~7~
Die letzten Tage hatte ich nur in meinem Zimmer verbracht und an meinem Plan gefeilt. Maya hatte mir jede Mahlzeit vorbeigebracht. Einmal hatte mich mein Vater zum Abendessen holen lassen, was mich hoffen hat lassen, dass er seine Meinung geändert hatte.
Wie sich herausstellte, hatte er das nicht und das gemeinsame Abendessen endete in einer Auseinandersetzung, die ich verlor. Wieso konnte er nicht einsehen, dass ich Recht hatte? Was hatte er gegen Vi?
Nevian und Aria hielten sich aus der Sache raus, selbst meine Mutter, die mich sonst immer ermahnte, schwieg, als mich mein Vater wieder auf mein Zimmer verbannte. Weder ergriff jemand meine Seite, noch die Seite meines Vaters.
In der Zwischenzeit hatte Aria mich zwar besucht und versucht aufzumuntern. Auch wenn ich dankbar dafür war, half es doch nichts und ich schickte sie weg. Sie konnte mir bei meinen Plänen nicht helfen und wenn ich ihr von meinem Vorhaben erzählte, wäre es womöglich bald nicht mehr geheim.
"My Lady, es ist Zeit", verkündete Maya. Zeit, wofür? Die Befreiung von Vi konnte sie nicht meinen, ebenso wenig die Hochzeit.
Als ich sie nur fragend anblickte, erinnerte sie mich: "Die zukünftige Braut eures Bruders soll heute ankommen. Ihr sollt ebenfalls bei der Begrüßung dabei sein und euch von eurer besten Seite zeigen."
Ah, wie konnte ich das nur vergessen? Da ich praktisch in meinem Zimmer eingesperrt war, hatte ich kaum etwas von den Hochzeitsvorbereitungen mitbekommen und es interessierte mich derzeit auch nicht besonders. Die Hochzeit bietete eine Ablenkung für meine Befreiungsaktion, alles andere hatte ich anscheinend erfolgreich verdrängt.
Maya scheuchte mich ins kurz darauf ins das nach Rosen duftende Bad und schrubbte meine Haut, bis sie zu glänzen schien. Nachdem meine Haare getrocknet und gekämmt waren, flocht sie mir einen kleinen Kranz um den Kopf und befestigte ihn mit kleinen Diamant besetzten Haarnadeln.
Sie half mir auch beim Anziehen des Kleides, das ich mit meiner Mutter, oder wohl eher sie für mich, für dich Begrüßung ausgesucht hatte. Als ich mich im Spiegel betrachtete, gefiel ich mir ganz gut. Das zartrosé farbene, ärmellose Kleid mit feinen Stickereien war nicht zu schlicht, aber auch nicht zu viel.
Für einen Moment rückte Vi in den Hintergrund und ich dachte nur an meine bevorstehende erste Begegnung mit meiner zukünftigen Schwägerin. Ich hoffte sehr, dass sie nett war und wir Freundinnen werden konnten. Maya war das, was einer Freundin am nächsten kam, aber sie war immer noch meine Zofe und musste mir gehorchen, wir waren nicht ebenbürtig.
Die Prinzessin von Aranthor hatte denselben Stand wie ich, sie war nicht viel älter als ich und wenn sie meinen Bruder heiratete, gehörte sie praktisch zur Familie. Wir könnten auf Augenhöhe miteinander reden. Sie könnte wie eine ältere Schwester für mich sein, ich hatte mir schon immer eine gewünscht.
Ein Klopfen riss mich aus meinen träumerischen Gedanken. "My Lady, sind Sie fertig? Es wird Zeit."
Maya legte mir noch eine Halskette um und antwortete an meiner Stelle: "Eine Dame braucht ihre Zeit, aber ja, wir sind fertig."
Mit ihr und einem der Wachen an meiner Seite verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg zum Speisesaal. Vor den großen Türen blieben sie stehen, sie würden mich nicht weiter begleiten. Das Willkommensessen war nur für die königliche Familie.
Mein Vater bedeutete mir, neben Aia Platz zu nehmen. Auf meinem üblichen Platz neben meinem Bruder würde seine Verlobte sitzen.
Es dauerte nicht lange, bis diese mit einem Teil ihrer Gefolgschaft eintraf. Ihre Kutsche war bereits angekommen, als Maya mich zurechtmachte.
"Lenore Mirana Lavanya von Aranthor", verkündete ein Diener, als sie den Speisesaal betrat. Zur Begrüßung standen wir alle auf und ich machte einen leichten Knicks.
"Es ist mir eine Ehre, euch willkommen zu heißen", ergriff mein Vater das Wort. Sie erwiderte mit dem standardmäßigen "es ist mir eine Ehre meinerseits".
Sie war, wirklich hübsch, das Porträt hatte nicht übertrieben, musste ich zugeben. Leicht welliges dunkelbraunes Haar, grüne Augen, zartrosa Lippen, sie war in jedem Sinne eine Schönheit.
Ihr Ausdruck war freundlich, doch etwas in ihren Augen irritierte mich. Sie wirkte irgendwie abwesend, als wäre sie mit ihren Gedanken an einem anderen Ort.
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Wortanzahl:
Kapitel: 683 Wörter
Insgesamt: 8091 Wörter
2. Meilenstein geschafft, yay!!! ;D
Wie gefällt euch der Name der 2. Prinzessin?
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