***Aus Sasukes Sicht***

Sakura trägt ein weißes Kleid. Ihre Haare sind hochgesteckt und ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Ich sehe sie an. Sie ist wunderschön. Gerade als ich denke, dass sie auf mich zukommt, greift Sai nach ihrer Hand. Sie schaut ihn an und ihre Gesichter nähern sich einander...

Fuck. Was für ein beschissener Traum! Ich bin schweißgebadet, als ich aufwache. Ich setze mich auf und werfe einen Blick zum Sofa. Naruto schläft noch. Ich stehe auf und gehe raus auf meinen Balkon. Die Sonne ist gerade am aufgehen. Ich zucke kurz zusammen, als die Balkontür aufgeht und Naruto neben mir auftaucht. Er mustert mich und grinst dann breit. „Stehst du jeden Morgen nur in Boxershorts auf dem Balkon?" Ich mache eine kreisende Handbewegung und deute auf die Aussicht, die ich vom Balkon aus habe. „Siehst du hier irgendwelche Nachbarn?" Er lacht. „Ich hab schon verstanden, ihr seid stinkreich und wohnt abgeschieden und alleine. Aber ich meinte eher die Temperatur. Ist es nicht noch etwas zu kalt für deinen Aufzug?" Ich verdrehe die Augen. „Bin halt nicht so ein Weichei wie du." Er boxt mir gegen die Schulter. „Nenn mich nicht Weichei, du Loser." Dann setzt er sich auf einen der Holzstühle, die hier draußen stehen. „Aber mal was anderes. Hast du vielleicht Lust heute mit an den Badesee zu fahren? Neji hat mir gestern geschrieben, ob wir Lust auf eine Runde Basketball haben. Die anderen werden auch da sein." Ich setze mich ebenfalls und fummle eine Zigarette aus meiner Schachtel. „Schließt ,die anderen' Sai auch mit ein?" Er zuckt mit den Schultern, während ich den ersten Zug meiner Zigarette nehme. „Schätze schon. Warum?" Ich lehne mich zurück und sehe in die Ferne. „Ich hab gestern mit Hinata über ihn gesprochen." Er sieht mich erstaunt an. „Wann denn?" Ich grinse. „Gestern Abend, als du schon geschlafen hast. Wir waren ganz alleine in der Küche." Naruto streckt mir die Zunge heraus. „Netter Versuch, Uchiha. Aber selbst wenn das stimmt, was ich für unwahrscheinlich halte... ich vertraue dir. Du weißt, dass ich auf Hinata stehe und würdest nie etwas tun, dass mich verletzt." Naja, einen Versuch war es wert. Ich kann ihn absolut nicht provozieren, was Hinata angeht. Er kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich sie ihm nicht wegnehmen würde. „Na schön, aber sie war gestern Abend wirklich hier." Er sieht mich neugierig an. „Und wieso?" Ich seufze. „Sie hatte eine Theorie über Sai und Sakura." Mein bester Freund reißt den Mund weit auf. „Wie, Sai und Sakura?" Ich drücke meine Zigarette aus. „Ja. Hinata glaubt, dass Sai in Sakura verknallt ist und er sich die Prügelei auf dem Schulball nur ausgedacht hat, um sie zu beeindrucken." Er denkt über meine Worte nach. „Abgefuckt. Und was denkst du darüber?" Mein Magen verkrampft sich, als ich wieder darüber nachdenke. „Ich hab keine Ahnung. Aber alles was Hinata gestern gesagt hat, hat einen Sinn ergeben. Es wäre schon möglich." Naruto schüttelt den Kopf. „Und was willst du jetzt tun? Ihn wirklich krankenhausreif schlagen, weil er auf deine Freundin steht?" Meine Freundin. Ist sie das denn noch? Ich habe seit Tagen nichts von ihr gehört. Ich verdränge das Thema. Darüber kann ich noch nicht nachdenken. „Nein. Ich weiß ja noch nicht, ob was dran ist." Naruto nickt. „Okay und wie willst du das heraus finden?" Wenn ich das nur schon wüsste. „Erstmal durch beobachten." Er grinst. „Also bist du heute dabei?" Ich verdrehe die Augen. „Ja, bin ich. Naruto?" Er sieht mich auffordernd an, damit ich weiterspreche. „Denkst du Sakura könnte Sai geküsst haben?" Er grinst, als wäre die Frage total abwegig. „Nicht in diesem Leben. Sie liebt dich." Ich wünschte, ich wäre mir da so sicher, wie er.

Kurze Zeit später stehen wir in der Küche. Naruto macht sich Rührei, während ich mich am Tresen abstütze. Irgendwo klingelt ein Handy. Naruto schaut auf, da er seinen Klingelton erkennt. „Kannst du mal schauen, wer das ist? Ich kann gerade nicht vom Herd weg." Ich sehe mich um, kann sein Telefon aber nirgends entdecken. Naruto bemerkt das und deutet auf den Flur. „Ich glaub dort drüben." Ich folge dem Klingeln und entdecke sein Handy auf der Garderobe. Sakura ruft an. „Wer ist es denn?" Ich sehe ungläubig aufs Display. „Sakura." Er lacht. „Na dann geh halt ran. Sag ihr, ich kann gerade nicht." Ich bin nervös. Aber ich fange mich wieder. Wer weiß, wann ich sie sonst sprechen kann? Mich ruft sie ja nicht an. Ich erstarre, als ich ihre Stimme höre. „Hey, cool, dass ich dich erreiche." Ich atme tief durch. „Ich bin's. Naruto kocht gerade." Sie stockt kurz. „Sasuke. Hey." Ich laufe auf und ab, um mich selbst zu beruhigen. „Hey." Sie räuspert sich. „Tut irgendwie gut, deine Stimme zu hören." Ich schüttle ungläubig den Kopf, auch wenn sie das nicht sehen kann. „Warum rufst du dann nicht bei mir an?" Sie schluckt. „Aus Angst. Du musst ziemlich wütend sein." Ich schlage mir hörbar gegen die Stirn. „Und du glaubst, so machst du es besser?" Sie seufzt. „Nein, es tut mir leid, dass ich einfach gegangen bin." Meine Stimme klingt wütend, aber ich kann auch gerade nicht anders. „Verdammt Sakura! Wieso hast du dich nicht verabschiedet?" Ich höre wie ihre Stimme am anderen Ende der Leitung zittert. „Ich konnte nicht. Wie soll ich dir einfach tschüss sagen, mit dem Wissen, dass wir uns wochenlang nicht sehen?" Ich balle meine freie Hand zu einer Faust. „Und wie soll es jetzt weiter gehen?" Ich höre sie weinen. Das tut mir weh, auch wenn ich stinksauer bin. „Ich weiß es nicht." Ich versuche meine Wut zu bändigen. Ich möchte nicht, dass sie weint. Ich ertrage das nicht. „Sakura, kannst du mir bitte sagen, was mit dir los ist?" Sie schluchzt. „Ich... ich hab was dummes gemacht." Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Ich habe Angst. „Und was?" Sie fängt an zu weinen. „Kann ich dir nicht sagen." Fuck! Ich bin so sauer! „Weißt du was! Meld dich erst wieder, wenn du mir endlich sagen kannst, was los ist! Solange sind wir getrennte Leute!" Ihre Stimme ist brüchig. „Du machst Schluss?" Mein verdammtes Herz bricht. „Ja. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll! Du gehst mir aus dem Weg, meldest dich nicht und hast ein Geheimnis vor mir!" plötzlich höre ich nur noch das tuten in der Leitung. Sie hat aufgelegt.

Ich starre auf Narutos Handy in meiner Hand. Wie konnte ich das tun? Hab ich gerade mit meiner Traumfrau Schluss gemacht? Ich hasse mich! Naruto kommt aus der Küche und sieht mich entsetzt an. „Bist du bescheuert!?" Ich sacke im Flur zusammen und erstarre. Naruto kniet sich zu mir auf den Boden und nimmt mir das Handy aus der Hand. Dann legt er mir eine Hand auf die Schulter und drückt leicht zu. „Du musst das wieder gerade biegen!" Ich schüttle den Kopf. „Kann ich nicht." Mein bester Freund sieht mich ungläubig an. „Was heißt, du kannst nicht? Du liebst sie!" Ich blinzle eine Träne weg. „Sie hat selber gesagt, dass sie was dummes gemacht hat. Aber sie sagt mir nicht was! Wie soll ich ihr vertrauen?" Naruto seufzt. „Gib sie doch nicht auf, Sasuke! Ihr beiden seid füreinander bestimmt, verdammt!" Ich zittere am ganzen Körper. Da ist soviel Schmerz und Wut. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein eigenes Handy vibriert. Ich krame es aus meiner Hosentasche und erstarre, als ich die Nachricht lese.

Von Sakura:
>>Es tut mir leid. Du hast das Richtige getan, ich verdiene dich nicht.<<

Ihre Worte zerreißen mich. Ich gebe Naruto mein Handy, damit er die Nachricht lesen kann. Er schüttelt nur ungläubig den Kopf. „Wieso seid ihr nur so dämlich?" Ich kann nichts sagen. Ich möchte nie wieder sprechen. Ich kann spüren, wie ich zerbreche. Ich bin kaputt.

„Willst du wirklich mitkommen?" Narutos Stimme unterbricht die Stille. Ich umklammere fest das Lenkrad und schaue auf die Straße vor mir. „Du hast doch gesagt, ich bräuchte Ablenkung." Er seufzt. „Ja, das schon. Aber doch nicht mit unseren ganzen Freunden. Ist das nicht etwas viel?" Ich biege auf den Parkplatz des Badesees ein. „Ist mir egal." Naruto lehnt sich im Sitz zurück. „Meinetwegen. Wenn du denkst, du schaffst das, wird's schon so sein."

Wir verlassen das Auto und laufen zu den anderen, die scheinbar schon gewartet haben. Ich umarme Tenten und Ino, nicke den Jungs (Shikamaru, Neji und Sai) zu und begrüße Hinata mit dem üblichen Zwinkern, nachdem sie einen Knicks gemacht hat. Temari winke ich kurz. Sie steht etwas entfernt von den anderen. Naruto umarmt jeden einzelnen von ihnen. Es ist Sai, dem zuerst auffällt, dass etwas nicht stimmt. „Alles klar bei dir?" Ich nicke. „Ja. Alles super." Dann grinst er. „Wie gehts Sakura?" Wieso fragt er mich das? Führt er nur Smalltalk oder steht er wirklich auf sie. Bevor ich antworten kann, schaltet sich Naruto ein. „Ihr gehts gut. Wollen wir jetzt Basketball spielen?" Tenten hält einen Ball in die Höhe. „Ich bin bereit." Sai schmunzelt. Was ist nur verkehrt mit ihm? Er setzt sich auf die Wiese und beginnt zu zeichnen. Hinata setzt sich zu ihm und beobachtet ihn dabei. Ino und Temari blättern zusammen in irgendeiner Zeitschrift und ich spiele mit den übrig gebliebenen Basketball. Sogar Shikamaru macht mit, obwohl er sonst eher faul ist. Ich versuche in den Spielpausen immer wieder zu Sai zu sehen, doch der zeichnet nur seelenruhig weiter.

„Sasuke? Ich hab ein paar Snacks im Auto. Könntest du mir beim Tragen helfen?" Ich drehe mich zu Hinata um, die mich soeben gerufen hat. Ich passe den Ball, der gerade in meinem Besitz war, zu Neji und jogge zu ihr herüber. Gemeinsam gehen wir zu ihrem Auto und entfernen uns von den anderen. „Sai steht tatsächlich auf Sakura." Ich werfe ihr einen fragenden Seitenblick zu. „Woher weißt du das?" Hinata seufzt. „Er hat es mir erzählt. Er hat gerade ein Bild von Ino gezeichnet. Ich hab ihm gesagt, dass ich die Zeichnung sehr schön finde und der Meinung bin, dass die beiden ein schönes Paar wären. Er hat gelacht und gesagt, dass er in eine andere verliebt ist und Ino deshalb keine Option ist." Ich schüttle den Kopf. „Und wie kommst du darauf, dass die andere Sakura ist?" Hinata lächelt traurig. „Ich hab ihn gefragt, in wen er verliebt ist. Und er hat mir ein Bild von Sakura gezeigt." na super. Und ich habe sie gerade erst verlassen. Was wenn sie in seine Arme flüchtet? Ich schüttle den Gedanken ab. „Hat er noch was gesagt?" Hinata wird unruhig. „Ich hab ihn daran erinnert, dass Sakura in dich verliebt ist. Und er meinte, dass das bestimmt nicht mehr lange so ist, weil er sie schon geküsst hat und sich sicher ist, dass sie seine Qualitäten schon erkennen würde." Mein Herz gefriert in meiner Brust. Er hat sie tatsächlich geküsst und sie hat es mir nicht erzählt! „Wieso hat Sakura mir das nicht erzählt?" Hinata öffnet ihren Kofferraum. „Er hat's ihr verboten. Hat er mir selber erzählt." Fuck! „Hinata? Schaffst du das hier alleine? Ich muss los!" Sie sieht mich erstaunt an. „Ja, klar. Wo willst du denn jetzt hin?" Ich kann es selber nicht glauben, aber ich muss mit ihr sprechen. Jetzt sofort! Es ist mir egal, wo sie gerade ist! Ich fahre jetzt zu ihr! „Ich muss mit Sakura sprechen." Hinata lächelt. „Viel Glück dabei, Sasuke." Ich umarme sie. Ich spüre, dass sie angespannt ist. „Danke Hinata, wirklich! Vielleicht rettest du gerade unsere Beziehung. Du hast was gut bei mir!"

Danach steige ich in mein eigenes Auto. Ich sehe im Rückspiegel wie Naruto zu Hinata hinläuft und ihr dabei hilft, den Kofferraum auszuladen. Mein bester Freund atmet erleichtert aus und zeigt mir einen Daumen nach oben, nachdem er kurz mit Hinata gesprochen hat. Ich trete aufs Gaspedal und entferne mich so schnell ich kann. Um Sai kümmere ich mich später.

*** Sasukes Sicht Ende***