Kapitel 13...Nächtliche Unruhe

Mitten in der Nacht:

Alles schlief tief und fest im Hause Meg. Evy hatte lange gebraucht einzuschlafen, nachdem Richard sie in der Dusche aufgesucht hatte. Wie konnte er nur diese Arschruhe weghaben und sich splitterfasernackt zu ihr unter die Dusche gesellen? Es war unheimlich gewesen. Mag sein, dass er mit dieser Nacktheit kein Problem hat sich anderen so freizügig zu zeigen wie Gott ihn schuf.

Sein Körper war anziehend für sie...keine Frage. Aber sich einfach so alle Freiheiten heraus zu nehmen und sich anzuschleichen und sie mit der Seife auf ihrem nackten Körper zu berühren, ist...

Ja, wie hat sich das denn angefühlt? Evy hatte Gänsehaut bekommen. Es liefen ihr tausend, heiße Schauer den Rücken herunter. Ihr Körper drohte unter seinen Berührungen zu versagen. Er war sanft zu ihr. Doch das war zu viel für Eveline. Er war ein fremder Mann für sie. Eine Unterhaltung in der Limousine macht nicht gleich dicke Freunde aus ihnen. Zumal diese Unterhaltung Evy egal war. Sie wollte überhaupt nicht mit ihm reden. Sie musste sich alle Mühe geben, um ihn von sich fern zu halten. Wollte sie das überhaupt?...Ihn von sich stoßen?

Evy schreckte auf aus ihrem Tiefschlaf. Was war da los? Sie hatte einen großen Knall vernommen. Sie kletterte aus ihrem großen Bett am Fußende heraus und schnappte sich ihren Morgenmantel, zog sich schnell eine Jogginghose über und schlüpfte in ihre Hausschuhe. Als sie den langen Flur betrat, waren die anderen Bewohner des Hauses bereits im Gange. Richard, der sonst so ein schmieriger Typ war, kam sorgenvoll auf Evy zu und versuche sie zu beschützen und zog sie in seine Arme.

Sie sah ihm in seine dunklen Augen und fragte nach ihrer Tochter. "Es geht ihr gut. Sie schläft in ihrem Zimmer.", beruhigte er sie.

"Was ist hier los?", kam Jack auf die beiden zu gerannt und in der rechten Hand hielt er eine Waffe und in der anderen hielt er eine zweite Waffe, die er seinem älteren Bruder entgegen warf, der sie mit Leichtigkeit mit seiner linken Hand auffing.

"Jack!...Was geht hier vor sich?", rief Evy ihm hinterher, der in Windeseile bereits die Treppe ins Erdgeschoß hinunter raste. "Keine Ahnung, Evy! Bleib du bei Sue und meiner Tante Harriet....Richard und ich werden der Sache auf den Grund gehen...Richard! Ich warte!...Komm endlich!", rief er nach oben, denn Richard hielt Evy immer noch in seinem Arm, die keine Waffe festhielt.

Er ließ sie nur ungern los, aber das hier war gerade wichtiger. Er küsste sie auf ihre Stirn, nickte ihr zu und rannte ebenfalls die Treppe herunter und ging zusammen mit Jack bewaffnet aus dem Haus, während sie ihre Waffen im Laufschritt luden.

Ein Auto stand auf dem Gelände und war gegen die Limousine gefahren. Jack konnte die Scheinwerfer brennen sehen und die Limousine war bis an den Springbrunnen geschoben worden, der die beiden Fahrzeuge abgestoppt hatte, sonst wären sie durch die Hausmauer in der Küche gelandet. Für Austin und Misses Sterling wäre das um sechs Uhr morgens kein präsentabler Anblick gewesen.

Jack hob seine Waffe vor seiner Brust und ging auf das hintere, graue Fahrzeug zu, das in der Limousine steckte.
"Ausseigen! Und die Hände nach oben!...Na los!...Wird's bald?!", forderte er die im Auto Sitzende auf. Jack öffnete die eine Tür des Autos, während Richard sich der anderen Tür genähert hatte und die andere Tür ebenfalls öffnete und seine Waffe auf die Person gerichtet hielt, die gerade ausstieg...

"AMANDA!",

kam es Evy über die Lippen, als sie ebenfalls das Haus verlassen hatte. 

Amanda kam auf Evy zu getorgelt. Ja, sie war betrunken. Aber sowas von blau. Sie hatte einen hübschen Schlenker drauf.
"Na? Freust du dich......mich wieder zusehen?", kicherte Amanda halblaut über das Gelände und im trunkenem Zustand. "Hallo Richard! Was für eine Freude dich hier auch zu sehen!", und sie ging auf Richard zu und fasste ihn an seinem Gürtel an und zerrte daran herum.

Dann nahm sie Evy in Augenschein. "Und?...Hat er sich schon an dir erfreut, Miss Easterbrook?", nuschelte Amanda und lachte herzlos an Richard gelehnt. Richard fand ihren Auftritt widerlich und abstoßend und  schob sie von sich. "Wieso tust du das, Richard?...In der Dusche hast du mich auch nicht so behandelt..!", keifte sie herum.

Jack hatte das Auto weiter untersucht und ging auf Richard und Amanda zu. "Was willst du hier, Link?... Solltest du nicht bei deinem Mann in Afrika sein?", fragte er sie und zerrte sie von Richard weg. "Wie kommst du dazu, hier mitten in der Nacht aufzutauchen und auch noch stock betrunken?...Hat dein neuer Freund Cal dich nicht richtig unter Kontrolle?", und Jack setzte sie auf die Gartenbank neben der ersten Treppenstufe, die ins Haus führte.

"Welch ein Vergnügen dich hier zu sehen, Jack Crowe! Du bist immer noch so sexy wie eh und je...Wollen wir uns nicht mal eine Runde vergnügen? Du hast es bestimmt gut drauf? Oder muss ich Evy erst um Erlaubnis bitten, dass ich dich mir ausborgen darf, Jack?...Wenn ich es mir Recht überlege, sie kann uns ja dabei zusehen.", hauchte sie ihn an und warf einen verächtlichen Blick zu Evy herüber. 

"Lass das, Link!...Wo ist dein neuer Freund?", bohrte Jack weiter. "Cal?...Diese Lusche!...Hicks!...Er ist abgehauen, ist mit seinen Kumpels unterwegs und hat mich nicht mit genommen. Wir hätten alle bestimmt viel Spaß gehabt. Aber nein!...Er ist allein mit ihnen gefahren...So ein Arschloch!"

"Und was soll die Trunkenheit?...Glaubst du, das macht es besser?", kam Evy auf Amanda zu.

"Wer hat dich denn nach deiner Meinung gefragt, du Küken? Was denkst du, warum ich so betrunken bin! Weil ich mich dadurch besser fühle und ich ihn nicht so vermissen muss. Aber davon verstehst du ja nichts, Eveline Easterbrook!", spottete Amanda, als sie ihr giftige Blicke zuwarf. "Dir feines Frauenzimmer kann das ja nicht passieren, oder Evy?...Du lebst ja in einer heilen Welt!...Glaubst du!!!...Wenn du wüsstest, was ich weiß, Evy....", sprudelte es aus Amanda heraus.

"Du hast ihn jahrelang in der Highschool betrogen, Amanda! Und du redest hier von - VERMISSEN? Du weißt gar nicht, was das Wort bedeutet...Du nutzt ihn nur aus. Du hast es damals getan und jetzt tust du es wieder....Glaub mir, ich bin froh, dass er aus meinem Leben verschwunden ist, aber das hier, was du hier gerade abziehst, das muss er sich nicht ansehen...Du bist und bleibst ein herzloses Miststück und wenn ich es nicht sogar besser wüsste, gehörst du dahin, wo die Frauen an der Bordsteinkante ihr Geld verdienen." Evy war so geladen, was Amanda anging. Sie würde sogar einen Mord begehen. Sie hätte ihr noch viel mehr ins Gesicht geschleudert, wenn Richard sie nicht von Link weggezogen hätte.

Richard zog Evy hinter sich und fragte Amanda. "Was willst du hier?", und richtete die Waffe auf sie.

Sie schaute hass erfüllt zu Evy herüber. "Ich will es ihr heim zahlen!...Alles!...", fauchte Amanda und zeigte auf Evy.

"Was hat sie dir denn schon getan? Außer in der Highschool...Es wird wohl verdiente Sache gewesen sein.", entgegnete Jack.

"Du hast ja keine Ahnung, Jack Crowe!...", lallte Amanda.

Und plötzlich war die Stimme von Harriet zu hören. "Was soll dieses Theater mitten in der Nacht, Amanda? Du bist hier nicht mehr willkommen!...Auch, wenn dein Vater nicht mehr am Leben ist, heißt es noch lange nicht, dass du Zutritt zu diesem Haus hast!"

Amanda sah zu Harriet die Treppen hinauf und krächzte: "Oh! Die Herrin des Hauses ist auch schon da!"

Evy glaubte sich verhört zu haben. "Sie ist...Sie gehört in diese Familie?", fragte sie barsch Misses Harriet und wechselte ihre Blicke zwischen den beiden Frauen.

Amanda blitzte Evy scharf an. "Was glaubst du denn, wohin ich gehöre, du niederträchtige Hexe!", ging Amanda auf Evy los, als sie sich von der Gartenbank erhoben hatte. "Mein Vater hat dieses Haus nach seinem Tod an die alte Schachtel vererbt und seine ganze Kohle. Eigentlich gehört das alles mir! Ich bin sein leibliches Kind aus erster Ehe, doch weil ich mit diesem reichen, dicken, alten Sack nach Amerika mitgegangen bin, hat er mich verstoßen und enterbt. Ich werde mir zurück holen, was mir gehört...Verlass dich drauf! Und wenn ich dich dafür töten muss, Eveline Easterbrook!", schrie sie auf dem Gelände herum. 

Evy sah alle an, alle Augen waren auf sie gerichtet. Richard nahm sie noch fester in seine Arme und hielt sie fest. "Was geht hier vor, Richard?", flüsterte sie verängstigt ihm zu. "Ich weiß es nicht, Evy!", kam es verwirrt über seine Lippen. Jack beobachtete die Beiden und diese Vertrautheit  zwischen ihnen ließ Wut in ihm aufsteigen. Doch Richard wollte Evy vor Amanda beschützen. Wenn Richard von Anfang gewusst hätte, worauf hinaus Amandas Intrige laufen sollte, hätte er sich nie mit ihr eingelassen. 

"Was hat das mit mir zu tun?", fragte Evy alle Anwesenden, als sie sich von Richards Schutz gelöst hatte.

Und das Blaulicht war in weiter Ferne zu sehen.

"Oh! Sie holen mich gleich ab!", triumphierte Amanda und lachte laut. Dann kam die Polizei die Auffahrt hinauf gefahren und hielt vor der versammelten Meute an.

Harriet ging auf die zwei Polizisten zu und entfernte sich ein Stück mit ihnen vom Grundstück.

Zehn Minuten später kam sie zurück und die Polizei fuhr wieder davon. Jack ging auf seine Tante zu und sah sie verwundert an. "Was hat das zu bedeuten Tante Harriet?"

Harriet legte ihre linke Hand auf Jack seine Hand mit der Waffe und senkte sie. Dann sagte sie getrost: "Alles wird gut mein Junge!...Und ihr anderen geht ins Haus zurück.", befahl sie.

"Und was ist mit ihr?", fragte Jack und zeigte auf Amanda.

"Amanda geht morgen auf die Polizeiwache und gibt ihren Führerschein ab und wird für ein paar Wochen als Fußgänger unterwegs sein. Solange wird sie hier mit wohnen und ihren Schaden, den sie angerichtet hat zur Strafe abarbeiten!", gab Harriet an Amanda das Wort gerichtet.

Amanda wollte widersprechen, doch Harriet schnitt ihr das Wort ab. "Und du Unruhestifterin hälst deinen Mund! Du hast für heute Nacht genug Ärger und Schaden angerichtet, findest du nicht? Du solltest dich etwas mehr zügeln mit deinem Temperament! Und nun rein!", herrschte sie alle an.

Einer nach dem anderen ging die Treppen rauf und verschwand im Haus. Nur noch Eveline stand mit Richard draußen. "Was war das gerade? Hab ich irgendetwas nicht mitgekriegt?", fragte sie Richard verwirrt.

"Du solltest dich vor ihr vorsehen, Evy!", entgegnete Richard.

"Sagt mir der, der seinen besten Freund nicht in der Hose behalten kann und  sich wie ein läufiger Rüde benimmt und mich flach legen will!...Lassen Sie mich los!", forschte sie ihn an, sie entzog sich ihm und ging ins Haus zurück.

Richard kümmerte sich um die Scheinwerfer des Autos und löschte sie. Er besah sich den Schaden, soweit das Mondlicht es zuließ und danach fiel sein Blick hinauf an das Fenster, wo gerade das Licht des Zimmers erleuchtete. Es war Evys Zimmer.

Er hatte sie gerade in seinen Armen gehalten und das nicht zu knapp...die ganze Zeit über. Er hatte den Olivenduft in sich aufgenommen, der sie eingehüllt hatte. Sogar ihre Angst konnte er die ganze Zeit spüren. Ihr Körper hatte gezittert. Ihr Herz klopfte schnell. Was lag hier in der Luft? Er schaute immer noch zum Fenster hinauf und entsicherte seine Waffe.

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