Kapitel 15...Die Ablenkung

Ziemlich durcheinander von einem erlebnisreichen Wochenende saß Denis verträumt an ihrem Schreibtisch im Büro. Sie legte ihren Kopf auf ihre Hände und ließ das Wochenende Revue passieren. Sie schloß ihre Augen und sah ihn vor sich...Thomas. Sie hörte in weiter Ferne die Musik, die auf dem Schiff gespielt wurde und sah sich in den beschützenden Armen von Thomas, wie er mit ihr tanzte, sie berührte und sie auf der Fläche zum Schweben brachte. Nach der Schifffahrt war er mit ihr ins Hotel "Blair - Airport" gefahren und hatte die Nacht mit ihm dort verbracht. Sie spürte seine Hände auf ihrem Körper, seine heißen Küsse....und zack, hob sie erschrocken den Kopf und war wieder am Schreibtisch hell wach. Ein Klopfen riß sie aus ihren Gedanken und sie starrte zur Tür.

Randy war mit zwei Kaffeebechern in der einen Hand eingetreten und hielt zwei Hotdogs in der Anderen. Sie stellte alles auf den Schreibtisch, zog ihre Strickjacke aus und hängte sie über die Stuhllehne. Dann setzte sie sich und schaltete ihren Computer an. Denis verfolgte alles mit ihren Augen. Randy hielt inne und betrachtete ihre Freundin und lächelte. "Wieder die Alte?", fragte sie ihre Freundin. Das Telefon klingelte und beide starrten es an. Es läutete nur einmal. "Okay,...verwählt.", sprach Randy und ging ihre To Do - Liste für heute durch.

Denis leerte ihre Ablage und sortierte ihre Arbeit. "Geht es dir wieder besser? Du warst ganz schön in Trance, Garcia....Ist er der Mann, der Jack ablösen wird?", begann Randy auf sie einzureden. Denis antwortete nicht darauf. "Jetzt mal ehrlich, Denis. Jack wird das Katz - und Mausspiel zwischen euch nicht aufgeben. Auch, wenn du verheiratet sein solltest.....Er liebt dich!" Denis sagte noch immer kein Wort. Randy gab ihr weiter zu verstehen: "ER, wir reden hier von Thomas, ist nicht der Mann, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen solltest." Denis sah auf das Foto ihres Vaters.

Ihre Augen lagen jetzt auf Randy. "Okay, Klartext Amber!...Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!...Wir gehen nach der Arbeit shoppen" Randy lächelte sie an und biß in ihr Hotdog und nickte mit dem Kopf. "Der war gut, Garcia...Gut abgelenkt!"

Der Klamottenkauf im Designer - Center schien in Kaufrausch auszubrechen. Randy war eine Schuh -Liebhaberin. Sie bekam nie genug davon. Denis mußte sie aus dem Schuhladen heraus schubsen, um sie davon abzuhalten, ein sechstes Paar zu kaufen. Zu Hause besaß sie über 100 Paar Schuhe. Jules hatte eine große Wohnung zur Miete, damit ihre Schuhe ihr eigenes Zimmer bekamen. Alle mußten mit umziehen, keines wurde weggeworfen, keines in ihrer alten Wohnung zurück gelassen.

Beladen mit Hosen, Röcken, Shirts, Kleidern, Unterwäsche und Schuhen marschierten sie zum Parplatz. "Bringen wir die Sachen erstmal zum Auto. Dann trinken wir noch einen Kaffee. Ich geb einen aus. Der Einkauf hat mich durstig gemacht. Und essen könnte ich auch etwas."

"Das ist ein guter Vorschlag, Garcia!...Akzeptabel.", und Denis knickte an der Bortsteinkante mit ihrem rechten Fuß um. Denis begann zu fluchen und rüttelte an ihrem Bein. Randy sah an ihr herab. "Scheiß Gully, dein Absatz hat sich darin verfangen." Denis hielt ihr die Sachen entgegen. "Was du nicht sagst, Amber! Allein wäre ich nicht darauf gekommen!"

"Ist ja schon gut, Garcia! Du musst nicht gleich ruppig werden!", und sie nahm ihrer Freundin ihre gekauften Sachen ab.

"War nicht so gemeint! Entschuldige! Würdest du sie bitte zum Auto bringen?Das ist wichtiger, als dieses beschissene Bein." Während Randy alles zum Auto brachte und in den Kofferraum verstaute, versuchte Denis ihren Schuh aus dem Gully zu ziehen. Doch durch das Hin - und Herrütteln brach der Absatz ab und verschwand auf Nimmer - Wiedersehen in der Kanalisation. Der Rest Schuh war befreit und dahin.

Randy stand wieder neben ihr und amüsierte sich köstlich. "Entschuldige, aber das sieht zu..."

"... Ja, ich weiß. Welcher Idiot vergewaltigt seine Schuhe?", beendete Denis trotzig den Satz und zog nebenbei ihren Fuß aus dem kaputten Schuh. Beim Absetzen ihres Fußes neben dem Gully trat sie auf eine Glasscherbe und schnitt sich eine tiefe Wunde hinein. "AU, verdammt!", schrie Denis und ihr Strumpf färbte sich langsam rot. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel auf der Bordsteinkante auf ihren Hintern. In voller Wut hob sie den Schuh auf und warf ihn im hohen Bogen über die Strasse.

Der stoppte auf Jacks Autodach ab und blieb dort liegen. Er stieg aus und schaute nach und pfiff durch die Zähne "Ist schon Mitternacht?", murmelte er vor sich hin und nahm den Schuh herunter. Er schloß sein Auto ab und ging mit dem Schuh zu den beiden Frauen auf die andere Straßenseite.

"Na toll, Glasscherben lassen grüßen!...Womit hab ich das nur verdient?", betonte Denis den letzten Satz. Randy hatte sich zu ihr herunter gekniet und entfernte vorsichtig den weißen Strumpf. Geschafft! Sie gab ihn Denis und sah sich die Wunde an. Denis begutachtete ihren kaputten, weiß - rot gefärbten Strumpf. "Mmh, der ist natürlich hin!", nuschelte sie in sich hinein.

"Reiß dich zusammen, Garcia! Davon geht die Welt nicht unter!", zeterte Randy, die erleichtert aufatmete, als Jack neben ihr aufgetaucht war.

"Ich glaub, der gehört Ihnen, Miss!", sprach er förmlich und mit einer höfischen Verbeugung, als übe er gerade in einem Theaterstück für die Rolle des Prinzen. Denis riß ihm den absatzlosen Schuh aus seinen Händen. "Okay, Prinz - König Jack! Aschenputtel hat ihren Schuh wieder! Die Sprechstunde ist vorbei. Aber eins können Sie mir glauben, küssen und heiraten werde ich Sie nicht!", fauchte sie an.

Er hockte sich neben Randy und schmunzelte. "Hoffentlich tut es ordentlich weh, Garcia!", räusperte er sich. Randy sah ihn an und sagte: "Hören Sie! Sie hat es nicht so gemeint, Mister Thornedby!" Von der Bordsteinkante kam es wütend und bestimmend: "Oh doch, das hab ich!", und Denis ließ sich nach hinten auf den Fußweg fallen und lag auf ihrem Rücken. Randy und Jack stöhnten auf vor lauter Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Jack spülte die Wunde mit einer Flasche stillem Wasser aus und reinigte sie, soweit es Denis zuließ. Dann legte er einen lockeren Verband an. Er wußte nicht mit Sicherheit, ob vielleicht noch kleine Glassplitter sich in der Wunde befanden. "Na dann woll'n wir mal ins Krankenhaus!"

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