Thirteen

Thirteen:
arrogante Ärzte

„Rach?"

„Huh?" Rachel sah noch immer in Gedanken versunken auf. „Entschuldige, ich brüte nur-"

„Über die CT-Aufnahmen von Ria Gonzalez?" Mine lächelte leicht. „Ich weiß." Sie hob ihre Hand in der auch nochmal ein paar Papiere lagen. „Ich wollte nur nachfragen, ob es dich stören würde, wenn ich meine Papiere zu ihrer Mutter auch hier machen würde."

„Nein." Rachel schüttelte schnell ihren Kopf. „Von wegen." Sie lächelte ein wenig breiter. „Du bist bei mir immer willkommen, Mine."

„Ich weiß", wiederholte die fünfunddreißigjährige und setzte sich im Pausenraum neben die ehemalige Liaison. „Ich fand nur, du seist so in Gedanken vertieft. Und da habe ich mich gefragt, ob ich dich überhaupt stören möchte."

„Ach!"

Rachel winkte es mit verzogener Miene mit der Hand ab und widmete sich mit ihrem Kugelschreiber den Papieren ein erneutes Mal.

„Ich habe nur darüber nachgedacht, was ich heute Abend anziehe", erzählte sie ihr.

Ehrlich gesagt entsprach das einmal der Wahrheit. Egal wie oft die sechsunddreißigjährige vergangene Woche versucht hatte, sich zu konzentrieren – Lennox war immer wieder ein Teil davon gewesen.

Heute war das erste Mal, dass sie wirklich und wahrhaftig nicht ständig an ihn dachte.

„Du denkst ernsthaft darüber nach, was du zur Firmenfeier trägst?" Ihre Freundin runzelte die Stirn. Noch nie hatte sie gesehen, dass Rachel etwas anderes an diesem Abend getragen hatte als ihren heißgeliebten Jumpsuit.

Sie seufzte und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Es fühlt sich dieses Jahr falsch an, den Suit zu tragen", murmelte sie. „Er... meine Schwester hat einen ähnlichen auf ihrem Abschlussball getragen."

Das wusste sie, weil sie über die Jahre ihre Schwestern im Netz gestalkt hatte. Sie war ein wenig neugierig gewesen für einige Zeit.

„Oh, ich verstehe." Mine nickte.

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„Mom?"

Es klopfte an der offenen Zimmertür Rachels.

„Ja, Engel?", entgegnete Rachel laut. „Ich bin im Badezimmer."

Teddy lief zur Badezimmertür, die angelehnt war, ehe er gegenklopfte und sie aufstieß.

„Warum kocht Sideswipe?" Er kniff die Augen zusammen und sah den Rücken seiner Mutter an, die eine dunkle Bluse trug.

„Warum nicht?" Rachel zog ihre Augenbraue hoch und sah ihren Sohn kurz durch den Spiegel an, ehe sie weiter damit machte, sich ihre Wimpern zu tuschen.

„Ja, aber ich meinte damit eigentlich..." Teddy druckste herum. „Wieso du nicht kochst."

„Oh", machte Rachel und hielt in der Bewegung kurz inne. „Ich gehe heute auf ein Firmenessen im Krankenhaus."

Es war jedes Jahr dasselbe. Die Frischlinge, von denen sie auch mal einer gewesen war, wurden vorgeführt und hatten so die Chance, ihre Vorgesetzten kennenzulernen.

„Also gehst du feiern?"

„Was?"

Rachel fiel die Mascara-Bürste ins Waschbecken und sie fischte sie schnell wieder heraus. Dann drehte sie sich zum neunjährigen um.

„Wie kommst du darauf?", fragte sie ihn verwirrt.

„Du hast mir früher immer gesagt, du gehst auf Firmenessen, wenn du eigentlich mit Tante Mine, Rana und Ness feiern gegangen bist."

„Ja, aber-" Rachel brach ihren Satz ab und legte einen anderen Gesichtsaufdruck auf. „Ernsthaft? Das hast du dir gemerkt?"

„Ich merke es, wenn andere mich verarschen." Teddy zuckte mit den Schultern.

Rachel seufzte und hörte auf, sich zu schminken. Stattdessen setzte sie sich auf den geschlossenen Klodeckel.

„Komm her." Sie hob beide Arme an und winkte mit beiden Händen ihren Sohn zu sich heran.

Dieser trat seufzend zu ihr, ehe sie seine Hände ergriff und fest drückte. „Sides und du seid meine einzigen Männer im Leben, ja?"

Sie küsste seine Hände kurz und seine Mundwinkel zuckten.

„Und heute meine ich ausnahmsweise Mal wirklich nur ein Firmenessen, auf dem ich erscheinen muss."

„Aber lüge mich bitte nicht mehr an, wenn du feiern gehst. Okay?" Teddy sah ihr in die grauen Augen. „Ich weiß doch schon aus dem Sexualkundeunterricht, dass Frauen wie Raubtiere sind, wenn-"

„Tante Rana hat dich aufgeklärt, während ich weg war, nicht wahr?", unterbrach Rachel ihren Sohn resigniert.

Teddy fing breit zu grinsen an. „Ich habe nur darüber geschwärmt, wie toll ich ein Mädchen in meiner Klasse finde", sagte er. „Wusstest du, dass Kondome auf das zehnfache aufgeblasen werden können?" Er machte große Augen. „Das sind bessere Ballons als-"

„Natalie ist nicht für diesen Spaß gedacht", sagte sie ihm ernst. „In Ordnung?" Sie klopfte ihm kurz auf den Kopf und streichelte ihm einmal durchs Haar. „Frag sie doch, ob ihr mal zusammen ein Eis essen gehen könntet. Das ist sicherer."

Teddy lief seufzend zur Badezimmertür. „Tante Miranda hat schon was davon gesagt, wie du reagieren wirst." Er grinste. „Ich erinnere dich dann nochmal in zehn Jahren daran, wenn du jemanden magst, ob ihr nicht ein Eis essen gehen könnt."

Rachel verdrehte ihre Augen. „Spinner." Sie lächelte so breit wie ihr Kind. „Na, los. Frag doch Sides, ob du beim Kochen helfen kannst", schlug sie vor.

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Mine besah sich Rachel und begann zu lächeln. „Du siehst wunderschön aus."

Rachel sah auf ihren dunklen Rock hinab. „Wirklich?" Sie strich sich einmal über ihren Hintern. „Ich habe das Gefühl, ich platze gleich."

„Quatsch." Sie schüttelte den Kopf. „Bitte, du siehst klasse aus."

Rachel lief rot an und strich Mine eine blonde Strähne hinter ihr Ohr. „Du siehst auch gut aus."

„Ich weiß." Sie lächelte. „Miranda hat es mir letztes Wochenende geschenkt."

Sie verdrehte ihre Augen. „Diese Frau kann nicht genug davon bekommen, dir tolle Kleidung zu schenken."

„Naja, sie zieht sie mir ja auch wieder aus."

Die Frauen lachten und hakten sich beieinander unter, während sie den großen Veranstaltungsraum betraten.

Er wurde vor einigen Jahren hinzugebaut, durch genügend Spenden, die das Krankenhaus erreicht hatten.

„Ich bleibe nicht lange", erzählte Rachel ihrer Freundin. „Nur bis zur Rede von Chefarzt Wilson", meinte sie. „Ich möchte nicht, dass Teddy und Colan so lange alleine bei mir Zuhause sind."

„Angst davor, sie ruinieren deine wundervolle Unordnung, die herrscht, seit Tessa und Shane ausgezogen sind und nun bei Ness wohnen?", hakte Mine nach und sah nach vorne zum Buffet.

„Angst davor? Nein." Rachel schüttelte ihren Kopf. „Eher davor, dass jederzeit die TRF vor meiner Tür stehen und Colan als auch Teddy mitnehmen könnten."

„Colan würde sich zu verteidigen und Teddy sich ordentlich zu verstecken wissen." Mine strich ihr über ihren nackten Arm. „Das hast du deinem Sohn wunderbar beigebracht, wie er in den Schuhschrank passt, ohne, dass man ihn finden kann."

„Entschuldige." Die Mundwinkel der ehemaligen Liaison zuckten, bei dem Gedanke daran, wie Teddy sie das erste Mal erschreckt hatte. „Aber er hat seinen eigenen Kopf."

„Genau wie du", behauptete sie. „Und das ist auch gut so, glaub mir."

„Ladies."

Hinter Rachel und Mine lief einer der Chirurgen herein, mit denen beide weniger gern zu tun gehabt hätten.

„Sie sehen bezaubernd aus."

„Danke", sagte Rachel dumpf. „Aber Sie haben eben bei einem Privatgespräch gestört."

Der Arzt hinter ihnen verdrehte seine Augen als sie sich zu ihm umdrehten.

„Dumblin, Sie zieren sich heute Abend aber wieder zu einem kleinen Schulmädchen zusammen", merkte er an und hob sein Champagnerglas. „Gefällt mir."

„Ich ziere mich, wie es sich gehört, Sir", sagte Rachel trocken. „Ich bringe den Menschen Respekt gegenüber, die mich als auch meine Freunde mit demselben Respekt behandeln."

Er zog eine Augenbraue hoch und hob das Glas nochmal an. „Dann auf den Respekt und auf Sie, Dumblin."

„Nein, danke", sagte Rachel als er einen Schluck trank und sie über den Rand seines Glases anschaute. „Ich bin ungern eine Person, die im Mittelpunkt steht."

„Dabei gebührt Ihrer Schönheit schon ein einzelnes meiner Augen heute Abend", erwiderte er.

„Und wenn Sie der fähig wären, mit beiden Augen auch auf meine Brüste zu starren, wäre meine Antwort noch immer nein", erwiderte sie ruhig. „Genau wie vor einem Jahr als auch vor zwei und auch drei Jahren."

Seit er in der Klinik in der Rachel arbeitete angefangen hatte, hatte er ein Auge auf die ehemalige Liaison geworfen – und davor auf Mine. Doch nachdem Miranda sie einmal abgeholt hatte, hatte er es bei ihr gelassen.

Aber was sollte er bei einer lesbischen Gynäkologin auch suchen? Ein Implantat für sein Gehirn? Wohl eher weniger.

Er hatte sich danach daran gemacht unbedingt Rachel ins Bett zu bekommen. Nur diese war vom Chirurgen angewidert. Von Dr. Curtis Banning.

„Heute wieder so streitlustig, Dr. Dumblin?"

„Heute noch vorgehabt, zu masturbieren?" Rachel legte ihren Kopf schief, während Mine sich an ihrer eigenen Spucke verschluckte und hustete. „Denn, wenn Sie so weitermachen, fällt Ihnen das nachher schwer."

„War das ein Angebot?" Seine Mundwinkel zuckten belustigt.

„Haben Sie ein Gehirn?", hakte Rachel ernst nach. „Ich habe nämlich das Gefühl, seit Sie hier arbeiten gegen eine Wand zu sprechen."

„Da sind Sie nicht der einzige." Er musterte sie in ihrem heutigen Aufzug. „Im Übrigen sehen Sie heute Abend wunderschön aus."

„Wenn Sie aufhören würden, mich wie ein hungriges Sexmonster zu begaffen, wäre ich Ihnen sehr verbunden, danke."

Rachel hakte sich bei Mine wieder unter. „Komm, lass uns zum Buffet. Dort hat selbst das Brot besseren Geschmack."

Sie seufzte schwer als sie sich umdrehten und in Bewegung setzten.

„Der Spruch eben hätte echt nicht mehr sein müssen."

„Aber er war lustig."

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Datum der Veröffentlichung: 02.10.2022 13:24 Uhr

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