Kapitel 14: Der Angriff

Dichte Wolken türmten sich über Hogwarts, hin und wieder fielen wenige Tropfen, aber der große Regenschauer ließ auf sich warten.

Proffessor Trelawney hatte besonders große Freude an dem Wetter, die Viertklässler starrten sie fast schon verängstigt an, während sie von all den schlechten Omen, die mit diesem Wetter in Verbindung gebracht wurden, sprach.

Rose fragte sich, wie schon so oft zuvor, weshalb sie dieses Fach eigentlich gewählt hatte. Ihre Mutter hatte ein Talent für das Vorhersagen der Zukunft, das war wohl der Grund.

Aber all dieses Zeug hier erschien ihr dann doch etwas zu blümerant. 

Proffessor Trelawney konnte nicht wissen, dass ihr vorhergesagtes schlechtes Omen durchaus zu der Wahrheit passte.

Dumbledores Armee hatte einen Plan. Sie wussten, wo Mia war.

Und sie ahnten, dass sie an der Rabenruine angegriffen werden würden. Es war ein Hinterhalt, so deutlich und durchschaubar geplant, wie es nur die Slytherins taten.

Oder in diesem Fall der Schlangenclub.

Der Unterricht zog sich hin, Rose traf ein paar mal auf Sam, aber sie wechselten nie auch nur ein einziges Wort. Woran das genau lag, konnte keiner von beiden erklären.

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Es hatte immer noch nicht geregnet, als Rose um halb zwölf aus ihrem Schlafsaal schlich. Die Nacht war das absolute Gegenteil von sternenklar.

Luna war ebenfalls schon wach, ihre langen Haare hatte sie in ihrer Kapuze verborgen, ihre hellen Augen glitzerten in dem spärlichen Licht des Kaminfeuers.

Rose sprach sie nicht an, sondern tippte ihr nur leicht auf die Schulter, als Zeichen, dass sie losgehen konnten. Also verließen sie den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws und liefen so schnell und leise wie möglich die Treppen hinunter bis sie vor dem Raum der Wünsche standen.

Wo sonst immer das Portal erschien war jetzt nur eine karge Wand aus Steinen.

"Da seid ihr ja!", zischte Colin Creevey aufgeregt.

"Hallo Colin.", sagte Luna.

"Wir sind vollzählig.", meinte Cho. "Lasst uns gehen!"

"Wie nennt man einen Ort voller Schlangen?", fragte Fred.

"Slytherin?", schlug Cho vor.

"Falsch. Zoo!", lachte George.

"Haltet die Klappe!", zischte Cho. "Lumos!" Ihr Zauberstab leuchtete auf und gemeinsam schlichen sie aus dem Schloss in den verbotenen Wald hinein.

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Es war gruselig in dem Wald. Zu sagen es wäre still gewesen, wäre eine Lüge. Es raschelte im Unterholz, in den Baumkronen und hin und wieder knackten die Äste.

Padma schien ein Talent dafür zu haben, in Spinnenweben zu laufen, weshalb ihre Haare bald mit den dünnen Fäden verklebt waren. Trotzdem biss sie die Zähne zusammen und entfernte sie zitternd, während des Laufens, alle nacheinander.

Und dann explodierte etwas vor ihnen. Rose stolperte erschrocken zurück, während die Flammen eine fast gerade Linie aus Gras versengten. Jemand lachte.

"Oh, wir wussten es.", murmelten Fred und George im Chor und hoben beide ihre bereits vorgezogenen Zauberstäbe.

"Geh rein und hol Mia!", brüllte Cho Rose über das Tosen der Flammen zu. Rose nickte.

"Viel Glück!", rief Luna und schob Colin sanft hinter einen Baumstamm, damit er sich nicht noch stärker an den fliegenden Funken verbrannte. Zwei davon waren nämlich schon auf seinen Wangen gelandet.

"Aguamenti.", murmelte Rose und kühlte so mithilfe des Wassers den Boden vor sich etwas hinunter bevor sie anfing zu rennen. Sie waren kurz vor der Rabenruine.

Die Flammenwand trennte den Schlangenclub und Dumbledores Armee, allerdings schien momentan keine der Parteien wirklich Kontrolle über das Feuer zu haben.

Rose mochte kein Feuer, für sie war es schon immer mit fehlender Luft und zu hohen Temperaturen verbunden gewesen. Nicht zu vergessen das stechende Gefühl in den Augen, wenn der Rauch auf sie traf.

"Incendio!", brüllte jemand und Rose linker Ärmel begann zu brennen. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen, aber sie zwang sich die Hitze und den Schmerz zu ignorieren und löschte so ruhig wie möglich das Feuer.

"Madame Pomfrey schafft das schon.", murmelte sie und wischte sich mit der freien Hand über die Augen, damit die Schmerzestränen ihr nicht die Sicht raubten. Denn das schaffte das Feuer auch so schon.

Die Ruine kam näher und Rose fuhr hastig mit den Händen an den angenehm kühlen Steinen entlang um den Eingang zu finden.

Es ging nicht schnell genug, also kletterte sie geschickt durch eines der Fenster. Der Schlangenclub war wirklich nicht besonders schlau, kein Wunder dass sie vergessen hatten, die Ruine zu schütz-

"Rose!"

"Sam!", sagte sie überrascht.

"Es tut mir so leid, ich wusste nicht was passieren würde.", flüsterte er hektisch.

"Wo ist Mia?", fragte Rose, die nicht länger als nötig hier bleiben wollte. Die anderen kämpften schließlich gleichzeitig um ihr Leben!

Sam deutete auf eine schlaffe Gestalt, die zusammengesunken in der Ecke saß.

"Was haben sie mit ihr gemacht?", fragte Rose entsetzt und lief auf ihre Freundin zu, Sam folgte ihr: "Ich weiß es nicht. Ich glaube Draco hat irgendeinen Trank aus der Schule geklaut und-"

"Was für einen Trank?", fragte Rose.

"Irgendetwas violettes oder so.", meinte Sam.

"Danke.", antwortete Rose und zog ihren Zauberstab aus ihrem unversehrten Ärmel. Dann klopfte sie damit auf Mias Stirn. Ihre Augenlider flackerten.

"Was machst du?"

"Vertrau mir einfach.", unterbrach ihn Rose und klopfte stärker. "Komm schon!" Schließlich schlug Mia erschöpft die Augen auf: "Wa-"

"Komm, wir müssen hier weg.", meinte Rose und hielt Mia ihre Hände hin. Als sie danach griff verzerrte sich Rose Gesicht vor Schmerz.

Die Verbrennung ihres linken Armes tat unglaublich stark weh. Die Ränder ihres Blickfeldes wurden schwarz.

Sie wurde nicht bewusstlos. Das war das einzige, was sie noch wirklich wahrnahm. Der Rest war eine einzige verschwommene Erinnerung.

Aber sie entkamen. Sie und Mia stolperten aus der Ruine, dabei war es unklar, wer eigentlich wen genau zog.

Allein schon wegen ihres Stolzes hoffte Rose, dass sie wenigstens ein wenig wacher gewesen war als ihre beste Freundin, schließlich sollte nicht sie diejenige sein, die gerettet wurde.

Sie traffen auf die anderen, die es geschafft hatten das Feuer fast zu löschen. Dann löste sich das Wasser aus den Wolken, sie alle wurden klatschnass.

Einerseits war es angenehm, dass ihr verbrannter Arm so abgekühlt wurde, aber gleichzeitig wurden Rose Schmerzen auf diese Art unangenehm dumpf, als würde jemand mit einem Hammer auf ihren Arm schlagen.

Rose erinnerte sich vage daran, Sam noch einmal gesehen zu haben, seine Haare klebten dank des Regens an seiner Stirn. Aber das  konnte nicht lang gewesen sein, einen Wimpernschlag später war er wieder weg.

Der Boden wurde wieder zu Stein, sie erreichten das Schloss. Und dann wurde alles dunkel.





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