Kapitel 2 | ✔


Als das goldene Trio nach einer gefühlten Ewigkeit in dem unterirdisch gelegenen Teil des Schlossgebäudes ankam, wurde Hermione ganz flau im Magen. Der Kerkerraum wurde nur mit wenigen Fackeln beleuchtet und war sogar im Winter ungeheizt, was dazu führte, dass die meisten eine Gänsehaut bekamen. Ist ja auch kein Wunder! In den anderen Gemeinschaftsräumen ist es schön gemütlich und warm.

Ob es im Gemeinschaftsraum der Schlangen auch so kalt wie auf den Gängen ist?

Eigentlich konnte sie sich das gar nicht vorstellen, da diese Augen von vorhin eine unglaubliche Wärme ausstrahlten...

„Stopp, Stopp! Hermione, denk erst gar nicht daran. Er ist ein verdammter Vollidiot, ein reicher Schnösel, der von seinen Eltern nur verwöhnt wird, um vor anderen angeben zu können! Draco Malfoy hat dich all die vergangenen Jahre verachtet, hat dich Schlammblut genannt, hat von oben auf dich herabgesehen! Wahrscheinlich wird er irgendwann sogar Todesser werden, genauso wie sein grausamer Vater! Er ist böse, ein Slytherin, dein absoluter Erzfeind!", ermahnte ihr inneres Ich sie selbst.

„Ms Granger!", krächzte da eine tiefe Stimme, die das Mädchen nur all zu gut kannte. Hermione zuckte zusammen.

„Würden Sie mir bitte die gestellte Frage beantworten?" „Entschuldigen Sie, Professor Snape. Ich muss gestehen, dass meine Aufmerksamkeit gerade nicht ihrem Unterricht gewidmet war. Könnten Sie die Frage bitte wiederholen?"

Snape brummte bedrohlich und es war im Augenblick nichts zu hören. Es herrschte eine absolute Stille, bis Snape zum Wort ansetzte: „Wie würden Sie den Trank Felix Felicis beschreiben?"

„Der Felix Felicis ist 'Glück in flüssiger Form' - ein sehr kompliziert herzustellender, extrem starker Glückstrank, Sir. Wird dieser Trank richtig gebraut, so kann er jemanden mit einem Vorrat an Glück versorgen, dessen Dauer von der getrunkenen Menge abhängt. Wer eine Dosis dieses Tranks einnimmt, erlebt einen Tag, an dem alles gelingt. Es ist verboten, den Zaubertrank vor Prüfungen, Sportwettkämpfen und dergleichen einzunehmen. Der Trank hat eine goldene Farbe und verhält sich im Kontakt mit Luft merkwürdig: größere Tropfen springen aus dem Behälter und landen dann wieder darin. Bei diesem Prozess scheint kein einziger Tropfen verloren zu gehen. Fehler bei der Herstellung und Dosierung dieses Zaubertranks wirken sich allerdings fatal auf Trinkende aus. Zu häufige Einnahme und Überdosierung führt zu Leichtsinn, Rücksichtslosigkeit und gefährlicher Selbstüberschätzung", Hermione holte tief Luft und wollte weiterreden, doch Snape unterbrach sie:

"Das reicht mir, Ms Granger. Sie alle werden jetzt in Gruppen eingeteilt, in der jeweils vier Zauberer beziehungsweise Hexen sein werden."

Das war ja mal wieder so typisch für diese hinterhältige Fledermaus! Immer mischte er die beiden verfeindeten Häuser Slytherin und Gryffindor.

„Zabini, Granger, Lovegood, Nott ... "

„Mein Beileid, wegen Zabini und Nott", murmelte Ron ihr noch zu, bevor sie sich auf den Weg zum Vierertisch machte.

Okay. Einfach tief durchatmen. Du schaffst das. So schlimm sind die zwei Slytherins gar nicht! Sie haben uns noch nie beleidigt oder blöd angemacht. Also beruhig dich. Du bekommst das hin."

Hermione nahm also all ihren Gryffindormut zusammen und setzte sich an den besagten Vierertisch. Ein Mädchen mit aschblonden Haaren und entrückt blickenden Glubschaugen, begrüßte sie freundlich und stellte sich als Luna Lovegood vor, woraufhin die Brünette ihr nur zunickte.

Wie Hermione auf dem Umhang erkennen konnte, war Luna eine Ravenclaw. Verständlich, sowie Lovegood da mit ihren Radieschenohringen spielte, scheint sie gut in das Haus zu passen. Trotzdem glaubte die Hermione daran, dass sie gute Freunde werden könnten, immerhin schien die Ravenclaw trotz ihrer verträumten Art, intelligent zu sein.

Ja, sie hatte schon einiges über die Blondine in den vergangenen Jahren gehört. Luna wurde von ihren Mitschülern immer Loony genannt, was übersetzt Verrückte oder Spinnerin hieß. Das Mädchen tat ihr wirklich leid! Sie wird gemieden, ihre Sachen werden geklaut und versteckt und sie hat keine Freunde. Luna lügt nie und spricht auch unangenehme Wahrheiten aus.

Erst jetzt bemerkte Hermione, dass sie die zwei Slytherins bisher noch nicht angesehen, geschweige denn, angesprochen hatten. Die Braunhaarige sah beschämt in eine andere Richtung, bis diese bemerkte, dass Blaise Zabini – ja, der Blaise Zabini – ihr ein Lächeln schenkte.

„Guten Morgen, die Dame", der dunkelhäutige Teenager sprach das mit so einem Selbstbewusstsein aus, dass es der Brünette die Sprache verschlug und sie sich zusammenreißen musste, nicht mit offenem Mund dazusitzen. „Morgen", nuschelte die Gryffindor, sodass Blaise die Ohren spitzen musste, um das Mädchen verstehen zu können.

Seit wann war sie denn so schüchtern anderen gegenüber? Machte er Hermione nervös? Oder war es nur die Tatsache, dass er ein Slytherin war?

Anscheinend musste sie ziemlich seltsam gekuckt haben, denn plötzlich fing Zabini an, lauthals loszuprusten. Sie wusste nicht warum, aber sie konnte sich nicht zurückhalten und musste mit ihm lachen.

Jeder aus der Klasse sah sie sehr verwirrt und... auch irgendwie belustigt an. Na ja... so oft erlebt man es auch nicht, dass eine Gryffindor und ein Slytherin zusammen lachen. Sogar Snape hatte einen komischen Blick drauf, sodass es ihnen schwerviel, nicht gleich vom Stuhl zu kippen.

Als der Professor endlich die Stunde beendete und den Aufsatz, den sie als Hausaufgabe aufhatten einsammelte, machte sich das goldene Trio auf den Weg zur nächsten Unterrichtsstunde.

Den ganzen Vormittag lang glitten ihre Gedanken immer wieder zu Blaise Zabini und dessen plötzliche Freundlichkeit. Die silbergrauen Augen, die Draco Malfoy gehörten, wollten Hermione schon gleich gar nicht aus dem Kopf gehen.

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