Kapitel 4 | ✔
Nachdem Ginny ihrer Freundin das mit dem Traum erzählt hatte, wurden erst einmal alle von Madam Pomfrey aus dem Krankenflügel heraus gescheucht, damit sie Hermione einen Schlaftrunk verabreichen konnte, welcher Menschen nach belastenden Erlebnissen in einen erholsamen Schlaf ohne Albträume versetzt. Anders als beim Trank der lebenden Toten sind Schlafende aber durchaus zu wecken, wenn beispielsweise andere in ihrer Nähe laut reden.
Nach schon drei weiteren Tagen war Hermione laut Madam Pomfrey fast vollends gesund, sodass sie den Unterricht wieder besuchen konnte. Darüber war sie natürlich sehr begeistert.
Denn auch Luna, die sich in den letzten Tagen immer die Mühe gemacht hat, ihr den neuen Schulstoff zu erklären, musste sich jetzt nicht mehr die ganze Arbeit machen. Die Ravenclaw war für sie in der Zwischenzeit eine wirklich gute Freundin geworden!
Als Hermione nach einer gefühlten Ewigkeit wieder durch die vertrauten Gänge Hogwarts' ging und die herrliche Sommerluft einatmete, hörte sie, wie sich Snape mit Dumbledore unterhielt und blieb mit dem Rücken zur Wand stehen.
Sie schienen etwas Wichtiges zu besprechen, ansonsten wären diese nicht so leise. Aber warum waren die beiden dann nicht im Büro des Schulleiters? Zu Hermiones Enttäuschung bekam sie nur wenige Wörter mit, wie:
das Mädchen ... Slytherin ... anscheinend ... ist... Blutstatus ... Eltern.
Was das wohl bedeutete?
Sie wusste es nicht.
Also machte sich die Gryffindor auf den Weg zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde.
***
Professor McGonagall, eine große, streng aussehende Hexe mit straff zu einem Knoten frisierten schwarzen Haaren, trat gerade in den Klassenraum.
Sie lehrte das Fach Verwandlung, in dem die Jugendlichen lernten, Gegenstände oder Lebewesen mit ihrem Zauberstab und einem Zauberspruch so zu verzaubern, dass sie ihre Gestalt oder ihren Wesenszustand verändern: Beispielsweise kann man ein beliebiges Tier so in einen Gegenstand verwandeln. Eine sehr schwer zu erlernende Form der Verwandlung ist die Selbstverwandlung in ein Tier, die ohne Zauberstab vollzogen wird. Diese sogenannte Animagus-Verwandlung wird in Hogwarts zwar im Unterricht vorgestellt, aber nicht praktisch gelehrt. Die Sorgfalt, mit der Zaubersprüche und Zauberstabbewegungen anzuwenden sind, unterscheiden sich nicht von denen im Fach Zauberkunst. Verwandlungs-Zauber verändern aber nicht die Eigenart eines Lebewesens oder Gegenstands, sondern seine Gestalt oder auch nur einen Teil davon bzw. seinen Zustand (beispielsweise ob es sichtbar oder unsichtbar ist). Für die ZAG-Zwischenprüfungen muss ein Verwandlungschüler unter anderem in der Lage sein, Lebewesen verschwinden zu lassen. Die ersten Übungsobjekte bei der Verwandlung von Tieren sind Insekten, denn je komplizierter und komplexer der zu verwandelnde Organismus ist, desto schwieriger ist der Verschwindezauber zu bewerkstelligen. Wie es geht, Menschen zu verwandeln, ist Unterrichtsstoff der beiden Abschlussklassen nach den Zwischenprüfungen.
„Mr Weasley, würden Sie sich bitte einen neuen Zauberstab zulegen? Ihrer scheint mir so, als funktioniere er nicht mehr", sagte die Lehrerin mit ihrer gewohnten, strengen Stimme.
Erst jetzt bemerkte Hermione, dass sie ein Tier in einen Trinkpokal verwandeln sollten und auch das Gelächter über Ron bekam das Mädchen eben erst mit. Was war nur los mit ihr? Sie war doch sonst nicht so unaufmerksam - ganz im Gegenteil! Und warum hatte Ron einen zerbrochenen Zauberstab? Wieso erzählten die Jungs ihr das denn nicht?
Schon wieder fühlte die Leseratte sich beobachtet und schaute sich im Raum nach dem Übeltäter um. Ihr Verdacht, dass es Malfoy sei, bestätigte sich leider nicht. Moment ... leider? Bei Merlin's Bart, was dachte sie nur?
Es war Cormac McLaggen, der sie verführerisch anglotzte. Woraufhin der Bücherwurm das Gesicht zu einer Grimasse verzog. Er widerte das Mädchen an, wie der Junge dort saß und auf seinen Fingernägeln herumkaute.
Besonders, als Cormac einmal als Hüter im Quidditchteam einspringen musste, war es der reinste Horror! Er gab allen anderen Spielenden besserwisserisch Anweisungen, wie sie eigentlich spielen müssten. Als er einem Treiber die angeblich richtige Art demonstrierte, einen Klatscher abzuwehren, traf er Harry und warf ihn somit vom Besen.
„Wieso ist er auch immer so überzeugt von sich?", dachte das Mädchen. Na ja ... Hermione machte sich gar nichts mehr daraus, wenn McLaggen sie so anstarrte. Der Junge mag vielleicht ein Frauenheld sein und hatte nur das Eine im Kopf, aber auf so jemanden konnte die Brünette gut verzichten!
Als dann auch endlich der Verwandlungsunterricht vorüber war, war Hermione heilfroh, als diese endlich von Cormac fliehen konnte.
Zu früh gefreut! Zumal fiel ihr Blick auf den Stundenplan und ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, da sie bemerkte, dass sie jetzt Geschichte der Zauberei hätte.
Manch einer möchte behaupten, dass der Bücherwurm doch eine Musterschülerin sei. Klar, Hermione war sehr intelligent und fiel im Unterricht sofort als Streberin auf. Trotzdem war sie sehr unsicher und hat Angst, zu versagen.
Schon bei Schuleintritt kannte sie die Inhalte aller Lehrbücher und, wann immer sie ein Problem wälzte, führte ihr erster Weg in die Schulbibliothek.
Harry, Ron und die anderen Mitschüler sind gelegentlich genervt von ihrer Besserwisserei. Andererseits unterstützte Hermione aber die anderen mit ihrem Wissen. Ihr lag sehr viel daran, in der Schule gut zu sein und sich an die Regeln zu halten.
Im Gegensatz zu Ron fühlte sie sich als Vertrauensschülerin verpflichtet, gegen Regelverletzungen einzuschreiten. Ging es jedoch darum, der Gerechtigkeit einen Weg zu bahnen, war sie durchaus auch bereit, gegen Schulregeln zu verstoßen und das Engagement in die eigenen Hände zu nehmen.
So besorgte sie zum Beispiel die Zutaten für den Vielsafttrank auf verbotene Weise. Sie ist stets Jahrgangsbeste, auch dann, wenn sie sich wie im dritten Schuljahr zunächst sämtliche Wahlfächer aufgehalst hat und es nur mithilfe eines Zeitumkehrers schaffte, ihren überfüllten Stundenplan trotzdem abzuarbeiten. Gegen Ende jenes Schuljahrs sieht Hermione aber selbst ein, dass sie sich übernommen hat. Das einzige Fach, in dem Harry je besser war, war Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Jedoch mochte diese, wie ihre Schulkameraden, das genannte Fach nicht. Obwohl der Unterricht sich eigentlich um sehr interessante Themen, wie zum Beispiel die mittelalterliche Hexenverfolgung drehte, fanden alle Schüler den Geschichtsunterricht sehr langweilig, da er von dem Fachlehrer Professor Binns, der nach seinem Tod den Unterricht weitergeführt hatte, äußerst einschläfernd gestaltet wurde. Dennoch war Geschichte der Zauberei eines der Pflichtfächer, das ab der ersten Klasse in Hogwarts gelehrt wird.
Hermione ist der Meinung, dass man nicht während der Stunde vor Langeweile einnicken sollte. Denn das wäre respektlos gegenüber dem Lehrer. Außerdem ist es lohnenswert, wenn man aufpassen würde, da, wie in allen Pflicht- und Wahlfächern nach der fünften Klasse in Geschichte der Zauberei ZAGs abgelegt werden müssen.
So verlief auch der Rest des Tages, bis Hermione erschöpft ins Bett fiel und einschlief.
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