Disaster

***Aus Itachis Sicht***

Ich trete auf die Bremse und schalte den Motor aus. Ich hab wirklich schlecht geparkt, aber was soll's? Ich steige aus und knalle die Tür zu. Dieser Trottel lernt es einfach nicht! Ich gehe eilig auf Sais Haus zu und betätige die Klingel.

Ich warte und warte und warte.

Ich will gerade zu meinem Auto zurück gehen, als die Haustür doch geöffnet wird. Ich drehe mich um und sehe Sais widerliches Grinsen. Wie kann er hier sein und Sakura gleichzeitig solche Angst einjagen!? „Hallo Itachi. Was führt dich zu mir?" Ich sehe ihn wütend an. „Hast du mir bei unserer letzten Begegnung eigentlich zugehört? Du solltest Sakura doch in Ruhe lassen!" Er lacht. „Mach ich doch. Sie wird alleine zu mir kommen." Ich schüttle den Kopf. „Sicher nicht. Woher weißt du, wo sie gerade ist?" Er lacht bösartig. „Ich hab da so meine Mittel und Wege. Aber keine Sorge, ich werde nicht zu ihr fahren. Ich weiß, dass sie bald ganz von alleine meine Freundin sein möchte." Ich verdrehe die Augen. „Träum ruhig weiter, Sai! Halte dich von ihr fern! Ich sag's nicht nochmal!" Sai lehnt sich an den Türrahmen und sieht mich überheblich an. „Keine Sorge. Sie hat nichts zu befürchten. Aber du darfst dir gerne Sorgen um dich oder deinen Bruder machen. Ich mag absolut keine Konkurrenz." Dann grinst er ein letztes Mal und schließt die Haustür. Diese ganze Begegnung war gerade irgendwie absurd. Ich setze mich in mein Auto und hole mein Handy raus.

An Sakura:
>>Sai ist definitiv zuhause. Hab keine Angst. Ich kläre das schon. Mach dir einen schönen Abend<<

Ich mag eigentlich keine sinnlosen Floskeln, aber im Moment braucht Sakura Sicherheit. Woher weiß Sai wo sie ist? Und wie sind die Blumen zu ihr gekommen? Hängt da noch jemand mit drin? Ich bin verwirrt. Wo treibt sich eigentlich mein kleiner Bruder gerade rum? Ich glaube, es wird Zeit ihn zu suchen. Ich starte den Motor und trete aufs Gas. Über die Freisprechanlage, wähle ich Sasukes Nummer. Ich hätte es nicht erwartet, aber er geht ran. „Was willst du, Itachi?" Ich verdrehe die Augen. „Wo bist du?" Er seufzt. „Vor dir hat man auch nie seine Ruhe, oder? Wir sind im Park." Das reicht mir schon. Ich lege auf und trete das Gaspedal durch. Verdammter Sai! Und was treibt mein kleiner Bruder im Park?

Es vergehen exakt 7 Minuten. Dann parke ich neben Shikamarus Wagen. Ansonsten ist der Parkplatz des Parks ziemlich leer. Ich steige aus und laufe einen schmalen Pfad entlang. Sasukes Krücken lehnen an einer Tischtennisplatte. Shikamaru sitzt auf einer Bank und starrt Löcher in die Luft. Neji und Sasuke werfen sich einen Ball zu. Dummer kleiner Bruder! Ich gehe zu den Jungs und setze mich auf die Tischtennisplatte. „Sasuke, die Krücken sind kein modisches Accessoire. Du sollst die benutzen! Und außerdem machst du dir dein Bein kaputt, wenn du weiter Sport machst, obwohl es noch nicht verheilt ist." Sasuke sieht mich genervt an. „Ich weiß das selber, oh großer Doktor Itachi! Was willst du hier? Hast du keine eigenen Freunde, die du nerven kannst?" Ich verdrehe die Augen. „Wollte nur mal eben schauen, ob du in Sicherheit bist." Er sieht mich bockig an. „Ich brauche keinen Aufpasser!" Ich hebe beschwichtigend die Hände. „Du vielleicht nicht. Deine Freundin allerdings schon." Sasuke legt den Ball weg und kommt zu mir rüber. Dann setzt er sich neben mich. „Wie kommst du darauf? Sai ist zuhause. Sakura ist in Sicherheit." Ich sehe ihn erstaunt an. „Woher weißt du, dass Sai zuhause ist?" Shikamaru kommt zu uns rüber und zeigt mir sein Handy. Ich nehme es entgegen und sehe aufs Display. Faszinierend. Shikamaru erklärt es mir, obwohl ich es auf den ersten Blick verstehe. „Neji hat letztens im Fitnessstudio Sais Handy geklaut und ich hab eine Spionage App darauf versteckt. Ich sehe immer, wo sich sein Handy gerade befindet. Also wissen wir auch, wo er gerade ist. Seine Nachrichten kann ich leider nicht mitlesen, aber ich sehe, was er so googelt." Ich tippe mich durch Shikamarus App durch und schaue selbst, was Sai so im Internet gesucht hat. Ich öffne seinen Verlauf von gestern und halte Shikamaru das Handy hin. „Das hier hast du wohl übersehen." Er nimmt sein Handy entgegen und sieht aufs Display. „Er hat nach Blumenläden gegoogelt. Und weiter?" Ich seufze. „Der Blumenladen den er letztendlich angeklickt hat, befindet sich in der Stadt, in der Sakura gerade ist. Und sie hat heute Abend einen Strauß Sonnenblumen mit einer Nachricht bekommen." Sasuke ballt die Hände zu Fäusten und reißt Shikamaru das Handy aus der Hand. „Wie konntest du das übersehen!?" Neji blickt über Sasukes Schulter aufs Display. „Und die liefern um die Uhrzeit Blumen aus?" Ich zucke die Schultern. „Wenn du das nötige Kleingeld bezahlst, sicher." Sasuke wirft Shikamaru das Handy zu, der es gekonnt fängt. Dann sieht mein Bruder wütend zu mir. „Und woher weißt du das eigentlich schon wieder?" Oh Sasuke, geh mir nicht auf die Nerven. „Anstatt mit meinen Freunden im Park abzuhängen, erkundige ich mich ab und an mal, wie es ihr geht. Solltest du auch mal versuchen!" Er senkt den Kopf und blickt zu Boden. Ich habe da wohl einen wunden Punkt getroffen. „Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich hab sowieso schon keine Ahnung, wie man ein guter Freund ist. Aber wie soll ich das aus dieser Entfernung schaffen? Wie soll ich für sie da sein?" Ich lege ihm meine Hand auf die Schulter. „Du lernst das schon noch. Aber wieso machst du dir so einen Stress? Ihr kennt euch doch schon so lange. Du warst immer für sie da. Wieso fällt dir das jetzt so schwer?" Er reibt sich über die Stelle an seinem Bein, die Sai mit dem Messer verletzt hat. Tut wohl immer noch weh. „Ich will alles richtig machen. Aber am Telefon schweigen wir uns an, weil ich nicht weiß, wie es ihr wirklich geht." Neji lacht. „Du bist ein Trottel, Sasuke. Weißt du das?" Mein Bruder sieht ihn genervt an. „Ja, weiß ich! Aber ich kann sie nicht nochmal verlieren. Ich würde verrückt werden." Shikamaru unterbricht diesen kleinen Gefühlsausbruch. „Ist jetzt auch egal. Wir sollten überlegen, was wir als nächstes tun." Ich sehe die drei nachdenklich an. „Ich frage mich, woher er weiß, wo Sakuras Mutter wohnt. Immerhin hat er Blumen an die Adresse liefern lassen. Ist er wirklich intelligent genug, um sowas heraus zu bekommen?" Neji verdreht die Augen. „Eigentlich nicht. Aber wir werden wohl auch nicht erfahren, wie er an diese Information kam." Ich denke nach, komme aber auf keine Lösung. „Ich war vorhin bei Sai. Sakura hat mir am Telefon erzählt, dass sie Blumen bekommen hat und dass sie von ihm sind. Also bin ich zu Sai gefahren, um zu überprüfen, ob er zuhause ist. Er hat gesagt, ich sollte mir lieber Sorgen um uns machen. Sakura würde früher oder später alleine zu ihm kommen." Sasuke schüttelt den Kopf. „Wieso sollte sie das tun?" Ich zucke die Schultern. „Wenn ich das nur wüsste." Ich glaube nicht, dass Sais Gequatsche nur leere Worte waren. Irgendeinen Plan muss er haben. Nur welchen?

Ich sehe Sasuke dabei zu, wie er Sakuras Nummer wählt. Sie geht nicht ran. Das ist kein gutes Zeichen, schätze ich.

***Itachis Sicht Ende***

__________________________

***Aus Sakuras Sicht***

Ich ignoriere Sasukes Anruf. Ich kann gerade nicht mit ihm sprechen. Er würde hören, dass ich mich nicht gut fühle. Ich bin erleichtert, weil Itachi mir bestätigt hat, dass Sai zuhause ist und somit nicht in meiner Nähe sein kann. Trotzdem ist meine Angst immer noch groß. Ich entspanne mich erst, als meine Mum am späten Abend nachhause kommt. Ich beschließe den Abend mit ihr auf der Couch zu verbringen. Ich erzähle ihr nichts von den Sonnenblumen. Ich will sie nicht verängstigen. Ich frage sie nach ihrem Treffen mit ihrer baldigen Arbeitskollegin. Sie klingt glücklich, als sie davon erzählt. Das lenkt mich von meinen eigenen Sorgen ab.

Es ist 23 Uhr, als ich in meinem Bett liege. Irgendwie finde ich keinen Schlaf. Ich greife nach meinem Handy, das achtlos auf dem Nachttisch liegt.

An Sasuke:
>>Tut mir leid, dass ich deinen Anruf verpasst habe. Bist du noch wach?<<

Von Sasuke:
>>Schatz, ich hab mir Sorgen gemacht! Wieso hast du mir nichts von den Blumen erzählt?<<

Ich gehe aus unserem Chat raus und rufe ihn an. Er hebt ab und klingt erleichtert. „Danke, dass du anrufst." Ich fühle mich genauso, wie er gerade klingt. Seine Stimme zu hören tut mir gut. „Ich wollte dir von den Blumen erzählen, aber ich hatte so Panik. Ich musste alleine sein." Er seufzt. „Ich versteh dich, glaub mir das. Aber weißt du, wie furchtbar es ist, dass es jedesmal Itachi ist, der mir solche Neuigkeiten überbringt?" Ich blinzle eine Träne weg. Ich weiß das, aber manchmal kann ich einfach nicht raus aus meiner Haut. „Tut mir leid, Sasuke. Ich finds schrecklich so weit weg von euch zu sein. Besonders von dir." Er atmet erleichtert aus. „Du denkst also immer noch an mich?" Ich lächle. „Natürlich. Du bist die Welt für mich." Er lacht. „Das hast du schön gesagt. Ich vermisse dich." Ich hasse Sehnsucht. Die tut weh. „Ich vermisse dich mehr. Sag mal, wie war dein Abend?" Er seufzt. „Ganz gut soweit. Ich war mit Neji und Shikamaru im Park. Wir haben Basketball gespielt." Ich verdrehe die Augen. „Solltest du nicht dein Bein schonen?" Er seufzt. „Nicht du auch noch! Itachi hat mich schon ermahnt. Sakura, ich halte es einfach nicht aus den ganzen Tag zuhause herum zu sitzen. Verstehst du?" Er war schon immer ein Sturkopf. „Pass einfach auf dich auf. In Ordnung?" Er lacht wieder. „Mach ich immer. Wie gehts dir?" Ich sehe aus meinem Fenster. Draußen regnet es ganz leicht. „okay, soweit. Aber ich wäre gern bei dir. Und ich hab Angst, dass du wegen Sai was blödes machst." Sasuke unterbricht mich. „Du musst dir keine Sorgen machen. Es wird alles gut werden, glaub mir das." Das beruhigt mich überhaupt nicht. „Sasuke? Ich möchte jetzt nicht über Sai reden." Ich stelle mir vor, dass Sasuke gerade bei mir wäre. Dabei schließe ich die Augen und lausche seiner Stimme. „geht klar. Was hast du morgen vor, Süße?" Ich lasse meine Augen geschlossen. „Eigentlich gar nichts." Wir reden noch eine Weile. Er erzählt mir, dass er morgen mal bei Naruto vorbei schauen möchte und wie froh er ist, wenn die Ferien endlich vorbei sind. Irgendwann während unseres Telefonats schlafe ich ein. Die Nacht verläuft traumlos.

***Sakuras Sicht Ende***

____________________________

***Aus Sasukes Sicht***

Es war ziemlich süß, wie Sakura gestern am Telefon eingeschlafen ist. Ich habe trotzdem weiter geredet. Ich habe irgendwie gehofft, dass meine Stimme zu ihr durchdringt und sie dadurch besser schläft. Ich weiß gar nicht mehr, was ich alles erzählt habe. Wahrscheinlich habe ich tausendmal gesagt, dass ich sie vermisse, wie sehr ich sie liebe und wie froh ich bin, wenn ich sie wieder berühren kann. Es ist verrückt, wie wichtig sie mir ist. Aber ich gebe zu, dass es mir wahnsinnig schwer fällt, auf diese Art und Weise mit ihr zusammen zu sein. Sie ist so weit weg und ich kann manchmal nicht erkennen, wie sie sich gerade fühlt. Irgendwie fehlt mir das Talent, so etwas nur an ihrer Stimme zu erkennen.

Es ist 18 Uhr als Naruto bei mir zuhause ankommt. Ich musste ihn erst überreden zu mir zu kommen. Er möchte sich unbedingt an Mebukis Regel halten und das Uchiha - Anwesen meiden. Aber ich finde er macht das gut. Er ist die meiste Zeit alleine und wir haben Ferien. Wie ätzend wären die, wenn ich auch noch auf diese blonde Nervensäge verzichten müsste? Ich öffne ihm die Türe und er folgt mir in die Küche. „Du gehst ja immer noch auf Krücken?" Ich zucke die Schultern. „Ich schone mein Bein auch nicht gerade." Er sieht mich erstaunt an. „Wieso denn nicht?" Ich seufze. „Weil ich irgendwann ausflippe, wenn ich noch mehr verliere. Ich meine, du bist nicht wirklich da. Sakura ist weg. Auto fahren kann ich auch nicht und dank Sai müsste ich auch auf Sport verzichten. Aber irgendwann reicht es mir mal! Ich kann nicht den ganzen Tag in diesem Haus sitzen und Däumchen drehen." Naruto beginnt nach etwas in den Küchenschränken zu suchen. „Versteh ich, Sasuke. Mir gehts genauso. Es ist so bescheuert immer alleine zu sein. Meine Gedanken machen mich noch verrückt." Ich beobachte ihn eine Weile beim Suchen, bis es mich zu sehr nervt. „Sag mal, was suchst du eigentlich?" Er wirft mir einen genervten Seitenblick zu. „Habt ihr nicht irgendwo was alkoholisches?" Na super! Mebukis Plan hat ja fantastisch funktioniert! Ich verdrehe genervt die Augen. „Wie lange gehst du in diesem Haus schon ein und aus? Wein und Whiskey sind im Keller, Wodka, Bier und Sekt im Getränkekühlschrank. Und Schnaps in dem Schrank da." Ich zeige auf einen der Hängeschränke. „Ja, sorry. Ich bin zurzeit nicht ganz auf der Höhe." Ich sehe ihn nachdenklich an. Die Therapie scheint echt hart zu sein. „Was hältst du davon, wenn wir weg gehen? Wir könnten uns in eine Bar setzen oder so?" Er schüttelt den Kopf. „Ne, dein Auto war doch gerade erst in der Werkstatt. Und ich bezweifle, dass uns dein Bruder abholt, wenn wir es heute übertreiben." Ich sehe ihn erstaunt an. „Du willst es übertreiben?" Er sieht mich entschlossen an. „Das ist der Plan. Also los, wir suchen uns jetzt ein bisschen was zusammen und setzen uns in den Garten." Ich weiß, dass die Idee dämlich ist, aber ich widerspreche ihm nicht. Ich bin sein bester Freund und nicht sein Aufpasser. Und ich denke, ich habe genug Probleme, die ich mit Alkohol bekämpfen möchte.

„Weißt du, wen ich gestern nach meiner Therapie getroffen habe?" Wir sitzen im Garten und trinken Bier. Naruto wollte eigentlich Rum trinken, aber ich habe ihm gesagt, wir fangen mit etwas leichterem an. „Ich hoffe stark, dass du jetzt Hinata sagst." Er sieht mich verwirrt an. „Wieso Hinata? Mit ihr habe ich feste Zeiten, an denen wir uns treffen." Ich sehe ihn fragend an. „Wen hast du denn nun getroffen?" Er grinst breit. „Sara und Daria." Hä? Wer soll das denn bitte sein? „Wen?" Er lacht. „Dein Gedächtnis für Namen ist echt großartig! Wir haben mit den beiden Basketball gespielt! Weißt du nicht mehr?" Ach die zwei. Ich hab nicht die leiseste Ahnung, wie die beiden ausgesehen haben. Ich weiß nur, dass die zwei ganz okay beim Basketball waren. „Und?" Er sieht mich aufgeregt an. „Na das ist doch ein riesiger Zufall oder nicht!?" Ich zucke gelangweilt die Schultern. „Kann sein." Naruto nimmt einen großen Schluck von seinem Bier. „Du verstehst echt gar nichts! Wie wärs wenn wir mit denen mal wieder Basketball spielen?" Ich schüttle den Kopf. „Hast du mit Hinata nicht genug zutun?" Mein bester Freund verdreht die Augen. „Falls du es vergessen hast, bei uns beiden tut sich gar nichts. Sie hat Angst und ich will sie nicht überfordern. Das ist nicht so einfach wie bei dir und Sakura." Ich schüttle den Kopf. „Warst du bei unserem hin und her die letzten Monate nicht dabei?" Er lächelt. „Doch und es hat mich teilweise ganz gut unterhalten. Das gebe ich gerne zu. Aber ihr beiden seid füreinander bestimmt. Bei Hinata und mir ist das viel schwieriger. Selbst wenn sie irgendwann den Mut hat, mehr für mich sein zu wollen. Dann gibt es immer noch ihre Eltern." Ich sehe ihn erstaunt an. „Was haben ihre Eltern damit zu tun?" Er zuckt die Schultern. „Ihre Eltern hassen mich. Sie finden, dass ich nicht gut genug für sie bin." Ich hebe meine Augenbraue. „Und davon lässt du dich aufhalten?" Er schüttelt den Kopf. „Nein. Ich sage nur, dass es viel schwieriger ist als bei euch." Ich denke darüber nach. Ich schätze, Sakuras Mutter mag mich ganz gerne und ihr Vater ist sowieso abwesend. Also wen interessiert seine Meinung? Und mein Vater mag Sakura gar nicht. Andererseits glaube ich, dass er mich und Itachi auch nicht besonders mag. Vielleicht mag er niemanden. Und meine Mutter...die... „Naruto?" Er sieht mich an und öffnet sein zweites Bier. „Sasuke?" Ich trinke mein Bier in einem Zug aus. „Glaubst du, meine Mutter hätte Sakura als meine Freundin akzeptiert?" Er lächelt und hat dabei diesen traurigen Ausdruck in den Augen. „Wie könnte sie nicht? Sakura ist klasse! Und deine Mutter ist...war...ebenfalls klasse." Er blinzelt eine Träne weg. Ich balle die Hände zu Fäusten. Woher kommt plötzlich dieser furchtbare Schmerz in mir? Mein ganzer Körper zieht sich zusammen und ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Ich kann fast das Klirren hören, als mein Herz in mir bricht. Naruto sieht mich besorgt an. „Alles in Ordnung?" Ich nicke. „Gib mir den Rum."

Zwei Stunden später sitzt Naruto betrunken neben mir. Er erzählt von seiner Therapie und ich höre angestrengt zu. Sein Schmerz geht mir durch den ganzen Körper durch. Und ich bin erstaunt, dass ich genau das fühle, was er fühlt. „Als ich das erste Mal dort war, habe ich gefühlt, wie ein altes Pflaster abgerissen wurde. Die Wunde über den Verlust meiner Eltern war plötzlich wieder offen. Ich hab geheult. Während der Sitzung, danach und die ganze Nacht lang. Es hat sich angefühlt, als würde ich selber sterben. Meine Psychologin hat gesagt, dass sie es gut findet, dass ich Abstand zu meinen Freunden halte. Sie meint, ich hätte damals meinen Schmerz komplett auf Sakura übertragen. Ich fühle mich schuldig." Ich schüttle den Kopf. „Das ist Quatsch. Sakura hat denselben Schmerz gefühlt, weil sie mitfühlend ist und weil sie deine Eltern mochte. Nichts davon ist deine Schuld." Er lächelt traurig. „Das kann sein. Aber sie hat meinen Kummer miterlebt und ich ihren. Wir haben uns gegenseitig nur noch mehr runtergezogen. Was glaubst du, wie unsere ganzen Aussetzer passiert sind?" Ich schüttle den Gedanken an das ab, was mir die beiden erzählt haben. „Erinnere mich nicht daran!" Er lacht, wahrscheinlich weil er betrunken ist. „Stell dir vor, sie und ich hätten..." Ich unterbreche ihn. „Naruto. Halt deine Klappe." Er winkt ab. „Schon gut. Ich meine ja nur... es wäre beinahe passiert." Okay, der Bogen ist überspannt. Ich hebe meine Faust und will sie ihm ins Gesicht donnern, doch er fängt sie mit seiner Hand ab. „Entspann dich. Sie gehört ganz dir." Meine Wut ist immer noch da. Als er meine Faust los lässt, schlage ich auf den Tisch vor mir ein. Die leeren Flaschen fallen um und mein Glas wackelt bedrohlich. Irgendwas in mir löst sich und meine kompletten Gefühle schießen aus mir heraus. „Weißt du eigentlich wie das für mich ist!? Ich habe Jahre damit verbracht, in Sakura verliebt zu sein! Ich durfte dabei zusehen, wie sie mit Sasori, diesem Vollidioten, zusammen war und die beiden ein absolutes Traumpaar waren! Dann kommt Itachi, der genau wusste, dass ich sie liebe und vögelt sie quasi direkt vor meiner Nase! Dann erfahre ich, dass du sie auch beinahe gevögelt hättest und es nur an einem fehlenden Kondom gescheitert ist! Was wäre, wenn ihr eins gehabt hättet!?" Naruto bremst mich. „Hätte, hätte, Fahrradkette. Es ist komplett irrelevant. Es kam anders und das ist gut so. Sie ist deine Freundin! Und du musst damit aufhören, immer an sie und Sasori zu denken. Das ist vorbei! Genau wie das mit Itachi! Vergiss es einfach! Wenn du weiter so machst, verlierst du sie wirklich noch." Ich mache ein verächtliches Schnauben. „Ja, an Sai! Diesen verdammten Penner! Der Typ, der ihr Sonnenblumen schickt!" Naruto sieht mich an, als würde er nur Bahnhof verstehen. „Was für Sonnenblumen!? Hä!?" Ich erzähle ihm, was passiert ist. Dass Sakura mit ihrer Mutter zu ihm gefahren ist, dass er sie bedrängt und geküsst hat und dass, er genau weiß, wo sie gerade ist und ihr Sonnenblumen geschickt hat. Und dass er zu Itachi gesagt hat, dass Sakura von alleine zu ihm kommen wird. Naruto schüttelt den Kopf. „Sorry, aber wieso liegt der noch nicht im Krankenhaus!? Wieso hast du deine Kontrolle noch nicht verloren?" Ich atme angespannt aus. „Weil Sakura mich darum gebeten hat, keinen Mist zu bauen." Naruto spannt seine Muskeln an. Er ist wütend. „Ich hätte diesen Vollidioten schon längst umgehauen!" Ich seufze. „Da spricht nur der Alkohol aus dir." Er verdreht die Augen. „Wenn du meinst."

Nachdem wir die komplette Flasche Rum geleert haben, hat der Schmerz mich komplett eingenommen. Ich fühle mich, als wäre ich ein anderer. Ich bin komplett fokussiert auf den Verlust von meiner Mutter. Sie wird niemals zurückkommen. Ich sitze auf dieser Erde fest und habe nur noch meinen Vater und meinen Bruder. Sie wird mich niemals wieder umarmen. Sie wird niemals sehen, wie ich mich entwickle und sie hat keine Möglichkeit mehr, Sakura kennenzulernen. Das Mädchen, das ich mit jeder Faser meines Körpers liebe. Wie soll ich damit leben? Wie soll ich ohne meine Mutter leben? Die Welt ist unfair! Naruto ist genauso deprimiert wie ich. Wir reden auch nur noch über alles, was uns runterzieht. Es ist übel. So richtig übel. Und jeder Tropfen Alkohol macht es schlimmer. Naruto reibt sich die Augen, als er auf sein Handy sieht. Wahrscheinlich ist er so betrunken, dass er sein Display nicht mehr erkennen kann. „Weißt du was uns jetzt gut tun würde?" Ich sehe ihn fragend an, wobei ich ihn nur noch verschwommen erkenne. „Was denn?" Er lacht, auch wenn er dabei verbittert klingt. „Gesellschaft von den Mädels." Ich verstehe ihn nicht. „Welche Mädels?" Er hält sein Handy in die Luft. Ich erkenne natürlich gar nichts. „Na Daria und Sara." Hä!? Ich sehe ihn entgeistert an. „Habt ihr etwa Nummern getauscht?" Er nickt stolz. „Ja, ich hab sie gerade gefragt, ob sie hier herkommen." Super, Naruto. Klingt nach einer tollen Idee. Ich verdrehe die Augen. „Was sollen wir deiner Meinung nach mit den beiden machen?" Naruto seufzt genervt. „Na reden oder so. Sakura kann ja schlecht herkommen und Hinata auch nicht. Du kennst ja ihre Eltern." Normalerweise würde ich mit Naruto darüber diskutieren, aber ich bin zu deprimiert und eindeutig zu betrunken.

„Ihr seht aber aus, als wärt ihr zu betrunken für Basketball." Das sagt Daria, oder vielleicht Sara. Ich hab keine Ahnung, wer von den beiden wer ist. Und es gibt auch wenig, was mir noch egaler wäre. Die beiden betreten den Garten und setzen sich zu uns. Naruto lacht. „Wir hatten auch nicht vor Basketball zu spielen. Sasuke kann sowieso nicht. Er ist seit neustem auf Krücken unterwegs." Die Mädchen sehen uns fragend an. „Und wieso?" Wir beantworten die Frage nicht, sondern bieten ihnen was zu trinken an. Etwas später liegen wir zu viert im Gras und blicken in den Himmel. Kein einziger Stern ist zu sehen. Es ist viel zu bewölkt. Eine der beiden schmiegt sich an mich ran. Ich denke an Sakura und vergesse, dass das Mädchen neben mir nicht Sakura sein kann. Wir küssen uns. Ich verliere mich dabei. Ich verliere mich in ihr und in meinem Kummer. Das andere Mädchen ist etwas wilder. Sie sitzt auf Narutos Schoß und küsst ihn leidenschaftlich. Der Alkohol benebelt meine Sinne. Ich blende alles aus und konzentriere mich nur noch auf diese Lippen. Ich denke an Sakura, als ich dem Mädchen die Zunge in den Hals stecke. Betrunken sein ist was gutes. Meine schlechten Gefühle verschwinden und ich werde übermütig. Meine Hände sind überall. Ich hab dich so vermisst, Sakura...

***Sasukes Sicht Ende***

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top