One

One:

ein normaler Arbeitstag

Vier Jahre später:

„Morgen, Shane."

Rachel lächelte leicht und hob die Tasse in ihrer Hand zum Prost an.

„Kaffee noch da?"

Er fuhr sich durch sein mausbraunes Haar und gähnte, ehe er sich streckte und einen streifen straffe Haut an seinem Bauch entblößte.

„Teddy und Sideswipe haben ihn mitgenommen." Sie zuckte mit ihren Schultern.

„Du solltest deinem Sohn keinen Kaffee mit in die Schule geben." Er seufzte und griff nach der Dose, in der sich das Kaffeepulver befand. Dann würde er eben neuen aufkochen, beschloss er.

„Er ist gerade erst neun geworden. Wir hatten eine Abmachung."

„Gerade erst neun." Shane schnaubte. „In sieben Monaten ist er schon zehn", merkte er an.

Sie seufzte und sah in ihren Kaffee hinab. „Und dann kriegt er auch schon sein Handy." Sie seufzte gleich nochmal. „Naja." Sie lächelte und sah in sein skeptisches Gesicht zurück. „Tessa hat um drei noch eine Vorlesung." Sie zeigte auf den Kühlschrank, an der ihr Stundenplan angeheftet neben Teddys war. „Sorg doch bitte dafür, dass sie rechtzeitig da ist. Ich hatte einen Zwischenfall in der Klinik und muss da jetzt leider hin."

„Und wie soll sie hin, wenn kein Auto mehr in der Einfahrt steht?"

„Tut's doch." Rachel zuckte mit den Schultern.

„Nein", widersprach er ihr. „Ich werde sein Auto nicht anrühren."

Rachels Mundwinkel zuckten. „Ich nehme das Moped." Sie lächelte. „Ich hab die Wette nämlich gestern gewonnen." Sie verließ die Küche. „Und es ist meine Woche!"

Sagte sie. Doch in Wahrheit war sie damit zufrieden, mit Sideswipes Alt-Mode zu fahren. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.

-------

„Wie geht's dir?"

„Besser?" Rachel grinste und ließ sich auf die Wange küssen.

„Perfekt."

„Wozu?", erwiderte sie.

„Du? Ich? Mittagspause?", entgegnete Mine.

„Entschuldige." Rachel stöhnte entnervt. „Aber ich habe heute keine, da ich rechtzeitig wegen den Prüfungen von Tessa zurück nach Hause muss. Sie hatte mich gebeten, ihr beim Lernen zu helfen."

„Dann frag ich Sides." Mines Schultern zucken.

„Der hat Frühschicht und bis dato noch nicht Feierabend", erzählte die Chirurgin ihr.

„Ach, leckt mich doch alle." Sie lachte. „Okay, dann halt nicht. Geh ich alleine zu McDonald's."

Rachel atmete die Luft laut ein. „Du Monster!", sagte sie theatralisch. „Das geht gar nicht." Sie verzog eine Miene. „Bringst du mir was mit?", bat sie und schob im nächsten Moment die Unterlippe vor.

„Nur, wenn du auch mitkommst." Mine grinste mit bettelndem Gesichtsausdruck zugleich auf ihren Gesichtszügen.

Rachel verzog ihre Miene wieder. „Blödian."

Mine lachte. „Selbst Pech gehabt!"

----------------

„Also, nein." Rachel lachte. „Ich denke, der Terminus muss-"

Es klingelte und beide Frauen hielten kurz inne.

„Egal", behauptete Rachel. „Lassen wir Shane aufmachen." Rachel winkte es mit der Hand ab.

Es ertönten die Schritte von jemanden, der die Tür aufmachen wollte. Aber es war Teddy, der dies machen wollte.

„Also? Wie jetzt?", fragte Tessa überfordert nach.

„Der Terminus ist-"

„Mom!", rief Teddy und Rachel hob sofort ihren Kopf. „Hier ist jemand, der dich sehen möchte."

Rachel schloss kurz ihre Augen. „Ich bin gleich wieder da." Sie hob einen Finger an und stand auf.

Sobald sie in den Flur lief, begann sie ihr Herz stärker in ihrer Brust zu spüren.

„Teddy, ich habe dir oft genug gesagt, du sollst nicht einfach an die Tür."

Sie schluckte und zog ihr Kind zu sich heran, der irritiert zu seiner Mutter nach oben blinzelte.

„Miss Dumblin?"

Sie zog ihr Kind hinter sich und Teddy atmete erschrocken ein.

„Wer will das wissen?"

Rachel sah auf die Hand des Mannes, der einen Ausweis aus seiner Anzugsjacke zog. „TRF", nannte er ihr die Antwort, die sie nicht hören wollte. „Mein Name ist-"

„Ihr Name interessiert mich nicht", unterbrach sie ihn. „Ich möchte mit Ihresgleichen nichts zu tun haben."

Sie wollte die Tür schließen, zuckte jedoch zurück als sie die Hand des Mannes vor ihr sie daran hinderte.

„Miss Dumblin, Sie sollten mir wirklich zuhören."

„Ich kenne Sie nicht." Sie sah den Mann vor sich an und musterte ihn mit abschätzigem Blick. „Und nach Ihrer Uniform zu urteilen, möchte ich Sie auch gar nicht kennenlernen."

Es vergingen einige Sekunden. Als er jedoch die Hand von ihrer Tür nahm, schloss sie sie so schnell es ging.

Als nächstes drehte sie sich gleich zu ihrem Kind hinab und beugte sich vor.

„Du musst Colan sagen, er soll ins Wohnzimmer kommen, sofort", sagte sie ihrem neunjährigen Sohn.

Er legte den Kopf schief, zog besorgt seine Stirn in Falten.

„Nur flüstere." Sie wurde leiser um es Teddy als Bespiel zu demonstrieren. Er nickte.

„Sind das die Männer, vor denen du immer warnst?", fragte er leise nach.

Rachel zuckte mit den Schultern und nahm sich Tessas und Shanes Schuhe als auch Jacken von ihrer Garderobe. „Beeil dich, Teddy."

Sie lief in Richtung Wohnzimmer und Tessa blickte von ihren Unterlagen auf.

„Was ist los?", fragte sie als ihr ihre dünne Jacke von Rachel über die Sofalehne gelegt wurde.

Rachel sah Shanes nasse Haare an, da er gerade aus der Dusche kam. „Ihr müsst hier sofort raus", merkte sie an. Tessa runzelte ihre Stirn. „TRF ist hier."

„Wie haben die uns gefunden?" Shane lief zu Tessas Jacke und zog sie an sich als die Studentin aufstand.

„Ich weiß es nicht", sagte sie leise. „Los, zieht euch an", bat sie sie. „Colan bringt euch raus."

„Und meine Prüfungen?", fragte Tessa. „Ich habe zu hart gekämpft, um nun aufzugeben."

Sie schüttelte ihren Kopf und Rachel legte ihren schief.

„Ihr verschwindet nicht aus der Stadt." Sie atmete tief ein als Sideswipe mit Teddy an der Hand hereinkam.

„Ich nimm sie mit", sagte er. „Und-"

„Sie haben Teddy gesehen", unterbrach Rachel ihn. „Ich pass auf meinen Sohn schon auf." Sie lächelte Teddy aufmunternd an – selbst wenn sie sich gerade alles andere als begeistert fühlte. „Bring die beiden raus."

Sie zeigte hinter sich als wieder geklingelt wurde. Tief einatmend schloss sie kurz ihre Augen.

„Teddy, du gehst in dein Zimmer", bat sie ihn. „Und verschließ die Tür, sofort."

Teddy sah zu Sideswipe nach oben, der ihm zunickte. Danach lief der neunjährige mehrere Male tief einatmend alleine in sein Zimmer und schloss die Tür.

Er war Rachels Sohn. Deswegen verwunderte sie es nicht als sie im Flur plötzlich hörte, wie er auf Nummer sicher ging und verängstigt seine Kommode vor die Tür schob.

Die ehemalige Liaison sah nochmal zu Sideswipes hellen Haaren, ehe sie tief einatmete und den Flur hinunterlief.

„Was?!" Sie öffnete mit bissigem Tonfall die Haustür.

Allerdings verschluckte sie sich als sie aufsah und biss sich auf die Lippe.

„Aua." Sie fuhr sich darüber. „Was tust du hier?"

Sie sah Jason an, der in Zivilkleidung vor seiner Tür stand.

„Rachel, kann ich rein?"

Sie schüttelte den Kopf. „Nein", antwortete sie ihm. „Ich bin gerade beschäftigt."

„Es ist wichtig."

„Wichtig ist auch mein Essen", stellte sie klar. „Und mein Besuch."

„Was für ein Besuch?" Er legte den Kopf schief.

„Das geht dich nichts an", stellte sie klar. „Und das solange, bis hier jemand mit einem Gerichtsbeschluss aufkreuzt."

„Fordere es nicht heraus."

Sie zog eine Augenbraue ihre Stirn hoch hinauf. „Wie gesagt... ich lasse dich nicht rein."

„Rachel-"

„Jason", schnitt sie ihm das Wort direkt ab. „Letzte Warnung", stellte sie klar. „Oder ich hetze dir meinen Hund auf. Ich hetz ihn dir und deinen Teriyakilaufhunden auf den Hals."

„Rachel, du verstehst mich falsch." Er schüttelte den Kopf. „Es ist wirklich wichtig, dass du zuhörst. Ich-"

„Hab noch einen guten Tag", wünschte sie ihm.

Er atmete tief ein, sah gegen ihre Zimmerdecke. „Rachel-"

„Meine Antwort lautet, nein." Sie schloss die Tür vor seiner Nase.

------------

„Sie hat niemandem geantwortet?"

„Nein, Sir."

Lennox atmete tief ein. „Soll ich mit ihr sprechen?"

„Das klingt nach keiner guten Idee." Jason sah seinen Freund an. „Sie scheint angefressen zu reagieren. Männer in Uniformen machen sie wohl nervös."

General Morshower runzelte die Stirn und sah auf den großen Bildschirm vor sich.

„Sie hat niemanden aussprechen lassen?"

„Nein", antwortete Jason und wechselte noch einen Blick mit Lennox.

„Was hat Miss Dumblin zu verbergen?", hakte Morshower nach und legte den Kopf schief.

„Ein Gerichtsbeschluss wäre schnell-"

„Kein Gerichtsbeschluss." Lennox hob die Hand. „Sie ist keine Verbrecherin."

„Was ist es dann Ihrer Einschätzung nach?" Morshower richtete seine hellen braunen Augen auf den Soldaten neben sich, der auf den Tisch blickte und einige Sekunden überlegte.

„Sie hält sich nach allem vom Militär fern. Seit beinahe zehn Jahren pflegt sie keinen Kontakt zu ihrer Familie. Ich schätze... sie nimmt ihnen übel, dass man sie als Spielzeug missbraucht hat."

„Ich wäre auch sauer", stimmte Jason zu und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Doch niemanden mehr anhören? Sie kam mir völlig verärgert rüber."

„Ja, doch einen schlechten Tag kann jeder haben." Lennox zuckte mit den Schultern. „Wir könnten sie überwachen, wenn-"

„Nein." Morshower schüttelte langsam den Kopf und sah zurück auf den Bildschirm. „Ich werde mit ihr reden."

„Bei allem Respekt, Sir, aber-"

„Lassen Sie's gut sein, Lennox", bat der General ihn. „Sie gehen nicht objektiv an die Sache heran, Nelson hat sie abgewiesen. Vielleicht hört sie ja mir zu. Wenn nicht, dann denken wir nochmal über unsere Strategie nach."

Jason wechselte noch einen Blick mit Lennox.

----------

Datum der Veröffentlichung: 02.10.2022 13:01 Uhr

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top