15. Kapitel
Ich atmete nun automatisch flacher und mein Herzschlag beschleunigte sich nun auch. In dieser dunklen Kiste zu warten, war unbeschreiblich schlimm. Da ich schlecht Luft bekam, und dazu noch heiß gesucht wurde, war es unerträglich zu warten.
"Weißt du, wo sie ist?", fragte eine lautere Stimme.
"Nö...", erwiderte eine dumme Stimme darauf.
Die beiden Suchenden suchten mich immer, und immer wieder. Von unten hörte ich Gavins Stimme, die wahrscheinlich gerade versuchte zu verhandeln. Doch wenige Minuten später schrie er schmerzhaft auf.
"Gavin!", entfuhr es mir. Das Kramen hörte ruckartig auf. Schritte kamen auf mich zu und öffneten die Klappe die geradewegs zu meinem Versteck führte. Eine so unbeschreibliche Panik durchfuhr meinen Körper, dass ich jetzt, auch noch, automatisch viel viel schneller atmen musste.
"Boah, ist das dunkel hier!", rief der eine dümmere Mann. Ich musste mir trotz meiner misslichen Lage das Lachen mühsam verkneifen. Die zweite Luke ging nun nach einiger Zeit auf und jetzt war ich eindeutig ausgeliefert.
Ruhig, Ally. Ruhig...
Ich versuchte mich in Gedanken zu beruhigen, aber es half nichts. Wirklich gar nichts!
Die Schritte waren nun immer mehr zu hören. Sie kamen immer näher. Immer näher.
"Ach... scheiß Panik!", fluchte ich.
Oh nein. Jetzt habe ich mich selbst verraten., realisierte ich wenige Augenblicke später. Ich hätte aufschreien sollen.
"Aaliyah Smith?", fragte mich nun der klügere fast schon sanft. Mir stockte der Atem als er meinen Namen aussprach.
Woher wissen die, dass ich hier bin?, fragte ich mich. Dabei wusste ich das nur zu gut. Ja, ich hatte mich tatsächlich selbst verraten! Jay. Super gemacht! Dann kam mir ein Einfall - Vielleicht wussten die beiden ja gar nicht genau dass ich hier war, sondern taten nur so, damit ich mich 'stellen' konnte.
Also regte ich mich kein bisschen. Die Minuten zogen sich wie Kaugummi hin, doch auf einmal brachte mich ein Bedürfnis völlig aus der Bahn. Das Bedürfnis zu niesen wurde immer stärker. Es war wie in einem dieser typischen Situationen in Filmen, wo man so sehr mit dem Protagonisten mitfiebert, dass man selber fast einen Herzinfarkt bekommt.
Ich suchte nun in meinem Gehirn nach Methoden, wie ich das Niesen unterdrücken sollte. Eine fiel mir direkt ein, doch ich ließ sie wieder fallen, als ich bemerkte, dass man sich dafür bewegen musste. Ich durfte mich auf keinen Fall auch nur ein winziges Stück bewegen.
Und da war sie wieder: die Angst entdeckt zu werden. Ich fluchte mich im Inneren an, doch es half ja alles nichts. Das Bedürfnis zu niesen hatte nun fast den Höhepunkt erreicht, also hielt ich einfach die Luft an.
Überraschender Weise wurde der Nieser nicht ganz so laut. Es blieb auch immer noch so still im Raum, wie zuvor auch.
Du machst Fortschritte, Liyah!, lobte mich dann mein Gehirn. Dankend schloss ich meine Augen und versuchte einfach einzuschlafen, doch meine Gedanken hielten mich davon ab, einfach ins Land der Träume zu driften. Außerdem hatte ich Angst, dass ich plötzlich anfange zu schnarchen. Das könnte mir bei meiner Dummheit, wirklich passieren. Mit einem inneren Seufzer schlug ich nun wieder meine Augen auf.
"Komm. Ich glaube hier ist niemand mehr", durchbrach der klügere nun niedergeschlagen die Stille.
Erst als ich mir komplett sicher war, dass die beiden die Treppe hinunter trampelten stand ich vorsichtig auf. Mein linkes Bein war eingeschlafen, aber das war mein kleinstes Problem. Ein paar stechende grüne Augen kreuzten meine braunen für nicht mehr als eine Sekunde, denn augenblicklich stürzte sich der junge blonde Mann auf mich.
Ich schrie, kratzte und schlug wild um mich.
"Ein ganz schönes Biest", kommentierte er das Geschehen spielerisch. Mein gefährlicher Blick ruhte nun auf ihm. Ich ließ mich einfach auf dem Boden festhalten, nur um im nächsten Moment ihm mit meinem Knie einen Tritt in die Weichteile zu verpassen.
Triumphierend stand ich auf, während er taumelnd nach hinten fiel. Ich musste diesen Moment nutzen, um ihm einen Tritt auf die Nase geben. Angewidert starrte ich nun die Sohle meines Schuhes an. Blut hatte sich dort angesammelt, doch statt mich zu entschuldigen sagte ich: "Das hast du davon, wenn du dich mit Aaliyah Smith anlegst!"
Er lächelte mich nur zuckersüß an, und mit einem feindseligen Blick wirbelte ich herum, und verließ diese Szene.
Ich sprang von dem Doppelboden ab und machte mich daran, die schwere Klappe aufzubekommen, um dann die Leiter nach unten zu drücken. Als ich das blitzschnell erledigt hatte sah ich einen dicken, brünetten Mann vor mir, der versuchte mir den Weg zu versperren.
Auf die gleiche Weise wie beim blonden, schlug ich ihn K.O. und konnte mich nun auf Gavin konzentrieren. Ich hatte wirklich keine Ahnung wo er war, und ob es ihm gut ging.
Auf gut Glück schlich ich mich, mit leisen Füßen, ins altmodisch eingerichtete Wohnzimmer. Zu meinem Bedauern, fand ich dort keine einzige Spur von ihm - geschweige denn von Marvin.
Ich tapste nun also in die Küche, in der Hoffnung dort etwas zu finden. Und in der Tat fand ich etwas, was mich wütend machte. Eine rote Flüssigkeit hatte Spuren am Boden hinterlassen. Tränen stiegen in meine Augen und warteten darauf, hinaus zu dürfen.
"Mist", murmelte ich nur. Kurzerhand beschloss ich dem Blut zu folgen. Die Spuren führten mich in den Flur. Hier hörten sie auf, und ich fand nur zwei weitere Türen vor. Zum einen das Esszimmer, und zum zweiten das Badezimmer.
Ich riss ohne nachzudenken die Esszimmertür auf, doch fand keine weiteren Spuren. Leise und bedacht darauf keinen Lärm zu verursachen, verließ ich das Zimmer wieder. Nun blieb mir nur noch das kleine Badezimmer übrig. Und wieder riss ich diese Tür auf, und traf einen runden, harten Gegenstand.
Eine Person sackte zu Boden und bei genauerem Hinsehen, erkannte ich Marvin Barrymore. Geschockt sah ich auf die Platzwunde - die ich ihm verursacht hatte - aus der nun literweise Blut strömte. Doch das war (wie immer) nicht mein einziges Problem. Gavin lag bewusstlos, vielleicht sogar tot, über dem Rand der Badewanne, die den halben Platz des Bades einnahm.
Sein lebloser Anblick rührte mich schon wieder zu den Tränen, und ich war einem Heulkrampf gefährlich nahe.
Nun lagen hier im Badezimmer zwei bewusstlose Männer und es sah wirklich so aus, als hätte ich an allem Schuld. Drei der Vier bewusstlosen Männer hier im Haus, hatte ich wirklich K.O. geschlagen, doch sie wollten mich mitnehmen - gegen meinen Willen. Also habe ich das Recht mich zu wehren, ob sie wollen oder nicht.
Ein leiser Seufzer entfleuchte mir, als ich mir den Weg zur Badewanne bahnte. Ich kniete mich nieder, um Gavins Puls zu fühlen.
"Schwach, aber da". Nun kam wieder ein wenig Freude in meinen Körper. Ratlos was ich nun tun sollte, stand ich wieder auf. Letztendlich schnappte ich mir das Handy was Ana besaß und rief die Polizei an.
Ich wurde unendlich traurig als ich Ana dachte. Ich dachte sie wäre meine beste und einzige Freundin, doch sie hat mich nur ausgenutzt.
"Guten Tag", begrüßte mich eine liebe Frauenstimme.
Ich erwiderte die Begrüßung und schilderte ihr nun, was geschehen war.
Außer einem "Aha, verstehe" zwischendurch, sagte sie nichts. Als ich endlich fertig war, die Geschichte zu erzählen bekam sie wieder ihre Sprache.
"Ich müsste da mal Ihren Namen wissen".
"Ou, natürlich. Aaliyah Smith", antwortete ich lässig auf die verkrampfte Frage.
"Tut mir leid, aber für Späße bin ich nicht zuständig", meinte sie mit einem Mal schnippisch.
Ich lachte auf. "Mir tut es auch leid, aber so heiße ich nunmal! ", kam es dann genervt von mir zurück.
"Sie können mir nicht erzählen, dass sie den Prinzen heiraten werden, und somit die Queen von Groß Britannien werden", lachte diese undankbare Frau auf.
"Doch das kann ich, und nun verrate ich Ihnen meine Adresse, damit Sie mir endlich nicht mehr auf die Nerven gehen, und sich selbst überzeugen können!"
"Also gut", kicherte sie mich an.
"Keyway Street drei, London."
"Wow, jetzt weiß ich die Adresse der zukünftigen Queen", gackerte sie mich nun an. Ich verrollte einmal die Augen, aber konzentrierte mich dann wieder auf das, was sie als nächstes sagte: "Natürlich werden wir trotzdem vorbei kommen. Und dann können Sie mir ja Ihren richtigen Namen sagen". Ein bisschen wunderte mich schon, dass die auf einmal so ernst wurde.
"Natürlich", antwortete ich nur, und legte auf.
Manche Menschen brachten mich wirklich zur Weißglut!
Wenige Minuten nach unserem Gespräch sah ich schon das Blaulicht aufblitzen, und auf einmal stieg niemand geringeres aus dem Wagen, als Michael Waveless.
Was glaubt ihr, wird Aaliyah unternehmen? Glaubt ihr, sie wird Michael vertrauen. Und was hat er überhaupt dort zu suchen?
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