Part 4 // Kapitel 91 - The Beginning of the End
Song Inspiration: End of Beginning – Djo
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Part 4 „The Angel's Blessing"
Kapitel 91 – The Beginning of the End
--- 7,5 Stunden vor Sonnenuntergang. ---
Es war eine Illusion. Ein gutgeübter Trick, den Clary Jonathan auftischte. Jace und sie hatten darüber gesprochen, darüber debattiert, dass so etwas notwendig sein würde. Jonathan hatte bei jeder ihrer Konfrontationen etwas in der Hinterhand gehabt. Sei es nun Mellartach, die vergifteten Waffen oder seine Verbündeten. Jedes einzelne Mal hatte er sie irgendwie überlistet.
Es war eine Illusion, die so echt aussah, dass Jace' Magen sich beim Zuschauen heftigst zusammenkrümmte. Seine Füße unter ihm schwankten bedrohlich, als würden sie jeden Moment den Geist aufgeben. Aber es war nur eine Illusion, also durfte er nun nicht schwach werden. Clary würde sich niemals einfach von ihrem Bruder erstechen lassen, würde nicht–
Isabelle neben ihm entließ einen so schrillen Schrei, dass seine Beine plötzlich wahrhaftig unter Jace zusammenbrachen. Ein Schrei so qualvoll, dass sich seine Nackenhaare allesamt aufstellten, wie von einem Blitz aufgeladen. Ein Schrei so schmerzverzerrt, wie nur ein Gefühl ihn auslösen konnte. Es gab nichts, wovor Parabatai sich mehr fürchteten. Er konnte seine Schwester nicht ansehen – konnte seinen Blick nicht von ihr lösen – als Jonathan sie auffing und jede Spur des Dämons verpuffte, als hätte er niemals existiert. Als wäre er nichts als ein Albtraum. Als erwachte Jonathan selbst gerade aus einem Albtraum, nur um festzustellen, dass er sich immer noch mittendrin befand.
Wie aus weiter Ferne registrierte Jace, dass Isabelle zu seiner Rechten zu Boden stürzte. Die tragischen Laute aus ihrem Mund, eine Mischung aus Weinen und Schmerz, schnürten ihm die Kehle zu. Doch die Flüssigkeit in seinen Augenwinkeln blieb aus, selbst als die Gesamtheit des Schlachtfelds rund um die Gassen ihres Daches abrupt zu einem Stillstand kam. Kein Schrei entkam Jace' staubtrockenen Kehle, wo er doch eben so oft ihren Namen gerufen hatte.
Jace starrte herüber zu Clary, die in den Armen ihres Bruders lag, eine sich unaufhaltsam ausbreitende Blutlache um ihren zierlichen Körper schwimmend. Ein Lächeln schmückte ihre kraftlosen Gesichtszüge. Gezeichnet von einer Erschöpfung, die aussah wie tagelanger Schlafentzug. Er war so nah, dass er ihr Lächeln ausmachen konnte. Er war zu weit weg, um ihr beistehen zu können.
Clarys Lippen teilten sich und einige wenige gemurmelte Worte folgten. Jace wollte sich vorbeugen, um zu verstehen, was sie sagte. Die Stille um ihn herum wollte von etwas anderem als Verzweiflung gefüllt werden. Aber sie waren zu weit entfernt und seine Knie bebten so sehr, dass er nicht einmal vorwärts kriechen konnte, falls ihm die Idee gekommen wäre.
Doch es war nur eine Illusion. Isabelle spürte zwar den Schmerz, der von Clary ausging, aber sie war nicht tatsächlich in Gefahr. Clary hatte alles im Griff. Clary hatte einen Plan. So wie sie immer einen Plan für alles hatte. Weil sie die Chancen immer richtig einzuschätzen wusste. Clary wusste immer, was zu tun war.
Ich weiß nicht, wie ich Jonathan besiegen soll, hatte sie gesagt. Wie soll ich ihn töten, wenn es ihm jedes Mal gelingt, mich hinterrücks zu überlisten?
Als Clary Eosphoros hob, blitzte die einsame Rune auf, welche auf die Schneide des Hefts gezeichnet worden war. Er erinnerte sich nicht daran, gesehen zu haben, wie Clary sie gezeichnet hatte. Er erinnerte sich nur an den winterlichen Tag im Garten, als sie die Rune das erste Mal heraufbeschworen hatte. Und er erinnerte sich an die Zerstörung, welche gefolgt war.
Das nächste Mal wird es kein Entkommen geben, hatte sie gesagt. Beim nächsten Mal wird die Welt auf dem Spiel stehen.
Es war dieser Moment, in dem Jace' Welt das Leben ausgehaucht wurde. Natürlich würde Clary sich von ihrem Bruder erstechen lassen, wenn sie keinen anderen Ausweg sah. Natürlich würde sie ihr eigenes Leben opfern, um ihre aller Leben zu retten. Es war schon immer ihre Art gewesen. Während der Versprechen, die sie Isabelle und ihm gegeben hatte, war sie sicher nicht davon ausgegangen, dass es sich auf diese Weise ereignen würde. Keiner von ihnen, nicht einmal Jace selbst, hatte diesen Ausgang der Dinge kommen sehen.
Die Illusion zerfiel vor Jace' Augen zu Asche, als ihr Schwert sich durch Jonathans Brust bohrte. Dieser schien es gar nicht wahrzunehmen. Einen Augenblick lang schaute der Himmel unbeteiligt zu, ohne sich zu rühren. Als würde er sich nicht einmischen wollen. Als wäre diese Situation selbst ihm zu heikel.
Dann entfaltete Clarys letzte Rune ihre Wirkung.
Das Himmlische Feuer schoss empor wie eine Supernova. Clary und Jonathan wurden als erstes von ihr verschlungen. Jace hatte keine Zeit zu blinzeln, konnte nur dabei zusehen, wie Clarys feuerroten Haare von ihren eigenen Flammen verschluckt wurden – wie ihre Gestalt hinter einer Mauer aus lodernder Hitze verschwand.
Das Himmlische Feuer entlud sich in einer Druckwelle. Wie eine Bombe der Irdischen rangen sich die Flammen nach Sauerstoff und breiteten sich dabei kreisförmig in alle Richtungen aus. Das Dach umfassend, sprang es auf die Gasse über und suchte nach mehr Brennstoff, die es verschlingen konnte.
Für einen betäubend langen Moment konnte Jace nichts anderes tun, als auf den Punkt zu starren, an dem Clary eben gelegen hatte. Außer einem orange-roten Inferno war dort nichts mehr zu sehen. Ein Knall hallte in seinen Ohren und plötzlich traf ihn die Druckwelle frontal in die Brust. Schreie zerrissen die Totenstille, welche sich parallel zum Feuer verbreitet hatte. Jace Körper schleuderte durch die Luft, aber er machte sich nicht die Mühe, den Sturz abzufangen. Sein Rücken prallte gewaltsam gegen etwas Hartes, sehr wahrscheinlich die Wand eines nebenstehenden Hauses. Ein letztes Mal blinzelte Jace noch gen Himmel. Ein Himmel gespalten in Feuer und Atmosphäre. Danach rief die Dunkelheit ihn zu sich.
oOo
--- 6 Stunden vor Sonnenuntergang. ---
Das Feuer folgte ihm in seine Träume. Träume gefüllt von Geschrei und Geheule. Blutige Träume, welche von Kämpfen erzählten, die allesamt den gleichen Ausgang voraussagten.
Als Jace irgendwann zu Bewusstsein kam, weigerte sich ein Teil von ihm, die Augen zu öffnen. Er wusste, was er vorfinden würde. Diese Welt hatte ihm nichts mehr zu bieten. Diese Welt war nicht mehr seine Welt. Ein anderer Teil von ihm konnte nicht länger still herumliegen. Wie ein physischer Schmerz ließen die lebhaften Erinnerungen vor Jace' innerem Auge seine Glieder winden. Er musste sich endlos hin und her gewälzt haben.
Ich schwöre, dass ich mich für niemanden außer dich in diesem Krieg opfern werde, denn ich habe bereits genügend Opfer gebracht.
Die Menschen hatten das Sprichwort, dass Zeit jede Wunde heilte, aber Jace wusste, dass dies nicht für die Herondales galt. Er wusste, dass er für den Rest seines Lebens keine Ruhe mehr finden würde. Selbst ohne das ständige Bild seiner Großmutter vor Augen, wäre es ihm spätestens jetzt in diesem Moment klargeworden.
Jace kämpfte sich durch die Schichten der Erschöpfung hindurch, nur um nach dem Aufsetzen festzustellen, dass der Großteil der Erschöpfung nichts mit den Verletzungen zu tun hatte, die das Feuer ihm verpasst hatten. Das hier war ... Seine Finger versteiften sich um den Saum der Bettdecke und er versuchte, einzuatmen. Es fühlte sich an, als würde seine Lunge den Sauerstoff nicht aufnehmen wollen. Als würde sie ihren Dienst verweigern.
Nach mehreren atemlosen Minuten hatte Jace das Gefühl, zu ertrinken. Er presste sich eine Hand an die Brust, direkt über sein rasendes Herz. Die Verzweiflung wollte seinen Mund verlassen, aber nicht einmal ein Gurgeln entfuhr ihm. Als er luftschnappend den Kopf hob, begegneten ihm die hellblauen Augen seiner Großmutter.
Schließlich war es die Leere in ihren Pupillen, welche Jace über den Abgrund trieb. Dass sie hier an seinem Krankenbett hockte, anstatt den Krieg zu planen, sagte ihm alles, was er wissen musste. Eine Tatsache so niederschmetternd, als würde sie ihm das letzte Stückchen Boden unter den Füßen wegreißen.
„Nichts, was ich sagen könnte, wird wieder gut machen, was geschehen ist", flüsterte Imogen und die Heiserkeit ihrer dünnen Stimme hätte Jace wohl überrascht, wenn er nicht völlig neben der Spur gewesen wäre. Jace wusste, dass sie sich nie von dem Tod seines Vaters erholt hatte – wusste, was sein Tod aus ihr gemacht hatte. Würde ihn nun das gleiche Schicksal erwarten? „Ich will trotzdem, dass du weißt–" Ihr stockte der Atem und unter einem sich schwärzenden Sichtfeld erkannte Jace, dass ihre Miene frei von jener unnahbaren Kälte war. Sie setzte diese Maske so selten ab, selbst vor ihm. Mit den Jahren hatte sie sie wie eine Rüstung getragen, bis sie irgendwann zu einer zweiten Haut verwachsen war. Die Emotionen in Imogens Augen spiegelten die Unfähigkeit, diese in Form von Zuwendung rüberzubringen. Sie hatte sich so lange vor ihrem Innersten versteckt, dass sie verlernt hatte, dieses überhaupt an die Oberfläche zu tragen. Sie senkte den Blick, als könnte sie Jace' nicht länger standhalten.
„Ich habe sie zum Turm beordert", sagte seine Großmutter und starrte ins Nichts. Die Jace zugewandte Hand zuckte, aber sie griff nicht nach seiner. Dafür war er dankbar. Er wollte sie nicht berühren. Er wollte niemanden berühren, wollte nicht einmal an Körperkontakt denken. „Ich habe sie direkt in seine Arme geschickt."
Jace antwortete nicht. Mittlerweile hatte sein Herz aufgehört zu rasen. Er legte sich wieder in die Kissen und schaute hoch an die Decke. Mit einem Stich stellte er fest, dass er sich in den Basilias befand. In genau dem Raum, in dem sie gelegen hatte. Imogen hockte nun dort, wo er gesessen und gewacht hatte. Er drehte sich zur Seite, fort von seiner Großmutter. Was hatte er getan, um in dieser Hölle zu landen?
Es klopfte an der Tür. Sie öffnete sich einen Spaltbreit und ein bekannter schwarzer Haarschopf lugte hindurch. Jace wollte nichts lieber als die Lider zu schließen und wegzudämmern. Sollten sie ihn doch sedieren, falls nötig. Stattdessen folgte er Alecs Gestalt mit seinen Pupillen, während dieser zögerlich ins Krankenzimmer trat. Zwei weitere Personen folgten ihm, aber Jace schaffte es nicht, seinen Fokus von seinem Bruder zu lösen.
„Ihr habt hier nichts zu suchen", zischte seine Großmutter hinter ihm mit einer beschützerischen Feindseligkeit. „Er braucht Ruhe."
„Es tut mir leid, Inquisitorin." Magnus. Er klang matt und erschöpft. „Ich wünschte, die Umstände wären anders. Der Luxus der Ruhe ist uns nicht vergönnt. Wir dürfen jetzt nicht innehalten, sondern müssen die Chance beim Schopf packen."
„Dafür braucht ihr Jace nicht." Der Stuhl kratzte über den Boden, als sie ihn zurückschob und auf die Beine kam. „Er war ohnehin nie für diese Mission vorgesehen."
Schweigend trat Alec an sein Bett. Seine ozeanblauen Augen trafen Jace' eigene und Jace konnte etwas wie Tränen in den Augenwinkeln seines Parabatai erkennen. Doch die Feuchtigkeit war schnell weggeblinzelt, sobald er sich neben Jace auf dem Rand der Matratze niederließ. Er sprach kein Wort des Beileids, kein Wort der Aufmunterung. Alec konnte das Loch in seinem Inneren bis zu einem gewissen Grad spüren. Außerdem kannte er ihn gut genug, um zu wissen, was er gerade nicht brauchte.
„Es ist Jonathan nicht gelungen, die Dämonentürme zu deaktivieren", füllte Alecs Stimme die seelenlose Leere des Raumes. Etwas wie ein verzerrtes Lächeln hob die Mundwinkel seines Parabatai. „Er war dort, Jace. Er war so kurz davor, aber sie hat ihn abgelenkt und fortgelockt. Die Schutzzauber stehen und Valentin hat keine Chance, sie zu überwinden. Die Stadt und all ihre Bewohner befinden sich in Sicherheit und werden den kommenden Sonnenuntergang überleben. Clary hat uns alle gerettet."
Jace wusste, dass er Dankbarkeit verspüren sollte. Vielleicht sogar Erleichterung. Alles, was er sich fragte, war, ob ihr Opfer nicht zu groß gewesen war. Allein für den Gedanken, würde er in die Hölle kommen, aber das interessierte ihn nicht. Er befand sich bereits in der Hölle.
Als er schwieg, ergriff Alec abermals das Wort. Sein sonst eher zurückhaltender Charakter spürte, dass Jace nicht imstande war, seine Stimme zu erheben. „Izzy ..." Zögernd senkte er die Augen auf den Fußboden und aus dem Augenwinkel nahm Jace war, wie Magnus einen Schritt auf Alec zumachte. Erst als er weitersprach, realisierte Jace, wie nah Alec den Tränen war. Er presste die Silben seine Stimmbänder hoch, zwang sie Jace' wegen über die Lippen. „Seinen Parabatai noch am gleichen Tag der Zeremonie zu verlieren." Jace fühlte sich schon seit seinem Erwachen so atemlos wie sein eigener Parabatai nun klang. „Ihr Band war so frisch. Es war noch gar nicht eingerastet. Ihr Zustand ist besorgniserregend. Ich weiß nicht, was ich tun soll."
Selbst Jace konnte sich Isabelles Schmerzen nicht vorstellen. Seinen Parabatai zu verlieren war das Ende der Welt. Nicht dass er das Gefühl hatte, weit vom Ende der Welt entfernt zu sein. Falls er nicht schon dort war. Für ihn war sein Leben zu Ende. Ich kann nicht ohne dich leben, hatte er vorgestern zu ihr gesagt. Ich will keinen Atemzug in einer Welt nehmen, in der du nicht mehr bist. Nun war diese Welt Wirklichkeit geworden und Jace hatte keinen Schimmer, wie er jemals einen Atemzug nehmen sollte, ohne dabei innerlich zu zerschmettern.
„Isabelle muss sich ausruhen. Ebenso wie mein Jace." Der Ton seiner Großmutter hatte die geschäftliche Note angenommen. Hier sprach nicht länger seine Familienangehörige, sondern die Autorität der Inquisitorin. „Sie werden beide nicht länger für den Einsatz gebraucht."
„Ihr wollt den Plan immer noch durchführen?", fragte plötzlich eine neue Stimme. So verzerrt und von Trauer durchdrungen, dass Jace Luke erst erkannte, als seine Großmutter ihn direkt adressierte.
„Das Zeitfenster schließt sich, Lucian. Schutzzauber oder nicht, Valentins Frist bis zum Sonnenuntergang steht weiterhin. Unser Ziel zur Verhinderung der Beschwörung von Raziel hat sich nicht geändert. Die Eliminierung von Jonathan Morgenstern verschafft uns einen immensen strategischen Vorteil. Wir haben die heutigen Ereignisse unter Verschluss gehalten, sodass Valentin und seine Anhänger noch im Dunkeln tappen. Die Mission muss starten, ehe ihm die Abwesenheit seines Sohnes verdächtig vorkommt."
Die heutigen Ereignisse. Jace' Magen zog sich zusammen wie ein Flitschgummi, das zu fest gespannt wurde und einem als Resultat eine brennende Narbe verpasste.
„Ich halte das für keine gute Idee", antwortete Luke. „Clary war die Drahtzieherin hinter dem Plan. Ohne sie fehlt das Herz der Operation. Wollt Ihr den Rest wirklich blind in Valentins Nest schicken?"
Ihren Namen zu hören, ließ Jace zucken, als hätte man ihm einen elektrischen Schlag verpasst. Wie elendig musste er aussehen, wenn es weder Magnus noch Alec gelang, ihre mitleidigen Blicke zu verbergen?
In seinem Rücken setzte die Inquisitorin zu einem scharfen Wortgefecht an. „Sie sind nicht blind. Der Plan wurde auf das Ausführlichste mit den anderen Gruppenmitgliedern aufgearbeitet. Der Erfolg hängt nicht von der Anwesenheit einer Einzelperson ab. Diese Mission ist aller Wahrscheinlichkeit nach unsere letzte und einzige Chance, Valentin davon abzuhalten, Raziel heraufzubeschwören."
Einzelperson. Etwas in Jace explodierte. Als ihn eine Woge seiner heißglühenden Engelskraft übermannte, fürchtete er sich nicht vor ihr. Wie von der Tarantel gestochen setzte er sich im Bett auf. „Diese Einzelperson hat einen Namen!", fuhr Jace seine Großmutter an, die mit geweiteten Augen zu ihm herumwirbelte. „Die Eliminierung von Jonathan Morgenstern haben wir allein Clary zu verdanken. Sie hat sich für uns alle geopfert, obwohl keiner von uns ihr Opfer verdient hat. Du hast sie schon im Leben nicht respektiert, also fang gefälligst im Tod endlich damit an!"
Jace konnte sich nicht entsinnen, wie er es aus dem Bett schaffte. Plötzlich stand er neben Alec, die kühlen Fliesen willkommener Balsam für seine nackten Füße. Er war froh, dass das Bett ihn von seiner Großmutter trennte. Sie hatte ihre Emotionen hinter einer neutralen Wand verschanzt und allein ihre eisblauen Iriden verrieten Bedauern. „Was ich damit sagen wollte, war, dass Clarys Opfer umsonst gewesen sein wird, wenn wir die Mission abbrechen."
Nun hatten sie es alle irgendwie ausgesprochen. Clary war tot. Sie war gestorben. Gestorben, um die Nephilim vor ihrem Bruder zu beschützen. Nichts davon machte die Realität für Jace auch nur ein Fünkchen realer. Oder erträglicher.
Clary war tot. Der Gedanke raubte ihm den Atem. Das Aussprechen trieb ihn an den Rand des Wahnsinns.
Jemand schlang einen Arm unter Jace' Armbeugen. Schwankte er? Die Sicht vor seinen Augen verwischte die Farben wie ein Pinsel. Er wusste, dass sie auf ihn einredeten, aber er hörte ihnen nicht zu. In einem Punkt behielt seine Großmutter recht: Clarys Opfer durfte nicht umsonst gewesen sein.
Und in diesem vor Schmerz zermürbenden Moment, der wohl bis zu seinem Lebensende nicht vorübergehen würde, fasste Jace einen Entschluss, der seine Sicht sofort aufklaren ließ. Ein Entschluss, den die Herondales schon viel zu lange herausgezögert hatten: Valentin Morgernstern musste für seine Verbrechen bezahlen.
„Wir müssen sofort aufbrechen."
Das Bedürfnis nach Rache floss bittersüß durch Jace' Blut. Es nährte seine Gedanken mit der einzigen Motivation, welche noch in der Lage war, ihn klar denken zu lassen. Verstärkt durch seine Engelskraft wusste er genau, was zu tun war. Er würde auf diesen Einsatz gehen und er würde Valentin töten. Er würde entweder sterben oder den Mann töten, der nicht nur seinen eigenen Vater auf dem Gewissen hatte, sondern auch die Liebe seines Lebens. Er würde Clary rächen. Nicht nur für ihren Tod, sondern für all das Gräuel, welches sie seinetwegen hatte ertragen müssen.
Im Angesicht des Todes würde Valentin Morgenstern sich wünschen, niemals geboren worden zu sein. Dafür würde Jace sorgen.
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