Kapitel 4...Raum 2/39

"Guten Morgen Miss Garcia!"
"Wie war der Urlaub?"
"Jemanden kennen gelernt?"

...Denis haßte diese Fragen. Sie haßte einige Mitarbeiter, die sich dachten, sie könnten ihre Freundin sein. "Oh nein!" , sagte sie zu sich in ihrem rot-braun-lockigen Kopf und betrat ihr Büro, in dem ihre beste Freundin und Kollegin Randy Amber auf sie wartete.

Die wühlte bereits ihre Ablage nach großen Aufträgen und Telefonaten durch, die sich in den vierzehn Tagen angesammelt hatten.

"Morgen! Hast du meinen Dad schon gesehen? Groß, gutaussehend, ca 1,90 Meter, dunkelbraune Augen, kurze leicht ergraute Haare, Uniform...Nein?...Nicht?..Okay! Dann ist er wohl zu spät. Das klingt so gar nicht nach Dad." , und Denis legte ihre Softshell-Jacke ab.

"Die Zwölfte ist zu, Stau, ein schwer Unfall, Opfer wurde noch am Unfallort wiederbelebt. Hab ich gehört." , antwortete Randy mit dem Rücken zu ihr. Sie legte einen A4 - Notizzettel vor die Nase ihrer Freundin.

Denis hatte bereits die Nummer ihres Vaters vom Handy gewählt. Doch er nahm nicht ab. Nebenbei las sie das schwarz Gedruckte auf dem A 4-Blatt,mit dem Randy vor ihren Augen hin und her fuchtelte.
"Könntest du...Könntest du bitte für einen Moment das Blatt still halten? Danke!" Jetzt las sie es.

" 9.00 Uhr

Versammlung,

2.Stock

Raum 2/39 "

Denis sah auf ihre Armbanduhr. "Shit!" Sie sprang von ihrem Bürostuhl auf und suchte hektisch einen Block und einen Stift zusammen und sah dorthin, wo gerade noch ihre Freundin gestanden hatte. Die war allerdings schon mit Ordner und Schreibzeug bewaffnet zum Fahrstuhl gegangen und drückte bereits auf den Knopf. Beide betraten den Lift, als er sich öffnete und Randy redete ununterbrochen von ihrem gestrigen Abend mit Jules.

Denis hörte ihr nicht wirklich zu. Sie dachte an ihren Vater, der sonst nie zu spät zur Arbeit kam. es war schon merkwürdig. Sie hatte dabei ihre grünen Augen auf den Fahrstuhlboden gerichtet, hielt ihren Block vor ihrer Brust fest und spielte an ihrem Kugelschreiber herum - Mine rein und Mine raus - bis der Fahrstuhl stehen blieb. Sie war nervös. Der Boss mochte es nicht, wenn man zu spät zur Versammlung kam.

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In der 2.Etage verließen die zwei Frauen den Fahrstuhl und betraten das Büro 2/39. Tisch und Stühle waren wie in einem Klassenzimmer angeordnet - Bänke hintereinander.

Denis nahm in der letzten Bankreihe am Fenster Platz. Sie mochte diese etwas ruhigere Ecke, weit ab vom Schuss, um es mal sprichwörtlich darzulegen, denn dort konnte ihr niemand Worte und Diskussionen an ihr Genick werfen, geschweige noch Papierkugel - Geschosse in den Rücken ballern. Ja, auch auf dem 5.Revier hatte man so seinen Spaß. Das Leben war schon ernst genug und der Job, den die Polizisten Tag für Tag erledigten, hatte auch seine rauen Seiten.

Naja, nicht immer!

Denis kritzelte ein paar Dinge auf ihren Block, als sie jemand von ihrer rechten Seite ansprach: "Wo ist dein Vater? Er sollte heute das neue Programm vorstellen....", doch sie gab keine Antwort darauf. "Wie war der Urlaub?", fragte die Stimme weiter. Sie war jetzt schon wieder von ihm genervt.

Denis sah stur gerade aus auf die Tafel. Sie kannte diese Stimme und brauchte sich nicht mal umzudrehen. Sie drückte ihren Stift in der rechten Hand, als ob sie ihn gleich zerbrechen wollte und antwortete genervt, ohne der Person einen Blick zu würdigen: "Keine Ahnung! Falls ich ihn sehen sollte, sag ich Ihnen als Letzten Bescheid!" 

Es war Jack, der sich neben sie gesetzt und die Frage an sie gestellt hatte. Sie mochte ihn nicht. Sie hasste ihn auf ganzer Linie. Von dem Tag an, als ihr Vater ihn mit nach Hause brachte. Er war Rob' s dicker, bester Freund. Jack kam vor fünf Jahren neu in die Stadt, um den Job auf dem 5.Revier anzunehmen, kannte niemanden. Denis sagte ihrem Vater, er habe einen Streuner mitgebracht. Jedes Wochenende war unter dem Dach Garcia Motorrad - und Autolärm, Grillgelage, Pool - Partys, Angel - und Camper - Saison. Sie benahmen sich wie Vater und Sohn, doch sie waren die besten Freunde, die Freud und Leid teilten, sich vertrauten. Jeder warf ein Auge auf den Anderen. Wenn ihr Vater ihn mit nach Hause brachte, suchte Denis das Weite. Ihre Stiefmutter Megan führte sich dann jedes Mal auf wie eine läufige, schnurrende Raubtierkatze und fuhr ihre Krallen nach Jack aus.

Er ließ sie stets abblitzen. Doch Megan waren diese Körbe scheißegal. Sie versuchte es immer wieder sich an Jack heran zuschmeißen. Denn sie bekam immer das, was sie wollte. Aber nicht Jack.

Jack stand vom Stuhl auf und ging zum Fenster, um auf den Parkplatz hinaus zusehen. Er hielt Ausschau nach Rob, der schon seit einer halben Stunde überfällig war. "Komm schon Garcia! Das sieht dir überhaupt nicht ähnlich.", flüsterte er kaum hörbar vor sich hin. Er zog sein Handy aus seiner rechten Lederjacke Tasche und wählte Robs Nummer an, doch er nahm nicht ab.

Doch in diesem Moment zuckte er zusammen, als die Bürotür laut auf krachte. Er sah seinen Boss Arthur Fullman eintreten. Sein beunruhigender Blick sagte alles. "Thornedby!...Maine! Ich brauche euch auf der Zwölften. Es gab einen schweren Unfall." 

Jack nickte ab und fragte im Vorbeigehen an Fullman: "Was ist mit Garcia?" 

Arthur rief ihnen hinterher. "Ich schicke ihn nach, sobald er hier ist. Ein paar Streifenwagen sind schon vor Ort. Räumt dort auf! Ich verlasse mich auf Euch! Versucht Garcia trotzdem von unterwegs zu erreichen. Meldet Lagebericht, sobald ihr dort seid!" 

"Geht klar Boss!", kam es wie aus einem Munde von Jack und Maine.

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Zwei Stunden später klopfte es an der Tür von Raum 2/39. Die Versammlung dahinter war voll im Gange. "Herein!" ,kam es von Fullman. 

Jack steckte seinen Kopf durch den Türspalt. "Entschuldigen Sie Käpten Fullman!", und er räusperte sich. "Ich muss Miss Garcia dringend sprechen!" 

Arthur gab Denis ein Zeichen mit seiner rechten Hand den Raum zu verlassen. 

Sie erhob sich und schnappte sich ihren Schreibblock und ihren Stift. Ihre Blicke wanderten verwirrt zu ihrem Boss, zu Randy und zu Jack. Was war hier los? Jacks Augen verrieten nichts Gutes. Ihre Schritte bis zur Tür wurden immer langsamer. Im Eifer des Gefechts erhaschte sie ein flüchtig bekanntes Gesicht, Thomas hieß er doch oder? Thomas' Signal: "Ich ruf dich an."- Handzeichen bemerkte sie im Augenwinkel, bevor Jack sie am linken Handgelenk packte und sie aus dem Büro 2/39 eilig herauszog. Er zerrte sie aus dem Revier, auf den Parkplatz, um den Kopf frei zu kriegen und sich zu sammeln. Er legte sich schon die Worte zurecht, die er ihr in wenigen Minuten verkünden wollte und musste. Denn vor ihm lag jetzt eine schwere Aufgabe.

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