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Ein Klopfen erregte meine Aufmerksamkeit. "My Lady, euer Essen", kam es gedämpft von hinter der Tür.
"Ich habe keinen Hunger", schnauzte ich. Mein Magen widersprach mir und knurrte protestierend, aber ich wollte niemanden sehen. Seit ich in meinem Zimmer eingesperrt worden war, lag ich fast nur in meinem Bett.
Zweifel plagten mich, ich bemitleidete Vi und mich selbst, war wütend auf mich und meinen Vater. Es war nicht so gewesen, dass er mir nicht geglaubt hatte, es war ihm einfach egal gewesen.
Vi war kein Dieb und es gab auch sonst keinen Grund, ihn zu verhaften. Wieso ließ mein Vater ihn nicht einfach frei? Ich verstand es einfach nicht.
Ohne meine Erlaubnis wurde die Tür geöffnet und Maya erschien. "Aber Sie müssen etwas essen." Mit einem Murren setzte ich mich auf und bedeutete ihr, herzukommen. Es brachte wohl nichts, wenn ich in einen Hungerstreik ging. Wenn ich verhungerte, konnte ich Vi auch nicht helfen.
Mein Entschluss stand immernoch fest, ich musste ihn befreien. Nur wie? Ich wusste noch nicht einmal wo genau er festgehalten wurde, geschweigedenn wie viele Wachen dort stationiert waren oder wie ich ihn unbemerkt aus dem Schloss schleusen sollte, selbst wenn ich ihn aus dem Kerker bekam.
Ich brauchte dringend Unterstützung. Vielleicht könnte mir Maya helfen, schließlich hatte sie ihre Augen und Ohren überall. Sie könnte bestimmt herausfinden, wo sie Vi festhielten und wie es ihm ging. Die Frage war nur, ob sie mir helfen würde. Obwohl sie hauptsächlich mir diente unterstand sie dem direkten Befehl meiner Eltern, wie alle Angestellten des Schlosses.
Gerade als ich mich dazu entschlossen hatte, sie zu fragen, stellte sie das Tablett mit dem Essen auf meinen Nachttisch und setzte sich zu mir an den Bettrand. Ich war mir sicher, dass sie mich zumindest nicht verraten würde, wenn ich ihr von meinem Vorhaben erzählte, so weit konnte ich ihr vertrauen.
"Du glaubst nicht, dass er ein Dieb ist, oder?", fragte sie. Ich schüttelte nur den Kopf. "Wenn du möchtest, kann ich nach ihm sehen und eine Nachricht überbringen", bot sie großzügig an, bevor ich sie darum bitten konnte.
Bei ihren Worten hellten sich meine Augen bestimmt sichtlich auf und ich umarmte sie spontan. "Danke dir", hauchte ich.
"Aber ich werde nichts Riskantes machen. Ich möchte nur, dass dein Gewissen etwas beruhigt ist", meinte sie gleich darauf und wand sich aus meiner Umarmung.
Das hätte ich auch nicht von ihr verlangt, als Informantin war sie schon wertvoll genug. Nun brauchte ich aber noch jemanden, der mir dabei half, Vi zu befreien. Ich konnte niemanden damit beauftragen, sonst würde ihre deren Sicherheit in Gefahr bringen, aber ich brauchte Hilfe, um aus meinem Zimmer, in den Kerker und aus dem Schloss zu kommen.
Zuerst fiel mir niemand ein. Entweder würde man mich an meine Eltern verraten oder im besten Fall schlichtweg ablehnen, wie Maya. Wem konnte ich noch vertrauen? Es gab noch eine Person auf die ich zählen konnte, jemanden, der mir sogar anfangs geholfen hatte, mich aus dem Schloss zu schleichen. Eko.
Obwohl ich Zimmerarrest hatte, durfte man mich besuchen und so schickte ich Maya nach Eko.
Wie erwartet war er zwar anfangs etwas zögerlich, versprach aber, mir so gut es ging zu helfen. Er könnte Vi aber nicht alleine befreien, außerdem würde er wenn sie ihn dabei erwischten als Mittäter ebenfalls eingesperrt werden, was mir bewusst war. Das konnte und wollte ich nicht riskieren.
Wenn man mich erwischte, konnte nicht mehr passieren, als dass ich wie jetzt auf unbestimmte Zeit in meinem Zimmer eingesperrt wurde, was im Vergleich doch besser war. Die Frage war nur, wie ich aus meinem Zimmer kam, um Vi zu befreien.
Die Tür war verschlossen und von einer Wache bewacht. Vollkommen überbetrieben, wenn man mich fragte. Es war geradezu unmöglich, durch die Tür zu entkommen, Geheimgänge gab es aus meinem Zimmer keine und durchs Fenster war es viel zu hoch, um zu springen. Die einzige Möglichkeit war zu klettern, was ich definitv nicht schaffte, oder sich abzuseilen.
Schneller als gedacht hatte ich einen Plan zusammen, der auch hoffentlich funktionierte. Maya würde die Wachwechsel beobachten und mich darüber informieren und Eko würde mir ein Seil besorgen.
Es würde zwar eine Weile dauern, aber in der Nacht vor der Hochzeit sollte es klappen. Da waren alle viel zu beschäftig um auf den Kerker zu achten. Hoffte ich zumindest.
Nur wusste ich immernoch nicht, wie ich an die Schlüssel und an den Wachen vor Vis Zelle vorbeikommen sollte. Vi durch den Geheimgang, den ich immer verwendete, aus dem Schloss zu schmuggeln, sollte einfach sein, aber alles dazwischen und danach war ungewiss.
Eko würde eine Ablenkung veranstalten um die Wachen auf die andere Seite des Schlosses zu locken. Er meinte irgendetwas mit wildgewordenen Pferden. Das würde bestimmt witzig werden, aber ich musste mich darauf konzentrieren, Vi zu befreien.
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Wortanzahl:
Kapitel: 795 Wörter
Insgesamt: 7408 Wörter
Jetzt fehlen nur noch ca 600 Wörter bis zum 2. Meilenstein!
Bitte kommentiert, wie ihr es findet, was ich noch mehr ausbauen könnte oder zu "flach" wirkt!
Weil ich die ganze Zeit an "diese eine bestimmte" Szene denk, kann es sein, dass ich alles andere zu kurz kommen lasse, zumindest kommt es mir irgendwie so vor. Also schreibt bitte, von was ihr gern noch mehr gelesen hättet oder mehr erfahren wollt!
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