Kapitel 52.1. - The Venom in Our Veins

Kapitel 52 – The Venom In Our Veins

Die Basilias waren voller Schattenjäger. Malik brachte mich und Adam in eines der weiträumigen Behandlungszimmer der Notaufnahme. Dort kümmerten sich die Stillen Brüder bereits um Jace. Er lag leblos auf einem der vielen Betten, während die eingehüllten Gestalten völlig lautlos um ihn herumglitten. Die Stille machte es hundertmal schlimmer. Würden sie hektisch durcheinanderreden, würde Jace schreien, dann wüsste ich, dass irgendetwas im Gange war. Aber so ... So konnte ich nur mit aufgerissenen Augen auf Jace starren und hoffen, dass er sich endlich bewegte, dass er endlich die Lider öffnete, um meinem Blick mit seinen goldumrahmten Pupillen zu begegnen.

Doch Jace blieb vollkommen regungslos. Jegliches Blut war aus seinem Gesicht gewichen und er war so blass, dass mein gelähmter Körper zu zittern begann. Adam, der auf dem Bett neben mir hockte, schob die Reaktion auf Kälte und warf mir eine Decke über. Unsere Verletzungen waren nicht akut, weshalb die Brüder sich Zeit mit uns ließen. Es war mir egal. Ich wollte nur, dass sie Jace wieder Leben einhauchten. Egal wie. Hauptsache ich konnte sein schalkhaftes Grinsen noch ein einziges Mal sehen, seine draufgängerische Stimme noch ein einziges Mal hören, seine warmen Finger noch ein einziges Mal gegen meine Haut spüren.

Irgendwann kamen Stille Brüder, um Adams Verletzung zu begutachten und ich zwang meinen Blick auf den Bruder; zwang mich, Adams Behandlung anstelle von Jace' zu verfolgen. Gegen das Gift spritzten sie ihm ein Mittel. Dasselbe, welches auch mir kurz darauf jemand spritzte. Dann säuberten sie den Schnitt in seiner Brust und ließen eine Iratze die Arbeit machen. Auch ich bekam eine Iratze für meine Hände, die bis zu dem Zeitpunkt immer noch nicht aufgehört hatten zu bluten. Bis sie mit uns fertig waren, hatten Adam und ich unsere Matratzen bereits vollgeblutet, aber das interessierte hier niemanden. Sobald die Brüder ihre Arbeit bei uns erledigt hatten, wanderten sie zu Jace' Bett, um den anderen dort zu helfen.

Kurz darauf kam die Inquisitorin hereingestürmt. Sie beachtete keinen von uns eines Blickes, bis sie sich nicht über Jace' Gesundheitszustand informiert hatte. Dann wanderte sie zu uns herüber und verlangte, dass wir jede Einzelheit der vergangenen Stunden wiederauflebten. Ich berichtete ihr von Jace, der bereits geschlagen war, als ich die Halle betreten hatte und wie ich gegen Jonathan gekämpft hatte. Adam erzählte von seiner Ankunft, wie er Jace aus der Schusslinie befördert und sich Jonathan dann selbst gestellt hatte, nachdem ich am Boden gewesen war. Auf unsere Frage, wie es Jace ging, antwortete sie nur knapp, dass er überleben würde. Mir fiel ein enormer Stein vom Herzen und ich konnte sehen, dass auch Imogen mehr als erleichtert wirkte. Es hinderte sie nicht daran, uns ins Kreuzverhör zu nehmen, obwohl wir selbst noch zur Beobachtung in den Basilias waren; obwohl wir auf den feuchten Lachen unseres eigenen Blutes lagen.

„Wenn dein Bruder in der Trainingshalle war, noch bevor du dort warst, Clarissa, dann muss er genau gewusst haben, wo du dich aufhalten würdest", sagte Imogen mit fester, bitterer Stimme. Dass Jonathan Jace verwundet hatte, musste den alten Zorn meinem Vater gegenüber auf ein Neues entfachen. Ich war schon froh, dass sie mir noch nicht die Schuld an alledem gegeben hatte. „Ihr trainiert seit nicht mal einer Woche wieder in der Garnison. Jemand muss ihm verraten haben, wo du sein würdest."

„Wir haben einen Verräter in unseren Reihen", stellte Adam fest und knirschte mit den Zähnen. Seine nackte Brust war bandagiert, auch wenn es nach der Iratze eigentlich nicht notwendig war. Seine braunen Haare hingen ihm immer noch in verschwitzten Strähnen über die Stirn.

„Das muss doch einfach rauszufinden sein. So viele konnten doch nicht von unserem Training gewusst haben, oder?", fragte ich die Inquisitorin, aber diese schüttelte beklemmt den Kopf.

„Euer Training ist kein Geheimnis. Konsul Malachi, Malik, ihr und ich wussten offiziell davon, aber jeder hätten es jedem weitererzählen können. Ihr habt euren Familien doch auch nicht verschwiegen, wo ihr jeden Morgen hingeht. Und in der Garnison sehen euch genug Nephilim. Es hätte wirklich jeder sein können."

Ich war zu erschöpft, um mir weiter darüber den Kopf zu zerbrechen. Anstelle dessen berichtete ich ihnen von meiner Theorie, wie Jonathan überhaupt an erster Stelle in die Stadt hatte eindringen können. „Sein Schattenjägerblut muss es ihm ermöglicht haben."

Eine plausible Erklärung, die sowohl Adam als auch die Inquisitorin ziemlich unglücklich aussehen ließ. „Wir müssen die Wachen verstärken. Wir dürfen keinen Zentimeter der Stadtgrenzen unbeaufsichtigt lassen. Vielleicht kann uns die Trainingseinheit mit den Schattenwesen dabei helfen, die Alec Lightwood ins Leben gerufen hat", überlegte Imogen, auch wenn es ihr sichtlich nicht behagte, die Sicherheit der Stadt in die Hände der Unterweltler zu legen. Aber sie hatte recht. Allein waren wir nicht genug Nephilim, um die Grenzen zu bewachen.

„Ich werde gehen und das sofort in die Wege leiten", fuhr sie schließlich fort und machte sich bereit, aufzubrechen. „Noch zwei Sachen, Clarissa. Erstens, Gerüchte über dein Portal machen bereits die Runde. Bisher konnten wir deine Fähigkeiten von der Öffentlichkeit geheim halten, aber genügend Schattenjäger haben es heute gesehen. Aber an das Starren der Leute bist du ja wahrscheinlich bereits gewöhnt. Zweitens, wenn du beim nächsten Mal die Möglichkeit hast, deinen Bruder mithilfe einer deiner Runen unschädlich zu machen, wäre es mir recht, wenn du ihn dann nicht wegportalierst. Kritische Stimmen könnten es so auslegen, als hättest du ihm zur Flucht verholfen."

„Ihr und alle Anwesenden wisst, dass ich ihm sicher nicht bei der Flucht helfen wollte", antwortete ich so trocken wie möglich, aber Ärger schlich sich in meine Stimme. Nach allem, was dieser Morgen mir bisher gebracht hatte, hatte ich keinen Nerv, mir so etwas anzuhören. „Wenn ich eine andere Rune gekannt hätte, um ihn zurückzuschlagen, dann hätte ich sie genutzt."

„Dann müssen wir dafür sorgen, dass du dazulernst.", war alles, was Imogen sagte, bevor sie die Räumlichkeiten verließ.

„Ob sie jemals aufhören wird, dich zu verachten?" Adams Stimme war ein reines Gemurmel, so leise, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob er tatsächlich mit mir sprach.

Ich drehte mich auf der Matratze zur Seite, um ihn anzuschauen. Seine smaragdgrünen Augen erwiderten meinen Blick und ein Schatten fuhr über sein Gesicht, als er den Ernst auf meinem sah. Wahrscheinlich fiel ihm unser Streit nun aus heiteren Wolken wieder ein, ebenso wie mir. Das Adrenalin und die Überraschung hatten ihn in den Hintergrund rücken lassen.

„Du hast Jace und mir eben das Leben gerettet", flüsterte ich über die Stille des Krankenzimmers hinweg. Die Stillen Brüder hatten sich mittlerweile zurückgezogen und Jace schlief fest und ohne jede Regung. Er würde noch eine ganze Weile ohne Bewusstsein sein. „Ich habe nicht erwartet, dass du dich meinem Bruder in den Weg stellen würdest. Ich hätte verstanden, wenn du es nicht getan hättest. Danke, dass du es dennoch getan hast, Adam."

Die Ecke seiner Lippen hoben sich leicht und die ungewisse Dunkelheit verschwand aus Adams Blick. „Bedank' dich nicht. Ich war keine große Hilfe, schließlich hat Jonathan keine fünf Minuten gebraucht, um mir diese Wunde zuzufügen", lachte er und klopfte sich mit den Fingerspitzen auf den Verband, der sich um seinen nackten Oberkörper wickelte.

„Du hast uns Zeit verschafft, bis die anderen Nephilim eingetroffen sind. Ohne dich hätte Jonathan mich entweder getötet oder verschleppt", entgegnete ich und presste die Lider zusammen, weil mich allmählich die Müdigkeit übermannte. Ich spürte, wie sich das Gift zögerlich aus meinem Körper zurückzog. Nach der ganzen Anstrengung, den der Kampf gegen Jonathan mit sich gebracht hatte, könnte ich wahrscheinlich bis morgen früh schlafen.

„Ich würde es wieder tun", sagte Adam in festem Ton und ich glaubte ihm. Unsere Augen musterten immer noch den jeweils anderen. Seine Züge nahmen eine betrübte Note an. „Lass uns darüber reden, was auf dem Dach von Blakes Haus passiert ist."

Ich war froh, dass er es ansprach. Ein Teil von mir hatte gehofft, dass er darauf zu sprechen kommen würde. In der letzten Woche waren mir so viele Theorien durch den Kopf geschwirrt, dass ich mit jeder neuen nur frustrierter wurde. Ich wollte immer noch glauben, dass Adam mein Freund war, auch wenn er auf Blakes Seite stand, anstelle auf meiner. Also nickte ich, wartete und hoffte inständig, dass seine Erklärung Sinn machen würde, weil ich ihn nicht endgültig als Freund verlieren wollte, auch wenn mein Magen flau wurde bei dem Gedanken, ihm einfach zu verzeihen.

Adam lehnte sich auf seinem Krankenbett zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und starrte über uns an die Decke. „Blake und ich sind schon ewig Freunde. Um genau zu sein war er mein allererster Freund. Wir haben unsere gesamte Kindheit zusammen im Institut von Toronto gelebt, seine Eltern leiten das Institut dort und meine Eltern sind mit seinen befreundet und so hat es sich ergeben, dass meine Geschwister und ich meistens dort waren, während sie durch die Welt reisten." Er drehte das Gesicht zu mir, aber seine Augen wirkten weit entfernt, als würde er in die Vergangenheit schauen. „Er war nicht immer so wie heute, weißt du? Er war ein lustiger Junge mit verrückten Ideen, die sich als immer waghalsiger herausstellten, je älter wir wurden. Blake war kein böses Kind, er ist auch heute kein böser Mensch, aber ... seine Eltern haben eine sehr radikale Ansicht von unserer Welt, noch konservativer als Malachi und seine Leute. Sie haben ihre Sichtweisen an Blake weitergegeben. Er wurde erzogen, zu denken und zu handeln, wie er es heute eben tut."

„Das macht nicht gut, was er mir angetan hat, Adam. Oder was er anderen Schattenwesen angetan hat", fuhr ich bitter dazwischen. Der Gedanke an Blake ließ meine Emotionen immer noch auffahren, als würde man Öl ins Feuer gießen. Ein Zorn, der kein Ende zu nehmen schien, den ich kaum zu kontrollieren wusste, wenn ich mich auf ihn fokussierte.

„Was Blake getan hat, ist fernab von schrecklich, Clary. Vertrau mir, wenn ich dir versichere, dass ich nichts davon unterstütze. Ich war kurz davor, meine Freundschaft mit ihm zu beenden, als ich davon erfahren habe", stellte Adam schnell fest, bevor ich mich in weitere Theorien reinreiten konnte. „Die Welt ist nicht schwarz-weiß. Du bist mir wichtig, sehr wichtig. Aber Blake ... ich kenne ihn schon mein ganzes Leben. Er war mein einziger richtiger Freund, bis du aufgetaucht bist."

„Das verstehe ich", gab ich zu. Es war die Wahrheit. Ich wusste, wie schwierig es war, die Menschen, die man liebte, den Rücken zu kehren, auch wenn jede Faser des Körpers dagegen rebellierte. „Aber solche Menschen muss man loslassen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man nicht länger auf der Seitenlinie stehen und zusehen kann. Auch Freundschaft hat Grenzen. Sei nicht so blind, wie die Freunde meines Vaters es waren, als sie ihm in diesen ideologischen Krieg gefolgt sind, der sie alle das Leben gekostet hat."

Ein langes Schweigen folgte und ich konnte nicht festlegen, ob es ein gutes oder schlechtes Schweigen war. Adam streckte seine linke Hand aus und ich streckte ihm meine Finger entgegen. Seine Haut fühlte sich warm und rau gegen meine an. „Er hat auch gute Seiten, auch wenn diese heutzutage nur noch selten zum Vorschein kommen. Ich habe Angst, dass wenn ich gehe, diese Seite völlig verschwindet. Die Menschen, mit denen er sich umgibt, sind nicht gut für ihn."

Er ist der Mensch, der anderen nicht guttut, wollte ich sagen, presste aber den Mund zusammen. Blake bedeutete ihm etwas, das war deutlich. Deutlich war auch, dass Blake Einfluss auf ihn besaß. Anders konnte ich mir nicht erklären, wie Adam so von ihm sprechen konnte. Ich zog meine Hand zurück und schloss die Decke, die Adam mir eben übergeworfen hatte, enger um den Körper.

„Ich sehe ein, weshalb du neulich auf dem Dach so wütend warst und ja, es war ein Fehler, Blakes Bitte nachzukommen, dort auf dich zu warten. Aber ich wollte diesen Konflikt mit aller Macht verhindern. Ich wusste, dass du niemals mit Blake reden würdest, mit mir aber schon. Zumindest habe ich das gedacht." Adam beim Reden zuzuhören ließ die Erschöpfung weiter durch meine Glieder fahren. Seine weiche, ebentönige Stimme hatte einen fast schon einlullenden Effekt, obwohl der Inhalt seiner Worte das Gegenteil bei mir auslösen sollte. Er war einfach so gut darin, zu reden und seine Gegenüber zu überzeugen, dass selbst ich mich davor nicht bewahren konnte. „Blakes Tod würde die Situation nur schlimmer machen. Denkst du seine Familie oder die anderen aus seiner Gruppe würden einfach still herumsitzen? Sie würden alles tun, um das zu beenden, was er angefangen hat."

„Was ist das für eine Gruppe, Adam? Was machen Blake und seine Freunde, dass selbst der Rat lieber wegschaut? Bist du Teil von ihr?"

Adam schüttelte vehement den Kopf. „Ich gehöre sicher nicht zu seiner Truppe", sagte er fest. Seine Augen bohrten sich gezielt in meine und der Ausdruck in ihnen war endgültig. Hier gab es keinen Raum für Diskussionen. Er wollte, dass ich das unmissverständlich verstand und ich war erleichtert, dass er diesen Fakt so direkt festlegte. „Ich bin mit Blake befreundet, aber mit seinen anderen Freunden habe ich nicht viel zu tun. Was auch besser so ist, weil einige von denen echt übel sind."

„Aber was machen sie, dass sie alle in Angst und Schrecken versetzen?"

„Darüber weiß ich nicht viel. Sie erzählen Außenstehenden so gut wie nichts darüber. Deshalb auch die vielen Gerüchte. Ich für meinen Teil glaube, dass mehr aufgebauscht wird als sonst was. Blake hat eine große Klappe, einen kurzen Geduldsfaden und seine Ansichten sind zum Kopfschütteln, aber ich glaube beim besten Willen nicht, dass er Unterweltler jagen und töten würde. Das wäre selbst für ihn eine Nummer zu groß. Wie soll er sowas vertuschen? Sowas würde in der Schattenwelt blitzschnell die Runde machen und dann kann auch seine Familie ihm nicht mehr helfen." Adam zuckte ungläubig mit den Achseln, als würde er den bloßen Gedanken daran von sich abschütteln wollen.

Blake wollte mich töten. In Alicante. Obwohl Jace dabei war, der der Enkel der Inquisitorin war. Das, was über ihn berichtet würde, erschien mir keineswegs so abwegig, wie Adam es darstellte. Vielleicht jagten sie die Schattenwesen nicht in Idris, aber das musste nichts heißen. Er lebte in Toronto. Kanada hatte riesige Naturschutzgebiete. Wälder von so enormen Ausmaßen, dass es nicht allzu schwer sein konnte, einen Werwolfclan ohne großes Aufsehen einfach verschwinden zu lassen. Und seit wann interessierte den Rat ein Anliegen der Schattenwesen, für die es keine eindeutigen Beweise gab?

„Ich hoffe, dass ich dir meine Seite der Geschichte näherbringen konnte", fuhr Adam schließlich nach einer langen Pause fort. „Es liegt an dir, ob du mir vergeben willst."

Wollte ich Adam vergeben? Ja, definitiv. Glaubte ich ihm seine Geschichte? Ja, denn wenn ich ihm nicht glauben konnte, wie sollten wir dann überhaupt Freunde sein können? Ich musste hoffen und vertrauen, dass er mir die Wahrheit sagte. Also nickte ich. „Ich verzeihe dir", sagte ich. „Aber du musst dir im Klaren sein, dass du nicht ewig neutral wirst sein können."

Adam senkte nachdenklich den Blick und im gleichen Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Unsere Köpfe fuhren herum, wir waren bereits halb aufgesprungen. Nach den jüngsten Ereignissen war diese Reaktion kein Wunder. Adam begann lautlos zu fluchen, als Isabelle im Türrahmen auftauchte, ihre graziöse Gestalt bis an die Zähne bewaffnet, als würde sie in den Krieg ziehen. Hinter ihr ragte Alec empor, seine seeblauen Augen auf Jace fixiert.

„Also wirklich, da bricht Jonathan Morgenstern in die Garnison ein und ich erfahre erst Stunden später davon", schnaubte Isabelle kopfschüttelnd und stolzierte in den Raum. Ihr besorgter Ausdruck, ganz im Kontrast zu der unantastbaren Stimme, lag auf Jace und sie wanderte herüber zu seinem Krankenbett, um sicherzustellen, dass er am Leben war, bevor sie sich mir und Adam zuwendete. Sie griff an ihren Gurt und drückte jedem von uns einen ihrer platinfarbenen Dolche in die Hand. „Falls er sich nochmal hertrauen sollte, habt ihr wenigstens eine zweite Waffe."

„Also streng genommen ist Jonathan ja gar nicht eingebrochen", bemerkte Adam, nahm den Dolch aber mit einem dankbaren Nicken entgegen.

„Das tut nichts zur Sache", winkte Isabelle ab und setzte sich auf die Kante meines Bettes. Alec ließ sich in dem Stuhl an Jace' Seite nieder. Er sah müde aus, als hätte er nächtelang kaum ein Auge zugemacht. „Wie geht es Jace?"

„Die Inquisitorin sagt, dass er wieder wird", erklärte ich. „Sonst hat uns niemand irgendetwas gesagt."

Isabelle seufzte und tätschelte mir die Schulter. „Imogen ist ... schwierig. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass sie Bescheid sagen würde, wenn er es nicht schaffen sollte." Sie rollte abwertend mit den Augen. „Aber nun zu euch ... Geht es euch gut? Erzählt mir alles, was passiert ist!"

Adam und ich wechselten einen kurzen Blick, er nickte mir zu und so fing ich an, erneut zu erzählen, wie ich in die Trainingshalle gekommen war und Jace und Jonathan sich bereits einen Kampf geliefert hatten. Isabelle und Alec hörten schweigend zu, ihre Gesichter blass und frustriert. Als ich mit der Zusammenfassung der vergangenen Stunden endete, sprang Alec von seinem Stuhl auf, wie wenn sein Körper unter Strom stünde.

„Wieso hast du nicht sofort erwähnt, dass die Inquisitorin mit mir sprechen will? Wir müssen auf alle Fälle verhindern, dass dein Bruder sich irgendwie nochmal in die Stadt reinschleicht." Alecs Stimme klang harsch und erregt. Das hier war sein Parabatai, der dort im Bett lag und sich nicht rührte. Wahrscheinlich bereitete es ihm sogar physische Schmerzen, dass Jace verletzt und vergiftet worden war.

„Denkst du, deine Unterweltler haben eine Chance, Grenzen zu sichern?", fragte Adam in kritischem Ton, seine Stirn in Falten gelegt. Wieder war da diese zurückhaltende Skepsis den Schattenwesen gegenüber. Die Art, wie er Alec forschend musterte, regte ein mulmiges Gefühl, auch wenn ich nicht beziffern konnte, weshalb.

„Das sind nicht meine Unterweltler, Demonhunter", knurrte Alec und verschränkte verärgert die Arme vor der breiten Brust. „Und hör auf sie so zu nennen. Nenn' sie gefälligst Schattenwesen oder wenn du nur eine gewisse Gruppe meinst, dann nenn' sie Hexenmeister oder Vampir oder was auch immer. Unterweltler ist ein respektloses Wort und sie haben sich jeden Respekt verdient, nachdem wir sie Jahrhunderte wie Dreck behandelt haben."

Adam hob beschwichtigend die Arme. „Hey, ich wollte dich nicht verärgern, klar? Schattenwesen. Ich hab's verstanden!"

„Gut." Alecs dunkle Züge schrien alles, aber sicher nicht gut. Es war allerdings gut zu wissen, wie ernst er seine Rolle als Delegierter nahm. Er schaute zu Isabelle und mir und etwas der Finsternis verschwand. „Ich gehe mal lieber und kümmere mich darum, dass wir die ersten Patrouillen heute schon an die Grenze schicken können."

Alec marschierte aus der Tür und Isabelles weite umbrabraunen Augen folgten ihm verträumt. „Wenn nur alle Politiker so wären wie er", säuselte sie und klang stolz durch und durch. Eine stolze Schwester, die dabei zusah, wie ihr Bruder die Welt zu einem etwas besseren Ort machte. „Dann würde jetzt kein verdammter Krieg vor der Tür stehen."

„Ich weiß ja nicht", gab Adam zu Bedenken. Nun wo Alec fort war, schien er etwas entspannter, seine Kritik zu äußern. „Können wir den Schattenwesen wirklich vertrauen, auf unsere Stadt aufzupassen?"

„Haben wir denn eine andere Wahl?", krächze in diesem Moment eine schwache Stimme aus der anderen Ecke des Zimmers und alle drei drehten wir den Kopf ruckartig zu Jace' Krankenbett. 


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Hi!

Adam und Clary haben sich versöhnt. Was haltet ihr davon? Wie hat euch das Kapitel gefallen? Lasst es mich wissen! :)

Schaut gerne auch auf meinem Pinterest vorbei, wenn ihr wissen wollt, wie ich mir die Figuren hier bildlich vorstelle. Den Link findet ihr in meiner Bio in meinem Profil. Der Ordner heißt "The Rise of the Morningstar", also genauso wie die FF. :)

Liebe Grüße

Skyllen

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