Kapitel 11...Das Gerücht

Denis saß im Büro auf dem 5. Revier. Es war neun Uhr, Mittwochmorgen...fünf Tage nach dem Rennen. Randy hatte heute ihren freien Tag. Also genoss sie noch etwas diese Stille im Büro. Denis hatte auch ihre Ruhe vor dem besten Freund ihres Vaters. Er war im Außendienst für den Rest der Woche von Fullman eingesetzt worden. Thomas war nach New York geflogen, um seine Adoptiveltern zu besuchen.

Garcia stürzte sich an ihre Arbeit. Doch ihre Konzentration ließ allmählich nach. Zwei Frauen, womöglich Kolleginnen oder Mütter, die auf ihren Mann oder Kinder warteten, standen vor ihrer Büro - Milchglastür. Die Beiden waren in ein sehr fließendes, interessantes Gespräch vertieft, das Denis ihre ganze Aufmerksamkeit abverlangte.

"Fullman hat ne Neue im Schlepptau. Schon gehört?", kam es von der Größeren der Zwei munter plaudernden Tratschen.

Denis streckte ihren Rücken gerade und ihre Augen sprachen Bände.

"Sag schon.", bettelte die Kleinere. "Die...die...." Die Größere sah sich um, denn ihr Kopf ging von einer Seite auf die Andere.

Denis schmunzelte, denn die Zwei wurden bereits belauscht...von Garcia. Doch dann wurde in ihre Richtung der Tür genickt.

"Die Schlampe von...von..."
"Bist du dir da ganz sicher? Garcia und Arthur?", fragte die Kleinere. "Nein, du Dummchen, ihre Stiefmutter und unser Chef. Ich hab sie vorhin in der Frühstückspause im Cafe gegenüber beobachtet. Sie hat ihn unter dem Tisch..."

"I gitt, hör auf! Ich will den Rest gar nicht hören. Das ist abartig und schäbig oder etwa nicht? Der Ehemann ist noch kein Vierteljahr begraben. Schon steigt sie mit dem Nächsten in die Kiste. Und das muß ausgerechnet unser Chef sein?", ließ die Kleinere vom Stapel.

Die Größere lehnte sich an die Tür und kicherte und verschränkte dabei ihre Arme. "Man munkelt hier auf den Etagen so Einiges. Es wird erzählt, daß Rob von Anfang an von der Affäre gewusst haben soll. Deswegen soll er auch ihren Sohn im Einsatz getötet haben."

Die Kleinere der beiden Klatschbasen wurde langsam ungehalten. "Sag mal, glaubst du den ganzen Mist etwa? Ich meine, die Leute erzählen verdammt viel, wenn der Tag lang genug ist. Aber daß Rob Roy, seinen Stiefsohn...Nein,...nie im Leben!"

"Ach komm schon Lucill! Was macht dich denn da so sicher?"

Na endlich fiel ein Name und der gehörte der Maine. In wie weit kannte sie ihren Vater, da sie ihn gerade vor ihrer Tür verteidigte. Die Größere schlug mit der Faust gegen die Glastür.

Denis zuckte auf ihrem Bürostuhl zusammen, als die Scheibe vibrierte. "Weißt du, was mich am meisten auf die Palme bringt? Thornedby schleicht um dieses kleine Miststück herum. Und die genießt es auch noch in vollen Zügen. Naja, wie die Mutter, so die Tochter!", regte sich die Größere auf.

Lucill stemmte ihre Arme in ihre Hüften und sah etwas verwirrt aus. "Reden wir hier gerade von Robs Tochter?...Wieso sollte sie so sein?...Du weißt schon, daß Megan nicht ihre leibliche Mutter ist. Du kanntest ihre richtige Mutter überhaupt nicht!"

"Und du schon?..Keine Ahnung Lucill! Darüber wurde noch kein Wort verloren!"

Lucill baute sich jetzt vor der Größeren auf und wirkte verärgert. "Dann ist es wohl besser, die Meinung und Gedanken über Menschen, die gestorben sind, für sich zu behalten. Denn die können sich nicht mehr verteidigen. Sie haben die Wahrheit mit sich genommen und ich denke, in diesem Fall war es wohl besser so!"

Die Größere warf ihre langen Haare zurück. "Aber von dem Neuen können wir doch reden oder? Der ist heiß! Den würde ich auch gern mal in die Finger kriegen.", schnurrte die Größere zurecht.

"Thomas? Sag mal, schämst du dich gar nicht?" ,fragte Lucill.
"Ja, Thomas!", hauchte die gegnerische Seite.

"Caroline, der ist sowas von schwul...Lass es gut sein!"
"Ist er gar nicht, Lucill. Er hat eine Freundin. Hat er mir selbst erzählt."

"Um es zu vertuschen, Caroline!"

"Okay, dann brauchen wir uns um ihn nicht prügeln...Auch gut!", und die Zwei lachten.

Lucill räusperte sich und trat auf Caroline zu. "Hör mal Caro, lass die Leute reden, okay? Jeder von uns hat irgendwo seinen eigenen Dreck am Stecken. Das sollte niemand von uns hier vergessen!...Vor allem du nicht! Lass Rob und seinen Stiefsohn ruhen! Das Leben der Beiden war schwer genug!", und sie ließ Caroline zurück.

"Was hast du denn gerade für ein Problem, Maine?", rief sie Lucill hinterher.

Denis hatte sich in ihrem Arbeitsstuhl zurückgelehnt und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Was war das denn gerade vor ihrer Tür? Hat Lucill ihren Vater wirklich gerade verteidigt? Was spielte ihre Mum für eine Rolle? Kannte Lucill sie?

Sie starrte auf den Bilderrahmen auf ihrem Schreibtisch, auf dem er abgebildet war.
"Du fehlst mir Dad! Alle drehen durch...Besonders dein bester Freund. Was hast du dir nur dabei gedacht? Du weißt, daß ich eure Freundschaft nicht gut hieß. Und jetzt hast du ihn mir ans Bein gebunden. Wieso?...Ich verstehe deine Entscheidung. Doch ich bin nicht allein. Ich hab meine Freunde und meinen Bruder. Sie können mich alle genau so gut beschützen...Ich vermisse dich....Und ich liebe dich, Dad!", und sie strich mit ihrer linken Hand über den Bilderrahmen.
"Grüß Mum von mir!", und sie drückte einen Kuß auf die Scheibe vom Rahmen.

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Nach dem Feierabend fuhr sie mit ihre Freundin Randy an den Strand. Amber breitete die Kuscheldecke aus und entledigte sich ihrer Klamotten. Dann holte sie die Sonnencreme aus ihrem Rucksack und kleisterte ihre Haut kräftig damit ein. "Wie kannst du nur bei diesem schönen Wetter im Büro sitzen und arbeiten?" ,fragte sie Denis nebenbei.

"Na einer muß ja von uns Beiden die Kohle nach Hause bringen, Schatz.", alberte sie herum.

Randy setzte sich zu ihr auf die Decke. "Dreh dich um. Ich werd dir erstmal eine kugelsichere Sonnenschutz - Creme - Weste verpassen", scherzte Randy. Dabei drehte sie ihren Kopf hin und her und suchte den Strand nach dem Bodyquard ab. Er stand beim Bademeister und unterhielt sich mit ihm. Doch dieses Mal hielt sie ihre Klappe. Denn mittlerweile hatte sie ihre Freundin genug damit genervt. Sie akzeptierte ihre Meinung, was Jack betraf und versuchte sie auf diesem Gebiet zu verstehen. Aber erst, nachdem sie heute morgen von Denis angerufen wurde, nachdem das Gespräch vor der Bürotür beendet war. Sie legte sich der Länge lang auf die Stranddecke und setzte ihre Sonnenbrille auf. "Also Garcia! Nochmal zum Mitmeiseln. Dein Vater ist ein Opfer, weil man ihn verdächtigt hat, seinen Stiefsohn umgebracht zu haben. Hast du das wirklich so verstanden?"

Denis sah ihre Freundin an. "Hätte ich da denn nicht hinhören sollen? Die waren laut genug und standen direkt vor unserem Büro. Ich hätte die Schattenkonturen auf dem Milchglas mit einem schwarzen Etting nachzeichnen können. Doch dann hätte ich mich verraten...Dann hätte ich Lucill mit bunten Stiften Klamotten anzeichnen können...Jeder hätte es hören können, Randy. Ich hab jedes Wort verstanden, Silbe für Silbe, Buchstabe für Buchstabe, Satz für Satz."

"Okay, legen wir den Deutschunterricht mal beiseite, Garcia."

Denis wußte im Moment nicht, wo ihr der Kopf stand. Allein schon der Gedanke, daß ihr Vater wahrscheinlich ermordet worden war, machte ihr Leben noch komplizierter, als es ohnehin schon verlief.

Ihr Instinkt sagte ihr, dass da etwas gewaltig nicht stimmte.

"Also, was wirst du jetzt tun?", fragte Randy sie. "Ganz einfach, Amber...." Denis spannte den Sonnenschirm auf: "...Ich werde der Sache auf den Grund gehen!"

"Oh nein!...Bitte nicht!...Das läßt du schön bleiben! Hörst du?", bettelte Randy sie. Denis grinste sie frech an. Randy blies beide Wangen auf und gab zu: "Fuck!...Ich wußte, daß du das sagen wirst.", und Randy schmunzelte darüber. Denn etwas Anderes hätte sie von ihrer Freundin gar nicht erwartet.

Denis entging das Schmunzeln nicht. "Wie der Vater, so die Tochter.", erkannte Randy die Gesichtszüge von Rob in ihr.

Denis ließ das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwinden.
"Was soll das heißen, Amber? Sag schon!"

Randy stand von der Decke auf.

"Und deshalb sage ich dir jetzt eines, Garcia! Und du wirst mir jetzt gut zuhören! Aus diesem Grund hat dein Vater Jack gebeten, auf dich aufzupassen. Dein Dad kennt dich ganz genau. Er hat gewusst, daß du früher oder später dahinter kommen wirst. Und Jack ist der einzige Mann, dem dein Vater vertraut hat...der ihm das Leben seiner einzigen Tochter anvertraut, obwohl er wußte, was für eine Meinung du von Jack hast."

Denis stand ebenfalls auf und ging in Richtung Parkplatz.

"Was für einen Floh hast du denn gesetzt bekommen?", blödelte Denis.

"Du hast mich angerufen. Du wolltest reden. Das haben wir getan. Und dieser Floh in meinem Ohr ist übrigens mein Floh. Der ist nicht auszuleihen. Ich verrate dir nicht, wo ich ihn her hab. Ich hab auch so meine Geheimnisse, weißt du?... Was...was tust du da?...Wollten wir nicht schwimmen?... Zum Wasser geht es da entlang!...Garcia!" ,rief Randy ihrer Freundin nach, die bereits auf dem Weg zum Auto war.

"Okay Amber! Es wird Zeit die Wahrheit zu erfahren!", entgegnete Denis, als Randy sie eingeholt hatte. "Was hast du vor?"

"Gib die Autoschlüssel...Wir statten meiner Stiefmutter einen Überraschungsbesuch ab."
...Randy grinste breit über das ganze Gesicht.

"Ich wußte, du bist total verrückt, Garcia!"

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