Chapter 4
Matt
Beim Abendbrot lernte Eleria dann auch meine Eltern kennen. Meine Mom hatte sie sofort ins Herz geschlossen, das konnte man schon daran erkennen, dass sie Eleria „Darling" nannte und sie die ganze Zeit freundlich anlächelte. Dad war dagegen nur kurz gekommen, um ihr Hallo zusagen, dann verschwand er wieder in sein Büro. So wie immer.
Ich gebe es nur ungern zu, aber ich vermisse und ich weiß, dass es Claire und Ben genauso geht. Dad ist nie für uns da, die letzte richtige Unterhaltung habe ich mit ihm letztes Weihnachten geführt und da ging es um die Tanzgruppe von Cody, Beth und mir und das wir an mehr Wettbewerben teilnehmen sollten.
Das ist nämlich alles woran er denkt.
Erfolg und Geld.
Lustlos stocherte ich in meinem Lachsfilet herum
Meine Mutter warf mir Blicke zu, die mich wohl besänftigen sollten, aber ich wusste, dass sie ihn genauso vermisste.
Eleria schien die angespannte Stimmung am Tisch zu spüren, denn sie schaute mich mit einem undefinierbaren Blick an.
Ich legte mein Besteck auf den Tisch. „Ich muss nochmal raus.", sagte ich knapp und schob ruckartig meinen Stuhl zurück, dann laufe ich in den Park hinter unserem Haus, nachdem ich auf die große Rasenfläche hinausgelaufen war, setzte ich meine Kopfhörer auf und schaltete die Musik ein.
„Don't let me down"von „The Cainsmokers"und „Daya".
Wie von selbst begann mein Körper dazu unsere neue Choreographie zu tanzen.
Das tat ich immer, wenn ich mich schlecht fühlte. Beim Tanzen vergaß ich alles, war für einen Moment eins mit der Musik und fühlte mich frei.
Als das Lied zu Ende war, ließ ich mich ins Gras fallen und schaute zu, wie der Rest der Sonne am Horizont verschwand.
„Wow, das war echt beeindruckend!"
Ich zuckte zusammen und Eleria ließ sich neben mich ins Gras fallen. Sie war mir also nach gelaufen. Ich seufzte. Wenn Eleria immer so neugierig war, konnte sie uns echt gefährlich werden... uns jetzt hatte sie auch noch die neue Choreo gesehen, die wir nächste Woche aufnehmen mussten! Beth wird mich umbringen!
Ich zwinge mich zu einem Lächeln. „Eleria. Was machst du denn hier?"
Ihr bewundernder blick verschwindet.
„ich wollte nur nachsehen, ob mit dir alles okay ist.", meinte sie und schaute mich eindringlich an.
Ich nicke: „Natürlich. Alles klar!"
Sie zog ihre Augenbrauen hoch. Natürlich, sie war zu schlau, um auf so ein gefaktes Lächeln und „Friede-Freude-Eierkuchen-Getue" hereinzufallen.
Ich riss ein paar Grashalme aus und starrte vor mich hin.
„Ist es wegen deinem Dad?", fragte sie vorsichtig.
Ich antworte nicht, sondern stehe auf.
„Matt!"
„Hör, zu. Das sind meine Probleme und ich will dich da nicht mit reinziehen."
Sie steht ebenfalls auf und wir gehen wieder ins Haus. Sie macht sich auf den Weg in ihr Bad, um zu duschen. „Ach und Eleria!", rufe ich ihr hinterher und sie dreht sich noch einmal um: „Mein Zimmer ist tabu, wenn ich nicht im Haus bin."
„Aye, aye Sir!", meinte sie grinsend und ging weiter, ich schüttelte darüber nur den Kopf und ging ins Wohnzimmer, wo Ben und Claire saßen uns Fernseher schauten, oder besser gesagt auf dem Sofa schliefen, während im Fernseher irgendeine Kindersendung lief. Ich schnappte mir den schlafenden Ben und legte ihn mir über die Schulter, dann hob ich Claire vorsichtig hoch und trug sie ihn ihre Zimmer.
Die Beiden waren glücklicherweise sehr tiefe Schläfer, weshalb es kein großes Problem war sie ins Bett zu bringen, ohne, dass sie aufwachten. Als ich die Tür von Bens Zimmer leise hinter mir schloss, stand Eleria plötzlich vor mir und ich schrak überrascht zurück.
„mein Gott, du bist aber ganz schön schreckhaft, mein Guter!", lachte sie.
„Musst du dich denn so anschleichen?", fragte ich mit einem genervten Unterton.
„Entschuldige, aber ich bin halt ein Ninja.", meinte sie, verbeugte sich mit aneinander gelegten Händen und verschwand in ihrem Zimmer.
Ich konnte nicht anders, ich musste grinsen.
Eleria
Die blutverschmierten Teddybären unterbrachen ihren Tanz und wandten ihre kalten, toten Augen langsam mir zu
„Eleria?"
Wer war das? Auch die Teddybären hielten inne und sahen sich suchend um.
„ELERIA?!", schrie eine tiefe, männliche Stimme in mein Ohr.
Ich fuhr unsanft in meinem Bett auf wobei ich gegen irgendetwas Hartes mit meinem Kopf stieß.
„Hmmm... was hast du gesagt? Egal was, diesmal war ich es nicht!", rief ich aus während ich die schmerzende Stelle rieb.
„Mann hast du einen harten Schädel."
Das war gar nicht die Stimme meines Dads, der versuchte mich wach zu kriegen, sickerte die Information langsam durch mein schlaftrunkenes Hirn. Mir dämmerte langsam wer mich wirklich aus meinem heiligen Ort in die Wirklichkeit gerissen hatte
„Ups... entschuldige... im ersten Moment dachte ich du wärst mein Dad. War das dein KOPF gegen den ich gestoßen bin. Tut mir leid."
„Kein Problem, aber wir müssen in einer Stunde los. Und da Mädchen immer so lange brauchen dachte ich, ich wecke dich schon mal.", antwortete Matt.
„In einer STUNDE?!? Sag mal, bist du bekloppt du Vollpfosten? Komm in einer Dreiviertelstunde wieder!", meckerte ich. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf.
„Und wenn ich dich dann nicht lynchen soll bring einen Kaffee mit.", murmelte ich noch während ich mich wieder in die Decke kuschelte und er die Tür schloss. Ich bezweifelte, dass er mich gehört hatte. Aber was war er denn auch für ein Holzkopf. Eine Stunde noch... spinnt der?
Mir war plötzlich viel zu warm. Ich wälzte mich im Bett hin und her fand aber keinen Schlaf mehr. Ich brauchte jetzt eindeutig eine Ladung kaltes Wasser im Gesicht.
Also stand ich doch auf.
Innerhalb von fünf Minuten war ich fertig und fühlte mich deutlich besser.
Schön... und was sollte ich jetzt die nächste halbe Stunde machen?
Mein erster Tag in London. Ein Grinsen huschte über mein Gesicht als ich an die nächsten drei Wochen dachte. Unentschlossen trat ich hinaus auf meinen Balkon. Ich hatte meinen eigenen! Matt hat soooo Glück mit seinen Eltern... Ich atmete tief die frische Morgenluft ein.
Nach zehn Minuten fing ich an zu frieren und beschloss mich auf den Weg Richtung Küche zumachen. Essen ist immer gut. Hoffentlich hatten die etwas Normales, Billiges da. Gestern das mit dem Fiji war mir total unangenehm gewesen. Ich hatte einfach nur mal kosten wollen.
In der Küche angelangt traf ich auf Matts Mutter. Sie war eine sympathische, kleine und vor allem energische Frau. Und sie war bildschön. „Eleria? Ich dachte du willst noch schlafen? Gerade eben hat Matt mir noch erzählt, dass du morgens scheinbar jeder Furie Konkurrenz machst.", sagte sie schmunzelnd. „Das ist vielleicht etwas übertrieben, kommt aber leider nah an den Sachverhalt ran. Mein Schlaf ist mir heilig. Dank Matt kann ich dieser Tätigkeit nun nicht mehr nachkommen.", jammerte ich.
Lachend hielt sie mir einen 100-Pound-Schein hin: „Matt ist auch schon fertig. Ihr könnt ja schon mal eine kleine Sightseeingtour vor der Schule machen. Von dem Geld könnt ihr euch was bei Starbucks oder so holen."
„Ähhh... aber das ist doch viel zu viel... und ich kann doch kein Geld von dir (Ich hoffe allen ist bewusst, dass es im Englischen kein Siezen gibt!) annehmen!"
„Ach man kann ja nie wissen.", sagte sie zwinkernd. „Aber wenn es dir lieber ist kann ich das Geld auch Matt geben."
„Ja, das wäre mir um einiges lieber. Vielen Dank."
„Geh du doch schon in die Tiefgarage. Ich schicke Matt hinterher." „Danke Mrs. Layken." „Sag doch Meredith.", lächelte sie und umarmte mich.
Nachdem ich endlich den Fahrstuhl gefunden hatte und unten angelangt war, lehnte ich mich unschlüssig an die Wand und betrachtete die vielen teuren Autos.
„Na... ausgeschlafen?", ertönte plötzlich Matts Stimme.
„Von wegen... du hast mich um wertvolle 45 Minuten Schlaf gebracht!"
Er grinste nur und trat zu einem Maybach.
„Alle Mann einsteigen."
„Eigentlich bin ich eine Frau.", sagte ich beiläufig.
„Sicher?"
„Bitte? Was soll das denn heißen?", meine Empörung konnte man förmlich riechen.
Er grinste nur. Gentlemen sind eindeutig ausgestorben.
„Sehr, sehr witzig. Wirklich... können wir dann?", sagte ich mit ironischem Unterton und stemmte meine Hände in die Hüften.
Er zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern.
„Klar. Wir nehmen heute den Maybach."
„Was? Ein MAYBACH? So einen habe ich bisher nicht mal näher als auf 10 Metern Entfernung GESEHEN!" Er sah mich etwas verwirrt an (beziehungsweise hielt er mich wohl eher für etwas geisteskrank).
„Vergiss es einfach wieder.", sagte ich schnippisch. „Offensichtlich bist du doch eine." „Eine was?" „Eine Frau. So zickig können nur Frauen sein.", grinste er. Hallo? Geht's noch? „So hohl können nur Männer sein." „Okay, okay. Auf den Mund gefallen bist du nicht.", lachte er.
Verständnislos sah ich ihn an. Er lachte nur noch lauter, währenddessen hielt er mir wie geistesgegenwärtig die Beifahrertür auf.
Vielleicht war er ja doch ein Gentleman?
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