Kapitel 25..."Sag mir, was ich nicht weiß!"

"Jack ist zurück!", rief Caroline durch das Revier im Erdgeschoß, als sie ihre Schicht begonnen hatte. Denis nahm es nicht für voll, obwohl die Bürotür weit offen stand.
Sie saß am Computer und raste über die Tastatur hinweg, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.
Ihre Freundin warf ihr von ihrem Arbeitsplatz gegenüber merkwürdige, sich fragende Blicke auf die andere Tischseite. Doch Denis war wie hypnotisiert.
"Was...was tust du da?", fragte Randy sie letztendlich, denn sie wartete darauf, wann Denis ihre Tastatur zerschrotete. Denis antwortete ihr mit ihren Augen auf den Bildschirm gerichtet: "Ich versuche die Akte von Megan ausfindig zu machen!"

"Wieso?"

"Mir...mir fehlen noch ein paar Puzzleteile zur Lösung!"
Randy stellte sich hinter Denis ihren Rücken und drehte sie mit dem Gesicht zu sich um. "Findest du nicht, daß du etwas überreagierst, was deine Stiefmutter angeht? Glaubst du wirklich, daß sie deinen Vater einfach so umgebracht hat, nur, weil ihr gerade danach war?"

Denis blieb ruhig und ernst zugleich. "Ich hab sie gestern bei Fullman zu Hause gesehen."

Randy war entsetzt. "Du...du spionierst ihr nach? Bist du noch ganz bei Trost?"

"Ich hab ihr nicht hinterher spioniert, okay? Bugsy war's!...Ich meine..."

Randy schmunzelte. "Ja klar, schön, schieb es nur auf den Hund!"

"...Sie hat sie aufgespürt! Es war wirklich...Sie ist gerannt...geflogen wie eine Furie...Megan hat ihm alles erzählt, als ich bei ihr war."

Randy lief im Büro auf und ab und blickte ab und zu aus dem Fenster. Es regnete schon den ganzen Vormittag. "Okay, wie sieht dein Plan aus, wenn du irgendwann ihre Datei ausfindig gemacht hast?"

Jack betrat soeben das 5.Revier mit seiner Reisetasche. Er suchte mit den Augen nach Garcia. Ob sie heute Schicht hatte? Schoß es ihm durch den Kopf. Während seines Aufenthalts in London hatte er oft an sie gedacht. Er telefonierte jeden Abend mit Magda und erkundigte sich nach Robs Tochter. Er vermisste sie, egal was sie von ihm hielt und über ihn dachte. Er sah durch ihre offene Bürotür...Doch sie bemerkte ihn nicht mal...Er drehte sich zum Büro von Arthur um, ging darauf zu und klopfte an.
Er trat ein und blieb für den Rest des Tages außer Sichtweite.

Nach dem Abendbrot mit Magda ging Denis die übliche Gassi - Runde mit Bugsy. Ihr Weg führte sie erneut zu Arthur Fullmans Villa in der reichen Wohngegend.
Sie hockte mit ihrer vierbeinigen Begleitung hinter dem großen Hagebuttenstrauch.
Ihre Stiefmutter war wieder bei ihm. Noch war es friedlich und ruhig. Doch dann wurde es laut und unangenehm.
Megan war ziemlich aufgebracht. Denis verstand nur ein paar Bruchstücke ihres Ausbruches. Arthur schien ihr den Laufpass gegeben zu haben wegen einer Anderen.
Megan schien das voll auf die Palme zu bringen. Klar, wer ließ sich denn gern eintauschen gegen eine Jüngere?
Das war ja schon fast wie Schneewittchen und die sieben Zwerge - Stiefmutter gegen Stieftochter. Eine Gemeinsamkeit gab es wohl zur Realität...Ehemann und Vater waren umgebracht worden.
Megan wurde hysterisch und räumte Arthur die Küchenregale aus und bewarf ihn mit dem, was sie gerade zu fassen bekam...Töpfe, Schüsseln, Tassen...
Denis ging näher heran.
Fullman stand im Küchentürrahmen.
Die Hände waren in den Hosentaschen verstaut und er schien sich mächtig über Megans Ausbruch zu amüsieren.

Bugsy zog plötzlich aufgeregt und hektisch an ihrer Leine, die Denis festhielt.
Sie drehte sich um, denn ihr Gefühl sagte ihr und durch Bugsys Aufruhr daß sie nicht mehr allein an diesem Ort waren.

Eine männliche, rauhe Stimme flüsterte Denis ins linke Ohr: "Es ist besser, wenn wir zu Hause darüber reden!".

Es war JACK.

Und dann spielte er verrückt.
"Es war sehr leichtsinnig von dir, Garcia, dich so spät dort herum zutreiben....Fullman hätte einmal von der falschen Seite des Hauses heran fahren müssen und er hätte dich und Bugsy dabei ertappt, wie ihr sein Gelände inspiziert!", brüllte er sie vom feinsten an. Sie saß bei ihm auf der Couch im Wohnzimmer und kraulte Bugsy im Genick, die vor ihren Füßen saß und das Schauspiel beobachtete, das gerade zwischen Frauchen und Herrchen statt fand.

Denis ließ sich nichts gefallen und schlug zurück. "Ich glaube, Bugsy war vorsichtig genug, um mich dorthin zu führen. Leider hab ich das aufsteigende Gefühl, daß sie diesen Weg nicht zum ersten Mal gegangen ist. Er war ihr sehr vertraut!"...Denis stand von der Couch auf und verließ das Wohnzimmer und nahm ihren Mantel von Jacks Garderobe, um sein Haus zu verlassen. An der Haustür blieb sie stehen, ohne sich nach Jack umzudrehen.

"Wie oft bist du mit ihr dort gewesen?
Wie lange wußtest du von der Affäre zwischen Arthur und Megan ohne meinen Vater und mich davon in Kenntnis zu setzen?...Bugsy kannte jedes Versteck, jeden Winkel im Garten...Wieso?...
Sie brachte mich jedesmal näher ans Haus heran, ohne entdeckt zu werden oder Gefahr zu spüren!....

ALSO?

Was weißt du über Roy und meinem Vater, Megan und Fullman?
Sag mir, was ich nicht weiß!"

Sie wartete einige Minuten. Aber ihre Fragen blieben von Jacks Seite her unbeantwortet.

"Okay!", flüsterte sie unverständlich und verließ Jacks viktorianische, dreistöckige Villa stinksauer und verletzt.

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