Kapitel 5... Auseinandersetzung
"Was ist es dieses Mal, weshalb Sie mich hierher schleifen? Das wird langsam zur Gewohnheit, mich stets und ständig aus den Versammlungen heraus zu katapultieren. Macht Ihnen das Spaß? Was wird hier eigentlich gespielt?", fragte sie Jack zornig, der sie fest an ihrem Handgelenk aus dem Revier, über die Straße und auf den Parkplatz gezogen hatte.
Er wusste, dass sie ihn hasste, vom ersten Tag an, als er Robs Haus betreten hatte. Er sah es ihr an. Sie nannte ihn einen Streuner. Bei diesem Gedanken mußte er leicht schmunzeln. Doch jetzt hatte er für so etwas keine Zeit. Er mußte sie aus der Sitzung zerren, um ihr etwas Wichtiges mitzuteilen. Aber diese Frau, die er gerade hinter sich herziehen mußte, wehrte sich mit Händen, Füßen und Worten.
Doch das, was ihm heute aufgebürdet wurde, fiel ihm nicht leicht.
NEIN!...Denn SIE machte es ihm um so schwerer.
"Lassen Sie mich los verdammt nochmal!", forschte Denis ihn an. Sie zog an ihrem Arm, um sich von Thornedby los zu eisen. Doch je mehr sie an ihm zog, um so fester legte er seine Hand um ihr Gelenk.
"Würden Sie mich gefälligst endlich loslassen?", giftete sie ihn an.
Jack blieb vor seinem schwarzen VW Amarok stehen und sah sie verärgert an. Er schnaufte durch seine Nase und antwortete schroff: "BITTE!" Das hoffte er aus ihrem Mund zu hören.
Denis rümpfte die Stirn. "Was?...Wie bitte?" Er drehte sich zu ihr um, damit er ihr in die Augen sehen konnte und wiederholte seine Worte sehr deutlich. "Ich sagte, wie wäre es mit einem BITTE !? Das Wort ist dir doch wohl geläufig, Garcia? Oder etwa nicht?"
Denis wurde giftig mit ihrer Antwort. "Oh Verzeihung! Ich glaube, das liegt an meiner - ach so schlechten Erziehung! Und Sie wollen mir gerade Manieren beibringen?
Dann muß ich Sie leider wohl oder übel enttäuschen!
Dafür ist es leider schon zu spät! Finden Sie nicht auch,
Thornedby?", antwortete sie sarkastisch und lächelte ihn spitz an.
Jack holte tief Luft. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Er musste wohl in dem Moment verrückt gewesen sein, sich auf dieses Versprechen eingelassen zu haben.
WAS HAB ICH MIR NUR DABEI GEDACHT? ,
fragte er sich gerade in seinen Gedanken. Eine andere Reaktion von Denis konnte er nicht erwarten. Er kannte sie nicht anders. Mit hoch gehobenen, bittenden Augenbrauen sah er sie an.
Denis verdrehte die Augen, zappelte nervös herum und knurrte durch ihre Zähne sehr unverständlich: "Bitte!"
Jack kam ein Stück näher und beugte sich leicht zu ihr herunter und fragte sie ganz ruhig und entspannt: "Was hast du gerade gesagt? Ich kann dich nicht hören.", gab er ihr zu verstehen.
"Na schön - BITTE - Ist das deutlich genug?", schrie sie ihn an. Er ließ ihren Arm los und ging einen Schritt zurück.
Denis rieb sich das Handgelenk und fluchte, weil es schmerzte.
Jack wand sich ihr wieder zu. "Bist du jetzt endlich fertig hier herum zu zappeln? Ich hab dir etwas zu sagen. Leider hab ich den Anschein, dass du mir überhaupt nicht zuhören willst!"
Sie sah ihn mürrisch an. "Wieso sollte ich das tun? Sie merken nicht einmal, dass ich mit Ihnen überhaupt nicht reden, geschweige Ihnen noch zuhören oder von Ihnen aus der Sitzung geschliffen werden will!", protestierte Denis.
Sie wollte einfach nur, dass er ging und sie in Ruhe ließ. Sie wollte einfach nur an ihre Arbeit zurück. Er war unausstehlich, nervig, besitzergreifend, herrisch und arrogant. Sie verfluchte den Tag, an dem ihr Vater ihn mit nach Hause brachte und der Familie vorgestellt hatte.
Jack sah sie an. "Nur eine Minute...Nur eine einzige, verdammte Minute sollst du mir meinen Worten leihen...", versuchte er ihr zu erklären. "...Ist das denn zuviel verlangt?", herrschte er sie an.
Denis war total aufgebracht, als sie das vernahm.
"Leihen?...Nur leihen?...Das wird ja immer schöner!
Jetzt leihen Sie sich meine Ohren. Morgen ist es vielleicht meine Unterwäsche. Am Wochenende leihen Sie sich Dads verruchte, egoistische, alkoholisierte, Männer sammelnde Ehefrau und ihr sexistisches, magisches Notizbüchlein aus? Da kommen Sie leider etwas zu spät, Mister Jack Thornedby! Der Kalender platzt aus den Nähten vor lauter Terminen. Ich würde Ihnen raten...von Feind zu Feind...stellen Sie sich hinten an! Die Warteschlange ist extrem lang!"
Jack stutzte und hielt kurz inne. "Du...Du weißt davon?...Ich meine..." Er brach mitten im Satz ab.
Ja, Megan besaß ein kleines Notizbuch. Darin standen alle Telefonnummern ihrer männlichen Verehrer, mit denen sie sich heimlich traf und mit ihnen ins Bett ging...
Denis hatte an einem Samstag die Wäsche in den Keller in die Waschküche gebracht. Wie immer sortierte sie die Wäsche nach Farbe und Gradzahl. Da fiel dieses Notizbuch aus der Jacket - Jacke ihrer Stiefmutter heraus.
Sie hob es vom Boden auf und setzte sich in eine Ecke der Waschküche. Sie blätterte darin herum und las sich die Namen darin durch. Es waren alles Männer. Den einen oder anderen kannte sie. Es waren Männer aus der Nachbarschaft oder Kollegen ihrer Stiefmutter, die sie hin und wieder mit deren Frauen zum Grillen einlud...Doch Denis war nicht dumm. Sie zählte eins und eins zusammen und versteckte es irgendwo im Keller. Darin lag es verborgen, bis sie das Elternhaus verließ. Sie legte es in den Kleiderschrank ihrer Stiefmutter zurück. Sie würde sich sicher wundern, wo es auf einmal her kam.
Auch während der Ehe mit Rob machte seine Frau Megan also von dem Buch Gebrauch. Jack wusste ebenfalls davon und konnte sich gerade nicht erklären, wo Denis es her hatte und wie sie es in ihre Finger bekommen hatte.
"Denken Sie jetzt etwa gerade darüber nach, woher ich davon weiß?" ,fragte sie ihn spitz.
Das brachte das Fass zum Überlaufen. Jack wurde wütend. Wie gerne würde er ihr jetzt den Mund stopfen, sie jetzt knebeln und über sein Knie legen, um ihr gehörig den "Gott verdammten" vorlauten, zickigen, kleinen verwöhnten Sturkopf - Hintern zu versohlen.
Auf der anderen Seite grinste er leicht, denn er wusste genau, auf was er sich da einlassen würde. Er musste es seinem besten Freund Rob versprechen...Aber auf irgendeine Art und Weise musste er sich doch bei ihr Gehör verschaffen! Plötzlich kam es aus ihm laut heraus: "Halt jetzt endlich deine Klappe!"
Denis erschrak und zuckte zusammen und steckte ihre Hände in ihre Hosentaschen... und nickte stumm.
"Lieber Gott, ich danke dir!", betete Jack zum Himmel rauf.
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Auf der Terrasse ihres Apartments herrschte eiserne Stille zwischen Jack und Denis.
Jede Fliege, jede Biene und jedes Zirpen einer Grille war zu hören.
Denis stand am Treppengeländer zum Garten. "Hat er noch irgendetwas gesagt, bevor...?", fragte sie Jack, der ihr ein Glas Wasser reichte und sich auf den Stuhl am Terrassentisch setzte.
"Er sagte, ich soll dir sagen, dass er von oben auf dich herab sieht und dich sehr, sehr lieb hat...mehr als seine Frau."
Sie setzte sich auf die obere Treppenstufe und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. "Sonst noch was?", hakte sie nach.
Jack setzte sich neben sie auf die Stufe. "Es tut ihm sehr leid, daß er dich nicht nochmal sehen und dich in seine Arme schließen konnte."
Denis ließ eine weitere Träne rollen und nickte.
"Und...", hob Jack an und erhob sich:
"...Ich soll auf dich aufpassen."
Denis versuchte zu lächeln und schaute zu den Sternen hinauf. "...Auf mich aufpassen?...Das sieht ihm ähnlich!...Auch jetzt noch behandelt er mich wie ein kleines Kind!", flüsterte sie traurig.
Jack musterte sie. Er mochte sie eigentlich. Aber manchmal konnte sie ein richtig, kleines Biest sein. Er wollte ihr eine Strähne aus ihrem Gesicht streichen, doch er musste sich anstrengen, seine Hände für sich zu behalten.
"Wie lange seiner Meinung nach sollen Sie ein Auge auf mich werfen, Thornedby?"
Jack stand auf. "Bis du verheiratet bist!"
Denis lachte kurz laut auf. "Ja klar!... Sicher!...Und wen soll ich Ihrer Meinung nach auf die Schnelle heiraten, damit ich Sie schnell und ein für alle Mal los bin?...Oh Gott! Das ist doch verrückt!", und sie stand auf und ging zur Terrassentür.
Er ging auf Denis zu und zog sich seinen schwarzen Mantel über. "So schnell wirst du keinen Dummen finden, der sich darauf einlässt. Und das nur, weil du mich loswerden willst!", und er verließ ihr Apartment.
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Officer Rob Samuel Garcia starb an diesem Morgen. Sie konnte ihren Vater nicht mal mehr sehen und:
"Leb wohl" sagen.
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