7
Es war Sonntag morgen. Ich hörte die Glocken der Kirche. Ich war verwirrt und unsicher. Ich habe mir endlich die Zeit genommen diese eine riesige verlassene Schule anzusehen. Da die Polizei alles weggesperrt hatte, verschaffte ich mir Zugang über ein Fenster auf dem Balkon nachdem ich mir eine Leiter aus dem Gartenschuppen dafür geborgt habe. Ich fand mich in einem grossen herrschaftlichen Raum, welchen man eher in einem Schloss vermuten würde als in der Villa eines Winzers. Es war Stockdunkel, ohne meine Taschenlampe hätte ich rein garnichts erkannt, ich war unglaublich beeindruckt, als ich diese ganzen Sachen entdeckte. Die alte Schule hatte einen faszinierenden Raum voller alter Kunstbilder, jedoch wurde ich immer nervöser und meine Beine begannen zu zittern als ich tiefer, bis zur Lobby mit Treppenaufgang mit heruntergekommener Decke in das Haus eingedrungen war, begann in mir dieses ungewöhnliche Gefühl der Nervosität zu steigen.
Ich habe bisher nie Angst vor diesen Orten verspürt. Das einzige was mich bisher nervös machte war die Tatsache dass ich erwischt werden könnte. So war es bisher immer gewesen, denn es war nicht das erste mal, dass ich in verlassene Fabriken, oder Häuser eingedrungen war.
Doch in diesem Gebäude war es anders. Je mehr Zeit ich hier verbrachte, desto unangenehmer wurde es für mich. Ich lief dort umher und komme schließlich an diesem Ort an. Ich hielt an der Seitentür der stillgelegten alten Schulhalle an, dann stiess ich sie mit einem leichten Stoß meiner Hand auf. Ich bleibe stehen. Ich konnte meinen Herzschlag spüren als ob er an den Wänden Hallen würde. Ich hatte Schmerzen, man könnte es als regelrechtes Seelenleid bezeichnen. Tränen bildeten sich in meinen Augen als ich vorsichtig die grosse Treppe hinabstieg Richtung Ausgang. Ich war verstört, jedoch hatte ich keine Ahnung was mich dort hätte verstören können, vielleicht der Gedanke, was mich dort jetzt erwarten könnte?
Um etwas über die Leichen herauszufinden, müsste ich mir sie eigentlich persönlich ansehen, oder Informationen darüber bekommen, doch das war beinahe nicht möglich oder?
Die Autopsie kann nur von einem Pathologen durchgeführt werden, doch müssten es nicht noch Informationen darüber gehen? Irgendwo? Im Krankenhaus?
Ich laufe wenige Schritte. Schatten überkommen mich. Die Halle war mit einer Staubschicht übersehen, die auf dem Boden liegt. Die Körbe für die Basketbälle waren zerfetzt und manche Bänke für die Zuschauer waren zur Hälfte durchtrennt, angemalt, so wie die Wände hier mit Graffiti bemalt wurden. Schon seit Jahren wird hier nicht mehr trainiert. Ich entdeckte Fußabdrücke auf dem Boden. Sie führten zu einer Türe, dort würde mich wahrscheinlich die Kabinen und die Badezimmer auf mich warten, dort, wo es geschah.
Ich knirschte mit den Zähnen, als ich den selben weg lief, wie die sieben toten, die Polizei und der wahrscheinliche Mörder, der es mir gestern Abend in Sonnenuntergangszeit ein Massaker verriet. Hatte er damit gerechnet, dass ich nichts davon, was er mir sagte, der Polizei weiter erzählen konnte? Natürlich nicht, denn alle anderen sehen ihn als Aiden. Aiden, der auf der Party gestorben ist. Ich hielt mitten in der Turnhalle an und sehe um mich. Eine ungeheuerere stille.
Wie kann er einfach so durch die Haustüre auf die Straßen spazieren, in einer Gestalt von jemanden, der Tod ist? Hatte Aiden wirklich einen versteckten Zwilling, von dem niemand etwas wusste? Nein, das kann nicht sein, warum sehe ich ihn dann nicht auch als einen zweiten Aiden? Nichts mehr in den Schränken, nichts mehr auf dem Mattenwagen.
Die Schule warf schon immer lange Schatten auf die Straße, und jetzt nach diesem Fall hier her zu kommen war ein gewaltiger Schatten. Wenn massive Holzbretter den Blick in die Gebäude nicht gerade komplett versperren, findet man eingeschlagene Fenster und Löcher in den Fassaden. Wer sich reckt, um durch eine der zerschlagenen Scheiben zu schauen, entdeckt ein Mosaik aus Graffiti – einige Schriften schon verblasst, an anderen tropft fast noch die Farbe hinab. Durch die Gitter der Kellerfenster lässt sich erhaschen, wie die Räume mit Regenwasser volllaufen. Blätter und einige Plastikflaschen schwimmen auf dem Abwasser, der Putz an den Wänden bröckelt. Auf dem Boden der verschmutzen Turnhalle sehe ich ebenfalls verlaufende Spuren.
Ich öffnete nun mit einem Schlucken und zitternden, verschwitzten Fingern die Türe. Mit dem Ärmel stieß ich die Türe etwas auf, sie quietschte, zwischen dem zartem Rollkragen schwitzen meine Finger so sehr, dass ich mich am liebsten in ein Bad mit Eiswürfeln hätte legen können. Meine Augen untersuchten diese Ecke, die ich hätte untersuchen können, bevor ich hinein trete und den fliegenden Staubpartikeln vor mir hin und her schweben sah. Doch plötzlich verschwand das leichte Sonnenlicht und ich schaue aus dem Fenster, welches mehrere Risse erhalten hatte, doch es war noch nicht zersprungen. Ich trete auf eine Glasscherbe und sehe zu Boden, ehe ich erneut aufsehe und zwischen den Spinden, der öffentlicher umkleide hindurch spazierte. Als ich schließlich dem Tatort näher komme, wartete ich länger als zuvor und musste meinen Puls und meine Gedanken in Schach halten.
Ich öffnete die Türe ebenfalls.
Es war ein Tatort. Die Seile hingen noch von den Wänden und lassen mich erschrecken.
Sie lassen mich wahnsinnig werden, so sehr, doch trotdkem konnte ich nicht den Blick davon nehmen, und trete näher heran. Ich sehe mir den Boden an, dann die Wände, dann erneut das Seil, während ich um eines der Seile eine Runde drehte, Starre ich mir de Duschen und die Waschbecken an, welche völlig verdreckt waren. Auch hier waren Graffiti Spuren zu sehen und viele verwelkte Blätter liegen auf dem Boden, in der Dusche und in dem Waschbecken war das Wasser, welches darin war, bereits braun.
Ich runzelte leicht die Stirn und kräuselte meine Brauen etwas. Dann hielt mein Körper inne. Mitten drin, mitten im Tatort, in welchem sieben Menschen ermordet wurden. Dann fragte ich mich, ob Täter immer Spuren hinterlassen und ich musste an Liam denken. Ich sehe mich erneut um. Die Polizei oder die Spurensicherung konnte natürlich schon Beweise zu sich genommen haben, wenn hier welche gewesen waren.
Ich wuchtete mich aus dem Fenster raus, kletterte vom Balkon runter und trug die Leiter wieder zurück. Noch immer hörte ich mein Herz pochen. Ich war total durcheinander, trotz den Schmerzen, dem Schwindel und den vielen Fragen die ich hatte grinste ich nur nervös und torkelte durch den Garten in die Richtung des Ausgangs. Warum grinste ich eigentlich? War ich total durchgeknallt? Ich nehme meine verschwitzen Hände aus der Jackentasche, und musterte das Haus vor mir. Es war genau zwölf Uhr Mittag. Ich nehme einen Stein zur Hand, sehe über meine Schulter, und dann werfe ich den kleinen Stein. Ich hatte nicht verfehlt. Es war ein Treffer. Ich wartete einige Sekunden, doch niemand reagierte und ich nahm einen nächsten Stein vom Boden.
Doch dann hörte ich die Türe. Ich sehe hinauf, und sehe in Liams Gesicht, der leicht verirrt schaute. Ich richtete mich auf und schwieg. Wenn ich ihm begegnete, wusste ich nie, wie ich oder was ich zuerst sagen sollte, obwohl ich doch jetzt vor seinem Haus stehe. Schließlich nickt er und ich steige über die zwei schmalen Treppen und huschte zu ihm ins Haus.
»Sie sind gerade nicht da.«,meinte er bloß trocken und spaziert vor mir her, schweigend folge ich ihm.
»Dein Vater ist bei der Polizei. Du scheinst dich etwas mit solchem Zeug auszukennen... ich meine... kriminelles?«Wir kommen unser Küche an und er schüttet sich Wasser in ein Glas. Er nahm direkt ein zweites hinaus und tat dasselbe, schließlich hielt er mir eines hin, dass ich zögernd annehme.
Er sah mich nur einen Moment an, als er mir das Glas überreichte, dann wendete er den Blick sofort ab und läuft weiter. Ich folge ihm.
»Kann sein.«,murmelt er. »Ich habe vor, selbst etwas in der Art tun zu wollen.«
»Und was genau?«
Er grummelt.
»Kriminaltechnik.«
»Hinterlassen Täter denn immer Spuren?«
»Auf welches Thema willst du hinaus?«Wir steigen die Treppen hinauf, wahrscheinlich steuerten wir geradewegs auf sein Zimmer.
»Beantworte mir meine Frage, und ich sage es dir.«Einen Moment lang sieht er misstrauisch über seine Schulter, dann laufen wir den Flur entlang.
»Hauptartikel: Technische Formspuren
Hierbei handelt es sich um den thematisch größten Bereich der Kriminaltechnik, der in erster Linie für technische Formspuren zuständig ist und bei der Auswertung das umfassendste Fachwissen erfordert.«Er öffnet die Türe zu seinem Zimmer. Ich schließe sie wieder und sehe ihn dann an. »Hierunter fallen Untersuchungsbereiche wie
Schließtechnik von Schloss, Schlüssel oder einem Schließzylinder... Werkzeugspuren...Schuhspuren
...Reifenspuren...Handschuhspuren...,Wiedersichtbarmachung entfernter Prägezeichen... Kfz-Delikte wie Verfälschung, Überwindung von Wegfahrsperren und solch ein Zeug.«
Ich presste meine Lippen aufeinander. »Also gibt es in der Regel immer dasselbe Muster?«
Er lässt sich auf sein Schreibtischstuhl fallen. »Kann man so behaupten... Nachdem ein Verbrechen verübt wurde, gibt es meist jemanden, der den Tatort findet. Dass kann die nette Dame von nebenan sein, die beim Anblick einer Blutlache fast in Ohnmacht fällt, oder aber die Ermittler selbst, die bei der Suche nach Hinweisen Dinge finden, die sie wahrscheinlich selbst nicht wirklich sehen wollten. Oder halt in dem Fall, ihr.
Im nächsten Schritt wird dann immer die Spurensicherung gerufen. Aus Fernsehserien kennt man die »Jungs und Mädels in weißen Kitteln« meist vom Anblick schon, auch wenn diese dort häufig nur Nebenrollen spielen, wenn überhaupt. Eigentlich unfair, denn tatsächlich verrichten sie den wichtigsten Part in der Verbrechensaufklärung.«
Ich setzte mich auf seiner Bettkante.
»Haben Sie einen Tatort erreicht und gesichert, beginnen sie mit der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«
Er seufzt schwer.
»Bei einem Tatort können sich Spuren und Rückstände nahezu überall verstecken, das kann meist ein Problem sein, um den Täter zu finden. Sie versuchen anhand der offensichtlichsten Spuren die geschehene Tat zu rekonstruieren, umso herauszufinden, wo sich am ehesten Spuren finden lassen müssten. Dafür sind eine gute Vorstellungskraft und viel Geschick von Nöten! Doch glücklicherweise wissen selbst die Täter zumeist nicht, dass sie absolut IMMER Spuren hinterlassen.«,betont Liam aufmerksam und ich nickte still.
»Die Objekte, die Spuren aufweisen, werden Spurenträger genannt. Das kann beispielsweise eine Klobrille sein, auf der sich Urinspritzer verstecken. Die Spuren werden dann mithilfe von Watte oder auch Klebefolien versucht zu übertragen, um sie im Labor angemessen untersuchen zu können. Manchmal müssen auch ganze Objekte abtransportiert werden. Wäre eine Toilette etwa vollständig mit Blut überströmt, kann es passieren, dass die Spurensicherung schon mal das ganze Ding abmontieren muss.«Ich runzelte die Stirn. Ich rückte schließlich mit der Sprache hinaus:»Ich war in der verlassenen Schule in der Seitenhalle.«
Er öffnet die Augen weit.
»Allein?«
Ich weichte seinem Blick aus.
»Ich habe nur nachgesehen, ob ich etwas finde.«
»Und?«
»Dort waren schuhabdrücke, doch ob die des Täters darunter gemischt waren, ist unklar.«
»Er muss schließlich von irgendwo gekommen sein. Er muss eine Spur hinterlassen haben. Aber denkst du, dass es derselbe Täter war?«
Ich presste die Lippen aufeinander. »Ich weiß nicht. Ist es Zufall?«
Er schüttelt den Kopf. »Ich denke nicht.«
Wir schwiegen. Nach dem Gespräch machten wir uns auf dem Weg zu Aidens Haus. Wir klingelten und tauschen einen Blick aus, bis und Aidens Mutter die Türe öffnet und uns anblickt, als hätte sie einen geist entdeckt.
»Liam.«,haucht sie und starrt ihn mit Augen an, diesen Blick, diesen konnte ich nicht in Worte fassen. »Hallo, Mrs.«
Ich versteifte mich, als ihr Blick sich auf mich legte.
Ich sehe sie an, presste die Lippen zusammen und nickte.
»Tut uns leid für die Störung. Ich bin Gwendolyn Pierce und-«
»Ich weiß, du warst auf der Beerdigung.«
Stille. Schließlich öffnet sie die Türe etwas weiter. »Kommt rein, es ist kalt.«,sagt sie und ich und Liam tauschten einen Blick aus.
Während wir noch den Flur entlang laufen, sagt sie:»Du bist von dem River geflohen. Die Polizei sucht dich.«
Das Wohnzimmer sah sehr wohlhabend aus, dies erkenne ich jetzt zumindest, da keine Menschenmengen um mir standen. Der Tisch war groß, aus Holz. Ich verkrampfte mich stark. »Ich bin keine Mörderin.«
»Hätte ich den Verdacht, dass du es gewesen wärst, hätte ich dich nicht hereingelassen. Die Polizei in Harper's Ferry ist unter aller Kritik, defekt. Es gibt wenige, bis gar keine, die sich wirklich einsetzten, so wie für den Fall für meinen Sohn und du verschwundene Ava.«Sie sieht mich an. »Als ich herausgefunden habe, dass sie deine beste Freundin seit der Grundschule ist, war ich mir zu sicher... ich sehe dich mit Aiden in meinen Gedanken nach deinen Worten auf der Beerdigung, und jetzt sehe ich dich mit Liam.«
Ich sehe zu Liam. Ich schluckte. »Mrs.«,beginnt Liam.
»Du hast es noch immer nicht gelernt, du Schwachkopf!«Sie haute Liam gegen den Kopf. Er entfernt sich von ihr. Verwirrt sehe ich sie an. Liams Kopf neigt sich leicht. »Es tut mir leid, dass ich nicht dort war, um etwas zu sagen.«
Die Frau schweigt und sieht zu Boden.
»Lasst mich raten...«,murmelt sie. »...ihr wollt euch einsetzten, nicht wahr?«
Die Welt steht Still.
Doch Liam nickt.
»Ja, du hast recht. Das wünschst du dir doch auch, oder? Vom ganzen Herzen?«
Die Frau lässt ein schwaches Grinsen über ihre Lippen gleiten, doch beantwortet es nicht. »Wollt ihr was trinken?«
♛
Ich habe an diesem Abend viel nachgedacht, bis ich die Türe hörte. »Sie ist oben auf ihr Zimmer.«Ich richtete mich skeptisch auf und starre die Türe an. Als ich schließlich hörte, mehrere Personen die Treppen hinauf liefen, wusste ich, dass Vater die Polizei mitgebracht haben musste. Wut quellt in mir auf und ich schiebe einen Stuhl unter die Türklinke, dann nehme ich mein Handy, schwinge einen Mantel über meinen Körper und öffne das Fenster, und steige hinab zum Dach. Ich sehe in mein Zimmer, schließe das Fenster unauffällig, bereits ein Klopfen und ein rufen zu hören. Ich bückte mich, laufe dem Dach entlang in eine Ecke, in der sie mich nicht sehen könnten, wenn sie es schaffen würden die Türe aufspringen zu lassen und aus dem Fenster zu schauen. Ich sehe mich um, überprüfte von wo ich abspringen könnte, doch alles wirkte hoch, dass sich mir schon etwas drehte. Meine Höhenangst machte es mir noch schwerer. Ich höre die Türe aufspringen und ich springe gleichzeitig ab, denn ein Gefühl der Spannung, ein Gefühl der Pflicht durchströmen mich wie ein Blitz.
Durch meine Knöchel durchfuhr ein Schmerz, doch ich habe den Sprung geschafft. Ich kniff die Augen noch mal fest zusammen, und versuchte den Schmerz zu verwerfen, stattdessen stehe ich auf und renne. Ich habe das Gefühl, dass ich in letzter Zeit nur renne, und das außer Atem. Kämpfte ich überhaupt? Es ist zwei Wochen her, seitdem sie verschwunden ist und Aiden tot ist, und ich habe noch nichts auf die Reihe bekommen, außer den Gedanken ihn fassen zu wollen. Niemand tut etwas und die Polizei nennt sich jemand guten? Ich könnte laut lachen, und die Fäuste einsetzen, wenn ich solche Worte hören würde. Mich hat beruhigt, dass Aidens Mutter den gleiche Gedanken wie ich und Liam haben, und mich beruhigt, dass Liam sich gut mit solchen Kram auskennt, aber wo sollen wir anfangen?
Am Ende der Straße hielt ich an, Zwänge mich dann durch eine Gasse. Warum haute ich denn genau hin der Polizei weg, wenn ich unschuldig bin? Ja genau, sie sollten mich einfach nicht fassen, diese Zeitverschwendung konnte ich mir nicht leisten, und genau deshalb, dass sie sich die Guten nennen, obwohl sie sich nicht ein Mal für das einsetzen, wofür sie sollten. Sie verdächtigen mich inzwischen weniger, da Ava und der Mann, denn ich beschreiben habe auf den Serienentführer gelenkt habe. Und plötzlich kam mir eine Idee. Ich hielt an.
Die Finger im Zaun vergraben. Die Stirn gegen das Drahtnetz gedrückt.
»Flüchtest du?«
Ich zuckte leicht und sehe nach hinten. Die schlanke Gestalt im Nebel auf dem Boden sitzend an der wand mit dem Rücken lehnend richtet sich auf, steht auf und ich sehe, wie er seine Hände in die Taschen der schwarzen schuluniform mit goldenen Steck Knöpfen steckt. Ich blinzelte mehrere Male verwirrt. Er nährte sich mir und ich war mir sicher, ja, das ist er, und er ist nicht Aiden.
»Flüchten? Vor was?«,frage ich und drücke meine Stirn erneut an den Zaun. Mein Haar weht. Pechschwarzes Haar. Schwarze schuluniform. Er scheint aus asiatischer Herkunft zu kommen. Er hat schöne, schmale, mandelförmige Augen. Er kommt neben mir zum stehen, sein Körper war Zentimeter von dem Zaum Entfernt. Ich schielte leicht zu ihm und musterte ihn vom nahen. Sein Seitenprofil, seine Gesichtszüge waren kalt und jedoch eindeutig zu lesen.
Er schien nachdenklich, doch was denkt er wohl nach? Er scheint unbekümmert, obwohl er schien ruhig nachzudenken. Er wirkt lässig, und doch verriet mir sein Verhalten von heute Morgen, die Prügelei, dass es dies nicht war. Er hatte bestimmt ohne zu zögern zugeschlagen. Doch er sieht nicht aus wie ein Schläger. Hat er sich gewehrt? Er ertappt mich. Seine Augenfarbe sieht schwarz aus, doch das waren sie nicht. Sie waren in einem sehr dunklem erd- braun.
»Vor der Realität. Vor Menschen. Vor der Schule. Vielleicht auch vor etwas anderem? Vielleicht flüchtest du vor dir selbst.«
Ich starre ihn an, während mein Kopf gegen das Gitter lehnt.
»Meinst du?«
Er grinst.
»Das müsstest du selbst wissen.«
»Ist dir nicht kalt?«
»Du fragst, ob mir kalt ist?«
Ich lege den Kopf etwas schief.
»Ja? Du bist nur in schuluniform. Kommst du... aus einer anderen Schule? Warum bist du hier und legst dich mit fremden Schülern an?«
»Macht verlangt nach Blut.«
Ich stecke meine Hände in die Hosentaschen der Sportkleidung, in die ich vor Beginn der ersten Stunde gewechselt hatte, da alles patschnass vom Regen war.
Eine Krähe landet auf dem Zaun. Ich schreckte zurück und sehe hinauf zu dem Raben, dann zu dem geheimnisvollen Jungen, der mich ansieht.
»Was?«
Ich entdeckte Seine Blut verschmierten Knöchel, als er seine Hände aus den Taschen nimmt. Mein Mund öffnet sich. Es muss schmerzhaft sein, dachte ich, und sehe erneut zu ihm hinauf.
»Flüchte, so gut du kannst. Flüchte vor den Menschen, die dir begegnen.«
Ich runzelte die Stirn.
»Hm?«
Die Tür wird aufgerissen und ich schreckte auf.
»Warum versteckst du dich, Gwenny?«
Ich schluckte steif als ich an diese Begegnung und seine Worte dachte. Die Gänsehaut war so klar auf meiner Haut, dass man meinen könnte, dass sie mir angetan wurde. Ja, das wurde sie, von jemanden, dessen Gesicht verborgen ist, als hätte er es versteckt hinter einer seiner vielen Masken. Noch nicht ein Mal kannte ich seinen Namen. Mein Handy vibrierte und ich zuckte auf. Ein Rabe landet auf dem Stein über mich, auf einer kleinen Mauer, etwa drei Meter hoch, die hasse ungefähr 13 Meter lang und schmal. Nasse Tropfen fallen in Pfützen. Ich nehme das Handy in die Hand und hebe die anonyme Nummer ab. Mein Atem haucht durch die kühle Gasse, durch die ein eiskalter Wind wehte. Vor mir fallen kleine weiße Flocken. Der erste Schnee fällt. Am Ende des Telefons war es still, doch dann ein Rauschen:»Am Rande des Waldes östlich ist eine Laterne. Du kennst den Ort. Triff mich dort.«Die Stimme des verborgenen. Der Rabe kräht. Dann wird aufgelegt.
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