Kapitel 13
Wir sitzen beim Abendessen zusammen. Es ist heute ein ziemlich ereignisloser Tag gewesen. Was natürlich nicht bedeutet, dass das schlecht gewesen ist. Es ist vielmehr eine totale Entspannung nach all dem, was wir im Labyrinth durchgemacht haben. Die Mädchen sind alle so gut drauf und lächeln ständig. Das öffnet mir das Herz, denn ich bin glücklich, wenn ich sie glücklich sehe. Vor allem die kleine Fiona ist von dem allem hier völlig überzeugt. Ich habe mir den ganzen Tag über anhören müssen, wie toll es hier ist und auch, wenn ich nach einer Weile das Gefühl gehabt habe, dass sie mir langsam das Ohr abkaut, war ich dennoch glücklich. Sie hat erzählt, dass sie sogar schon neue Freunde in ihrem Alter gefunden hat. Sonya ist auch überzeugt und das hilft mir ungemein, meine Sorgen über Bord zu werfen. Ich weiß, ich sollte das alles hier echt etwas lockerer ansehen, denn wir sind hier in Sicherheit. Ich tue mich leider nur schwer, all die Gedanken an das Labyrinth hinter mir zu lassen, dabei nicht zu versuchen, zu denken, was denn nun mit den Mädchen wäre, die auf der Lichtung geblieben sind oder die ihr Leben gegeben haben, wenn sie nun auch hier wären. Es scheint wohl etwas für eine längere Zeit zu sein, denn nach dem Frühstück heute morgen, hat eine Frau uns abgeholt und hat gesagt, dass sie uns als Gruppe nun erst einmal hier herumführen wird, damit wir den Ort kennenlernen, an dem wir nun leben. Es gibt hier eigentlich sogar sehr viel, was ich nicht gedacht hätte. Es gibt sogar einen Fitnessraum, vor allem mit Laufbändern für diejenigen, die es gewohnt sind, als Läufer jeden Tag ins Labyrinth zu gehen. Es ist schon ein bisschen makaber, dass wir in diesem Labyrinth zum Teil um unser Leben gerannt sind und es hier einfach so ein Gerät gibt, auf das man sich stellt, um einfach locker ein bisschen zu joggen. Natürlich gibt es auch einen Aufenthaltsraum, wenn man einfach mal seine Ruhe haben wird. Sicherlich werde ich ab und zu mal vorher in der kleinen Bibliothek, die sie hier haben, vorbeischauen, mir dann ein Buch nehmen und dann im Aufenthaltsraum versuchen, etwas abzuschalten. Ich habe hier im Grunde so gut wie nichts mehr zu tun. Es gibt hier zwar geregelte Zeiten, wie das Essen und die Schlafenszeiten, doch ich habe das Gefühl, dass es denen hier in der Zwischenzeit ziemlich egal ist, was wir machen. Da meine Aufgabe als Anführer hier so gut wie gar nicht mehr gebraucht wird, wird es sicherlich auch niemanden stören, wenn ich mich ab und zu mal einfach zurückziehe. Und wenn nicht, soll er sich einfach damit zurechtfinden. Mit Newt werde ich ja auch nicht mehr so viel Zeit verbringen können, weil er ja erst mal die Jungs alle kennenlernen will. Die Zeit, die uns beiden dann alleine bleibt, wird wohl sehr beschränkt sein. „Du bist schon wieder in Gedanken oder?", holt Sonya mich aus meinen Gedanken. Ich atme tief ein und halte mir meine Finger an die Schläfen, um sie kurz zu massieren. Ich muss jetzt erst wieder ins Hier und Jetzt gelangen und mich ein bisschen sortieren. „Hey May, es ist doch alles gut bei dir oder?" Sonya sieht nun etwas besorgt aus. Sie hat ihre Stirn ziemlich in Falten gelegt. „Ja, klar, es ist alles okay, ich war nur, wie du gesagt hast, ein bisschen in Gedanken versunken. Vielleicht spielt mein Körper ja auch nur wegen der Spritzen ein bisschen verrückt." „Ja, das kann sein. Ich fühle mich auch seitdem wohlig warm, wie wenn hier eine angenehme Hitze herrschen würde, dabei haben sie die Klimaanlage am Laufen. Ich denke, in ein, zwei Tagen, wird sich das alles wieder erledigt haben." Sonya hat wohl recht. Wir haben vorhin auch alle noch ein paar Impfungen bekommen. Ich weiß zwar nicht, warum das unbedingt nötig war, da wir alle noch nie wegen so etwas Probleme gehabt haben, doch ich will den Leuten hier so gut wie nicht widersprechen. Ich bin so froh, dass wir hier alle in Sicherheit sind und ich kann mir nicht erlauben, unsere Retter zu verärgern. „Weißt du eigentlich, ob die Jungs dieselbe Prozedur wie wir durchlaufen mussten?", fragt Teresa neben mir. Ich zucke mit den Schultern. Ich habe seit heute morgen, als Newt wieder zu den Jungs gegangen ist, nicht mehr mit ihm gesprochen und ihn eigentlich auch nicht mehr gesehen. Außer jetzt in diesem Moment, denn die Jungs sitzen einen Tisch neben uns und Newt ist natürlich auch unter ihnen. „Ich frage mich echt, warum die Schöpfer mich zu den Jungs geschickt haben und Newt zu euch. Eigentlich hat das ja nur Probleme gemacht. Ich denke, alles wäre anders doch viel friedlicher abgelaufen. Was denkt ihr?", fragt Teresa. „Naja, mich kann man in dieser Situation schlecht fragen, da Newt mein Bruder ist, kann ich die Situation nicht rational beurteilen. Ich bin wahnsinnig froh, dass ich ihn endlich wieder bei mir gehabt habe und hätte alles dafür getan, dass es so gelieben wäre. Aber May, was denkst du?", antwortet Sonya. Ich atme tief ein. „Ich denke, dass das alles ein Konzept gehabt hat. Es ist auf keinen Fall einfach zufällig geschehen. Die Schöpfer haben ja gesagt, dass sie uns dort als Auserwählte eingesperrt haben, um unsere Gehirnaktivitäten zu studieren, um schließlich eine Heilung gegen den Brand zu finden. Sicherlich war es ein wichtiger Teil, zu testen, wie eine so große Gruppe Mädchen, die so lange alleine unter sich gewesen ist, auf einen Jungen reagiert und dasselbe bei der Jungsgruppe. Teresa, ich weiß ja nicht, wie es bei Gruppe A abgelaufen ist, aber bei uns gab es zwischendurch echt großes Chaos deswegen und ich werde einfach den Gedanken nicht los, dass das alles gewollt gewesen ist ..." Teresa will gerade zu einer Antwort ansetzen, da kommt Janson in den Raum. „Guten Abend, alle zusammen. Ich habe eine wichtige Verkündung zu machen."
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