Prolog - Die Fähigkeit, nichts zu können

Das Leben ist wie ein weißes Blatt Papier.

Du kannst nach dem Stift greifen, du kannst ihn ansetzen und zu schreiben beginnen.

Aber vielleicht fällt dir nichts ein, vielleicht ist es nicht der richtige Zeitpunkt, um Geschichte zu schreiben. Vielleicht wird dieser Zeitpunkt niemals kommen und das Blatt bleibt immer unbeschrieben.

Wer kann uns das schon sagen?

Wir mögen die Vorstellung einer bedeutsamen Zukunft, die uns vorherbestimmt ist, aber das ist totaler Schwachsinn. So etwas gibt es nicht. Dein Leben wird zu dem, zu dem du es machst. Wenn man die ganze Zeit nur auf diesen einen Moment wartet, der alles verändert, dann wird man für immer warten. Das ist eine Einbahnstraße in die Unendlichkeit.

Ich habe nie darauf gewartet, jeder meiner Wege hatte ein Ziel. Auch heute warte ich auf nichts – doch aus einem völlig anderen Grund. Auf was kann man noch warten, wenn das Leben keinen Sinn mehr hat und die Vorstellung, sich weiter durch sein Leben zu quälen, schrecklicher ist als der Tod?

Vor mir liegt ein weißes Blatt Papier, hinter mir ein riesiger Stapel, der aus beschriebenen Blättern besteht. Ich habe Geschichte geschrieben, aber jetzt kann ich nur noch auf das reine Weiß starren und keine Worte kommen mehr.

Für mich ist es längst vorbei, meine Geschichte bereits erzählt.

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