Kapitel 2

Wir rennen, was gar nicht so leicht in der Wüste ist. Wir sinken bei jeden Schritt im Sand ein und es ist schwer, dort so schnell voranzukommen. Im Labyrinth zu rennen, war weitaus leichter, das kann man nicht leugnen. Deswegen klopft mein Herz fast bis zum Hals, da wir nicht so schnell vom Fleck kommen. Es kommt mir so vor, als würde die Lagerhalle mit all den Lichtern, auf die wir uns zubewegen, nie näher kommen, die Lichter, die den Eingang beleuchten, sehen immer noch so weit entfernt aus wie am Anfang. Wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen, dann werden uns die Cranks angreifen und so, wie ich denke, sind sie sicherlich sehr gefährlich und ich habe Angst, dass wir uns nicht gegen sie zur Wehr setzen können. Aber eigentlich müssten die Cranks auch dementsprechend langsamer unterwegs sein, da überall Sand ist. Ich nehme noch immer Schüsse wahr, also müssen immer mehr Cranks auf dem Weg zum Helikopter sein. Eigentlich müssten sie bei der Anzahl der Schüsse doch schon alle erledigt sein. Ich will mich allerdings auch nicht umdrehen, da uns das wertvolle Sekunden kosten könnte. Wie wenn Newt meine Gedanken lesen könnte, dreht er sich genau in dieser Sekunde um und starrt nach hinten. Ich fasse ihn allerdings schnell an der Hand und ziehe ihn hinter mir her. „Komm, wir müssen uns in Sicherheit bringen! Ich könnte es nicht verkraften, wenn dir etwas geschehen würde!" Er rennt mit mir weiter. Da wird mir auch bewusst, was ich gerade gesagt habe und ich werde automatisch rot im Gesicht. Ich denke mir, dass er jetzt sicherlich total viel da reininterpretiert und will nicht, dass er das Sonya erzählt. Obwohl, eigentlich ist das ja wirklich die Wahrheit, er ist mein bester Freund und ich glaube nicht, dass ich ohne ihn leben könnte. Er ist mir immer wichtiger geworden. Ich kann einfach ich sein, wenn ich bei ihm bin und ich weiß auch nicht, warum die Gedanken an ihn mich immer überkommen, auch in den Momenten in denen es eigentlich völlig unpassend ist. Ich müsste eigentlich gerade völlig auf die Flucht konzentriert sein und dürfte an nichts anderes mehr denken. Ich verstehe nicht, was mit mir los ist und hoffe, dass das besser wird und ich ihn nicht ständig in meinem Gedanken herumgeistern habe. Dafür habe ich keine Zeit. Ich will doch eigentlich gar keinen Freund. Und ich hoffe, dass meine Gefühle sich für ihn nicht so verändern, dass ich ständig immer nur an ihn denken muss und auch schlaflose Nächte habe. „Hey, May, ist alles gut bei dir? Geht es dir gut? Hast du irgendwelche Schmerzen? Soll ich dich stützen?" Ich muss gleich schlucken und in meinem Bauch zieht sich alles zusammen. Zum Einen, weil ich so gerührt bin, dass er sich so um mich kümmert, zum anderen aber auch, weil es mir peinlich ist, dass er bemerkt hat, dass mit mir etwas geschehen ist. Ich spüre, dass meine Handfläche schwitzig wird, ob das daran liegt, dass er meine Hand hält, ich so aufgeregt bin oder es einfach daran liegt, dass wir schon eine Weile rennen, weiß ich nicht. Immerhin erkenne ich jetzt, dass wir gleich drin sind. Eigentlich muss ich seine Hand doch dann loslassen oder? Sonst kommt das direkt falsch rüber. So drücke ich seine Hand aber jetzt noch ein bisschen fester, damit ich diese Sekunden noch ein bisschen besser ausnutzen kann. Ich weiß, was ich will, zumindest fast immer und im Moment will ich einfach noch ein bisschen die Hand meines besten Freundes halten. Da kann doch eigentlich niemand etwas dagegen sagen. Nun, da wir fast am Tor angekommen sind, traue ich mich auch endlich, mich umzusehen, um zu sehen, ob die Cranks nun endlich besiegt sind. Anfangs kann ich in der völligen Dunkelheit gar nichts erkennen, da vor uns ja direkt diese vielen grellen Lichter positioniert sind und alles in hellem Licht erstrahlen lassen. Somit kann ich auch nicht erkennen, ob sich noch irgendetwas verdeckt hält, aber ich kann keine Cranks mehr hören und habe auch schon eine Weile keine Schüsse mehr vernommen. Ich kann lediglich die Umrisse einiger Männer ausmachen, die schwer danach aussehen, wie wenn sie unsere Retter wären. Sie sind nur noch ein ganz kleines Stück entfernt, sodass sie gleich auch im Sicheren wären und wir endlich in einem Gebäude sind. Essen, Trinken, Duschen, Schlafen. Das ist alles, was ich momentan brauche. Wird Newt eigentlich bei uns im Zimmer übernachten? Ich will ihn eigentlich in gar kein anderes Zimmer lassen. Wenn ich daran denke, dass wir alle die letzte Zeit immer zusammen verbracht haben, dann wird mir ganz flau im Magen, wenn er irgendwann nicht mehr bei uns sein wird. Wir alle haben zusammen im Freien in unseren Hängematten unterhalten, und ich konnte immer einen Blick auf ihn werfen und mich somit versichern, dass er da war und ihm nichts geschehen war. Somit konnte ich immer beruhigt schlafen. Wenn er dann auf einmal in einem völlig anderen Raum ist, weiß ich nicht, wie ich mich da so schnell umstellen soll. Und ich kann auch mit niemandem darüber reden, da dann jeder denken wird, dass ich in Newt verknallt bin und vor allem Sonya will ich so einen Gedanken nicht aufdrängen. Sie soll erst einmal Zeit haben, ihren Bruder besser kennenzulernen und da will ich nicht reinplatzen, indem ich ständig nach ihm frage und an seiner Seite bin. Was denke ich überhaupt ständig daran? Ich will gar nichts von ihm, wir sind beste Freunde und sonst rein gar nichts. Er muss sich auch erst mal damit zurechtfinden, dass er jetzt single ist und all die Sachen mit Bianca verarbeiteten. Dann kommen noch all diese Umstände auf uns zu und wir müssen uns hier erst mal einleben und zurechtfinden. Wir müssen herausfinden, wie unser aller Leben jetzt genau im Detail weitergeht. Es ist so viel zu tun! Was hat es mit dem Brand auf sich? Wer sind diese Leute eigentlich genau, die uns gerettet haben? Sind dort noch andere Leute? Ich muss jetzt schnell Newts Hand loslassen, denn wir sind am Tor angekommen. Wir müssen uns durch einen schmalen Spalt quetschen, im Scheinwerferlicht eingetaucht, damit jeder Eindringling sofort erblickt wird. Ab dem Moment, in dem wir das Gebäude betreten haben, wird unser Leben nicht mehr so sein wie vorher.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top