Kapitel 1...Freunde
Die große, schwere, weiße Reviertür wurde aufgestoßen und ein durchnässter Rob Garcia betrat im schwarzen Mantel, grauer Umhängetasche und schwarzem Regenschirm an diesem veregneten Morgen die große Halle des 5.Reviers. Er schüttelte sich wie ein nasser Pudel die letzten Regentropfen auf seinem Kopf und Körper an der Tür ab, ehe er seine Schritte zu seinem Büro lenkte. Das teilte er sich mit seinem besten Freund und Streifenfahrt-Kollegen Jack Thornedby.
Rob grüßte mit gehobener linker Hand seine anderen Kollegen und Kolleginnen, während er die kleine Gasse zu seinem Büro ablief, sein kleines Heiligtum. Er legte den nassen Mantel ab und hängte ihn mit dem Schirm an den Kleiderständer. Seine Umhängetasche stellte er auf dem Schreibtisch ab und öffnete sie.
"Guten morgen alter Freund! Schon da und bereit die Strassen unsicher zu machen?", kam es von der anderen Schreibtischseite zu Rob herüber. Er sah von seiner geöffneten Tasche zu Jack auf, der ebenfalls gerade das Büro betreten hatte. "Du doch auch. Du bist spät dran, Thorne!", und er streckte seine Hand nach dem Kaffeebecher aus, den Jack ihm über den Tisch reichte. "Greif zu. Er ist noch heiß."
"Kaffee...meine Rettung!" ,und Rob nahm einen Schluck.
Jack setzte sich und fuhr seinen Laptop hoch. "Du siehst gestresst aus. Hat Megan dir wieder die Hölle heiß gemacht?" , fragte Jack seinen Freund.
Rob fuhr aus seinem Stuhl hoch und ließ die Jalousien von den Bürofenstern herab, so dass er mit Jack ungestört unter vier Augen reden konnte, ohne dass jemand von aussen mit hörte und zusah. "Ich fasse es einfach nicht! Sie kann es nicht ruhen lassen! Jeden Morgen dasselbe Gespräch, jeden Morgen diesselben Anschuldigungen!" Rob stemmte seine Arme in die Hüften.
"Roy?", hakte Jack nach. Rob nickte und setzte sich zurück auf seinen Stuhl. "Der Einsatz in der Einkaufspassage im Designer-Center...Ich hab es sowas von satt...Ich schaffe es morgens nie pünktlich aus der Hintertür zu flüchten. Sie ist überall. Wann hört das endlich auf?"
Jack nahm die Autoschlüssel vom Schlüsselbrett neben der Bürotür und zog seine Uniform an.
"Lass dich von ihr scheiden, Rob, dann lebst du ruhiger und vor allem länger! Jeden Tag im Streit zu leben ist nicht gesund für deinen Körper und deine Seele!...Erinnere dich, ich hab dich vor langer Zeit vor dieser Frau gewarnt. Du brauchst in diesem Job einen klaren Kopf und kein Häufchen Elend, das du mit dir im Gepäck herum schleppst, man."
"Ja, schon klar! Was glaubst du denn, was ich vor ein paar Tagen getan hab? Sie weiß noch nichts davon. Spätestens zum Wochenende hat sie die Papiere von meinem Anwalt in ihrer Hand...
Tu mir einen Gefallen, Thorne...Hack du jetzt nicht auch noch auf mir herum...Ich hab verstanden!"
"Jetzt mal im Ernst, das ist über ein halbes Jahr her und sie kaut immer noch darauf herum? Die Akte darüber ist schon abgeschlossen und im Archiv schon längst eingestaubt."
"So siehst du es und so sehe ich es, Jack!" Jack lächelte schelmisch. "Hast du sie mit sexfreien Nächten bestraft, dass sie so mies gelaunt aufsteht und auf dich losgeht?"
"Lass die Witze Jack! Er ist nicht meinetwegen gestorben! Ich hab ihn nicht darin bestärkt oder ihn darum gebeten einzutreten, um diesen Job zu erledigen! Es war seine Wahl. Er war alt genug um zu entscheiden, was aus ihm wird und welchen Weg er einschlägt!"
Jack öffnete ihm das Büro. "Hast du ihr das auch ins Gesicht gesagt, wie mir gerade?" , und die Beiden gingen in Richtung Ausgang zum Parkplatz.
"Ja,das hab ich!...", entgegnete Rob, während er neben Jack einher trottete. "...Und da kommt dieser Spruch:
WIE LANGE HAST DU DAZU GEBRAUCHT, DIR DIE SÄTZE ZURECHT ZULEGEN, EHE DU SIE MIR INS GESICHT GESCHLEUDERT HAST?", äffte er die Worte seiner Frau nach.
Jack begann laut zu lachen, um gleich wieder ernst zu wirken. "Um das mal für Megan klar zu stellen: Er war nicht mal dein leiblicher Sohn. Sie müsste dir dankbar sein, dass du ihn als den - Deinen - aufgenommen und groß gezogen und akzeptiert hast. Du wolltest ihm immer nur ein guter Vater sein."
Rob stand an der Fahrertür des Streifenwagens. "Genau da liegt das Problem." , antwortete Rob und legte seinen rechten Arm mit seiner ausgerollten, flachen Hand auf das Autodach von der Fahrerseite.
"Komm schon...Die Autoschlüssel...Ich fahre!" Jack zog sie aus der Hosentasche und hielt sie in die Luft. "Vergiss es Garcia! Ich bin dran!" , und die Beiden wechselten die Seiten.
Jack überschaute den Parkplatz und stellte Rob die allgegenwertige Frage: "Wo steckt eigentlich der Sturkopf?"
"Denis?" Rob setzte sich auf die Beifahrerseite und schnallte sich an, bevor er seine Tür zu zog.
"Sie kommt heute Abend mit ihrer besten Freundin aus dem Urlaub zurück. Ich hole sie nachher nach meiner Schicht vom Flughafen ab. Ich würde dich ja gern hinschicken. Doch sie würde dich umbringen, noch ehe du ihr die Koffer aus der Hand genommen hast...", und Rob sah auf seine Uhr. Er zählte schon seit heut Morgen die Stunden und Sekunden, bis seine Tochter auf heimischen Boden landen wird........
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