Kapitel 1 | ✔
Es war schon spät am Abend, als Hermione zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors zurückkehrte. Ja, eigentlich war es untypisch für sie, zu später Stunde noch in den Gängen Hogwarts herumzuirren. Doch in der Bibliothek war das Mädchen so beschäftigt gewesen, sodass sie die Zeit ganz vergessen hatte. Hermione konnte von Glück reden, nicht von Madam Pince entdeckt und von ihrer geliebten Bibliothek hinaus geschmissen zu werden.
Als sie nach gefühlten Stunden endlich den Gemeinschaftsraum erreichte, hoffte das Mädchen von keinem gesehen zu werden.
Leider hatte Hermione nicht das Vergnügen und wurde von Ron, der es sich auf dem rubinroten Sofa bequem machte, angesprochen: „Was machst du denn noch hier? Ich hätte gedacht, du wärest schon längst im Bett?" „Ich war noch in der Bibliothek und hab den Aufsatz für Zaubertränke fertiggeschrieben ... Apropos, Ronald, hast du den Aufsatz für den morgigen Unterricht zu Ende geschrieben?!", entgegnete Hermione mit einem bedrohlichen Unterton. So, wie sie es immer tat, wenn ihr Freund etwas verkehrt machte oder gar seine Hausaufgaben vergaß.
„Ähm ... -" „RONALD WEASLEY! Sage mir jetzt bitte nicht, dass du schon wieder vergessen hast, deine Hausaufgaben zu machen! Weißt du eigentlich, welche Konsequenzen das für dich hat? Professor Snape wird dich bestimmt mit zig Wochen Nachsitzen bestrafen! Er wird Gryffindor Punkte abziehen, soweit ich ihn kenne! Außerdem ... ", Hermione holte Luft. Diese Gelegenheit nutze Ron aus und versuchte sich wieder von der ganzen Sache herauszureden: „Ich war ziemlich beschäftigt, musste Harry helfen-" „Ja, ja, indem du mit ihm Schach spielst oder Quidditch übst! Hälst du mich eigentlich für blöd?" „Nein, ich-", zum wiederholten Male wurde dem rothaarigem Jungen das Wort abgeschnitten.
„Was ist denn hier los? Euch hört man schon in ganz Hogwarts herumstreiten." Harry Potter, ein schwarzhaariger Junge mit einer Narbe eines Blitzes auf der Stirn betrat den Gemeinschaftsraum und wollte seine Freundin beruhigen, bevor ihr Kopf endgültig vor Wut platzte und sie nach St. Mungo's eingeliefert werden musste.
„Ron hat schon wieder vergessen, seinen Zaubertrank-Aufsatz zu schreiben", sagte Hermione mit einer etwas ruhigeren Stimme als zuvor.
Der Junge, der überlebte schwang seinen Zauberstab und sagte: ‚Turris scribere' - einen Zauberspruch, über den er zufällig in einem Buch gelesen hatte. Nachdem der letzte Buchstabe aus seinem Mund geglitten war, erschien auf einem leeren Blatt Pergament, das auf dem gegenüberstehenden Tisch lag, ein ellenlanger Text, der sich als 'Felix Felicis' Aufsatz identifizierte.
„Bei Merlins Bart! Woher kannst du den, Harry?", rutschte es dem jungen Weasley aus dem Mund. Bevor Harry überhaupt noch antworten konnte, wurde ihm schon das Wort von niemand geringeren als Hermione abgerissen: „Das tut gar nichts zur Sache! Wenn euch Professor Snape dabei erwischt, dann könnt ihr was von ihm erleben! Glaubt mir, er ist nicht dumm", erwiderte die Brünette, woraufhin Ron nur mit seinen Augen rollte.
***
Am nächsten Morgen stand Hermione schon früh auf, um sich auf die bevorstehenden Unterrichtsstunden vorzubereiten. Sie konnte es nach vier Jahren immer noch nicht verstehen, warum ihre beiden besten Freunde so spät vom Bett aufstanden und sie dann voll jammerten, dass sie angeblich so schlecht geschlafen hätten.
Ohne darüber nachzudenken, schleppte sie ihre immer noch müden Knochen in Richtung des Badezimmers. Geradezu hastig streifte sie ihre Schlafhose ihre Beine hinunter und kickte den Stoff in die Ecke des Badezimmers. Auch das Shirt leistete der Hose schnell Gesellschaft. Als Hermione die Dusche betrat, ließ sie das Wasser ihren Körper benetzen. Sie spürte richtig, wie die winzigen Tröpfchen über ihre Haut glitten und genoss den Moment. Ihre Gedanken schweiften nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft, sondern im Jetzt. Und das passierte nicht oft. Denn Hermione war ein Mensch, der sich einfach um zu vieles Gedanken machte, um sich überhaupt mal so richtig zu entspannen.
Nach einer Weile stieg das Mädchen aus der Dusche und trocknete sich mit einem weichen Handtuch ab. Nun fühlte sie sich um einiges besser und ihre Wut von dem gestrigen Tage war wie weggeblasen. Wenn Harry und Ron nicht ihre besten Freunde wären, hätte Hermione sie schon längst verhext und die beiden auf ewig verflucht. Ohne sie wären die beiden schon längst von Hogwarts geflogen. Das klingt vielleicht arrogant, aber trotzdem entspricht es nur der Wahrheit.
Wie, als wäre nichts gewesen, trat sie mit einem Lächeln aus dem Badezimmer und begrüßte ihre Zimmergenossen, die inzwischen auch wach geworden sind, freundlich.
Um pünktlich zum Frühstück zu erscheinen, suchte Hermione ihre Sachen für den heutigen Zaubertränke-Unterricht zusammen.
Von der gestrigen Erinnerung musste sie nur den Kopf schütteln. Sie hatte wirklich ein wenig übertrieben, aber eine Sache fand Hermione wirklich nicht in Ordnung: Waren ihre beiden Freunde tatsächlich so dreist gewesen, einen Zauberspruch zu verwenden, um Rons Hausaufgaben zu erledigen? Wenn Snape ihnen auf die Schliche kommt, dann will sie nicht an der Stelle der beiden Jungs stehen!
Als Hermione endlich in der Großen Halle saß, gesellten sich nach gefühlten Stunden Ron und Harry zu ihr und begannen über Quidditch – was sonst – zu reden. Währenddessen hörte Hermione den Jungs zu, da diese ja sonst nichts zu tun hatte.
Doch irgendwie fühlte sie sich beobachtet, drehte sich zum Slytherin-Haustisch um und blickte direkt in zwei sturmgraue Augen, die so eine Wärme ausstrahlten, dass sie ihr den Atem raubten.
Als aber Hermione bemerkte, wer es war, den sie so intensiv anstarrte, konnte man ihren Kopf mit einer Tomate vergleichen. Es fehlte nur noch der grüne Stängel.
Schnell, als hätte sie der Blitz getroffen, wandte sie sich wieder ihren Freunden zu.
Wieso bei Merlins Barte starrte Draco Malfoy sie so seltsam an? Das muss doch einen bestimmten Grund haben. Oder klebte etwas auf ihrem Rücken? Nein, das konnte nicht sein! Aus Reflex betasteten ihre Hände ihren Rücken. Doch da war nichts. Das Mädchen atmete erleichtert aus.
„Hermione ... Hermione! Geht es dir gut? Du bist ganz blass." Harry war anscheinend auf ihre gedankliche Abwesenheit aufmerksam geworden. „Danke, ich bin okay", antwortete das Mädchen mit einer zu hohen Stimme. Der Schwarzhaarige schaute sie misstrauisch an und erwiderte daraufhin: „Bist du dir dabei sicher? Du siehst nämlich aus, als hättest du den Teufel gesehen" „Vielen Dank auch, Harry. Und ja, ich bin mir da ganz sicher!", sagte Hermione, obwohl sie wusste, dass dies nicht der Fall war. Seit wann starrte sie Draco Malfoy so interessiert an?
Komplett abwesend und mit dieser einen Frage im Kopf, machte sich die Brünette mit ihren beiden besten Freunden auf den Weg zum Zaubertränke-Unterricht.
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