Chapter 11
Der Tag verging reibungslos und ich half weiter Clint und Jack. Die beiden nahmen sich eine Auszeit und ich betreute die Kranken. Um ehrlich zu sein, war mir ziemlich langweilig. Ich spielte gerade mit einem zusammengerollten Verband rum, in dem ich ihn immer wieder in die Höhe warf und wieder auffing. Mit der niedrigen Decke ging es nicht so gut aber es war immerhin ein Zeitvertreib. Plötzlich, als ich es wieder hochgeworfen hatte und schon die Hand ausgestreckt hatte, griff eine andere Hand danach und schnappte mir den Verband weg.
Überrascht drehte ich mich um und sah einen schelmisch lächelnden Newt. Hatte er einen Fetisch sich öfters anzuschleichen, fragte ich mich im Stillen.
"Du bist zu klein." Meinte er und lehnte sich an die Wand. Ich hob empört eine Augenbraue. "Ich bin genau richtig. Du bist nicht viel größer." Er lachte und hielt den Verband hoch. "Und trotzdem habe ich ihn." Er warf ihn mir lässig zu und ich fing ihn ungeschickt unvorbereitet auf.
"Na immer noch total langweilig?" erkundigte er sich und sah die ganzen Kranken an. Die meisten schliefen. Die Krankenstation war immer noch total überfüllt aber, seit gestern hatte es sich etwas geleert.
"Na spannend kann man das nicht gerade nennen. Aber immer noch besser als Unkraut rupfen." Stichelte ich und er machte ein empörtes Gesicht. "Hast du gerade diesen Job über meinen gestellt? "fragte er und ich sah ein gefährlich spielerisches Glitzern in seinen Augen.
"Scheint so. " provozierte ich. Im nächsten Moment war er bei mir und begann mich durch zu kitzeln. Immerhin versuchte er es. Ich keuchte überrascht auf und unterdrückte den Drang zusammenzuzucken. "Ich bin nicht kitzlig." log ich und er sah mich enttäuscht an. Als ob er mir das zu glauben schien. "Wie schade." Meinte er und ich lachte. Mit einem Finger pikste ich ihn probeweise in die Seite und merkte sofort das er kitzlig war, als er zusammenzuckte. Während er sich krümmte und ich ihn durchkitzelte musste ich selber lachen. "Karma nennt man das." lachte ich teuflisch. Gleichzeitig musste ich schlucken weil ich unter dem T-Shirt die harten Bauchmuskeln spürte.
In dem Moment kam Clint wieder und sah uns stirnrunzelnd an. "Leute, könnt ihr euer Geturtel nicht auf draußen verschieben? Hier sind Kranke die schlafen wollen." Stöhnte er und verdrehte die Augen.
"Selbstverständlich Herr. Doktor." Meinte Newt, nahm meine Hand und wollte mich mit rausziehen. Seine Berührung verursachte ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut.
"Oh nein. Kommt nicht in Frage." beschloss Clint und schob Newt ohne mich zur Tür. "Die Dame hat zu arbeiten du kannst sie danach entführen." Befahl er streng und Newt warf mir einen halb belustigten, halb hilflosen Blick zu.
Ich wandte mich von den beiden ab. Erst jetzt kam mir die Wette wieder in den Sinn. Er machte das sicher nur für diese Wette. Enttäuschung überkam mich. Ich hatte mich so wohl und unbeschwert in seiner Nähe gefühlt. Aber daraus wird nie was werden.
Clint lief kopfschüttelnd an mir vorbei und warf mir einen strengen Blick zu, welchen ich belustigt erwiderte. Beim Abendessen saßen schon einige der Kranken wieder mit an den Tischen. Anscheinend ging es ihnen besser.
Ich saß gedankenverloren an einem der Tische. Bis Abigail anfing mit ihrer Freundin Kiara zu mobben. "Hey Stinke-Zwerg." Rief Abigail Kiara zu. Ja Kira war klein, aber sie Zwerg zu nennen war ein Untertreiben. Abigail benahm sich so kindisch, was mich wütend werden ließ. Noch wütender wurde ich aber über das Verhalten der anderen. Eine ihrer Freundinnen lachte hämisch, der anderen schien es aber eher etwas peinlich zu sein.
"Könntest du vielleicht vor dem Essen immer Duschen? Es ist nicht so angenehm, wenn es an meinem Tisch nach Scheißen stinkt." Jemand kicherte und das blonde Mädchen grinste überlegen.
Ein kleiner Teil in mir sagte mir, dass ich mich da raushalten sollte. Aber der größere Teil sagte mir, dass ich mich nicht an das Verhalten der anderen anschließen wollte.
Kiara war aufgestanden und lief über den Rasen weg. Ihr Schluchzen war bis zu mir zuhören und sofort erfüllte mich Mitleid.
Die meisten sagten nichts, ignorierten das Geschehen. Alby war nirgendwo zu sehen und ich fragte mich, ob er etwas getan hätte, wenn er hier gewesen wäre.
Ich legte meine Gabel auf den Teller und stand mit einem Ruck auf. Emily sah mich warnend an doch ich ignorierte sie. Mit selbstbewussten Schritten lief ich an Abigails Tisch, die ungerührt weiter aß.
Es war mir bewusst, dass ziemlich viele neugierige Blicke auf mich gerichtet waren. Ich stützte mich mit einer Hand auf den Tisch und Abigail sah mich genervt aber auch neugierig an. "Du hast da was im Gesicht." ich zeigte in die Mitte ihres Gesichtes und sie rieb mit den Fingern darüber.
"Oh sorry habe ich gar nicht bemerkt." ich schlug mir gespielt die Hand an den Kopf. "Das bekommst du glaube ich nicht mehr weg. Zu blöd, dass man von Arroganz schon Flecken bekommt.
Ich schenkte ihr ein provozierendes Lächeln in ihr geschocktes Gesicht. Es war still an den Tischen.
Als ich mich abwand stand sie auf und hielt mich an der Schulter fest. Sie war ein Stück größer als ich, was mich aber kein bisschen einschüchterte. Jeder Blick war auf uns gerichtet. "Ist das dein Ernst? Misch dich nicht in andere Angelegenheiten ein." Meinte sie und kam mir dabei gefährlich nahe.
"Das hat nichts mit Einmischen zutun. Nur weil andere zu feige sind, sich für Gerechtigkeit einzusetzen heißt es nicht, dass ich schweigen werde." sagte ich extra laut und einige senkten beschämt den Blick. "Nur weil sie deine Scheiße wegräumt ist sie nicht gleich schlechter, also behandele sie auch nicht so." meinte ich und schaute sie direkt an. Neben ihr stand ein großer Junge auf und stellte sich auf ihre Seite. "Du hast nicht das Recht so mit ihr zu reden." fuhr er mich mit blitzenden Augen an. Aber Abigail mit Kira oder wie musste ich seine Worte jetzt verstehen.
"Ach ja? Niemand hier hat das Recht so mit einem Menschen umzugehen. Habt ihr euch nur einmal in ihre Lage versetzt. Sie hat niemanden." Ich streifte Abigails Hand von meiner Schulter. Die machte gerade den Mund auf um mir irgendetwas ins Gesicht zu spucken. "Abigail." ertönte eine Stimme neben mir. Es war ihre Freundin, der es vorhin peinlich gewesen war. "Lass es gut sein." Sofort funkelte Abigail sie an. "Was fällt dir ein." fuhr sie hoch aber die andere wank ab. "Sie hat doch Recht. Also lass es jetzt einfach." Abigails Blick könnte töten, so sauer war sie als ich sie angrinste.
Lässig drehte ich mich um und schlenderte Kiara hinter her. Dabei kam ich an dem Tisch vorbei, an dem Newt saß. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Ich erwiderte ihn eine Sekunde ausdruckslos und extra etwas enttäuscht, damit er wusste, dass er genauso wenig gemacht hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top