Kapitel 11

Wir reden nicht mehr lange, da wir beide ziemlich müde sind. All das, was geschehen ist, hat uns ziemlich mitgenommen und wir sind auch in Gedanken bei den anderen, die wir zurückgelassen haben und bei denen, die ihr Leben für uns gelassen haben, ob es bei der Flucht gewesen ist oder die ganze Zeit, die wir auf der Lichtung verbracht haben. Ohne sie wären wir sicherlich jetzt nicht hier und wir würden alle immer noch im Labyrinth sein, wo uns die Griewer alle nacheinander getötet hätten oder wir hätten es nicht geschafft, unseren Ausbruch zu schaffen und wir wären nun im Labor von WICKED eingesperrt, wo sie uns vielleicht noch viel Schlimmeres antun würden. Ich schlief in dieser Nacht so viel besser als in der letzten Zeit. Die Angst war ein ständiger Begleiter von mir gewesen und ich habe mir so viel Sorgen um die anderen gemacht. Auch, wenn wir alle noch von den Vorfällen geprägt sind und das so schnell nicht verschwinden wird, sind wir nun dennoch in Sicherheit. Newt ist hier bei mir und seine Wärme, wie er neben mir liegt, lullt mich vollkommen ein und ich schlafe die ganze Nacht wie ein Stein durch. Ohne Träume, total friedlich. Ich werde nach ein paar Stunden geweckt, ich spüre, wie ich sanft an der Schulter gerüttelt werde. In der allerersten Sekunde erschrecke ich erst, weil ich in Gedanken wieder auf der Lichtung bin und deswegen denke, dass ich geweckt werde, weil etwas Schlimmes passiert ist und ich dringend gebraucht werde, doch schon schnell trifft mich die Erkenntnis, wo ich bin. Es ist auch Newt, der mich weckt. Ich erinnere mich wieder, dass er ja zu den Jungs ins Zimmer zurückmuss, bevor es für uns alle Zeit ist, aufzustehen und die Leute, die uns gerettet haben, bemerken, dass er einen Durchgang gefunden hat und sein Zimmer verlassen hat. Ich öffne meine Augen und blicke direkt als erstes in seine braunen Augen. So könnte ich echt jeden Morgen aufwachen. „Guten Morgen", gebe ich lächelnd von mir und mir wird ganz warm ums Herz, als ich sehe, wie er zurücklächelt, sodass ich seine Zähne sehen kann und sich um seine Mundwinkel auch Grübchen bilden. Es zeigt mir, dass es kein Traum war und wir wirklich in Sicherheit sind. „Wie hast du geschlafen?", fragt er mich. Ich rolle mich auf die rechte Seite, sodass ich ihm zugewandt bin und stützte mich auf meine rechte Hand. „Eigentlich viel besser als gedacht. Ich dachte anfangs, dass die erste Nacht hier total grausam werden würde und ich kein Auge zubekommen würde, doch es ist tatsächlich das komplette Gegenteil davon eingetreten. Ich habe total gut geschlafen und wie ging es dir?" Newt sieht mir tief in die Augen, als wenn er mir etwas sagen will, sich allerdings noch nicht wirklich dazu entschlossen hat, ob er es tatsächlich tun soll. Ich frage mich, was es wohl sein wird. „Ich habe auch echt gut geschlafen. Ich habe vorhin leider nicht gut geschlafen, als ich bei den Jungs war. Es mag vielleicht komisch klingen, aber es hat sich echt nicht richtig angefühlt und ich habe mich die ganze Zeit rumgedreht, um zu sehen, wo ihr alle seid. Ich habe es anscheinend nicht wirklich in den Kopf bekommen, dass ich bei einer anderen Gruppe war. Wenn ich ehrlich bin: Ich habe eigentlich nach dir gesucht. Ich dachte mir, ich versuche, einen Weg hier herzufinden, dann würde das mit dem Schlaf sicherlich besser funktionieren und so war es auch, seit ich hier bin, habe ich geschlafen, wie ein Baby." Er fängt leicht an, zu kichern, was meine Gänsehaut verstärkt, die ich gerade eben bei seinen Worten schon bekommen habe. Er hat nach mir gesucht! Das bringt mein Herz dazu, ziemlich schnell zu schlagen und ich kann wirklich kaum sagen, was es sonst alles noch in mir auslöst. Es ist, als würden meine Gefühle in mir brodeln. „Du musst jetzt wieder los oder?", frage ich ihn. Ich will es zwar nicht und ich will auch nicht die Stimmung verderben, doch langsam bahnt sich in mir echt die Panik an, dass wir erwischt werden könnten. Newt beißt sich kurz auf die Lippe. Das führt bei mir fast zu Schnappatmung. Wieso hat er denn so einen großen Einfluss auf mich? Das ist doch echt nicht mehr normal. „In ein paar Minuten erst. Ich habe gerade auf die Uhr geschaut und nach ihrem Plan müssten wir noch etwa zwanzig Minuten haben, bis sie hier vorbeischauen und uns wecken. Bleibt mir noch ein bisschen Zeit, hierzubleiben, bevor ich wieder rübergehen muss und Teresa wieder hier rüberschicken muss. Außer du willst natürlich, dass ich gehe, dann mache ich das." Spinnt er völlig? Wieso sollte ich das denn bitte wollen? Doch wenn ich ihn mir jetzt so ansehe, wird mir eigentlich klar, dass er das nicht wirklich ernst gemeint hat. Besser für ihn ... „Kann ich dich mal etwas fragen?" Ich sehe ihn ernst an. Newts Gesicht legt sich in Sorgenfalten, während er wohl zu überlegen scheint, was ich ihn nun fragen könnte. „Klar, du kannst mich alles fragen, das weißt du doch!" Ich schlucke. Ich weiß nicht, wie ich auf die Frage gekommen bin, die ich ihm jetzt stelle. Sie ist auf einmal in meinem Kopf gewesen, wie eine Idee, die einem spontan einfällt. Hoffentlich denkt er nicht, dass ich diese Frage böse meine und ich ihn nicht hier bei uns haben will, denn so ist das gar nicht gemeint. „Wie wäre es für dich, wenn du schon immer bei den Jungs gewesen wärst? Ich denke, es ist sicherlich total komisch für dich, die ganze Zeit nur Mädchen um dich zu haben, zumal es sehr viele echt, sorry, dass ich das jetzt so sagen muss, auf dich abgesehen haben. Wenn du bei den Jungs gewesen wärst, wäre das alles ja gar nicht geschehen, du hättest sicherlich ein viel besseres Leben gehabt. Ich meine, sie hätten dich alle verstanden und du hättest dich sicherlich auch viel wohler gefühlt. Was ich damit sagen will. Ich werde es verstehen und dir auch nicht vorwerfen, wenn du in Zukunft jetzt lieber bei den Jungs bist. Wir alle werden das verstehen. Du brauchst dir da gar keine Sorgen zu machen. Du kannst deinem Herzen folgen, du sollst dich wegen uns nicht eingeschränkt fühlen." Ich weiß, dass ich das Richtige tue, wenn ich ihm das sage, aber es ist dennoch wie ein Stich in mein Herz, wenn ich bedenke, was das für Konsequenzen haben kann. Dass ich ihn nämlich verlieren könnte.

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