Twenty-two
Twenty-two:
seltsam
Sie wischte sich über die Augen – und konnte genau sehen, wann der Mann vor ihr die Worte realisierte und verarbeitete.
„Sagtest du... unser Kind?", fragte er nach.
Sie schluchzte auf und drückte sich ihre Hand gegen ihren Mund. „Es tut mir so leid", nuschelte sie und schüttelte den Kopf.
Er begann zu rechnen – ohne die ausreichenden Komponenten zu haben. Doch ihr Verhalten gab sowas von Sinn, empfand er. Dass der Junge kurz vor der Pubertät stehen sollte, wie sie es ihm erzählte, ergab auch Sinn.
Es ergab alles Sinn für ihn – bis zu dem Moment, wo sie es ihm verschwiegen hatte.
„Warum..." Er schüttelte den Kopf. „Warum hast du nie etwas... gesagt?"
„Ich war wütend", gestand sie. „Du hast mich verlassen und... ich war so unsagbar wütend und..."
„Und da entziehst du einem Kind seinen Vater?" Er fuhr sich durchs Haar und hob beide Augenbrauen, sein Herzschlag plötzlich ganz schnell.
Er hatte Recht behalten. Er konnte sie nicht hassen. Er konnte aber auch gerade keine Wut empfinden. Er... fühlte sich komisch.
Der Gedanke, mit Rachel ein Kind zu haben... er war nicht abwegig. Aber er hatte... er hatte wirklich angenommen, sie würde... es von einem anderen haben.
„Wie alt ist er genau?", fragte er.
„Neuneinhalb", gestand sie ihm sofort. „Ich-" Sie verstummte als er die Hand hob und zu rechnen begann.
Ihm kam es abwegig, wenn er glaubte, sie würde so kurz nach Garcia mit jemand anderem ins Bett gesprungen sein. Wenn sie auch nur ansatzweise das empfand, was er für sie zu diesem Zeitpunkt empfunden hatte, dann wusste er, sie hätte keinen Sex mit jemand anderem haben können.
„Er ist neun?"
„Ja." Sie nickte, wischte sich über die Augen.
„Neun?", fragte er nochmal nach und nahm einen tiefen Atemzug.
Irgendwie wollte sein Kopf es nicht ganz glauben. Er... hatte noch ein Kind?
„Es tut mir leid, Will, ich war so wütend und... als ich dich wiedersah und spürte, was ich für dich empfand, da... hatte ich so ein schlechtes Gewissen."
„Du hattest ein schlechtes Gewissen?" Er sah sie an. „Rachel, bist du dir in dem Ausmaß, was du da getan hast, bewusst?"
„Ja." Sie schämte sich. Sie hatte sich noch nie für etwas geschämt, dass sie getan hatte, außer der Sache auf Garcia. Ihre Liste war um einen weiteren Punkt erweitert worden.
„Du hast ihm ein Elternteil genommen", sagte er. „Er... er musste ohne mich groß werden."
„Es tut mir leid, ich-"
„Es tut dir leid?", unterbrach er sie als die Realisation ihn erreichte. „Rachel, es sollte dir ihm gegenüber leidtun. Du hast ihm Jahre gestohlen. Mir gestohlen. Die..." Er schüttelte den Kopf. „Die bekommt keiner von uns zurück."
„Ich weiß!", sagte sie. „Ich weiß, dass du sie nicht zurückkriegst und ich weiß, dass... dass er sie auch nicht wieder bekommt."
„Rachel, was hast du nur getan?"
„Es tut mir so leid", wiederholte sie als er darüber nachdachte, nochmal die ersten Schritte und die ersten Worte verpasst zu haben. Er hatte Annabelle bei nichts zusehen können, weil er in Katar stationiert war.
Und er hatte nichts der ersten Male seines Sohns mitbekommen – weil ihm niemand gesagt hatte, dass er noch ein Kind hatte.
„Will, ich-"
Er presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie verstummte.
„Ich will ihn kennenlernen."
„Will, bitte, er weiß nicht, dass-"
„Ich will ihn kennenlernen", wiederholte er entschlossen.
Sie schluckte schwer. Die Frage, die ihr im Kopf herumgeisterte, die hätte sie nicht stellen können – nicht jetzt. Sie hatte gerade nicht nur sein Leben auf den Kopf gestellt, sondern auch Teddys. Ohne seines Wissens. Denn nun hatte sie ihm seinen Vater ans Bein gebunden. Sie glaubte nicht daran, dass er so schnell wieder verschwinden würde.
„Er ist auf dem Spielplatz", erzählte sie ihm. „Er kommt gegen acht und-"
Sie zuckten beide zusammen als geklingelt wurde.
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„Endlich!"
Teddy stöhnte erleichtert und lief schnell in die Wohnung hinein. Er setzte seine Sachen im Flur ab und ließ den Ball einfach nur fallen.
„Ich muss pinkeln, Mom!"
Er rannte an seiner Mutter mit den roten Flecken im Gesicht vorbei durch den Flur und lief direkt aufs Gästeklo zu.
„Und zwar seeeeehr dringend!" Er knallte die Tür. „Endlich." Er stöhnte erneut erleichtert als er endlich pinkeln konnte.
Rachel sah kurz aus der Wohnung. Es war kein Autobot bei ihm. Aber das hätte sie auch verwundert. Sideswipe war mit Sicherheit noch bei der Arbeit.
„Schatz?" Sie schloss die Haustür und klopfte an der Tür zur Toilette.
Sie öffnete sie leicht. „Entschuldige die Störung", sagte sie als er aufblickte und sie mit geschlossenen Augen in der Tür stehen sah. „Hast du Colan gesehen?"
„Ist Besuch da?", wisperte Teddy und spülte. Er schloss schnell seinen Hosenstahl.
Rachel nickte. „Oh." Er legte den Kopf schief als er zum Waschbecken herantrat. „Mom, du kannst die Augen öffnen. Ich hab die Hosen oben und nicht unten."
Er legte angesichts des roten Gesichts seiner Mutter den Kopf schief. „Ist alles in Ordnung?"
Sie nickte. „Ja, natürlich, Schatz."
„Okay", erwiderte er nickend. Danach nahm er sich Seife und rieb sich damit die Hände ein. „Soll ich Colan schreiben und sagen, dass er zu Tante Nessa oder so heute soll?"
Rachel kratzte sich am Hinterkopf. „Vorsichtshalber", sagte sie und nahm ihren Kopf wieder aus der Tür. Sie lehnte die Tür daraufhin an. „Aber komm erstmal an, Kleiner."
Sie drehte sich um und erschrak. Natürlich hatte sie erwartet, dass der Soldat ihr folgen würde. Aber er war sehr leise gewesen. Und nun stand er in der Tür zum Wohnzimmer, die Augenbraue hochgezogen.
Er lächelte matt, zu mehr nicht imstande. „Entschuldige." Er zog die Augenbrauen zusammen. „Was ist vorsichtshalber?"
„Ob er noch was essen möchte." Sie deutete mit dem Daumen auf die Toilette.
„Auf Toilette?", fragte er nach. „Das erlaubst du ihm?"
Er war verwirrt – und eine gewisse Aufregung durchfuhr ihn.
Er hatte keinerlei Zeit gehabt, sich auf etwas vorzubereiten. Sie hatte ihn heute Abend in ein Haifischbecken gezogen und er hatte nur wenige Augenblicke um klarzumachen, dass sein Sohn ihn mögen konnte. Hoffentlich. Er hatte schon genug Schwierigkeiten mit Annabelle.
„Nein." Sie schüttelte den Kopf und presste kurz ihre Lippen aufeinander. „Wie kommst du denn auf die Idee?", fragte sie ihn. „Er musste nur pissen."
„Pinkeln!", korrigierte Teddy sie und öffnete die Tür. „Bitte, Mom, bleibe vernünftig und nutze nicht solche Ausdrücke." Er kicherte und sah auf als er neben ihr zum Stehen kam.
Seine Augenbrauen wanderten die Stirn hinauf als er den Mann vor sich musterte. Genauso wie Lennox ihn sich ansah und blinzelte.
„Oh", machte Teddy. „Sie."
„Du", erwiderte der dreiundfünfzigjährige perplex.
„Ihr?", fragte Rachel verwirrt und mit explodierendem Herzschlag nach. Sie glaubte, sie fiel gleich in Ohnmacht.
„Ja", antworteten beide und Rachel zog die Augenbrauen zusammen. Sie schüttelte schnell den Kopf.
„I-ihr kennt euch?", fragte sie und sah erst Lennox und dann Teddy an.
„Ja." Teddy nickte. „Ich habe ihn mit dem Skateboard angefahren. Unten vor der Haustür."
Rachel atmete tief ein. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht direkt vor der Haustür dieses Brett zu benutzen hast?"
Lennox nahm einen tiefen Atemzug. „Ist doch nichts passiert, Rachel", stellte er klar und lief einen Schritt auf den kleinen Menschen vor ihm zu. Sein Herz machte einen Purzelbaum als er die Hand ausstreckte. „Du bist also... der Sohn, ja?" Er zog eine Augenbraue hoch. „Teddy?", vermutete er und sah zu Rachel – um Bestätigung zu erhalten.
„Ja, Sir." Teddy nickte und ergriff die Hand. „Ich bin Teddy."
„Nach wem benannt?", fragte er verwirrt. „Teddy Roosevelt?"
„Nein, nach dem Teddybären in meinem Schlafzimmer." Der neunjährige schenkte ihm ein breites Grinsen und Lennox legte den Kopf schief.
Ihm fiel nun ein, warum ihm der Kleine schon so bekannt vorgekommen war als er ihm vor der Haustür begegnet war. Er hatte seine Gesichtszüge – und seine Augenfarbe. Dieses Grinsen... es erinnerte ihn an sich selbst.
Lennox sah zu seiner Mutter und zog fragend eine Augenbraue hoch. Sie bestätigte Teddys Aussage mit kurz hochgezogener Augenbraue.
„Aber wie heißen Sie?", fragte Teddy ihn verwirrt.
„William", nannte er ihm seinen Namen.
„Und Nachname?" Teddy legte den Kopf schief und ließ seine Hand los. „Ich muss immer höflich bleiben, sagt meine Mom."
„Lennox", nannte er ihm mit zuckenden Mundwinkeln seinen Nachnamen.
„Lennox?" Der neunjährige zog die Augenbrauen leicht zusammen. „Den Namen habe ich schon mal gehört." Er sah zu seiner Mom. „Du hast ihn mal gegenüber Rana, Nessa und Mine erwähnt." Er zeigte auf sie. „War Lennox nicht ein bösartiger Ausdruck?"
Rachel schaute perplex, öffnete leicht ihren Mund sah kurz zum Soldaten, der sie kurz ansah, ehe sie ihren Sohn wieder ansah.
„Oder war es dieses andere Wort?", fragte er nach. „Ein Ars-"
„Wie wär's, wenn du in die Küche vorgehst?", schnitt sie ihm schnell das Wort ab. „Ich mach dir dann gleich essen."
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„Bösartiger Ausdruck?"
Er sah sie resigniert an.
Sie haute ihm gegen den Brustkorb. Es war mehr ein Reflex als alles andere. „Ich nutze nicht viele Ausdrücke in seiner Gegenwart", teilte sie ihm mit. „Und er hätte eigentlich zu diesen Zeitpunkten schon längst schlafen sollen."
Lennox atmete tief ein. „Willkommen im Leben von Eltern", sagte er und sah zu ihr hinunter. „Kinder schlafen nie, wenn sie es sollten."
Sie schob ihre Unterlippe vor und wischte sich nochmal schnell über ihre Augen. „Es tut mir so leid, Will."
„Mir tut's um unser Kind leid, dass du belogen hast."
„Will, wir können ihm nicht-"
„Nicht heute, da stimmt ich dir zu." Er presste die Lippen zusammen. „Ich sollte auch nochmal die Chance haben, das zu verarbeiten."
Sie seufzte schwer und sah kurz zu Boden, ehe sie hochsah in seine Augen. „Bleibst du noch zum Essen?" Sie hatte das Gefühl, ihn einladen zu müssen – ihm Zeit mit Teddy zu geben. „Oder musst du zu Annabelle zurück?"
Seine Mundwinkel zuckten. „Ich sollte zu Annabelle zwar zurück, aber ein paar Minuten kann ich noch entbehren", stellte er klar. „Sie ist immerhin ein Teenager." Er seufzte. „Ich schreib ihr nur schnell."
„Mom?", rief Teddy aus der Küche. „Ich komme nicht an die Gläser! An die coolen Gläser!"
Lennox sah Rachel stirnrunzelnd an als er sein Handy hervorholte.
„Damit meint er seine Auto-Gläser", erzählte sie dem Vater ihres Kindes.
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„Das ist die cooolste Serie!", rief Teddy. „Kennen Sie die?"
Lennox kratzte sich im Nacken, bewegte den Kopf leicht hin und her. „Ich habe schon von ihr gehört, ja." Er nickte. „Aber ich habe noch keine Zeit gehabt, sie mir anzuschauen."
„Das müssen Sie dringend machen." Teddy hob die Gabel mit Spaghetti an. „Denn da fliegt er auch einmal aus dem Wasser hinauf zu den Menschen und wird beinahe gegrillt. Wie ein Stück Fleisch auf dem Grill."
„Ist das für Kinder pädagogisch wertvoll?", raunte Lennox schnell der einzigen Frau am Tisch zu.
„Eigentlich nicht, nein", sagte sie schnell und schob sich Spaghetti in den Mund. „Aber ich lasse Miranda auch auf ihn aufpassen. Die ist auch nicht pädagogisch wertvoll." Sie kaute und schluckte schnell herunter. „Schmeckt's?", fragte sie Lennox und spitzte leicht ihre Lippen.
Lennox atmete tief ein, wandte den Blick nicht von seinem Kind ab, das gerade eine für ihn äußerst große Portion im Mund zerkaute.
„Ja." Er neigte einmal seinen Kopf. „Ist lecker." Er lächelte leicht und sah auf Teddys verbleibendes Essen auf seinem Teller. „Teddy, spielst du in irgendeiner Sportmannschaft mit?"
„Ich bin in der Schulband", sagte Teddy. „Ich spiele am Klavier", teilte er stolz mit. „Und ich bin verdammt gut!", prahlte er hinterher. „Und nebenbei spiele ich gerne Gitarre, Basketball, Baseball und fahre Skateboard."
Lennox' Mundwinkel zuckten. „Also bist du in jedem Bereich etwas aktiv."
„Außer im Schach", stellte er klar. „Colan besiegt mich jedes verflixte Mal." Er grummelte, stampfte mit der Gabel auf dem Tisch auf und fletschte gespielt die Zähne. „Irgendwann verliert er und ich werde siegen."
Rachel lächelte leicht und fuhr ihm kurz durch sein braunes Haar. „Irgendwann, daran glaube ich fest", stimmte sie ihm leise zu.
Er strahlte und grinste seine Mutter mit den Augen voller Liebe zu ihr an. Das war das, was Lennox ununterbrochen bemerkte. Dieses Kind liebte seine Mutter mit allem was er hatte. Er war... er war wie sie. Er mochte wie er aussehen, doch dieses Kind war durch und durch wie sie. Er war die Produktion dessen, was sie vor zehn Jahren verkackt hatten. Daraus war das Beste geschaffen worden.
„Kann ich dir heute noch vorspielen, was ich Neues in der Schule gelernt habe?" Er sah seine Mom an und drehte seinen Kopf.
Rachel nickte. „Natürlich", sagte sie. „Aber danach geht's auch ab ins Bett, ja?" Sie sah auf die Uhr. „Es ist schon fast zehn, Teddy. Morgen ist wieder Schule. Du weißt, was das heißt."
„Danke." Er sah Lennox an. „Dank Ihnen war ich heute das erste Mal lange in der Schulzeit wach."
Der Soldat atmete tief ein. „Du reicht völlig", merkte er an.
„Danke", wiederholte Teddy sich lächelnd und Lennox erwiderte es leicht. „Normalerweise schickt sie mich um halb neun immer ins Bett."
„Du bist erst neun", lachte Rachel auf. „Du brauchst deinen Schlaf noch, Teddy."
„Nein, tu ich nicht", widersprach er ihr.
„Doch, tust du, Dumblin."
„Tu ich nicht, Dumblin." Er verschränkte die Arme. Doch ein paar Sekunden später kicherte er und Rachel schmunzelte, was Lennox breiter lächeln ließ.
Er wusste noch immer nicht, wie er im Bezug auf dessen, was sie getan hatte, fühlen und denken sollte. Ihm war die Situation zu verflixt und verknüpft. Hier war mehr als ein Kind im Spiel. Er brauchte Zeit. Dringend.
Zu sehen, dass Teddy ihn offensichtlich schon einmal nicht hasste oder nicht nicht mochte, war ihm viel wert. Denn er wollte unbedingt eine Bindung zu ihm.
„Okay, ab und an bin ich morgens müde", gab Teddy plötzlich zu. „Du hast recht, Rach."
„Rach?" Lennox runzelte die Stirn und sah die Frau neben sich an. „Er nennt dich auch nicht bei Mom?"
Rachel schüttelte den Kopf. „Sie ist meine beste Freundin", grinste Teddy. „Nicht nur meine Mom."
„Hauptsächlich bin ich sie aber." Rachel nickte.
Es erstaunte die Erwachsenen sehr, wie sie es schafften, vor Teddy heile Welt zu spielen. Für Lennox war es weniger schwierig als für Rachel. Denn Rachel fühlte sich unwohl. Sie wusste nicht, wie es nun weiterging. Sie hatte den Berg statt den Stein ins Rollen gebracht.
„Auf Papier." Sie rollte mit den Augen. „Und ich habe ihn zur Welt gebracht." Lennox atmete tief ein. „Ein paar verdammt schmerzhafte Stunden."
Er sah ihr Seitenprofil an.
„Glaub mir, nicht nur für dich." Teddy rollte ebenfalls mit den Augen und legte die Gabel weg. „Ein paar grausame Monate darin." Er deutete auf seine Mom. „Wie in Star Wars. Daher die dunkle Seite." Er sah seinen Vater an. „Ich schwöre."
Lennox schmunzelte. „Verkaufen sie Kekse und Kaffee?"
„Auch Chips." Er sah zu seiner Mom. „Meine Mom hat alles Mögliche gefressen." Er musterte sie. „Sie frisst auch jetzt noch alles Mögliche."
„Ey!" Rachel schnipste. „Tu ich gar nicht, Kleiner!" Er zog fordernd eine Augenbraue hoch und zuckte dann mit den Schultern.
„Naja." Er stand auf. „Darf ich schon mal in mein Zimmer, Mom?", fragte er. „Mein Keyboard aufbauen und so?"
Rachels Mundwinkel zuckten. „Okay, aber räum vorher ab und putz schon mal Zähne und zieh dich um", bat sie ihn. „Dann kannst du alles aufbauen und mir vorspielen."
Er grinste und wandte sich an Lennox. „Wollen Sie-" Er brach ab. „Willst du es dir auch noch anhören?"
„Ehm..." Rachel sah perplex zu Lennox. „Teddy, ich weiß nicht, ob-"
„Klar, gerne", grinste er. „Was für ein Konzert gibst du denn?"
„Ein Rock 'n' Roll Konzert!" Teddy machte kurz eine Luftgitarre, schüttelte seine Mähne aus und nahm sich sein Besteck, ehe er es schnell zur Spüle trug. „Rock 'n' Roll stirbt niemals aus!" Er machte mit der Luftgitarre weiter und verließ den Raum.
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Rachel atmete tief ein und blickte auf ihr Essen. Sie hatte kaum etwas angerührt. „Wir müssen uns darüber unterhalten, wie es weitergeht", murmelte sie. „Ich-"
„Nicht jetzt, Rachel", bat Lennox und schüttelte mit seinem Kopf. „Für heute haben wir genug geredet."
Er stand auf und sie hob ihre Augenbrauen als er mit seinem Teller zur Spüle lief.
„Sicher, dass du das noch mithören möchtest?" Sie seufzte und stand ebenfalls auf als er den Wasserhahn anmachte. „Ich verstehe, wenn es zu viel auf einmal ist", murmelte sie. „Und Teddy übernimmt sich", sagte sie. „Am Ende ist er wieder böse mit sich selbst, weil er es nicht schafft."
„Nein, alles gut." Er lächelte leicht und sie lehnte sich neben der Spüle an. „Ich bin mir sicher, dass er das gut kann." Er streckte die Hand nach Teddys Teller aus und sie reichte ihm diesen, stellte ihren eigenen allerdings beiseite.
„Mir lässt etwas keine Ruhe." Sie war der Meinung schon genug geweint zu haben. Doch der Druck hinter ihren Augen stach erneut sehr hervor.
„Dann sag es." Er seufzte, starrte auf die Teller, die er gedankenverloren abwusch. Er musste seine Hände beschäftigen.
„Ich muss wissen, ob das mit uns-"
Sie zuckte zusammen und sah in die Spüle als er aus Versehen einen Teller zerbrach.
Er atmete tief ein und zog seine Hände langsam zurück. Eine kurze Überprüfung und er wusste, dass er sich nicht verletzt hatte.
„Okay." Sie verstummte und sah auf ihre Füße. „Ich glaube, ich... ich gehe nach ihm sehen und-" Sie setzte sich in Bewegung, hielt aber inne als er, ohne sich von der Spüle fortzudrehen, ihr Handgelenk packte.
„Ich bin enttäuscht, Rachel", sprach er aus. „Ich dachte, du wärst besser als ich." Er atmete tief ein. „Doch nur, weil ich enttäuscht bin, vielleicht auch sauer, heißt es nicht..." Er schüttelte den Kopf.
Er wusste nicht, ob er sauer war. Was er wusste, war, dass er überfordert war. Er hatte Kopfschmerzen, weil er Teddy nicht schnell genug kennenlernen konnte. Er fragte sich, was er gerne machte, wie seine besten Freunde hießen und welches Mädchen er vielleicht mochte. Er wollte wissen, welches sein liebstes Schulfach war und was er mal werden wollte. Und vor allem wollte er wissen, was er über seinen Vater wusste.
„Was weiß er über seinen Dad?"
Er sah Rachel mit hochgezogener Augenbraue an und sie wischte sich schnell über die Augen.
„Nicht viel", sagte sie ihm. „Ich habe ihm immer gesagt, dass ich keinen Kontakt mochte."
Er atmete tief ein. „Okay."
„Mom?!", rief das Kind in der Wohnung laut und beide drehten sofort ihren Kopf. „Wieso liegt die Wäsche noch nass im Zimmer rum?"
Rachel drehte ihren Kopf und atmete tief ein. In all dem Trubel hatte sie vergessen, die restliche Wäsche aufzuhängen.
„Geh", bat der Soldat sie. „Ich räume das weg und komm dann nach."
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Datum der Veröffentlichung: 02.10.2022 13:46 Uhr
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