Kapitel 24

Thomas will gerade aufbrechen, um den anderen Bescheid zu geben, dass es uns allen hier gut geht. Wir sind jetzt schon etwa eine Stunde hier, schätze ich. Da ich keine Uhr besitze und nicht weiß, ob die anderen eine haben, ist es hier auch ziemlich schwer, die Zeit einzuschätzen. Wir haben uns mittlerweile alle auf den Boden gesetzt, das ist zwar immer noch ziemlich eng, aber wir wollen nicht die ganze Zeit über stehen. Es ist trotzdem so, wie wenn wir tiefsten Winter hätten und deswegen alle versuchen würden, uns gegenseitig zu wärmen. Ich habe versucht, mich mit Newt so weit wie es geht in die Ecke zu verkrümeln, damit wir nicht direkt von allen anderen umgeben sind. Ich habe mich jetzt mal getraut und habe meinen Kopf auf seine Schulter gelegt. Ich will das schon die ganze Zeit, denn ich habe ständig solch ein großes Bedürfnis, ihm nahe zu sein, dass es mich jetzt einfach übermannt hat und ich nichts mehr tun konnte. Doch Newt scheint das wohl in Ordnung zu finden oder er findet es zumindest nicht völlig unpassend, denn er fängt nun an, meinen Kopf zu streicheln, Strähnen meiner Haare um die Finger zu wickeln. Ich finde das total angenehm und fühle mich bei Newt sofort wieder wohl und geborgen. Ich denke in dieser Sekunde gar nicht daran, wo wir uns befinden und was alles noch passieren wird. Ich habe hier schließlich Newt bei mir und wenn er da ist, kann ja gar nichts Schlimmes passieren oder? Er hat mir immer geholfen, dass alles gut wird. Er ist mein perönlicher Schutzengel und darn klammere ich mich auch fest. Ich werde meien Gruppe wiedersehen, doch ich habe das Glück bei Newt zu sein und meine Zeit hier bei ihm verbringen zu können. „Findest du es nicht auch merkwürdig, dass wir nun nach all dem, was wir durchgemacht haben, eigentlich nicht viel weitergekommen sind?", fragt Newt mich. Er spricht dabei leise, ich schätze, dass das mit Absicht ist, dait die anderen nicht mitbekommen, was wir sagen. Ich zucke mit den Achseln. Ich will es nicht so direkt zugeben, doch wenn ich diese Situation hier betrachte, mir die anderen Jungs ansehe, die mich auf der einen Seite sehr verwirrt anschauen, warum ich als Mädchen auf einmal hier bin, auf der anderen Seite aber ziemlich hilflos aussehen, muss ich ihm zustimmen. Die Jungs wissen nicht mit Sicherheit, dass wir es hier rausschaffen werden. „Es ist wie vor der Flucht aus dem Labyrinth. Wir haben Pläne geschmiedet, um zu entkommen, doch wir wussten nicht, ob wir es alle schaffen würden und was alles bei der Flucht auf uns zukommen wird. Auch jetzt wissen wir nicht, wo wir hingehen sollen, wenn wir draußen sind. Das letzte Mal hatten wir zumindest noch unsere Hoffnung, wir dachten, dass draußen unsere Familien auf uns warten würden und das Leben ganz toll wäre. Wir haben Pläne geschmiedet, wie unser Leben weiter verlaufen sollte, da es sicherlich ganz wunderbar werden würde, wenn wir es erst einmal aus dem Labyrinth geschafft haben. Doch dieses Mal wissen wir, wie die Welt draußen aussieht. Wir haben die Brandwüste schon gesehen und wissen, dass dort überall die Cranks lauern. Sie werden über uns herfallen und uns eventuell sogar töten, wenn wir nicht ständig auf der Hut sind. Es gibt keine wirkliche Zukunft für uns. Wir können nur in kurzen Abständen an den nächsten Tag denken und wie wir den überleben sollen, denn etwas für längere Zeit planen, macht keinen Sinn, denn es kann jede Sekunde etwas passieren und wir müssten dann unseren gesamten Plan über den Haufen werfen. In was für einer Welt leben wir nur, Newt?" Ich hebe meinen Kopf um ihm in die Augen zu sehen. Ich sehe in seinem Blick die Trauer, dass dieser Ort doch nicht der ist, für den wir ihn gehalten haben, doch auch im selben Augenblick den Kampfgeist. Er wird dafür kämpfen, dass wir in Sicherheit sind und einen Ort zum Leben finden. „May, ich werde dafür sorgen, dass wir das einzig Gute aus dieser Welt noch herausholen. Ich werde einen Ort finden, an dem wir für unser Leben bleiben können und es so gut wie möglich gestalten können. Das habe ich mir geschworen, dass ich einen sicheren Platz für dich und für Sonya finden werde. Du gehörst für mich wie sie zur Familie und das tust du für sie auch. Sie wird zwar eine Weile sauer sein, dass du jetzt hier bei uns bist, doch sie wird es akzeptieren und vielleicht sogar verstehen. Ich denke, dass sie sehr wohl weiß, dass wir beide eine besondere Verbindung haben und das einfach nicht leugnen können." Ihn das sagen zu hören, lässt mein Herz schneller schlagen. Er sieht das auch so? Ich hoffe so sehr, dass er jetzt damit nicht nur auf die Weise hinweisen will, die uns geschwisterlich verbindet, wie wenn ich auch seine Schwester sein würde. Er muss es ja schließlich auch erkennen, was uns da wirklich verbindet. Es ist so viel mehr als unsere Freundschaft und spätestens nachdem mit Bianca Schluss gewesen ist, muss er ja merken, dass ich mehr für ihn empfinde und er hoffentlich auch. Will er mich küssen? Soll ich ihn küssen? Ich glaube, in diesem Moment würde ich es sogar tun, wenn wir hier alleine wären und nicht von all den anderen umgeben wären. Selbst wenn ich damit zerstören würde, was wir haben, ich will einfach nicht länger alles verborgen halten, was mich ausmacht, denn meine Gefühle für ihn sind das nunmal. Ich klinge langsam echt wie eine liebeskranke Idiotin. Deswegen stehe ich jetzt einfach auf und wende mich Thomas zu. „Thomas, gibt es Neuigkeiten wegen der Mädchengruppe? Du hast doch sicherlich schon mit ihnen gesprochen?" Thomas' Blick sieht nicht gerade glücklich aus. „Ich kann sie nirgends finden oder erreichen!"

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