Kapitel 22 | ✔
Stille lag über dem Verwandlungsklassenzimmer auf der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Nur vereinzelt raschelte mal ein Umhang oder eine Buchseite, die umgeblättert wurde oder man vernahm das leise Schleifen der Schuhe über den Boden von Schülern, die sich in eine bequemere Position setzen.
Der Viertklässler aus Gryffindor, Neville Longbottom brütete gerade über einem Ausschnitt aus dem Buch „Verwandlung: Die Zwischenstufen" und machte sich dazu ein paar Notizen. Kurz sah er auf und nach vorne.
Am Lehrerpult saß seine Verwandlungslehrerin Professor McGonagall und las etwas aus demselben Buch und hatte dabei leicht ihre Stirn gerunzelt, als würde sie darüber nachdenken, ob das, was sie dort las, den Tatsachen entspreche.
Professor Minerva McGonagall mit ihrer hohen, markanten Gestalt sah auf und ließ ihren Blick durch die arbeitenden Schüler schweifen und senkte dann den Blick wieder. Ihre grünen Augen funkelten immer so streng, dass wirklich niemand anders konnte, als ihren Anweisungen zu gehorchen.
Ganz in ihren Gedanken bemerkte er erst etwas spät, dass der Junge auf der Nachbarbank zu seinem Sitznachbarn Harry etwas zischte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, ohne, dass es McGonagall mitbekam.
„Psst!", zischte jemand und genervt schaute Harry herüber.
Es war der Slytherin Blaise Zabini. Was wollte dieser Schleimbeutel von Harry? Neville kam noch nie gut mit Slytherins aus.
„Was?!", zischte er so leise und böse es ging zurück. Zabinis Freund Malfoy, der neben dem Dunkelhäutigem saß, sah auf und verfolgte das Gespräch ebenfalls mit.
„Hey, Potter – was ist der Unterschied zwischen Granger und Hundescheiße?", grinste Zabini dreckig, aber so leise, dass niemand ihn hörte außer Neville, Harry und Malfoy. Der blonde Slytherin wurde von einem Augenblick auf den anderen völlig blass im Gesicht, als er es so wie so schon war und in seinen Augen funkelte ... Wut. Ja, es musste Wut sein.
„Harry, ignorier' den Kerl!", zischte Neville besorgt, immerhin kannte er Harrys Temperament nur zu gut und wusste, wie schnell er ausrasten konnte, doch der Schwarzhaarige hörte ihm gar nicht zu.
„Hundescheiße stinkt – Granger stinkt noch abartiger!", lachte Zabini leise und in sein hämisch grinsendes Gesicht hätte jeder Gryffindor mit Herzenslust reingeschlagen. „Harry, nicht!", stöhnte Neville, doch zu spät.
Harry war mit einer fließenden Bewegung aufgesprungen. Die Schüler schauten verdutzt von ihren Büchern auf, auch McGonagall sah verwundert auf, doch da sie das Gespräch nicht gehört hatte reagierte sie noch nicht.
Harry riss seinen Zauberstab hervor, peitschte ihn durch die Luft, sodass diese kurz zu vibrieren schien vor energetischem Zorn.
Zuerst dachte jeder, es wäre nichts geschehen und Zabini sah erleichtert aus, doch dem war nicht so. Das Pult, an dem Zabini mit Malfoy saß, erzitterte, sodass es leicht über den Boden knarzte und schuckelte, doch dann lösten sich die strengen Holzformen des Pultes auf, es schien zu wachsen – immer dunkler wurde es, bis es schließlich schwarz war. Haare erschienen und endlich hatte das Pult seine neue Gestalt angenommen.
Ein riesiger, schwarzer Hund mit zottigem Haar und tiefgrünen, klaren Augen stand zähnefletschend vor Zabini und ließ ein hallendes und donnerndes Bellen hören.
Zabini schrie wie eine getretene Riesenratte und wurde von dem Hund bis auf einen Schrank gejagt, wo er knurrend und bellend auf und absprang, an den Schrank kratzte und versuchte nach Zabini zu schnappen.
„Nimm ihn weg!", schrie Zabini, als der Hund fast seinen Fuß erwischt hätte, „pfeif ihn zurück!"
Der große, schwarze Hund verwandelte sich plötzlich in das ursprüngliche Pult zurück.
Harry wandte sich um und McGonagall stand direkt hinter ihm. Er schluckte, als sie ihn so seltsam ansah.
„Ein wirklich beeindruckendes Stück Magie, Mr Potter, jedoch Strafarbeit wegen ihres unbeherrschten Verhaltens", sagte sie ruhig, während Zabini vom Schrank herunterkam.
„Ich bin nur meinem Herz gefolgt, Professor!", schoss Harry giftig zurück – etwas mehr, als eigentlich beabsichtigt.
Kurz musterte die Lehrerin ihn ernst.
„Ich weiß, Sie werden Gryffindor noch alle Ehre machen, aber das geht so nicht."
„Aber – er - !", schäumte Harry zornig, sodass er kaum einen anständigen Satz hervorbrachte.
„Mr Zabini wird seine Strafe natürlich ebenfalls bekommen. Ich sehe Sie heute Abend um sieben in Dumbledores Büro."
Kurz sah Harry rebellisch in ihre Augen, war kurz davor zu protestieren, als sie sich plötzlich von ihm abwandte und sich Zabini vorknöpfte, um ihm eine Strafarbeit beim Hausmeister aufzubrummen.
***
Genau um sieben Uhr am Abend klopfte Harry an die dunkle Tür des Büros, um seine Strafarbeit abzusitzen. Ein „Herein!" drang durch die Tür und er trat ein.
Dumbledores Büro war ein länglicher und hoher Raum. Als Erstes vielen Harry die vielen Kerzen auf, die durch den Raum schwebten und ihren Feuerschein verbreiteten.
An der rechten Wand stand ein deckenhohes Bücherregal aus dunklem Holz, welches voll mit Büchern war, die Harry so gerne einmal aufschlagen würde – zwischen den Büchern konnte Harry auch die silbernen Instrumente sehen, die surrten und leise zischelten. Zwischen dem Regal war eine unscheinbare Tür, die Harrys Vermutung nach in seine privaten Gemächer führte, obwohl sein Büro schon wie ein halbes Wohnzimmer aussah. Davor stand ein kunstvoll geschnitzter Schreibtisch, der ordentlich beräumt war mit Pergamenten, einer Kristallkugel als Beschwerer, einem Federkiel, der in einem Tintenfässchen steckte, ein paar Büchern und einer großen Schale voll mit Zitronenbrausebonbons.
Auf der linken Seite, nahe der Tür, standen eine Sofalandschaft und ein hoher Sessel – alles mit dunkelrotem Stoff bezogen. Die bequem wirkenden Möbel waren um einen großen, schlichten Kamin gestellt, in dem ein warmes Feuer brannte.
Der Rest der Wand war verglast und dies verband sich oben zu einer leicht spitzen Glaskuppel.
Harry überkam ein Gefühl der Freiheit, als er diese wunderbare Pracht aus Glas und angelaufenem Gold sah – als würde er die ganzen Ländereien sehen und jeden Moment losfliegen können... er hatte eine wunderschöne Aussicht über den ganzen Schwarzen See und dem Verbotenem Wald.
Etwas Funkelndes lenkte Harry ab und er versuchte hoch in die Kuppel hineinzuschauen. Von der Kuppelspitze hing eine goldene Kette mit starken Gliedern, daran eine Vogelschaukel, auf der ein scharlachroter und goldener, raubvogelartiger Phönix hockte, der im Licht des Kaminfeuers und der Kerzen und im Mondlicht draußen zwielichtig funkelte. Bei diesem Anblick musste er an das zweite Schuljahr denken.
Harry musste geschlagene Minuten in der Tür gestanden haben, denn McGonagalls Stimme riss ihn wieder in die Realität zurück.
„Ich freue mich über die Faszination Ihrerseits, auch wenn Sie schon einmal hier waren. Jedoch wäre es angenehmer, wenn Sie hereinkommen und die Tür schließen würden. Ich möchte mit Ihnen über Ms Granger sprechen. Es gibt Neuigkeiten."
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