Kapitel 8 | ✔


„Bereust du es?"

„Ja ... nein! Ach, keine Ahnung", gab Hermione zu und blickte beschämt zu Boden.

Sie verstand einfach nicht, warum er das tat. Natürlich hatte sie es genossen! Aber es verwirrte sie nur so sehr. Diese ganze Aktion, die direkt auf einem Gang stattfand, bei dem jeder Schüler, jeder Lehrer vorbeilaufen konnte ...

Es war einfach so untypisch für ihn.

Sein Verhalten war in letzter Zeit wirklich merkwürdig. Denn auch, als sie im künstlichen Koma lag, hatte er sie mehrfach besucht, hatte ihr Bücher gebracht und manchmal sogar etwas daraus vorgelesen.

Draco war kein schlechter Mensch. Klar, jedermann hat beides in sich. Gutes sowie Böses. Was sie ausmacht, ist der Teil, den sie wählen zu sein und danach zu handeln.

„Ich jedenfalls nicht!", erwiderte Draco mit einer selbstsicheren Stimme.

Bei seinen Worten starrte Hermione zu ihm nach oben, direkt in seine eisblauen, nahezu perfekten Augen. Seine Worte schockten sie auf einer Weise, aber auf der anderen lösten sie ein unfassbares Glücksgefühl in ihr aus, sodass sie am liebsten einen Freudentanz führen würde. Ja, sie würde ihn noch einmal küssen wollen, trotz der Tatsache, dass er er war. Aber, verdammt! Dieser Kuss...

„Du bedeutest mir mehr, als es sollte", hauchte er, „dennoch kann ich nichts gegen diese Gefühle tun."

Dann küsste er die Gryffindor erneut und sie verlor sich in ihm. Wie konnte etwas falsch sein, wenn es sich doch so richtig und gut anfühlte? Geht das denn überhaupt?

„Denkt nicht so viel nach, Hermione", meinte er, als er merkte, wie ich anfing, zu grübeln.

Und zum ersten Mal in ihrem Leben schaltete sie den Kopf aus und ließ ihr Herz bestimmen. Und ihr Herz sagte ihr, dass er der Richtige war. Für diesen Augenblick vergaß sie alles um sich herum: Den ganzen Stress mit ihren Freunden, dem mysteriösen Albtraum, dem Unterricht, einfach alles ...

Sie wollte ihn, aber auf der anderen Seite hatte sie Angst, dass sie ihre Freunde verlieren würde. Trotz aller schrecklichen Dinge, aller grausamen Beleidigungen, schlug ihr Herz höher, schon bei dem Gedanken, mit ihm zusammen zu sein.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich dazu entschieden:

Sie - Hermione Jean Granger - liebte Draco Lucius Malfoy ...

***

Nur einmal. Nur ein einziger Kuss und er würde sicher diese seltsame Anziehungskraft auf sie verlieren. Das war es zumindest, was Draco Malfoy sich seit Schuljahresbeginn einzureden versuchte.

Nun saß Draco gedankenverloren am Slytherin-Tisch zum Mittagessen in der großen Halle und starrte zum Gryffindor-Tisch, an dem ihm ein Blick aus rehbraunen Augen begegnete. Genau diese Augen waren es, die ihn immer zu verfolgen schienen.

Hermione Granger hob, ganz Slytherin-Like, die linke Augenbraue und sah Draco mit einem leicht spöttischen Zug um den Mund an. Anscheinend wollte sie ihn mit ihrem Verhalten ärgern oder provozieren. Er hätte wirklich etwas ganz Anderes nach diesem Kuss von ihr erwartet. Er hätte erwartet, dass sie seinen Kontakt vermied. Auf jegliche Art und Weise. Manchmal fragte er sich wirklich, ob sie nicht vielleicht im falschen Haus gelandet war. Ihre Haare fielen ihr in sanften und glänzenden Locken den Rücken hinab.

Nur einmal. Dann würde er das Interesse an ihr verlieren.

Draco war sich so sicher, dass es nichts weiter als eine kleine Schwärmerei war. Doch Blaise wusste es besser. Er hatte es schon von Anfang an gewusst. Das war auch der Grund gewesen, weshalb er seinen besten Freund, welcher es tatsächlich auch geschafft hatte, seine Hauskameraden dazu zu bringen, Frieden mit den Löwen zu schließen, überredet hatte. Natürlich gab es hin und wieder kleinere Reibereien zwischen den verschiedenen Häusern, jedoch waren sie nie so schlimm, wie die Jahre zuvor.

Die große Halle leerte sich langsam, aber weder Draco noch Hermione brach den Blickkontakt ab.

Ja, es stimmte ... sie beide erschienen nicht im Zauberkunst-Unterricht, was natürlich die Aufmerksamkeit ihrer Schulkameraden weckte. Denn es konnte ja kaum Zufall sein, dass zwei „verfeindete" Teenager schwänzten.

„Draco, mein Spatzi, wir müssen zu Zaubertränke", sagte Blaise und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Von dem Blonden kam jedoch nicht die geringste Reaktion. Also musste Blaise härtere Geschütze auffahren: „Draco, mein Häschen, wir müssen jetzt wirklich los."

Verschreckt starrte Draco seinen Freund an. „Was willst du?", antwortete der Slytherin etwas neben der Spur. „Wir müssen zu Zaubertränke", grinste Blaise. „Mit den Gryffindors." Vielsagend zog er die Augenbrauen hoch. „Ach, sei doch still", murrte Draco.

Nur ein kleiner Kuss. Was war schon dabei? Doch warum machte Draco sich nur so viel Gedanken darüber? Das war alles andere als normal für ihn ...

Er ließ sich von Blaise von der Bank ziehen und gemeinsam gingen sie zu Zaubertränke.

Hermione stand schon mit Harry und Ron vor dem Klassenzimmer und war gerade dabei, die beiden mit der Wirkung des Trunk des Friedens voll zu reden.

In ihren Augen war jedes Mal, wenn sie Dracos Blick begegnete, dieses gewisse Funkeln auszumachen, was ihn einfach nur wahnsinnig machte. Und, als hätte sie gemerkt, dass er gerade mit Blaise ankam, unterbrach sie ihre Unterhaltung mit Harry und Ron und sah ihn wieder mit hochgezogener Augenbraue an.

Mist.

Schon wieder hatte Hermione bemerkt, wie er sie anstarrte.

Schnell sah Draco weg. Blaise, neben ihm, lachte leise: „Du bist mal wieder auffallend unauffällig!"

Bevor der blonde Slytherin Blaise seinen Ellbogen in die Seite stoßen konnte, kam Professor Snape um die Ecke, wie immer mit seinem schwarzen Umhang, welcher ihn aussehen ließ wie eine Fledermaus. Schon wegen dieser Sache wirkte der ehemalige Todesser düster und bedrohlich, sodass selbst die älteren Schüler in Hogwarts Respekt vor ihm erwiesen.

Doch bevor er seinen Gedanken zu Ende führen konnte, wurde Draco von einer Papierkugel am Hinterkopf getroffen. Genervt drehte er sich um und starrte mitten in das Gesicht seines besten Freundes.

„Was?!", knurrte er Blaise an. Dieser grinste nur dreckig und antwortete daraufhin: „Wie lange willst du sie noch anstarren?"

„Was geht es dich an?!", fragte Draco mit gereizter Stimme.

Er war kurz davor, zu explodieren.

Wie konnte nur ein Mensch so nervig sein? Hatte der nichts Besseres zu tun, als ihn zu triezen? Manchmal dachte Draco wirklich, dass Blaise heimlich ein Mädchen sei und er seine Erdbeerwoche hätte.

„Aber Dracolein. Du bist doch mein Häschen, da muss ich doch ein Auge darauf haben!"

Von rechts ertönte Gelächter. Die sollten doch über ihren eigenen Scheiß lachen!

Dank des Zaubertränkelehrers gab es eine neue Sitzordnung im Zaubertränkeklassenzimmer, sodass jeder Gryffindor neben einem Slytherin sitzen musste. So hatten Harry, der neben Draco saß, und Ron, neben Blaise, die Unterhaltung natürlich mitbekommen. Zum Glück wussten sie nicht, von wem sie sprachen.

„Ach Blaisilein, mein Zuckerschnäuzchen, möchtest du nicht lieber gucken, dass das Wiesel euren Trank nicht versaut?", fragte Draco in einem hohen Ton, der vor Sarkasmus nur so triefte. Schnell sah Blaise zu seinem Partner, doch es war schon zu spät. Ron hatte mehr Blutekel rein' getan, als es sollte.

Der Kessel begann gefährlich zu rumpeln und mit Flüssigkeit um sich zu werfen. Schnell wichen die Vier von dem Kessel zurück. Nun stand Draco neben dem Tisch von Hermione und Daphne.

Der Rotschopf setzte zum Sprechen an: „Professor, der Kessel-"

Weiter kam er nicht mehr, da der Kessel mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte. Schnell zog Draco Hermione runter und schütze ihren Körper, vor der Flüssigkeit, mit seinem eigenem.

Wieso tat er das nur? Er hatte seltsamerweise das Bedürfnis, die Gryffindor beschützen zu müssen, aber er wusste nicht, warum. Das war wirklich seltsam!

Er sah in ihre vor Schreck geweiteten Augen und sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Ein Kuss und alle anderen würden es wissen. Alle würden wissen, dass er sich allmählich für die Gryffindor interessierte. Doch soweit würde er es nicht kommen lassen ... Nein, sein Vater würde ihn dafür bestrafen. Jeder würde den Respekt vor ihm in Verachtung umwandeln und das durfte nicht passieren.

„Ist irgendwer verletzt?", dröhnte in dem Moment Professor Snapes schnarrende, gleichgültige Stimme.

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