Kapitel 19 - Angelic Answer
Kapitel 19 – Angelic Answer
„Wie bitte?", fauchte die Inquisitorin und wollte wieder nach meinem Kinn greifen.
Ein Reflex in meinem Körper reagierte schneller als ich. Blitzschnell schoss meine Hand in die Höhe und bevor ich mich versah, packte ich ihren Arm und hielt ihn eisern fest. Im Hintergrund hörte ich ein erstauntes Raunen. „Ich sagte nein." Diesmal war es meine Stimme, die endgültig klang. Der Schmerz war so unerträglich, dass er mir Tränen in die Augen trieb.
Die Inquisitorin öffnete ihren Mund und schien für einen Augenblick nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Dann entriss sie mir ihren Arm mit einer solchen Gewalt, dass ich beinahe vornübergekippt wäre. Sie blickte mich an, als würde sie mich am liebsten tot sehen wollen. Dann hatte sie ihre Stele wieder in der Hand. „Das hier ist unmöglich", zischte sie. „Sie müsste viel länger unter dem Einfluss des Zaubers stehen."
„Das tut sie", bemerkte Magnus spitz. „Schaut Euch ihren Hals an. Ihr Puls rast. Sie schwitzt wie verrückt. Ihre Pupillen sind größer als die meiner Katze. Sie muss unfassbare Schmerzen haben."
„Das spielt keine Rolle", entgegnete sie und griff nach meiner Schulter. „Ich werde ihr die Rune erneut auftragen."
„Ich kann mir nicht erklären, warum sie dagegen ankämpfen kann", gab Magnus zu. „Niemand sollte dazu in der Lage sein. Dieser Zauber ist sehr mächtig und bei Widerstand äußerst ... aufdringlich."
„Nein", flehte ich, als die Inquisitorin ihre Stele zückte. „Bitte nicht nochmal." Die Kraft, die eben noch da war, war verflogen. Stattdessen füllte eine große Leere mein Inneres. All die schlimmen Erinnerungen und Bilder strömten wie ein Strudel auf den Abgrund zu und dunkle Arme packten mich, um mich mit in den Abgrund zu ziehen. „Ich kann das nicht."
„Das hättest du dir vorher überlegen müssen", antwortete die Inquisitorin und dann zeichnete sie erneut die Rune auf mein Schlüsselbein. Die Berührung des Adamants auf meiner Haut ließ mich aufschreien. Sie verbrannte meine Haut.
„Nein", rief ich und Tränen liefen mir die Wange hinab. „Ich kann es nicht ... ich schaffe es nicht." Ein weiterer qualvoller Schrei verließ meine Kehle und ich wandte mich in ihren Armen, versuchte ihrem Griff zu entkommen. Doch jegliche Kraft hatte meine Glieder verlassen, allein der Schmerz und das Feuer waren zurückgeblieben und nun würden sie das bisschen das von mir übrig war, in Asche verwandeln.
„Es hat keinen Sinn, sich dagegen zu wehren, Clarissa", sagte sie und klang beinahe glücklich dabei. Sie vollendete die Rune und lies mich dann los. „Du machst dadurch alles nur noch schlimmer." Ich röchelte und mein Kopf sank nach hinten, während ich die Augen schloss. Die Welt begann sich zu drehen und Gesichter zogen an meinem inneren Auge vorbei. „Nun, beantworte meine vorherige Frage."
„Jonathan", keuchend horchte ich in mich hinein, auf die Worte, die sogleich hinaussprudeln würden, wie ein Wasserfall. Sie hatten meinen Willen gebrochen. Ich hatte das Gefühl zu schweben. „Er ist ein wunderbarer Mensch." Ich dachte an meinen Jonathan zurück und spürte die Tränen, die weiter meine Wangen hinabflossen. Ein elendiges Schluchzen verließ meine Kehle. Sobald ich es als Schluchzen wahrnahm, presste ich meine Zähne zusammen. Mein ganzer Kopf erbebte durch die Schluchzer, die ich zurückhielt. „Er war ein wunderbarer Mensch. Er ist meinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, war jedoch stets das genaue Gegenteil. Jonathan war freundlich, großzügig, mein Beschützer ..." Meine Stimme geriet ins Stocken.
„Wie er war spielt keine Rolle. Wie ist er zu dem Menschen geworden, der er heute ist?"
„Er ist kein Mensch mehr", brachte ich unter heißen Schmerzestränen hervor. „Mein Vater beschwor Lilith die Königin von Edom herauf und bot ihr seinen Sohn im Tausch gegen einen Kelch ihres Blutes an. Er verbreichte Jonathan ihr Blut und verwandelte ihn damit in ein gefühlloses Monster, seine persönliche Waffe, die er selbst nicht unter Kontrolle hat. Jonathan ... Er tötete meine Mutter. Er ist schneller als gewöhnliche Schattenjäger und um einiges stärker."
Daraufhin forderte mich die Inquisitorin auf, vom Vortag meiner Flucht zu erzählen. So detailreich wie es mir in meinem Zustand möglich war, berichtete ich, wie Jonathan sich im Kampf auf mich gestürzt und versucht hatte, mich zu töten und wie mein Vater nur zugeschaut hatte.
Nach meinem Bericht schwieg die Inquisitorin eine Weile. Ich nutzte die Zeit, um mich zurückzulehnen und in mich zu gehen. Die Augen fielen mir zu, ich hatte kaum noch Kraft, sie offen zu halten. Der Schmerz war immer noch stärker als jeder Schmerz, den ich in meinem ganzen Leben gespürt hatte, doch er war zweitrangig geworden. Der Gedanke an Jonathan und alles ein weiteres Mal aufarbeiten zu müssen, trieb mich in einen geistesabwesenden Zustand. Natürlich musste man sich seinen Dämonen stellen, um sie zu überwinden, doch in meinem Fall durfte ich dies wohl nicht allzu wörtlich nehmen.
Mittlerweile konnte ich an ihrem Verhalten erkennen, wann die Inquisitorin die nächste Frage stellen würde. Jedes Mal straffte sie ihren Rücken und atmete durch die Nase ein. „Warum hat Valentin an seinem eigenen Kind ein solch riskantes Experiment gewagt?"
Hätte ich die Kraft dazu gehabt, hätte ich mit den Schultern gezuckt. „Er hat schon zuvor einige Experimente gemacht. Meine Mutter erzählte mir, dass er viele Schattenwesen gequält und ihnen für seine Wissenserkenntnis verschiedenste Substanzen verabreicht hat. Valentin nannte Jonathan unbesiegbar, er habe eine mächtige Waffe schaffen wollen."
Das Flüstern der Schattenjäger schwoll wieder an. Diesmal bemühten sie sich jedoch, so leise zu reden, dass sie die Inquisitorin nicht verärgerten. „Also hat Valentin an mehr Lebewesen Experimente ausgeführt als nur an deinem Bruder", stellte sie fest und Abscheu schwang in ihrer Stimme mit. Zum ersten Mal konnte ich es ihr nicht verdenken. „Hat dein Vater auch Experimente an dir oder anderen Schattenjägern, abgesehen von deinem Bruder, durchgeführt?"
Ich spürte, wie sich mein brennender Körper unter mir zusammenzog. Jede Muskelfaser begann sich anzuspannen, als würden sie nicht aus Fleisch, sondern aus Stahl bestehen. Als müssten sie ein untragbares Gewicht bewältigen. Bilder flogen an meinem inneren Auge vorbei und ich sah das Gesicht meiner Mutter so klar vor mir, dass ich am liebsten meine Hand nach ihr ausgestreckt und ihr durch das rote Haar gestrichen hätte. Sie ritt auf einem Pferd, kalter Schnee wehte ihr ins Gesicht und eine einzelne Träne rollte ihr über die Wange. Ihre Worte hallten in meinem Kopf wider. Das Engelsblut beeinflusste mich, eine erwachsene Frau in ihren späten Zwanzigern. Stell dir nur vor, welchen Effekt es dann auf ein, sich noch entwickelndes, Lebewesen haben könnte. Auf ein Ungeborenes wie du es warst.
Irgendwie schaffte ich es, den Kopf zu heben. Ich konnte die verschwommene Statur von Jace ausmachen. Das Zittern meiner Finger wurde stärker. Ich war nicht die Einzige, der Valentin Engelsblut verabreichte. Ich hatte gewusst, dass Jace ebenfalls von den Experimenten meines Vaters betroffen war, doch erst jetzt in diesem Moment wurde mir klar, dass er nichts davon wissen konnte.
Das Auftragen der Rune war keine fünf Minuten her, doch ich wusste, dass dies nicht der geeignete Ort für Jace war, von mir die Wahrheit zu hören. Besonders nicht auf diese Art und Weise. Wie sollte ich gegen diese Kraft ankämpfen, wo ich es eben doch kaum zu Stande gebracht hatte? Ich konnte förmlich spüren, wie die Worte gegen die Innenseite meiner Lippen drückten, um in die Öffentlichkeit zu entfliehen.
Niemand durfte davon erfahren. Ich würde uns beide einer akuten Gefahr aussetzen. Zwei Experimente Valentins an einem Ort, ohne dass jemand wusste, wozu wir im Stande waren, nicht einmal wir selbst. Wer wusste, was sie mit uns machen würden. Also biss ich mir so stark auf die Unterlippe, bis ich Blut schmeckte. Mit jedem Versuch, dem Zauber zu widerstehen, wurde der Schmerz stärker. Mittlerweile fühlte es sich nicht mehr an, als würden mich tausend Schwerter erstechen oder als würde ich am lebendigen Leibe verbrennen. Mir blieb die Luft weg, wie wenn mich jemand am Grunde eines Sees festgebunden hätte und ich es niemals rechtzeitig an die Oberfläche schaffen würde. Gleichzeitig schnitten sich Messer in meine Haut und rissen sie mir in Fetzen vom Körper.
„Sprich, Clarissa!", brüllte die Inquisitorin mir ins Gesicht, obwohl sie keinen Meter von mir entfernt stand. Die Sicht verschwamm stärker vor meinen Augen, da mir kaum noch Luft zum Atmen blieb. Ich schaute an mir herab und beobachtete, wie das Blut aus meinen Lippen auf mein weißes Kleid tropfte. Dann bohrten sich die Finger der Inquisitorin wieder in meine Wangen und sie riss meinen Kopf nach oben. „Sie hält die Luft an."
Aber ich halte doch gar nicht die Luft an, dachte ich. Ich bekam einfach keine Luft. Es lag an ihrem Zauber und nicht an mir. Das Luftanhalten brächte mir gar nichts, da der Körper aus Reflex wieder anfangen würde, zu atmen.
Aus dem Augenwinkel sah ich einen Schatten auf mich zu kommen, der die Hand der Inquisitorin zur Seite schlug. Ein empörtes Schnauben entfuhr ihr. Dann tauchten Magnus katzenartige Augen vor mir auf. „Clary, hör mir zu", sagte er ernst. Ich glaubte, ihn nie zuvor so ernst gesehen zu haben. „Du wirst den Zauber damit nicht aufhalten, du schindest vielleicht mehr Zeit, aber er wird dich früher oder später übermannen. Du bringst dich noch um, Mädchen."
Für einen Augenblick starrte ich ihn an, dann konzentrierte ich mich so gut wie möglich auf meine folgenden Worte. „Es tut so weh", klagte ich und ich erkannte meine Stimme nicht mehr wieder. Sie war schwach und krächzend, als hätte ich tagelang nichts getrunken. Die Dunkelheit war kurz davor, mich einzulullen und mein Kopf neigte sich zur Seite, während meine Augen langsam zufielen. Magnus' Finger berührten meine Schläfe. „Tu es für deine Mutter, sie hätte gewollt, dass du ihnen die Wahrheit sagst."
Diese Bemerkung ließ meine Augen verwirrt blinzeln. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann nicht", sagte ich, ohne ihn anzuschauen. Mein Körper stand in Flammen, wie wenn jemand mich mit Säure übergossen hätte. Meine Augen wanderten an ihm vorbei, zurück zu Jace. Magnus folgte meinem Blick und plötzliche Überraschung zeichnete sich in seinen großen Augen. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen.
„Das reicht jetzt", schoss die Inquisitorin in diesem Moment dazwischen. „Dann trage ich ihr die Rune der Wahrheit eben nochmal auf, wenn sie so stur ist." Sie hatte den verdutzen Magnus schnell zur Seite gedrängt und dann spürte ich wieder den kalten Adamant auf meiner Haut. Ich schrie auf vor Schmerz, der nun ins Unendliche anzuschwellen schien.
„Sag mir die Wahrheit, und zwar auf der Stelle!", fuhr sie mich an, als sie fertig war und ihre eisblauen Augen bohrten sich in meine, als würde sie mich jede Sekunde in Stücke reißen.
Ich riss die Augen auf, während sich das lähmende Gift der Rune abermals durch meine Adern fraß und mir endgültig den Willen nahm. Mein Kopf fiel nach vorne und ich fixierte den Boden, während mein Mund anfing zu sprechen. „Es gab noch zwei weitere Experimente ... vor achtzehn Jahren ... Valentin mischte zwei schwangeren Nephilim für einen längeren Zeitraum Engelsblut in ihre Mahlzeiten. Sie wussten nichts davon."
Dann presste ich wieder meine Lippen aufeinander, auch wenn ich selbst wusste, dass ich hier nur Zeit schindete. Natürlich würde sie nach den Namen fragen.
„Was ist mit ihnen passiert?"
„Eine der Mütter überlebte die Geburt, die andere nicht. Beide Kinder waren wohlauf. Sie ... Sie leben heute noch."
„Wie lauten ihre Namen?" Die Stimme der Inquisitorin klang plötzlich ungewöhnlich hohl.
Ich wusste, dass es keinen Sinn mehr machte, mich gegen die Wahrheit zu wehren. Der Schmerz war unermesslich und ich wusste nicht, wie viel mehr ich noch aushalten konnte. „Clarissa Morgenstern und ..." Trotzdem versuchte mein Geist, seinen Namen zurückzuhalten. Mein Kopf zuckte zur Seite und ich drückte meine Augenlider zusammen, um seine Reaktion nicht sehen zu müssen. Meine Zunge brannte und mir ging die Luft aus. „Jace Herondale."
Ich ignorierte das bestürzte Gemurmel, das im Saal ausbrach, so gut wie möglich. Ich wollte seine Reaktion nicht sehen. Stattdessen wurde ich von der Reaktion der Inquisitorin vollkommen überrumpelt. Ihre flache Hand traf meine Wange ohne Vorwarnung, ich hatte nicht einmal das gewöhnliche Pfeifen der Luft gehört. Ihr Schlag war so kräftig, dass er mich von der Bank riss. Erschrocken schlug ich die Augen auf und meine Hände schnellten nach vorne, um den Sturz abzufangen. Mein Kinn traf den Boden trotzdem und der unangenehme Geschmack von Blut ließ mich erschaudern.
Ich lag auf dem Boden, auf meine Arme gestützt und drehte mich um, um der Inquisitorin ins Gesicht zu schauen. Doch der Saal drehte sich um mich herum. Der Schlag hatte meinem bereits schwächelnden Hirn den Rest gegeben. Die Rune an meinem Schlüsselbein begann zu brennen. Einen Augenblick stand die Inquisitorin bedrohlich über mir und ich fürchtete, dass sie mich erneut angreifen würde, als Magnus sich auf sie stürzte und von mir wegzog.
„Lügnerin", schrie sie mir entgegen, während sie versuchte, Magnus abzuschütteln. Doch ihm kamen weitere Gestalten zur Hilfe, die ich nicht erkennen konnte. „Sie ist eine Lügnerin! Wenn sie sich gegen die Rune wehren kann, kann sie genauso gut unter ihrem Einfluss lügen! Sie ist eine Spionin Valentins, sie will uns von Unwahrheiten überzeugen, damit er Alicante leichter unter seine Kontrolle kriegen kann!"
Würde ich nicht gefühlt jeden Moment sterben, hätte ich sie missbilligt angeschaut. Sie war kein bisschen anders als Jace. Kein Stück. Diese Szene erinnerte mich an unsere Auseinandersetzung in der Bibliothek, wo er mir Ähnliches an den Kopf geworfen hatte. Doch mir kam kein Wort über die Lippen, die Rune verbot es mir. Das erste Mal schaute ich zu Jace. Er war aufgesprungen und Unglaube zeichnete sich auf einem Gesicht ab. Seine Hände hatten sich in seinem Mantel zu Fäusten geformt.
„Ihr wisst genau, dass das nicht stimmt,", entgegnete Magnus der Inquisitorin in diesem Moment. „Sie sagt die Wahrheit, sie kann nicht anders."
„Nein", murmelte sie abermals, schüttelte den Kopf und schaute dann ebenfalls zu Jace. Qual lag in ihrem Blick und in diesem Augenblick entschied ich, dass ich ihr dieses Benehmen nicht übelnehmen würde. Sie hatte ihre gesamte Familie durch Valentin verloren und Jace war der Letzte, der ihr geblieben war. Sie würde ihn mit ihrem Leben beschützen, wenn es darauf ankam. Sie hatte nicht zulassen wollen, dass ihm mein Vater etwas antat und nun war es passiert, ohne dass sie etwas dagegen hatte tun können.
Als hätte sie meine Gedanken gehört, wandte sie sich wieder mir zu und Wut zeichnete sich in ihrem Blick ab. „Nun gut", fauchte sie und riss sich von den Schattenjägern los, die ein wenig unbeholfen dastanden. „Dann sag mir, welche Auswirkungen, das Engelsblut auf dich hat."
Nun lag ich dort auf dem Boden, sie bedrohlich über mir. Ich wusste für eine kurze Zeit gar nicht, was ich ihr sagen sollte. Das Brennen an meinem Schlüsselbein wurde immer stärker. Und plötzlich wurde alles andere nebensächlich. Ich öffnete meinen Mund und ein Keuchen entfuhr mir, als meine Finger über das Runenmal streiften. Es brannte tatsächlich. Nicht so wie die vorherigen Male, wo es sich nur so angefühlt, aber man nichts hatte sehen können. Erschrocken zuckte ich vor mir selbst zurück, als ich das Mal betrachtete. Es glühte in einem goldenen Schein und versengte meine Haut. Dann begannen meine Augen zu glühen. Als hätte mir jemand eine heiße Ladung Wasser ins Gesicht gespritzt.
Schmerzerfüllte Schreie durchschnitten das Gemurmel der Nephilim und sie verstummten augenblicklich. Ich versuchte, mich aufzurichten, doch fiel auf die Knie. Ich hatte heute viel Schmerz verspürt, aber nie so einen starken wie in diesem Moment und selbst diese Aussage war eine Untertreibung für den Schmerz, den ich gerade verspürte. Ich konnte es nicht in Worte fassen. Ich wusste nur, dass ich mich noch nie vor Schmerz hatte winden müssen. Nun zuckte mein Körper vor Leid.
„Ihre Rune", rief der Konsul, mehr erstaunt als erschrocken und kam auf mich zu. Er griff nach meiner Schulter und wollte mich in seine Richtung drehen. Dann zuckte er jedoch wie von der Tarantel gestochen zurück und ich hörte einen tiefen sengenden Ton. Der Konsul stieß ein Schnaufen aus und starrte auf seine Hand, die rot glühte. Ich konnte Rauch in der Luft riechen und verbrannte Haut.
Jemand kniete sich vor mich. „Mach die Augen auf", befahl die Inquisitorin und ich tat, was sie sagte. Als sie mir in die Augen schaute, konnte ich den erschrockenen Ausdruck auf ihrem Gesicht sehen. Ihr Mund war leicht geöffnet und ihre Hände verharrten in der Luft, als wüsste sie nichts mehr mit ihnen anzufangen. Eine Maske blanker Erschütterung schaute mich an und mein Magen drehte sich bei ihrem Anblick um. Ein goldener Schein spiegelte sich in ihren Augen. Ich brauchte mehrere Sekunden, um zu begreifen, dass es sich bei der Reflektion um meine eigenen Augen handelte.
Dann mit einem Schlag war der Schmerz verschwunden. Mit einem Mal schien mein Körper federleicht. Ich spürte, wie mir eine solche Energie durch die Adern floss, wie ich sie nie zuvor verspürt hatte. Es kam mir vor, als würde ich schweben, während ich den Stimmen im Raum lauschte, die mir plötzlich allesamt so nah erschienen. Und obwohl sie alle durcheinanderriefen, konnte ich jede Einzelne von ihnen klar und deutlich verstehen.
Mein Bick wanderte von der in Eis verwandelten Inquisitorin zu der Rune an meinem Schlüsselbein. Ihr Anblick hätte mich schockieren müssen, doch stattdessen erfüllte sie mich mit einer unendlichen Zufriedenheit. Die Rune der Wahrheit, die gerade noch vollkommen und endgültig auf meiner Haut geprangt hatte, war verschwunden. An ihrer Stelle hatte sich eine andere Rune in meine Haut gebrannt. Eine Befreiungsrune.
Auch wenn es für die anderen so überraschend schien, machte für mich alles perfekten Sinn. Runen konnten sich nicht verformen. Außer durch Engelskraft. Das war meine Antwort auf die Frage der Inquisitorin. Es war die Antwort der Engel.
Dann wich die Kraft mit einem Mal aus meinen Adern, genauso schnell wie sie gekommen war. Der Schmerz kam nicht zurück, doch stattdessen übermannte mich die Erschöpfung und ich sackte auf dem kalten Boden zusammen.
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Hallo und willkommen zurück,
wie hat euch das Kapitel gefallen? Was haltet ihr von dem Geständnis, das Clary gemacht hat? Was denkt ihr, wie sich Jace daraufhin verhalten wird? Hat die Inquisitorin ihr gegenüber fair gehandelt? Ich bin auf eure Meinung gespannt!
Liebe Grüße
Skyllen :)
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