Kapitel 11...Jack

Jack erwartete Evy bereits am Tisch in der blauen Lounge.
Als sie zu ihm gebracht wurde, stand er Gentleman - Like auf, kam um den Tisch herum und rückte ihren Stuhl zurecht.

"Danke Jack!....Entschuldige bitte die Verspätung! Wir standen im Stau!", sagte sie nebenbei, während sie auf ihrem Stuhl Platz nahm.

Jack setzte sich ihr gegenüber und lächelte sie an. Er öffnete den lieblichen, gekühlten Weißwein und schenkte in die Gläser ein.
Evy sah sich währenddessen im Restaurant um. Es war heute gut besucht und es roch wunderbar nach verschiedenen Gewürzen und Gerichten. Sie war stolz auf Jacks Restaurant. Es lief großartig für ihn.

Jack gab ihr das Glas zur Hand und stieß mit ihr an. "Worauf trinken wir denn?", wollte sie wissen.

"Wir haben heute fünftes Jubiläum, Miss Evy! Also dann?...Prost!", und er nahm einen Schluck ohne sie aus seinen Augen zu verlieren.

Dann stellte sie das Glas ab. Und wieder nahm sie das Restaurant in Augenschein. Sie befürchtete, dass sein Bruder Richard irgendwo saß und sie beobachten würde. Er machte ihr Angst.

"Geht es dir gut?", fragte Jack sie.

Was sollte sie ihm denn jetzt nur darauf antworten? Er wusste doch bereits, was passiert war. Brachte er ihr deshalb den Strauß in den Friseursalon, weil er ein schlechtes Gewissen bekommen hatte? Oder ging es wirklich darum, dass er sie willkommen heißen wolle?

"Es geht mir gut!", log sie.

"Wie war die Fahrt hierher?", kam es besorgt von ihm zu ihr herüber.

Evy räusperte sich und versuchte die Frage zu umgehen. "Können wir bestellen, Jack?...Ich..."

Und Jack drehte sich zu seinem Angestellten André um, der an den Tisch der beiden kam und die Bestellung aufnahm.

"Ich war bei dir im Loft, Evy...nachdem du Cal hinaus geworfen hattest...Wieso hast du nicht mit mir darüber geredet?", und er nahm ihre Hände in seine, die auf dem Tisch lagen.

"Es gibt gewisse Dinge, mit denen man nicht hausieren gehen sollte. Das müsstest du doch am besten wissen...und meine Mutter auch...
Zwei Jahre lang wusste sie, dass Cal mich betrogen hatte...an dem Tag als unsere Tochter Sue zur Welt kam...
Er fragte mich damals nicht mal, wieso er angerufen wurde.

Es war ihm damals schon egal gewesen...Wir waren ihm damals schon egal...Mein Gott! Wer weiß, wie lange diese Frau schon wieder aus Afrika zurück ist.", und Evy nahm einen zweiten Schluck Wein aus ihrem Glas.

Da kam es ihm plötzlich über die Lippen. "Ich vermisse euch beide...Sue und dich!", und er strich zärtlich über ihre Hände.

Evy griff erneut kurz entschlossen zu ihrem Glas, nahm erneut einen Schluck Wein und war sehr nervös. Ihre Augen überflogen das Restaurant. Ihr Atem stockte und ihr Herz raste. Sie fechelte sich etwas frische Luft zu. Ihr Hals fühlte sich gerade trocken an. Ihr blieb ein dicker Kloß im Hals stecken.

Das war der falsche Moment, als er diesen Satz aussprach.

"Jack...Wir...Wir...sind beste Freunde...Das...Das verstehst du doch, Jack?...Das...das würde nie funktionieren...du...und Sue...und ich...", und sie trank ihr Glas leer, nahm die Flasche Weißwein zur Hand und goss sich wieder nach.

Jack sah sie an. Sie war blass und ihre Haut war bleich geworden. Hatte er was Falsches gesagt?...
"Evy...Wovor hast du Angst?"

Evy rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. "Ich bin der Idiot, nicht du!...Die Kundin hatte recht...Wieder ein Idiot mehr auf der Welt, der...

Und Harriet redet vom angeln und Rute auswerfen und einfangen...Sie selbst lässt sich von einem um etwas viel jüngeren Mann benebeln und sieht nicht mal, dass ihr Butler Austin etwas für sie empfindet...Und sie verkriecht sich in die Arme eines Dreißigjährigen...Was ist das für eine Welt, die uns verbietet glücklich zu sein, Jack in einer Beziehung, die es auch wert ist, bestehen zu bleiben bis zum Schluss?...Was ist schief gelaufen mit Cal und mir?...Hab ich mich wirklich in ihm so getäuscht?"

"Weinst du ihm etwa nach?", fragte er leicht verstört.

"Das ist das letzte, was ich...Er ist es nicht wert, dass man ihm nach weint...Er hat sein Urteil unterschrieben...mit IHR!...", und sie nahm den nächsten Schluck.

Jack war ihr bester Freund und das, seit Sue geboren war...Er fuhr sie damals ins Krankenhaus und er wich nicht von ihrer Seite. Jack war dabei, als sie geboren wurde. Die Schwestern und Ärzte hielten ihn für den Vater der kleinen Sue und zogen ihm damals diesen grässlichen, grünen Kittel über. Jeden Tag kam er sie im Krankenhaus besuchen und sah nach den Beiden, während Cal anderweitig beschäftigt war.

Wollte er ihr gerade eine Liebeserklärung machen? Oh Gott!
Evy musste hier sofort raus aus diesem Restaurant. Wollte er damit ihre bisherige Freundschaft auf's Spiel setzen? Das Beste war, dachte Evy, nicht mehr darauf einzugehen. Er hat sich nur versprochen. Ja, das wird es wohl sein...Er hat sich versprochen. Sie hatten beide einen langen Tag. Evy versuchte sich zu beruhigen und verfing sich mit ihren Händen in ihrer Frisur.

"Jack...", rang sie innerlich aufgewühlt nach Worten. "Ich kann dir nicht das geben, wonach du suchst!...Wie lange deiner Meinung nach wird es gut gehen mit uns? Du hast ein doppeltes Paket...Es geht hier nicht um Liebe...Es geht hier um Vertrauen und um meine kleine Tochter..."

".........Ich liebe deine Tochter, Evy!....Ich hab die Nabelschnur durch geschnitten, weißt du noch?...Sie...Was bedrückt dich, Evy?...Sprich mit mir!...Ich bin hier!", sagte er.

Evy ließ sich noch Zeit mit der Antwort, denn sie passte nicht hierher, obwohl es ihr sehr auf der Seele brannte.

"Evy?", und er setzte sich einen Stuhl näher an sie heran und hob ihren Kopf an, den sie gesenkt hielt. "Evy!...Was ist los?..."

"Es ist so: Jordan glaubt, dass du für Sue der richtige Vater wärst...und...und dass du die Rolle übernehmen könntest...."

Jack fiel ihr ins Wort und strich eine gelöste Strähne hinter ihr rechtes Ohr. "Ist das nur Jordans Meinung oder spricht sie für alle?" Er nahm erneut ihre Hände in seine und fragte sie behutsam und vorsichtig:
"Ist es auch deine Meinung, Eveline?"

Ihre Augen verfingen sich in seinen. Ihr Herz schlug schneller und sie errötete.
"Es geht nicht darum, ob ich derselben Meinung bin..."

Abermals unterbrach er sie beim Reden.
"....Ich will es versuchen, Evy..."

"...Was versuchen?..."

"...Für euch da zu sein....Ich werde euch nicht enttäuschen!...Ich will euch nicht weh tun!..."

"...Ich weiß, Jack!...Ich weiß!", flüsterte sie ängstlich, denn sie merkte plötzlich, dass es ihm ernst war, von dem, was er ihr sagte und ihre Alarmglocken begannen zu läuten und zu lärmen.

Jack liebte sie....Doch sie sah in ihm ihren besten Freund.

Doch das bereitete Eveline Angst. Sie überkam das Gefühl der Hilflosigkeit, ihr Hals und ihr Mund fühlten sich plötzlich trocken an.
Sie nahm ihr Glas, füllte es voll und leerte es in einem Zug aus.

Jack beobachtete sie dabei. War er gerade zu weit gegangen?

Evy stellte ihr leeres Glas ab und entschuldigte sich bei Jack.

"Wo gehst du hin, Evy?", fragte er sie.

"Ich muss hier weg...Im Salon redest du vom Essen gehen wegen unseres Einzugs. Hier sprichst du vom fünften Jubiläum. Und dann schwängst du um auf Gefühle und Vermissen und säuselst mir Zucker in meine Ohren...

Jack! Sollte dir unsere Freundschaft etwas bedeuten, dann sprich nie wieder über Liebe mit mir. Denn das Wort bringt nur Verletztheit und Gebrochenheit mit sich. Die Liebe, die du dir wünschst, ist schon lange erloschen und begraben...Ich glaube nicht mehr daran...Wenn du daran festhalten willst, dann rechne nicht mit mir!", und Eveline stand auf und wollte gehen.

Im letzten Moment hielt er sie am linken Handgelenk fest. Sie sah ihn mit Tränen gefüllten Augen an.

"Iss mit mir zu Abend, Eveline Easterbrook!...Ich bitte dich!", flüsterte er leise bedrückt.

"Na gut!...Du gibst ja doch keine Ruhe, bis wir abgefüllt unter den Tisch gerutscht sind und dort liegen bleiben wie zwei Schnapsleichen!", und sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl und bestellte ihr Essen.

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