen Augen geschafft, dich werde ich aus der Welt schaffen, du bist echt nicht zumutbar. Außerdem war das bloß das Ende eines langen Fights, man sieht es dieser miesen Brillenschlange zwar nicht an, aber die hat sich für was ganz besonderes gehalten, solchen Leuten muss man halt den Kopf waschen, meine Meute, wie du es nennst, war nur zufällig dabei, oder denkst du, ich hätte es nicht allein mit dieser Außenseiterin aufgenommen?"

Ich lachte auf. „Denkst du etwa, ich lasse mich von dir in den Suizid treiben? Bitte, sehe ich für dich wie jemand aus, der sich von einem pinken Schweinchen auf Plateauschuhen wie dir einschüchtern?"

Jennifer stand plötzlich sehr dicht vor mir ... Ich konnte aus dieser Entfernung nun wirklich sehr gut erkennen, dass ihre schönen, langen und vollen Wimpern nur aufgeklebt waren, wie wahrscheinlich alles an ihr.

„Nenn' mich noch einmal so und ..."

„Und was? Willst du meine Schmetterlingsbrille zerbrechen und im Klo runterspülen?" fragte ich und sah sie mit vorgeschobener Unterlippe an.

„Du bist sowas von dran!" schrie sie und drehte sich so schwungvoll um, dass mir ihre braunen Haare ins Gesicht schlugen, schnell verließ sie arschwackelnd den Gang in dem wir uns befanden hatten und ich schüttelte den Kopf. So selbstverliebt konnte doch wirklich kein Mensch sein.

~

Nach einer wirklich anstrengenden Sportstunde, in der Alexandra mich zu Tode genervt hatte und ich Bella erstmal genaustens von meinem Gespräch mit Jennifer berichten musste, freute ich mich zum ersten Mal seit langem auf Zuhause, doch sobald ich die Haustür öffnete, wünschte ich mir eine weitere Stunde mit allen Mädchen aus Jennifers Clique herbei.

Ich hörte Jack schreien, meine Mom sagte irgendetwas und er trat gegen etwas. Schnell ließ ich meine Tasche fallen und rannte (Scheiß auf den späteren Tod durch meine Mutter, weil ich meine Schuhe nicht auszog) ins Wohnzimmer, welches die Quelle des Streits darstellte.

Als ich durch die Tür trat, zeigte sich mir ein recht verstörendes Bild. Jack stand mit wutverzerrtem Blick und einer von Moms Lieblingsvasen in der Hand, auf der einen Seite des Raumes, Mom selbst auf der anderen, Dad neben ihr, er wirkte erschöpft, ganz so als würde er gleich unter der Last eines unsichtbaren Problems zusammenbrechen, Emma saß mit tränenverschmiertem Gesicht auf der Couch zwischen den eben genannten Personen und schrie die ganze Zeit irgendetwas, keine Ahnung was, alles was ich von ihr noch mitbekam war, dass sie die Augen fest zugekniffen hatte und sich die Ohren zu hielt, naja, vielleicht auch besser so, wenn ich mir die Szenerie hier so ansah.

Jacks Hand, in welcher die Vase war, begann gefährlich zu zittern, an seinen Schläfen liefen kleine Schweißperlen herunter.

„Jack, wie oft sollen wir eigentlich noch darüber streiten?" fragte Dad so erschöpft wie er aussah.

„Sooft, bis ihr gerafft habt was ich will!" brüllte mein kleiner Bruder.

„Jack stell' die Vase hin, ich warne dich! Das ist ein Erbstück!" schrie Mom.

„Oh, ja klar! Dieses Scheißerbstück ist dir wichtiger als ich es bin, verdammte Scheiße, was bin ich für dich eigentlich?! Eine Belastung?" Jacks Hand zitterte immer mehr, seine Knöchel zeichneten sich langsam weiß ab, so fest umklammerte er die Vase, ich bekam langsam Angst, er könnte sie ausversehen mit seinem Griff zerbrechen.

„Du bist mein Sohn!" kreischte Mom hysterisch und eine Träne lief ihre Wange herunter. „Und ich liebe dich, aber wenn du willst dass wir dir helfen, musst du dir auch helfen lassen!"

„Das ist ja was du einfach nicht kapieren willst! Ich will eure Scheißhilfe nicht! Ich will keine Tabletten und auch keine Therapie! Wenn du und Dad endlich aufhören würdet zu streiten, hätte ich nicht so viel Stress! Ich könnte Nachhause kommen, ohne mich zu fragen, ob schon wieder mit Cornflakes geworfen wird! Wir leiden alle darunter!" Wutentbrannt deutete er mit der Vase auf Emma und mich.

„Aha! Jetzt sind wir also Schuld dass du krank bist, ich verstehe junger Mann, du willst einfach nicht an dir arbeiten und suchst jetzt einen Grund für deine Probleme, wie gut das man Eltern hat, nicht wahr?!" Moms Gesicht lief rot an und sie gestikulierte wild in der Gegend herum.

Ich sah zu Jack und bemerkte die tickende Bombe die förmlich über seinem Kopf schwebte, ich sah das und den Arm der ausholte, die Finger die sich, als sein Arm fast über seinem Kopf war, langsam öffneten.

Ohne nachzudenken sprintete ich vor und konnte die Vase noch gerade eben so auffangen und aus der Reichweite von Jack stellen.

Mom schrie irgendwas unverständliches, aus ihrer Tonlage konnte ich jedoch herausfiltern das sie gerade am hyperventlieren war.

Ich stellte mich so ruhig ich konnte vor Jack, ich hatte eine Ahnung worum es hier ging.

Jack hatte ADHS, leider war in seinem Fall nicht nur das typische Krankheitsbild von Hyperaktivität, Lernstörungen und das Bedürfnis von Aufmerksamkeit zu erkennen, sondern auch ein hohes Maß an Aggressivität, austesten von Grenzen und Schlafstörungen. Ich hatte aufgehört zu zählen wie oft Mom und Dad Therapien und Therapeuten gewechselt hatten, bis sie anfingen ihm doch Tabletten zu geben, um ihn ruhig zu stellen. Meistens nahm er sie, aber manchmal, was ich vollkommen verstehen konnte, wenn ich ehrlich war, tat er es halt nicht. Er fühlte sich von meinen Eltern oft ungeliebt und vor allem unverstanden, ich meine ist doch logisch, oder? Anstatt mit ihm gemeinsam gegen die Krankheit zu kämpfen und für ihn da zu sein, stellten sie ihn mit Tabletten ruhig und das wo es durchaus Möglichkeiten gab, ihm zu helfen.

Am besten ging es Jack, wenn er Sport machte, da hatte er keine Zeit sein ADHS durchkommen zu lassen, wenn er rannte, sprang, sich von mir aus auch beim Football in den Dreck warf, solange er dies tat, fühlte er sich gut.

Aber sie kümmerten sich nicht darum, dass er mehr Sport machte, sie gaben ihm Tabletten und die Welt war wieder in Ordnung, jedenfalls für sie.

Jacks Blick wanderte an mir vorbei zu unserer Mutter und Hass loderte in seinen braunen Augen auf, doch ich schnipste energisch vor seinem Gesicht herum. „Hey! Augen zu mir!"

Dann legte ich ihm meine Hände auf die Schultern.

„Geht es wieder um die Tabletten?" fragte ich leise und ruhig.

Er presste seine Kiefer so heftig zusammen, dass sie deutlich hervortraten und nickte. Ich nickte ebenfalls.

„Okay, pass auf, ich verstehe dich, aber du musst jetzt erstmal runter kommen, okay? Schaffst du das? Kannst du versuchen dich ein bisschen zu beruhigen?"

Ganz kurz flackerte sein Blick wieder zu Mom, die wohl hinter mich getreten war.

„Mom, wenn du willst das er sich beruhigt, musst du gehen, nimm Dad und Emma mit."

Sie entfernte sich wortlos und Jack stieß laut die Luft aus, eine Schweißperle tropfte auf meine Hand, doch ich ignorierte es.

„Willst du dich hinsetzen?"

Er schüttelte energisch den Kopf.

„Okay, willst du mit mir reden?"

Er sah mich lange an, dann meinte er: „Warum verstehen sie es nicht?"

Ich zuckte traurig mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, aber ich verstehe dich, okay? Ich bin mir sicher dass wir etwas finden, für dich! Etwas das keine Tabletten sind."

„Was denn?" fragte er gequält.

Ich lächelte. „Weißt du noch? In Washington warst du der beste Quarterback den unsere Schule je gesehen hat, du warst der Hammer und du brauchtest an den Tagen der Spiele nie Tabletten, Sport hilft dir!"

„Wir sind aber nicht mehr in Washington!" presste er hervor.

„Ich weiß, jetzt sind wir in Kalifornien, aber weißt du was?" Ich lachte ein bisschen, ich spürte wie mir Tränen in die Augen liefen.

„Was?"

„Kalifornien braucht einen guten Quarterback, wir reden mit dem Coach an der Darwin Middle, du kommst locker ins Team und ich bin mir sicher dass du härter trainieren wirst als alle anderen, du wirst der Beste sein!"

Daraufhin tat Jack etwas, was er noch nie zuvor getan hatte und das machte mir so krass Angst dass ich eine Gänsehaut bekam. Er schluchzte laut auf und warf sich in meine Arme.

„Die wollen mich nicht!" flüsterte er in meine Schulter, ich spürte wie mein T-Shirt an der Stelle wo sein Gesicht war langsam nass wurde.

„Was?!"fragte ich entsetzt.

„DIE WOLLEN MICH NICHT!" schrie er und ließ mich los, in seinem Gesicht stand die pure Verzweiflung.

Er fuhr sich mit zitternden Hände durch Haare, danach wischte er sich die Tränen ab.

„Was? Warum?" fragte ich bestürzt.

„Der Coach sagt, er will niemanden auf dem Feld, der dafür bekannt ist, Ausraster zu haben, er meinte, dass wenn ich auf dem Feld die Kontrolle verliere, ich nicht nur ihn und das Team blamiere, sondern auch die ganze Darwin Middle schädige. Er hat danach noch Ewigkeiten von Ehre und Repräsentanten der Schule gelabert ... Denkt der, ich hätte mir das ausgesucht?!"

Ich schüttelte fassungslos den Kopf, wenn mein Bruder eines konnte, dann war es Footballspielen und dieser dämliche Coach wollte ihn nicht, weil er ADHS hatte.

„Dann hat er mich gefragt, ob ich was dagegen nehme und ich meinte ja, er meinte, dass das noch ein Grund ist mich nicht zunehmen, immerhin könnte man das ja als Doping werten, wenn wir in Matches auf andere Schulen treffen."

„So 'ne Scheiße habe ich seit langem nicht mehr gehört." stellte ich trocken fest.

Dann klopfte ich ihm auf die Schulter. „Also erstmal werde ich mit deinem Coach reden und versuchen ihn davon zu überzeugen dich aufzunehmen und dann hätte ich noch eine Idee, aber ich erzähle dir erst davon, wenn ich geklärt habe, ob das überhaupt geht, okay?"

Jack nickte mit gerunzelter Stirn, er setze an etwas zu sagen, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Ich werde ebenfalls mit Mom und Dad reden, vielleicht kann ich was für dich rausreißen, aber ich will das du was für mich machst."

Ich verschränkte die Arme und sah auf ihn herunter.

Kurz zuckte seine linke Augenbraue, er hasste Bedingungen, doch dann schloss er tief einatmend die Augen, als er sie wieder öffnete nickte er.

„Gut, du nimmst erstmal weiterhin die Tabletten, bis wir eine sportliche Lösung gefunden haben, dann gucken wir, ob das ohne läuft, okay? Du versuchst dich bei Mom und Dad zurückzuhalten und du bemühst dich mehr in der Schule, wie ich gehört habe hängst du da nämlich auch gerade durch."

Nachdem ich geendet hatte, hörte ich es in seinem Kopf förmlich rattern, dann nickte er trotzig.

„Okay, abgemacht, aber warum genau machst du das alles? Ich meine ich bin echt nicht so nett zu dir und eigentlich habe ich das Gefühl, dass du mich nicht magst."

Ich lächelte sachte und fuhr mir müde durchs Gesicht.

„Du bist mein Bruder, ich hab dich lieb, egal wie oft wir streiten werden, egal wie oft ich schon überlegt habe, wo ich deine Leiche am besten verscharre, ich hab dich nun mal lieb und wenn dir jemand Unrecht tut, muss ich dir einfach helfen."

Er lachte. „Gut zu wissen dass du überlegst mich zu killen."

Ich sah ihn genervt an. „Ich komme hier mit einer sentimentalen Rede, erzähle dir dass ich dich lieb hab und das einzige was du dir merkst ist, dass ich dich manchmal gerne erschießen würde?"

Er lachte noch mehr. „Danke, ich dich auch."

Das wollte ich hören ... Naja, vielleicht nicht direkt so, aber sowas in der Richtung, zufrieden zerstörte ich noch seine Frisur bevor ich den Raum verließ und suchte meine Eltern.

~

Ich fand sie in ihrem Schlafzimmer, wo Mom vor sich hinredend auf und ab lief, sich immer wieder Tränen von der Wange wischte und Dad, der müde auf dem Bett lag.

Ohne lang zu überlegen verschränkte ich die Arme und sagte: „Jack wird nicht mehr länger unter Drogen gesetzt, ist das klar?"

Mom war stehen geblieben und sah mich entgeistert an. „Ich dachte du hättest ihn zur Vernunft gebracht, jetzt hast du selbst den Verstand verloren."

„Mom, ich weiß echt nicht was zum Teufel mit dir los ist, aber du bist 'ne richtig schlechte Mutter, aber gut. Ich habe soeben eure elterlichen Pflichten ergriffen und Jack versprochen, ich würde mit euch und dem Coach des Juniorteams reden. Ich weiß ja nicht ob ihr euch daran erinnern könnt, aber euer Sohn ist ein verdammt guter Footballspieler, nicht nur das, es ging ihm nie besser als bei den Spielen oder dem Training und wegen euren Scheißmedikamenten will ihn der Coach des Teams hier nicht aufnehmen, weil man das ja als verdammtes Doping sehen könnte, echt, toll gemacht würde ich mal sagen. Ich werde jetzt alles daran setzen ihn in dieses Scheißteam zu kriegen. Dieser Junge braucht keine Tabletten, mit Sport kann man ihn viel besser behandeln. Er wird der Beste, er wird jeden Tag trainieren und wenn er Glück hat sogar ein Stipendium an einer Sporthochschule kriegen, kapiert ihr das? Sport.Hoch.Schule! Das bedeutet für ihn, dass er studieren kann und wenn er noch mehr Glück hat wird er entdeckt und kann in einer richtigen Mannschaft spielen, wünscht ihr euch für euren Sohn denn keine gute und vor allem normale Zukunft? Eine in der er glücklich ist?"

Ich holte tief Luft, das alles war mir so schnell über die Lippen gekommen, das ich kaum Zeit gehabt hatte meine Lungen mit dem dringend benötigten Sauerstoff zu füllen.

Meine Eltern sahen mich mit großen Augen an, keiner sagte ein Wort.

„Habt ihr vergessen wie man spricht oder was?" fauchte ich giftig.

Dad blinzelte.

Mom schaute verwundert.

„Okay, danke für das Gespräch! Ihr seid einfach unglaublich, wisst ihr das? Manchmal frage ich mich ernsthaft wozu ihr beide überhaupt Kinder bekommen habt, rede ich Chinesisch?!"

Meine Mom schüttelte den Kopf. „O-okay."

Genervt riss ich die Arme in die Luft und gestikulierte wild in alle Richtungen. „Was okay? Okay wir sind Scheißeltern, okay, meine älteste Tochter hat mehr Verantwortung als wir, okay unser Sohn nimmt ab dem Moment in dem er wieder Sport macht keine Drogen mehr, okay er hat die Chance auf ein gutes Leben ..." Ich konnte gar nicht mehr aufhören, ich war so in einem Rausch gefangen, dass ich nicht mitbekommen hatte, dass Mom meinen Namen gesagt hatte.

„Ist okay, Evan. Ich habe es verstanden und meinte mit Okay all die Dinge die du gerade aufgezählt hast und vermutlich auch noch ein paar mehr."

Ich nickte, leicht verwundert darüber, dass die beiden keinen Widerstand leisteten. Dad nickte ebenfalls.

Ich nickte erneut und dann nochmal, schließlich deutete ich noch immer etwas neben der Spur auf die Tür.

„Okay, ich ... Ich ähm gehe dann jetzt."

Die beiden nickten dann auch nochmal, weil wir heute ja noch nicht genügend genickt hatten und ich ging.

Draußen wartete Jack und sah mich mit großen Augen an.

„Und?"

Ich sah ihn erstaunt an. „Okay."

Er runzelte die Stirn.

„Was okay?"

Ich begann zu lachen und hielt ihm meine Faust hin.

„Na alles!" sagte ich begeistert und grinste, Jack schlug, nun genauso begeistert wie ich, ein und drehte sich um, plötzlich rannte er los und schrie: „YES! YES! YEY YES YES!"

Ich fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht.

„Jack, die Tabletten ..."

„Jaha!"

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Hey Leute,

ich wünsche euch einen wundervollen guten Abend! Es tut mir schrecklich leid, das solange kein Kapitel kam, aber ich habe einfach nicht die Zeit gefunden D:

Dafür ist das hier jetzt extra lang, ich hoffe es hat euch gefallen! Ja, die meisten von euch sind ja mittlerweile richtige Jack-Fans geworden und haben mich gebeten mehr Jack in die Kapitel mit einzubringen und hier ist es :'D

Ich habe mir übrigens echt viel Mühe mit dieser ADHS-Sache gegeben, ich hoffe das man das gemerkt hat. Ich gebe zu, das wirkt alles recht unrealistisch aber ich habe mehrere Personen in der Familie die mehr oder weniger an dieser Krankheit leiden, also bin ich den Umgang gewöhnt XD

Uuuuund, wer kann das Lied erraten das Evan hört (We will never be alone again ....), bin gespannt XD

Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn ihr einen Kommentar dalassen würdet<3

Na denn, bis denne danne :D

gefailt

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