Kapitel 18 | ✔
„Hallo, Tochter ... "
Es war die Stimme des bösartigsten Zauberers aller Zeiten: Lord Voldemort.
Langsam öffnete Hermione ihre müden Augen und blickte ihrem vermeintlichen Vater ins Gesicht. „Wo bin ich?", fragte Hermine mit schwacher Stimme. Die Benommenheit raubte ihr für kurze Zeit das Erinnerungsvermögen.
Der Mann mit der kalten Stimme ignorierte ihre Frage und fragte stattdessen: „Wie konntest du dich nur all die Jahre von mir verstecken?"
Sie konnte nicht antworten, ihr Mund war so trocken und sie selbst so erschöpft, sodass sie kein Wort herausbrachte. Es war einen Moment lang still, bis ein Licht hell aufflammte und Hermione so ihren Kopf hob. Da war es: Das eingefallene, verwahrloste Gesicht von Bellatrix Lestrange.
„Der Dunkle Lord hat dich etwas gefragt! Antworte gefälligst!", schimpfte Bellatrix, und trat ihr in die Seite. „Autsch!"
Hermione dachte nicht großartig drüber nach, was sie tat, stand blitzartig auf und griff nach dem Zauberstab der bösen Hexe, da ihr ihr eigener weggenommen wurde. Bellatrix schrie schrill auf, doch das brachte sie nicht weiter, denn Hermione hatte schon ihren Zauberstab erobert und richtete diesen auf sie.
Doch noch bevor sie einen Zauber aussprechen konnte, durchfuhr sie ein Schmerz von unglaublichem Ausmaß.
Sie wusste nicht konkret, wo es wehtat: im Bauch, im Rücken, im Kopf ... Es tat einfach überall weh. Sie konnte nicht einmal beschreiben, was es für ein Schmerz war ... Sie war nur noch dazu imstande, auf die Knie, und anschließend gänzlich auf den Boden zu fallen, um sich dort vor Schmerz zu winden. Sie bekam noch am Rande mit, wie Bellatrix ihren Zauberstab wieder aufhob.
Und grelles, abartiges Lachen war zu vernehmen. „Das passiert, wenn man mir - dem mächtigsten Zauberer - nicht Folge leistet."
Hermione krümmte sich am Boden, vor Schmerzen. Es war nicht auszuhalten. Alles verkrampfte sich. Alles tat so schrecklich weh!
Sie hat sich nie etwas so sehr gewünscht, wie, dass es sofort aufhöre!
Dann, endlich. Es hörte auf. Ihre Muskeln entspannten sich und nun lag sie da, völlig bewegungslos. Unfähig sich zu bewegen, schaute sie nur nach oben. Sie hatte das Gefühl, dass, wenn sie jetzt auch nur einen Muskel bewegen würde, umgehend mit Schmerzen bestraft wurde.
Nur noch verschwommen konnte sie Lord Voldemort und Bellatrix Lestrange sehen, so sehr benebelte sie der Nachhall von Schmerzen des Cruciatus. Eine dritte Gestalt trat heran. Doch Hermione konnte diese nur schemenhaft erkennen, die Bilder verschwammen vor ihren Augen. Sie konnte nur noch eine Stimme hören. Sie verstand nicht, was sie sagte, diese so raue Stimme. Sie klang so rau, so einlullend und irgendwie ... vertraut ... auf irgendeine Weise beruhigte sie diese. Und sie genoss diese Stimme, so kurz sie auch nur noch bei Bewusstsein sein sollte.
***
Niedergeschlagen lief Harry durch die Gänge von Hogwarts. Es waren zwei Tage vor Ferienbeginn und nach Hermiones Verschwinden. Deswegen hatte er keinen Grund, sich in irgendeiner Weise auf die Ferien zu freuen.
Harry schob den Gedanken an seine beste Freundin schnell beiseite, denn er wollte und konnte es sich nicht leisten mitten im Gang in Tränen auszubrechen.
Bisher hatten sie noch keinerlei Informationen, wo Hermione sich gerade befand und, wie es ihr vor allem ginge. Harry machte sich Sorgen - große Sorgen. Und damit war er nicht allein.
Fahrig wischte er sich über die Augen, um den Tränenfluss zu stoppen.
Gedankenverloren lief er um eine Ecke und wollte in einem Geheimgang verschwinden, der ihn schneller in den Gryffindorturm bringen würde, als er aus eben diesem die Stimmen von Malfoy und Zabini hörte.
Leise schlich er sich bis kurz vor einen Wandteppich, um zu hören, was sie sagten. Die beiden Slytherins - vor allem Malfoy - hatten sich in den letzten paar Tagen mehr als merkwürdig verhalten und vielleicht konnte er so herausfinden, was mit den beiden los war.
„Draco, ich hab' echt keine Lust mehr darauf!", hörte er Zabini genervt sagen, „dieses ganze Geheule und Gejammer über eine minderwertige Gryffindor geht mir dermaßen auf den Geist, ich kann's einfach nicht mehr hören. Granger hier, Granger da. Das nervt!"
„Ich verstehe gerade nicht, was du plötzlich gegen Hermione hast? Damals hast du dich für mich gefreut, was sie betrifft."
Harry konnte nicht glauben, was er da hörte. Das war doch ein schlechter Scherz! Das musste einfach ein Scherz sein! Hatten die beiden etwas mit dem Verschwinden seiner besten Freundin zu tun? Oder waren sie gar die Täter? Und, wieso nannte Malfoy Hermione auf einmal beim Vornamen? Da stimmte doch irgendetwas nicht ... Atemlos hörte er weiter zu.
„Ja, damals. Damals hast du nicht die ganze Zeit über von ihr gesprochen!"
Zabini ließ ein abgrundtiefes Stöhnen hören.
„Ach, vergiss es!", schnaubend kehrte der blonde Slytherin seinem dunkelhäutigem Freund den Rücken zu und flüchtete von ihm, rannte durch die Gänge, bis er an der Mädchentoilette im ersten Stock ankam, in welcher er sich in letzter Zeit oft versteckt hatte.
Er hielt sich am Waschbecken fest und sah in den Spiegel vor sich. Sein Gesicht wirkte eingefallen und graue, tiefe Ringe lagen unter seinen Augen, in denen man die nackte Trauer und Angst sehen konnte.
Genau das war es ... nackte, blanke Angst . Er musste es sich eingestehen. Er, Draco Malfoy, hatte Angst um eine Gryffindor: Hermione Jean Granger.
Vielleicht sollte er seinem Leben ein Ende setzen. Dann wäre dieser Albtraum vorbei.
Dann brachen sich die Tränen, die er unterdrücken wollte, ihren Weg. Er konnte sie nicht mehr aufhalten. Draco ließ seinen Tränen freien Lauf und sank am Waschbecken hinab auf den Boden. Er weinte, wie er noch nie in seinem Leben geweint hatte. Die Tränen rannten über seine Wange und tropften auf seine Hose. Aber es war ihm egal. Alles war egal, denn sein Leben war verwirkt.
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