Kapitel 22 teil 2

Und wie lustig es war.
Hicks hatte sich eine Wäscheklammer organisiert und versuchte sein Glück damit durch den Mund zu atmen, während Jack sich am Boden zur Treppe schlängelte und dabei die Nase zuhielt. Warum er am Boden kroch? Nächste Frage.

,,Du muss dir ihre Füße schnappen und sie anheben, damit du die Windel gut wegziehen kannst", schmunzelte Haudrauf und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. Er genoss diesen Anblick. Es bewies ihm, dass nicht nur er so reagierte beim ersten Windeln wechseln. Zu gut erinnerte er sich noch an Hicks' erstes Windeldesaster. Seine Frau Valka hatte sich nach einer langen Nacht voller Geschrei hingelegt und hörte vor lauter Müdigkeit das Baby nicht. Er, der gute Ehemann, der er nunmal war, nahm es mit Gelassenheit und wollte ihm die Windeln wechseln. Um diese äußerst langweilige Geschichte abkürzen: Hicks hatte ihn lachend angepinkelt, woraufhin er vor Schreck gestürzt und mit der angekackter Windel in der Hand hingefallen war. Weiteres zu erwähnen wäre nicht nötig.
Hicks, der auf seinem grünen Sofa saß und mit Schweißperlen auf der Stirn seinen Vater angiftete, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Autumns Schniefen vereinnahmte in Sekundenschnelle seine gesamte Aufmerksamkeit.
,,Was hast du denn, Ma-", seine fürsorgliche Miene versteinerte, als er den warmen Strahl auf seinem Sofa und seiner Hose sah ... und spürte.

Haudrauf konnte sich nicht halten. Er lachte drauf los, so herzhaft, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte.
Jack, der die Hälfte der Treppe bereits überwunden hatte, verdeckte seine Lippen. Er gab sich größte Mühe nicht zu offensichtlich zu über seinen besten Freund zu lachen, denn er konnte garantieren, dass er fünf Minuten nach 16 Uhr dermaßen eine kassierte, dass ihn seine eigene Freundin nicht wieder erkennen wird. Nicht, dass er Angst hätte.
Hastig huschte er die alten Holzdielen hoch, um in Hicks' Zimmer in eines seiner dunkelblauen Kissen zu lachen. Das tat er immer und das vor Lachtränen und Rotze verunstaltete Kissen konnte er dann waschen.

,,Das ist nicht hilfreich! Wieso kann sie so weit piseln? Ich dachte das können nur Jungs", fauchte er und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum um seiner schlechten Laune Ausdruck zu verleihen.

Hausrauf sippte amüsiert an seinem Glas mit Wasser, nachdem er sich Lachtränen weggewischt und einen Moment durchgeatmet hatte.

,,Das können sowohl Jungs als auch Mädchen, mein Junge. Vielleicht war ihr kalt. Das passiert schon mal."

Hicks nickte wenig beeindruckt und tat, was ihm sein Vater zuvor gesagt hatte. Ihre Füße mit einer Hand nehmen und ihren Unterkörper somit anheben. Nachdem er ihr die Windel weggezogen hatte stand er vor einem neuen Problem. Ihr gesamter unterer Bereich war vollgeschissen und er hatte keine Handtuch unter ihr platziert. Seine Couch würde vollkommen eingesaut sein. Ach, who cares. Egal was er jetzt tat, die Tatsache, dass er sich eine neue Couch kaufen oder einen Reinigungsservice damit beauftragen musste, änderte sich nicht. Das alte Ding war so oder so schon fällig. Er hatte sich wegen seines schlechten Einrichtungsstils und der Erinnerungen davor gedrückt. Autumn hatte ihm nun keine andere Wahl gelassen und er wusste genau, wen er zum shoppen mitnehmen wollte. Er lächelte leicht.

Ohne es zu bereuen ließ er ihre Füße los. schnappte sich die Feuchttücher und begann zu wischen. So viel gewischt hatte er noch nie - nicht mal beim Putzen. Hicks fragte sich, wie viele Tücher man denn so brauchte für einmal Windel wechseln. Er hatte bei zehn aufgehört zu zählen und als er sie zu sich hob, sich mit ihr umdrehte und sie auf seiner trockenen und sauberen Seite der Couch abzulegen, konnte er nicht fassen, dass er sich in die Exkremente seiner Tochter setzte. Alles für ihren trockenen Hintern.
Die Windel anzulegen war schnell erledigt und nicht so schwer, wie er erwartet hatte und angezogen war sie auch schnell.
Stolz hob er sie gen Decke und bewunderte sein Werk. Autums Augen waren noch glasig, vom beinahe weinen, aber sie lächeln ihn wieder an und damit war ihm jeder verlorene Funken Würde, den er in diesem peinlichen Moment erleben durfte egal gewesen.
Einen Schmatzer auf ihre Wange später stand er auf und gesellte sich zu Jack und seinem Vater an den Tisch.
,,Gut gemacht. Hat dich nur eine halbe Packung Feuchttücher, dein Sofa und deinen Pyjama gekostet." Er lachte. Hicks sah zu ihm. Er hatte Recht, aber warum musste er ihm diesen Moment vermiesen?

,,Weißt du was? Ich hatte für einen Moment den Gedanken dich meine Tochter heute halten zu lassen, aber wenn du mir so kommst, überleg ich mir das nochmal. Ich hätte so oder so noch ein paar Gesprächsthemen. Hilf mir mal auf die Sprünge, wer von uns hat seinem Sohn nicht geglaubt, als der bettelnd vor ihm kniete und ihn bat es für seine Enkeltochter zu tun. Sich für ihn einzusetzen, damit sie nicht mehr Leid erfahren musste." Harte Worte und nicht eine Lüge.
Er würde es ihm vorhalten, das hatte er verdient.

Einen langen Moment lang blieb es still. Allein Schritte im Obergeschoss waren zu hören.

,,Das war eine ganz andere Situation. Ich verstehe deine Wut, aber ich darf dabei nicht nur an meine Familie denken, Hicks." Er sah Autumn schuldig an.
,,Das Gesetz bindet mich und auch dich, das weißt du. Schlimm genug, dass du einen unserer Auftraggeber gefangen hältst."

Hicks riss die Augen auf. Damit hatte er nicht gerechnet.,,Woher weißt du- diese kleine Petze." Nur einer in seinem Team war so schlecht im Lügen. Kristoff.

,,Ich habe es aus ihm herausgequetscht, weil Kristoff mit aller Macht versucht hat, mich von den Zellen fernzuhalten. Da wusste ich, du hast dich schon wieder von deinen Gefühlen leiten lassen. Der Mann ist Grobian übergeben worden, nachdem ich Eugene eine äußerst üppige Liste mit Straftaten zusammenstellen hab lassen." Er stand theatralisch auf und ging auf ihn zu. ,,Sei froh, dass ich Grobian überzeugen konnte, dich nicht zu köpfen. Ich kann dich nicht ewig vor dem Gesetz schützen, Hicks. Entweder du lernst, wie man sich nicht strafbar macht oder ich muss dich vom Außendienst quittieren."

,,So ist das doch nicht. Ich verliere absolut nicht die Kontrolle. Ich bin super gechillt.  Vater das kannst du nicht ernst meinen!"
Sein Herz schlug ihm bis zur Kehle.
Im Gesicht seines Vaters regte sich nichts. Er meinte es todernst.
Hicks senkte seinen Kopf und nickte. Er wusste, dass er mit allem recht hatte. Gegen ihn hatte er einfach keine Chance. Fürs erste war es besser zu tun, was ihm befohlen wurde. Bürokram lag ihm nie. Da würden ihn keine Zehn Pferde hinbekommen.

Hicks stand auf und drückte seinem Vater Autumn in die Hände.
Er hatte sich zwar nicht zu seiner Drohung ihm sein Enkelkind vorzuenthalten geäußert, aber Hicks wusste, dass es ihm tief drinnen treffen musste. Schließlich hatte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um zu ihr ins Einkaufszentrum zu gelangen. Allein das musste ihn zum Großvater qualifizieren. Ganz egal, was zuvor gewesen war oder? Er war sich nicht sicher, aber er würde sich liebend gern umziehen.

Haudrauf lächelte liebevoll und stuppste ihre Nase behutsam an. ,,Kleine Maus, du. Du siehst genau so aus wie dein Vater. Dein alter Opa fühlt sich dadurch gleich jünger."

Autumn sah einen Moment verwirrt zwischen ihnen hin und her, bevor sie ihre Hände in Haudraufs Bart krallte und kichernd damit spielte.
,,Genau, zieh noch fester, dir kann er ja nicht böse sein",nuschelte Hicks, als er sich umdrehte und die Treppen hochging. Aus irgendeiner Ecke kam ein schwarzes Knäul an ihm die Treppen vorbei und flitzte die Treppe hoch. Hicks schüttelte sachte den Kopf.
Ohnezahn. Ob der je aus seinem Versteck kommen wird?

Die alte Kleidung war schnell gewechselt. Jack kassierte dabei noch eine grundlose Nackenschelle, die wiederum einen Tritt gegen sein linkes Bein kostete. Hicks liebte es, wenn sie sich gegenseitig so ärgerten. Es hielt die Freundschaft frisch.

,,Was hast du jetzt vor?", fragte Jack. Hicks wusste, dass er Erin und die Standpauke seines Vaters meinte, aber darauf ging er nicht ein. Der Tag sollte schön werden.

,,Ich gehe jetzt für meine Tochter einkaufen und du wirst mich begleiten." Er grinste.

Jack hob eine Augenbraue und fragte skeptisch:,,Ich sollte eigentlich schon auf der Arbeit sein. Weiß der Boss Bescheid?"

Hicks schüttelte verneinend den Kopf und ging hinunter. ,,Mach dir da keine Sorgen", versicherte er ihm zwinkernd.

,,Vater Jack geht mit mir für Autumn Sachen kaufen. Du hast eh nicht allzu viel zutun für ihn in der Firma oder?", fragte er, als wäre nie etwas gewesen.Jack folgte ihm neugierig.

,,Vergiss es. Ich hab heute einen neuen Auftrag für ihn und Eugene. Ich gehe mit dir mit. Ich habe Kristoff und Merida schon Bescheid gesagt. Stellvertretend wird für mich Kristoff einspringen." Seine Stimme klang amüsiert. Als Hicks unten ankam sah er auch sein Grinsen.

,,Voll in die Pfütze getreten, alter", flüsterte Jack hinter ihm. Hicks stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen und schnaufte eingeschnappt.
Ablehnen konnte er nicht. Das hier hatte nicht er gut durchdacht, sondern sein Vater. Er war ihm voraus.
,,Okay."

Und somit setzten sich alle in ein Auto. Fünfundzwanzig Minuten später hatten sie Jack auf der Arbeit abgesetzt und Haudrauf fuhr zurück zur Mall.

Auf zum spaßigen Shopping-Trip mit seinem Vater.

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