Kapitel 26

Die Nacht war kälter als gedacht, da hatte Ceylon wohl Recht.

Trotzdem hatte ich irgendwie das Gefühl, dass er in seiner Nachricht nicht unbedingt die Nacht meinte. Eigentlich hatte ich gar keine Ahnung, was er damit meinte.

Ich konnte nur wilde Vermutungen anstellen, aber die führten letztendlich auch nicht zur Lösung des Problems.

Circ hatte mir dazu geraten den Pullover und den Ring mitzunehmen.

Immerhin würde Ceylon nicht ewig das Fehlen seines Schmuckstückes dulden.

Leider. Ich muss schon zugeben, mit dem kleinen Gegenstand in meiner Nähe hab ich mich schon etwas sicherer gefühlt. Oder mit dem Gedanken, dass dieses gewisse Etwas Ceylon gehört.

Halt! Stop!

Ich musste unbedingten mit diesen Gedanken aufhören! Man konnte ja denken, ich wäre irgendeine durchgeknallte Psychopatin auf Stalkerkurs.

Es war an der Zeit, sich wichtigeren Sachen zu widmen.

Zum Beispiel wie ich diese verfluchte Wasserrinne raufkommen sollte.

Das erste Mal hatte ich es ja geschafft, da war meine Hand aber noch nicht verletzt gewesen!

Verzweifelt ließ ich mich auf das feuchte Gras nieder. Anscheinend konnte ich nur noch hoffen, dass Ceylon mich finden würde. Das tat er doch immer.

Irgendwie schaffte ich es zur Turnhallenwand zu robben. Dort angekommen lies ich mich gegen die massive Steinwand sinken und schloss die Augen. Es war einfach zu spät, um nicht müde zu sein.

Nur ein paar Minuten warten.

„Das das ja nicht zur Gewohnheit wird!", wies eine tiefe Stimme an.

Erschrocken schreckte ich auf. Erst nach mehrmaligen Blinzeln stellte ich fest, dass ich auf der Bank des Turnhallendaches lag. Wie kam ich denn hier hin?

Langsam schob ich mich in eine aufrechte Position, sodass ich mich gemütlich anlehnen konnte.

„Was soll zur Gewohnheit werden?", fragte ich verwirrt in die Dunkelheit.

Von einer anderen Person keine Spur.

Zum Glück aber nicht lange. Ceylon trat nach ein paar langen Sekunden aus dem Schatten der Lichter, „Deine verletzte Hand."

Ich konnte nur nicken.

Mit langen Schritten kam er auf mich zu, während ich nervös auf meinem Platz hin und her rutschte.

Wie schon beim ersten Mal, nahm Ceylon vorsichtig meine Hand in seine und löste den Verband.

„Halt das mal.", er drückte mir in meine freie Hand die Binde und zog derweilen aus den tiefen seines Pullovers die gleiche Feuersalbe, wie schon in seiner Schule.

Sanft strich er die Creme auf meine Verbrennungen, dabei fielen ihm ein paar kleine Strähnen seines schwarzen Haares ins Gesicht.

Fasziniert beobachtete ich, wie Ceylon hochkonzentriert meine Wunde versorgte.
Das sollte wirklich zur Gewohnheit werden!

Eigentlich wollte ich diesen Moment nicht zerstören, doch mir brannte eine Frage auf der Seele, welche ich nicht so schnell loswerden konnte.

„Ceylon?", flüsterte ich deswegen.

„Mh."

„Kann ich dich etwas fragen?"

Mein Gegenüber runzelte kurz die Stirn, „Du kannst es versuchen."

„Okay. Wie komm ich hier hoch? Vorhin saß ich noch an der Turnhallenwand und jetzt bin ich hier oben."

Ceylon zog den Verband fest und erhob sich dann geschmeidig, „Vielleicht schlafwandelst du ja?"

Perplex starrte ich ihn an, „Das ist nicht dein Ernst?"

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern, „Was weiß ich, was deine Schlafgewohnheiten sind?!"

Empört schnaubte ich, „Warum sollte ich hierher kommen?"

Ceylon ließ sich neben mir auf der Bank nieder, „Ich hab noch ein paar Fragen offen."

„Und das fällt dir jetzt ein? Warum jetzt?"

Jetzt war mein Gegenüber an der Reihe verächtlich zu schnauben, „Wann hätten wir denn ungestört reden sollen? Vielleicht in dem Moment, als du dich von Justin pruzeln lassen hast? Oder bei unserem netten Gespräch mit Mary?"

Unter seinem argwöhnischen Blick fühlte ich mich auf einmal wie ein kleines Mädchen, bei einer Strafpredigt. Automatisch zog ich die Schultern ein.

Ceylon musste mein Unbehagen gespürt haben, denn sein Blick wurde schlagartig sanfter, „Tut mir leid."

„Hmpf."

„Wollen wir nun mit unserem Spiel weitermachen?"

Kritisch betrachtete ich Ceylon. Auf den ersten Blick sah er total entspannt aus, doch wenn ich genauer hin sah erkannte ich seine versteckte Anspannung.

„Nur, wenn ich noch eine Frage bekommen."

Mein Gegenüber spannte für einen Moment seinen Kiefer an, dann nickte er jedoch.

„Gut.", ich rieb mir die kalten Hände, „Wo sind wir stehen geblieben?"

„Ich habe dich gefragt, was ihr in Water Science macht."

Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern, „Nicht viel. Letztes Mal haben ein paar von uns, unsere Lehrerin vermöbelt."

Erstaunt zog Ceylon eine Augenbraue nach oben, „Interessant."

Heimlich grinste ich in mich hinein, das hatte er wohl nicht erwartet.

„Warum habt ihr sie, äh, vermöbelt?"

Sie ist eigentlich nur unsere Vertretungslehrerin. Trotzdem zwingt sie uns zu den schlimmsten Zeiten zum Unterricht. Welcher Lehrer macht schon am Wochenende Unterricht? Niemand! Da platzen einfach ein paar Klassenkameraden die Kragen. Ich weiß nicht wies sie's angestellt, aber als ich wieder kam hing unsere Lehrerin an der Decke."

Irgendwie war es befreiend Ceylon diese Sache zu erzählen, bei ihm konnte ich reden ohne zu bezweifeln, dass er mir überhaupt zuhörte.

Ich wusste zwar nicht warum er diese Fragen stellte, doch das sollte mir für diesen Moment egal sein.

Ceylon neben mir nickte, „Wo warst du?"

„In der Bibliothek."

„Während des Unterrichtes?"

„Sagen wir mal so, mein Element und ich haben gerade ein paar Meinungsverschiedenheiten. Da stört eine schreiende Lehrerin eher."

Ich wollte vor Ceylon nicht zugeben, dass ich bis jetzt nur Eiswürfel entstehen lassen konnte. Es war schon peinlich genug, dass meine Freunde davon wussten. Und die Lehrer.

„Aha. Was sagt deine Lehrerin dazu?"

„Sie kann ja nicht mal selbst Wasser bändigen.", brummte ich.

Da fing Ceylon an zu lachen. Es war ein schönes Lachen, tief und rau.

Gänsehaut zog sich dabei über meine Arme und automatisch musste auch ich lächeln.

Während ich so vor mich hin lächelte, merkte ich erst gar nicht wie Ceylon mich beobachtete.

Erst als ich jedoch seinem Blick begegnete, wurde es mir schlagartig bewusst.

Mein Gesicht musste rot wie eine Tomate sind.

Krampfhaft suchte ich nach irgendetwas, was ihn von mir ablenken konnte.

Da ergriffen meine Hände seinen Pullover.

Schnell löste ich ihn von meiner Hüfte und reichte ihn Ceylon, „Dein Pulli."

Sein Gesicht erhellte sich durch ein rätselhaftes Grinsen, „Danke."
Ich lächelte unsicher zurück, hatte ich nicht vor ihm noch den Ring zugeben?

Das musste wohl warten!

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Diesmal ein etwas abruptes Ende :)

Zu meiner Verteidigung, ich muss doch die Spannung noch etwas hochhalten! Immerhin hat Ceylon noch 3 Fragen offen!

Und Ruby noch eine Frage ^^

Mal sehen, mal sehen.

Wir lesen uns bald, xPurpura.

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