Kapitel 22
Ich bin kein Fan von Gewalt und würde am liebsten immer alle Probleme ohne Gewalt lösen, doch das ist in diesem Fall eine Sache der Unmöglichkeit. In der Sekunde, in der ich Janson mit einer Scherbe des Spiegels Schnitte zufüge, denke ich daran, was WICKED meinen Freunden angetan hat und dass sie sie umgebracht oder höllisch gequält haben. Ich füge ihm die Schnitte so zu, dass sie nicht lebensbedrohlich sind, er allerdings trotzdem erst mal eine Weile außer Gefecht sein wird. Er muss zumindest so lange nicht handeln können, bis wir in unserem nächsten Versteck untergekommen sind. Das muss bei den anderen, um die sich die Mädchen und Jungs kümmern, natürlich auch der Fall sein. Sie alle müssen für den Moment völlig ausgeknockt sein, denn sonst wird unsere Aktion gleich auffliegen und wir alle haben ein großes Problem, da wir auf Angestellte von WICKED losgegangen sind. Newt hält in seiner Hand den Stiel eines Besens. Ich weiß gerade nicht, was er Janson groß damit antun will, doch dann bittet Newt mich, Janson still zu halten und ihm die Scherbe an die Kehle zu halten, damit er sich auf keinen Fall bewegt. „Ihr kleinen Mistkerle! Denkt ihr wirklich, dass ihr von hier entkommen könnt bei all den Sicherheitsmaßnahmen? Ich schwöre euch, wir werden euch wieder kriegen und dann wird es nicht lustig für euch werden, aber daran seid ihr selbst Schuld, da kann ich nichts tun. Aber selbst, wenn ihr es schaffen würdet, stellt euch doch mal vor, was dann sein würde. Hier gibt es nichts als die Brandwüste. Was wollt ihr dort? Dort würdet ihr es keinen Tag lang überleben! Wenn euch die Hitze nicht dahinrafft, dann werden es die Cranks sein, die überall lauern. Wir von WICKED haben schon einen Grund, warum wir das alles tun. Wir haben einen Eid geschworen, dass wir Leben retten werden und dazu seid ihr da. Wie Ava Paige gesagt hat, euch wird kein Leid zugefügt werden und ihr werdet helfen, das Leben so vieler Menschen zu retten. Dann würdet ihr in Frieden leben können, in dem Gedanken, dass ihr die Retter der Menschheit seid. Euch würde nichts fehlen. Aber ihr seid selbst Schuld, wenn ihr euch hiermit euer eigenes Grab schaufelt. Ich denke nicht an euch und werde auch nicht für euch beten." Janson kann so viel reden, wie er will, er wird uns nie überzeugen können. Mag ja sein, dass da draußen viel Schlimmes auf uns zukommen mag, doch wir alle riskieren lieber unser Leben draußen, als hier zu bleinen. Das war schon unser Gedanke im Labyrinth und der hat sich jetzt auch nicht geändert. Es ist klar, dass Janson so etwas sagen muss. Das ist der Überlebenstrieb. Er will nicht sterben und tut alles, um das zu verhindern. Er weiß ja schließlich nicht, dass wir ihn nicht umbringen werden. Er kennt uns nicht. Er weiß nicht, dass wir nicht so schlimm wie WICKED sind. Wir bringen niemanden um, wir tun nur das, was nötig ist. „Wissen Sie was: Halten Sie einfach die Klappe, denn es interessiert sowieso niemanden. Weder die Jungs noch die Mädchen. Wir werden das durchziehen, was wir geplant haben und Sie werden garantiert kein Bestandteil davon sein." Newt sieht mir in die Augen und dabei läuft mir eine Gänsehaut über den Arm. Es ist, als will er sagen, dass ich auf jeden Fall ein Bestandteil davon bin und das rührt mich wirklich sehr. Ich will ihn auch immer haben, in allen Situationen des Lebens und daran wird sich auch nichts ändern, darauf kann er Gift nehmen. Wenn er wüsste, was ich mir alles wünschen würde. Ein ganzes Leben mit Newt an meiner Seite wäre das, was ich mir wünschen würde. Ich liebe ihn, das ist mir klar und ich kann einfach nicht von ihm getrennt sein. Ich kann nur hoffen, dass seine Freundschaft zu mir ihm auch so wichtig ist, dass er bei mir bleiben will und mich nicht vergessen wird, wenn all die Probleme mal Vergangenheit sind und unsere einzigen Probleme unser Alltagsleben sind. „May, halt ihn fest und wenn er sich wehren sollte, zeige ihm, dass wir die Stärkeren sind." Er sagt das völlig skrupellos, als wäre ihm das, was er jetzt tun wird, völlig gleichgültig. Ich sehe, wie er seinen Bestenstiel nimmt und ihn an Jansons Bein ansetzt. Wie er mit seinem Fuß ausholt und schnell schaue ich weg. Ich weiß, was jetzt passieren wird und will das auf keinen Fall sehen. Es reicht mir, als ich das Geräusch des brechenden Knochens vernehme und meine Nackenhaare sich dabei aufstellen. Es ist wirklich eklig und dass Newt das einfach so durchziehen kann ... Das Labyrinth muss ihn echt abgehärtet haben. Als ich ihm noch ein paar kleinere weitere Schnitte zugefügt habe, denke ich, dass die Sache erst mal erledigt ist. Janson sieht nicht mehr sehr fit aus und das ist auch das, was wir erreichen wollten. Ein Blick auf die anderen verrät mir, dass sie auch gerade zu dem Punkt angekommen, an dem wir eigentlich aufbrechen können. Es sieht echt aus, als hätte es eine Massenschlägerei gegeben, die wir haushoch gewonnen hätten. Ich blicke zu Sonya und Minho, die gerade die Betäubungsspritzen, die uns verabreicht werden, in ihre Taschen einstecken. Dann müssen wir jetzt aber eigentlich alle bereit sind. Ich sehe zu Thomas und Minho, die sich so aufstellen, dass beide Gruppen sich zu ihnen begeben können. In der Sekunde fasse ich einen Entschluss. Ich werde mich jetzt zwar zu Minho stellen und auch mit ihm losrennen, doch sobald die beiden Gruppen sich trennen, werde ich zu Thomas' Gruppe rennen. Ich kann Newt nicht alleine lassen, das kann ich einfach nicht. „Wir sehen uns bald wieder. Pass auf dich auf." Ich höre Newts Stimme und fühle mich geborgen in seiner Umarmung und bete dabei innerlich, dass er nicht zu böse sein wird, wenn ich gleich zu seiner Gruppe stößen würde. Es ist ja auch nur für kurze Zeit. Es wird sicherlich niemand merken ...
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