Thirty-four

Thirty-four:
Die Wahrheit kommt immer ans Licht

„Stimmt es, dass Sie und Colonel Lennox vorhin eine Auseinandersetzung im Hangar hatten?"

Rachel zog ihre Augenbrauen ein wenig zusammen. „Sind wir hier auf der High School?", fragte sie General Morshower, der brav hinter seinem Schreibtisch saß und seinen Papierkram erledigte – so wie es ihm aufgetragen wurde.

Er seufzte. „Wenn, dann würde ich mich erschießen." Er schlug die Seite auf, die er gleich brauchte, um die Daten einzugeben, die im letzten Bericht über die letzte Sichtung der Autobots stand. „Sein Sie nicht so hart mit Lennox", bat er die Liaison.

„Wieso sollte ich hart mit ihm sein?" Rachel sah auf.

Der General schaute signiert. „Ihm haben Sie letzte Woche doppelt so viele Trainingseinheiten verpassen wollen wie den anderen." Er zeigte mit dem Stift in der Hand zur Tür hinaus. „Machen Sie Schluss für heute", fügte er hinzu. „Gehen Sie sich ein Eis oder so kaufen, Miss Dumblin."

„Ich mag Eis aber nicht", entgegnete sie trocken, sah ihn an und zog die Augenbraue hoch.

„Dann eben was anderes." Er seufzte erneut. „Nur gehen Sie mir nicht auf die Nerven."

„Sie haben angefangen", merkte die sechsunddreißigjährige an und erhob sich. „Aber wie Sie wünschen, Sir."

---------

„Miss Dumblin!"

Rachel schulterte ihre Handtasche und sah hoch als sie gerade eine Schleife in ihren dünnen Mantel machte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich nun umzudrehen und ihren Feierabend zu genießen.

„Ja?"

Sie sah Santos an und zog fragend ihre Augenbrauen zusammen als er vor ihr stehenblieb und auf der Stelle hüpfte – als wäre er ein überdrehter Teenager.

„Turner." Er schmunzelte, schüttelte seinen Kopf und zeigte hinter sich zu einem seiner Kollegen. „Er hat sich gefragt, ob Sie heute auch kommen."

Rachel runzelte die Stirn. „Kommen? Wohin?", fragte sie nach.

Sie musterte Turner kurz, der im Hintergrund mit zwei weiteren Soldaten stand und sich unterhielt. Er kam ihr bekannt vor – und sie fragte sich das so lange, bis ihr einfiel, dass er es war, der ihr Morshowers Vorladung ausgerichtet hatte.

„Zu unserem Freitagabenddrink", erklärte Santos ihr.

„Freitagabenddrink?" Rachel zog fragend ihre Augenbraue noch höher.

Ehrlich gesagt hatte sie gedacht, die Jungs würden als erstes zu Drinks eingeladen. Wenn das nicht der Fall war, war sie ihnen nun einen Schritt voraus.

Einen großen. Ein Drink war nicht weit entfernt von: „Du gehörst zu uns."

„Ja." Er nickte und fuhr sich mit einer Hand kurz durch seinen schwarzen Bart. „Die von uns, die freitagabends freihaben, treffen sich immer auf ein Bier oder so in der Stadt. In der Bar Solutions", sagte er. „Wir quatschen, lachen und trinken etwas", behauptete er hinterher. „Sie sollten kommen. Das wird lustig."

Rachel schmunzelte leicht. „Ich glaube, das ist keine gute Idee." Sie schüttelte ihren Kopf und sah kurz auf ihre Füße, die sie heute einmal in Turnschuhe gesteckt hatte. Selten hatte sie so Fußschmerzen gehabt, wie nach der ersten Woche auf diesem Stützpunkt. „Ich muss mich Zuhause um ein paar Sachen kümmern."

„Ach, kommen Sie." Er boxte ihr sachte gegen ihren Oberarm. „Eine Stunde und ich nerve nie wieder damit, einverstanden?" Er hielt ihr lächelnd die Hand hin.

Sie sah auf seine Hand. „Santos", nannte sie ihn mahnend beim Namen. „Ich mein's ernst. Ich bin nicht die Gesellschaft, die Sie heute Abend um sich haben möchten."

„Das können Sie nicht wissen", erwiderte er sofort und sah ihr fest in ihre grauen Augen. „Außer Sie können in meinen Kopf blicken."

Sie war sich ziemlich sicher, dass der Soldat vor ihr seine Möglichkeiten voll ausschöpfte und versuchte, sie anzumachen.

Und tief im Innern wusste sie, sie musste ablehnen – wegen Lennox und wegen ihr. Sie wollte nichts tun, was ihre Bindung gefährden könnte. Doch sie sah Sideswipe vor ihrem inneren Auge und dass er seit beinahe zehn Jahren von seiner Familie getrennt war.

„Okay, einverstanden." Sie gab nach und schlug ein. „Eine Stunde in der Solutionsbar." Sie neigte ihren Kopf und er legte seinen schief, während er hinunter auf ihre Hände blickte, die sich gerade voneinander lösten. „Ab wann?"

„Einundzwanzig Uhr."

„Okay", wiederholte sie.

„Okay." Er grinste und klatschte sich leicht in die Hände. „Prima!", fügte er begeistert hinzu.

Kaum war sie durchs Hangartor nach draußen auf den Parkplatz verschwunden, wackelte er mit den Augenbrauen und sah seine Freunde an.

„Ich rieche Drama." Er lachte leise in sich hinein.

„Du bist ein Arsch, San", behauptete Turner und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und es kann dich deine Stelle kosten."

Santos zuckte lächelnd mit den Schultern. „Kein Risiko, kein Spaß, Jungs."

---------

„Bleibt es bei heute Abend, Colonel?"

Holmes lächelte und strich sich eine dunkle Haarsträhne zurück.

„Wie meinen Sie das?" Lennox seufzte und sah von seinem Handy auf.

Wieso antwortete Annabelle ihm nicht? Es wunderte ihn sehr, denn bisher hatte sie kaum etwas anderes unternommen, als Zuhause rumzusitzen – laut ihren Erzählungen.

Er wünschte, er hätte bisher weniger Überstunden gemacht, doch dem war nicht so. Jedes Mal, wenn er das Apartment betrat, indem er mit seiner Tochter momentan lebte, dann war sie bereits fertig, zu Bett zu gehen.

„Naja, heute war doch das Treffen in der Bar." Holmes kicherte und Lennox zog seine Augenbrauen leicht zusammen. „Haben Sie das schon wieder vergessen?"

Er sperrte sein Handy und steckte es weg. „Um ehrlich zu sein, ja", gab er zu und nickte. „Verzeihen Sie, Scarlett, aber ich bin mit dem Kopf völlig woanders", merkte er an. „Wann nochmal?"

„Zwanzig Uhr?", schlug sie vor. „Dann haben Sie noch genügend Zeit, sich umzuziehen und nach Ihrer Tochter zu sehen." Er zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ich habe in der Mittagspause mitbekommen, wie Sie mit ihr telefoniert haben, Sir." Sie lächelte leicht. „Klingt nach einer aufregenden jungen Dame."

Seine Augenbrauen begannen sich zusammenzuziehen. „Ja...", entgegnete er langgezogen.

„Verzeihung", entschuldigte sie sich schnell. „Vielleicht war das unangemessen."

Er schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Nein, war es nicht", beruhigte er sie. „Ich bin normalerweise anderes von Frauen in Ihrem Alter gewöhnt als nur das Belauschen eines Telefonats." Er rollte mit den Augen und sah zur Seite. „Also bleiben Sie entspannt." Er wies hinter sie. „Wenn Sie mich entschuldigen, ich müsste mit Miss Dumblin sprechen."

„Aber natürlich." Sie lächelte ein wenig breiter. „Viel Glück." Sobald er weg war, hörte sie zu lächeln auf. „Ich hasse diese Frau", nuschelte sie hinterher als sie mit ansah, wie Rachel über einen Witz von Santos lachte.

---------

„Rach?"

„Bin da!", rief sie laut und stieg aus ihren Turnschuhen. Erleichtert öffnete sie ihren dünnen Mantel. „Gibt's Neuigkeiten?", fragte sie laut nach.

„Nicht mehr als sonst auch", erwiderte Epps. „Allerdings solltest du wenn überhaupt Neuigkeiten mitbringen. Du hast immerhin länger gearbeitet."

„Nicht mehr als sonst auch", sagte Rachel und hängte ihren Mantel auf.

Danach lief sie durch den kleinen Flur direkt ins große Wohnzimmer, wo sie überrascht auf Kellan trat. „Hi."

„Hey." Er grinste und sah zu Epps, der gerade durch die Tür in Richtung Küche verschwand.

Rachel atmete tief ein und stellte ihre Handtasche auf dem Couchtisch ab.

„Wir haben keinerlei Aufzeichnungen von Autobots." Sie fuhr sich durch ihr offenes Haar. „Ich werde euch Jungs wohl Montag nach Chicago schicken." Sie sah Kellan in seine grünen Augen. „Vielleicht findet sich da was."

„Ja, vielleicht." Epps kam durch die Küchentür wieder hereingelaufen. „Gehst du heute Abend auch zu dieser Bar?" Er zeigte mit Müslischüssel auf sie und dann auf Kellan.

„Du weißt davon?" Sie hob beide Augenbrauen und sah zum anderen Soldaten zurück. „Ihr beide?"

Beide schüttelten ihre Köpfe.

„Will hat mich vorhin angeschrieben und nachgefragt, ob ich komme", erzählte Epps ihr. „Ich weiß es nicht." Er zuckte mit den Schultern. „Deswegen habe ich ihm nicht geantwortet."

„Arsch", kommentierte Kellan und zuckte mit einer Schulter. „Meiner Meinung nach solltet ihr euren Streit endlich aus der Welt schaffen."

„Das ist nicht so einfach", behauptete er.

„Warum? Weil du es ihm übelnimmst, dass er Rachel flachgelegt hat und Sarah betrogen?" Rachel fuhr zusammen und sah zum Soldaten, der in ihre Richtung die Hand hob. „Nichts gegen Sie, Rachel."

„Sie... wussten es?" Rachel schwor, ihr Herz setzte für einen Schlag aus als sie sich kurz nach Teddy umsah – ihn dann aber nicht entdeckte.

„Das war nicht gerade freundlich ausgedrückt", bemerkte Epps und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Und es ging nicht allein darum, Kellan. Es ging um weitaus mehr." Er sah Rachel an. „Rachel hat weitaus mehr durchgemacht."

Sie lächelte leicht und sah auf ihre Handtasche.

„Wenn man mich entschuldigt." Sie wollte der Situation entfliehen. Ihr war das für jetzt zu unangenehm.

Also floh sie – in die Küche.

-------------

Datum der Veröffentlichung: 03.10.2022 12:56 Uhr

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top