Kapitel 6 | ✔


Geschockt von dem Gespräch mit Dumbledore versuchte das Mädchen in ihren geliebten Büchern in der Bibliothek Ablenkung zu finden. Doch leider plagte sie ihre Neugier über ihre wahre Blutlinie so sehr, dass sie nicht anders konnte, als in einem Buch über ihren Familienstammbaum nach zu stöbern. Unter dem Stammbaum befand sich ein Text, der die Geschichte der ursprünglichen Familie „Slytherin" erklärte:

„Die Familie Slytherin war eine reinblütige Familie mit etlichen erwähnenswerten Mitgliedern, besonders Salazar Slytherin, einer der vier originalen Gründer der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei, der über eintausend Jahre früher lebte und das frühest bekannte Mitglied des Hauses Slytherin ist.

Es ist nicht viel bekannt über diese Familie, aber es ist möglich, dass sie, ähnlich wie ihre Verwandten, die Gaunts, und etliche andere reinblütige Familien, eine Tendenz hatten, ihre Cousins/Cousinen zu heiraten, um ihr Blut rein zu halten und um die Fähigkeiten ihrer Vorfahren zu erhalten (am erwähnenswertesten die Fähigkeit, Parsel zu sprechen). Viele dunkle Zauberer und Hexen entstammen dieser Familie, eingeschlossen Salazar Slytherin selbst, und Tom Verlost Riddle alias Lord Voldemort."

Also war sie etwa auch ein Parselmund? Hatte sie diese Fähigkeit vererbt? Und war sie zu mehr imstande, als sie eigentlich gedacht hatte? Immerhin war sie Nachfahrin einer sehr mächtigen Zaubererfamilie. Wieso war sie in Gryffindor und nicht in Slytherin? Sie hatte vor lauter Aufregung vergessen, all diese Fragen ihrem Schulleiter zu stellen.

„Im frühen zwanzigsten Jahrhundert, als die Familie in der männlichen Linie ausgestorben war, hatte Verlost Gaunt, einer der letzten direkten Nachfahren, nur zwei Kinder Merope, und ihren Bruder Morfin. Während Morfin generell Magie benutzte, um Muggel zu terrorisieren und fast ausschließlich Parsel sprach, entwickelte seine Schwester keine dunklen Qualitäten und war tatsächlich so traumatisiert wegen emotionalem Missbrauch vonseiten ihres Vaters und Bruders, dass sie kaum fähig war, Magie zu benutzen und oft vermutet wurde, sie sei eine Squip.

Merope beendete später die Reinblutlinie ihrer Familie durch die Heirat eines Muggels aus einer nahegelegenen Stadt, Little Hangleton, und die Geburt eines halbblütigen Sohnes, Tom Riddle, der später der berüchtigte Schwarzmagier Lord Voldemort wurde.

Die Familie Slytherin, wie viele der reinblütigen Familien, hatte einige Verbindungen zu vielen anderen Familien in der Zaubererwelt.

Der einzige bekannte direkte Nachfahre von Salazar Slytherin waren die Gaunts, die zum größten Teil die Vorstellungen ihres Vorfahren teilten bezüglich der Reinblut von Zaubererblut. Sie sprachen untereinander auch Parsel. Die Familie Gaunt stammt ebenfalls von den Peverells ab, obwohl es unbekannt ist, ob eine der beiden berüchtigten Blutlinien der anderen voranging oder ob sie sich einfach zu irgendeinem Zeitpunkt miteinander verbanden.

Die Familie besaß viele Generationen lang Slytherins Medaillon und in späteren Jahren war Vorlost Gaunt im Besitz eines Rings, der ihm vererbt wurde von seinen Peverell-Vorfahren. Allerdings verließ das Medaillon die Familie, als Merope es verkaufte an 'Borgin und Burkes', um sich selbst zu helfen, als sie schwanger war. Es kam später in den Besitz von Hepzibah Smith, die von dem Teenager Tom Vorlost Riddle getötet wurde, der ihr das Medaillon stahl."

Es machte Hermione stolz, zu sehen, dass sie Nachfahrin von dem berüchtigtem Salazar Slytherin war.

Ob es der sprechende Hut schon damals wusste? Aber warum hatte er sie dann nicht nach Slytherin geschickt? Nicht, dass sie es jemals gewollt hätte, dennoch war sie überrascht. Besaß sie wirklich so viele Eigenschaften, die eindeutig nach Gryffindor gehörten?

Bevor Hermione sich noch mehr Gedanken machen konnte, tippte sie jemand auf die Schulter und zwei smaragdgrüne Augen blickten ihr entgegen.

***

„Harry! Was machst du denn hier?", fragte Hermione den schwarzhaarigen Jungen und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen.

„Wir haben nach dir gesucht, Mione", erst jetzt realisierte das Mädchen, dass Ron neben Harry stand, „und wir möchten, dass du weißt, dass du uns alles erzählen kannst ..."

„Also, wisst ihr es?"

„Wissen was? Hermione, du bist unsere beste Freundin und dir ist doch bewusst, dass wir dich nie für etwas verurteilen werden. Selbst, wenn Voldemort höchstpersönlich dein Vater wäre", kam es da von Ron.

„Das, was du sagtest ... war ziemlich ironisch", erwiderte das Mädchen und zwang sich zu einem nervösen Lächeln, „denn Tom Riddle ist wirklich mein Dad."

Einen Moment lang war nichts zu hören. Ihre beiden Freunde schwiegen und versuchten wahrscheinlich, das Gesagte zu verdauen. Sie konnte ihren Schock verstehen. Immerhin hatte sie es auch gerade eben erst erfahren und musste dabei auch so ausgesehen haben. Wahrscheinlich noch schlimmer, denn es war ihr Dad. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Tom Marvolo Riddle war tatsächlich ihr Vater. Ob es einen Zusammenhang zwischen ihm und dem Albtraum gab? Oder, ob er womöglich sogar der Verursacher war? Hermione wusste es nicht und wollte es, wenn sie zu sich selbst ehrlich war, auch gar nicht wissen.

„Du nimmst uns doch auf den Arm, oder-" „Ron, hör' auf damit! Siehst du nicht, wie sehr sie schon leidet? Da bist du keine große Hilfe." „Es ist in Ordnung, wenn ihr fürs Erste ein bisschen Abstand von mir braucht", erwiderte das Mädchen mit zitternder Stimme und brach nun endgültig zusammen. Dicke, warme Tränen kullerten über ihre Wangen bis zu ihren Mundwinkeln hin. Die Gryffindor hasste es, vor anderen Menschen zu weinen, weswegen sie sich umdrehen wollte.

Doch, bevor sie das tun konnte, umarmte sie Harry leidenschaftlich. Sie genoss den Moment und, als sie mit kratziger Stimme fragte, weshalb er das tue, antwortete er nur: „Weil du es verdient hast. Du bist der beste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe. Niemand könnte je böse auf dich sein. Auch nicht wir."

***

Mit einem Ruck wachte Draco von einer langen Nacht auf und sah sich verwirrt im Zimmer um. Blaise und seine anderen Zimmergenossen Crabbe, Goyle und Nott schliefen noch tief und fest, aber irgendetwas hatte Draco geweckt. Ein dumpfer Kopfschmerz hämmerte gegen seine Schädeldecke und er fühlte sich, als hätte er gestern eine wilde Party gefeiert und pausenlos Feuerwhiskey getrunken, doch nichts dergleichen geschah.

Draco konnte einfach eine lange Zeit nicht einschlafen, denn seine wirren Gedanken haben ihn einfach nicht zur Ruhe kommen lassen.

Seine Gedanken kreisten nur noch um eine ganz bestimmte Person. Schon allein die Anwesenheit dieses Mädchens ließen ihn einfach alles ausblenden und an nichts anderes mehr denken als an ... Hermione Granger.

Ja, an die Hermione Jean Granger ...

Vielleicht mochte er sie etwas mehr, als er überhaupt zugeben wollte, dennoch schämte er sich für seine Gefühle, für seine Emotionen. Draco wurden nämlich schon seit seiner frühen Kindheit von seinem Vater Werte vermittelt, in welchen es um die Wichtigkeit der Reinheit des eigenen Blutes ging.

Und deswegen wollte er ihn nicht enttäuschen oder missfallen. Wenn er dies allerdings trotzdem tat, bekam er oftmals Schläge oder grausame Bestrafungen, die sich wirklich keiner wünschte.

Draco versuchte diese Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, in dem er, um keinen aufzuwecken, leise aufstand und ins Bad ging.

Frisch geduscht und angezogen schaute er noch einmal kurz nach seinem besten Freund Blaise, der immer noch schlief, weshalb er sich dazu entschloss, ihn fürs Erste noch in Ruhe zu lassen. Ein kurzer Blick auf eine grün-silberne Uhr verriet ihm, dass es für seine Verhältnisse noch sehr früh war. Aber na gut, jetzt war er schon einmal wach.

Draco entschied sich also dazu, ein paar Seiten in seinem Lieblingsbuch „Quidditch im Wandel der Zeiten" weiterzulesen. Kaum hatte er die ersten paar Seiten aufgeschlagen, bemerkte er ein Rascheln und gleich danach eine verschlafene Stimme, welche niemand geringeren als Blaise zugehörte: „Morgen, Kumpel. Seit wann stehst du denn früher auf als ich?"

Woraufhin Draco nur abwinkte und sich wieder seinem Buch widmete.

„Was liest du da? Lass' mich raten ... ", Blaise räusperte sich und versuchte einer verträumten Stimme nachzuahmen, „wie bekomme ich am besten ein Mädchen rum', dass sich zufälligerweise Hermione Granger nennt?"

Zabini lachte höhnisch auf und seine Verschlafenheit war wie weggeblasen. Mittlerweile waren auch die anderen wach, aber zum Glück hatten sie davon nichts mitbekommen, denn Crabbe und Goyle sind viel zu hohl dafür. Und Nott? Nott ist der typische Morgenmuffel, der zu so einer frühen Zeit mit niemandem redet und niemandem zuhört.

Nachdem sich die anderen also endlich fertiggemacht hatten, machten sich die Slytherins auf den Weg zur Großen Halle.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top